Gastroösophageale Refluxkrankheit

Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (48) ◽  
pp. 1899-1906
Author(s):  
Gräter

Der Begriff gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) umfasst das weite Spektrum von der nichterosiven Refluxerkrankung bis zur Präkanzerose Barrett- Ösophagus und vom refluxgetriggerten Asthma bronchiale bis zur Laryngitis posterior. Nicht nur die typischen Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstossen, sondern auch die vielfältigen Beschwerden extraösophagealer Manifestationen machen auf eine GERD aufmerksam. Bei jungen Patienten ist die Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) als alleinige Massnahme vertretbar. In der Regel sollte aber im Rahmen der Primärdiagnostik eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden, um das Krankheitsstadium als Basis für die Therapie festzulegen und um Begleitumstände sowie Komplikationen zu erkennen. Dagegen sind Langzeit-pH-Metrie und Manometrie nur in speziellen Situationen angezeigt. Als Standardmedikamente für Akut- und Langzeitbehandlung eignen sich alle heute verfügbaren PPI gleichermassen. Der Erfolg einer Antirefluxoperation hängt wesentlich von der Patientenselektion ab, welche kritisch vorgenommen werden sollte. Der Stellenwert interventioneller endoskopischer Verfahren muss noch durch Langzeitbeobachtungen definiert werden. Das Risiko einer Entartung von Barrettschleimhaut wurde zwar überschätzt, trotzdem ist eine gewissenhafte Überwachung durch bioptische Kontrollen anzuraten. Mit der endoskopischen Mukosaablation steht für intraepitheliale Neoplasien und für Frühkarzinome eine wenig invasive Therapieoption zur Verfügung.

Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (5) ◽  
pp. 145-152
Author(s):  
Gräter

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine Befindlichkeitsstörung, welche die Lebensqualität beeinträchtigt, sie kann aber auch ohne anfängliche Beschwerden zu gravierenden Komplikationen führen. Typische Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstossen, aber auch Beschwerden extraösophagealer Manifestationen können auf eine GERD hinweisen. Junge Patienten mit typischen Refluxbeschwerden und ohne Alarmsymptome können zwar ohne weitere Diagnostik therapiert werden. In der Regel sollte aber primär eine Endoskopie durchgeführt werden, um die Therapie dem Stadium anpassen zu können und um eine Gefährdung durch Komplikationen zu erkennen. Für Akut- und Langzeitbehandlung eignen sich die gut verträglichen Protonenpumpeninhibitoren. Die laparoskopische Antirefluxoperation ist eine wirksame therapeutische Alternative, die Patientenselektion sollte aber gezielt und kritisch erfolgen. Dagegen haben sich Verfahren der interventionellen Endoskopie bisher nicht durchgesetzt. Das Entartungsrisiko des Barrett-Ösophagus wurde überschätzt, trotzdem ist eine endoskopisch-bioptische Überwachung anzuraten. Mit der Mukosaablation steht für hierbei entdeckte intraepitheliale Neoplasien und minimalinvasive Frühkarzinome eine wenig belastende interventionelle Therapieoption zur Verfügung.


2001 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 151-157 ◽  
Author(s):  
O. Strobel ◽  
W. Uhl ◽  
T. Scholz ◽  
M. W. Büchler

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist mit einer Prävalenz von 40% eine der häufigsten Erkrankungen in den Industriestaaten der westlichen Welt. Pathophysiologisch steht eine Dysfunktion des unteren Ösophagussphinkters ungeklärter Ursache im Vordergrund. Bei der vor 50 Jahren eingeführten Fundoplikatio nach Nissen dient eine um den Ösophagus geschlungene Fundusmanschette als Antirefluxplastik. Das Auftreten von schwerwiegenden postoperativen Komplikationen (Dysphagie, Gas bloat-Syndrom, Ulcus ventriculi) und Rezidiv führte nach Entwicklung von H2-Rezeptor-Antagonisten und Protonenpumpen-Inhibitoren in den Siebzigerjahren zur Ablösung der Chirurgie als Therapie der Wahl. Nach Weiterentwicklung der chirurgischen Technik und insbesondere nach der Einführung der laparoskopischen Fundoplikatio 1991 steht nun eine sichere, effektive und den Patienten wenig belastende operative Therapieoption zur Verfügung. Im Vergleich zur rein symptomatischen medikamentösen Therapie bietet die Fundoplikatio einen kurativen Ansatz mit hoher Erfolgsquote und guten Langzeitergebnissen. Die bisherigen Ergebnisse machen die laparoskopische Fundoplikatio durch einen erfahrenen Operateur bereits zum chirurgischen Verfahren der Wahl. Die hohe Prävalenz der Refluxösophagitis erfordert jedoch eine sorgfältige Selektion und präoperative Diagnostik. Die Indikation zur Fundoplikatio besteht vor allem bei jungen Patienten, die sich einer jahrelangen medikamentösen Therapie unterziehen müssten, bei komplikationsgefährdeter Hiatushernie und beim Barrett-Ösophagus. Zur definitiven Festlegung der besten Technik der Fundoplikatio (Nissen oder Toupet, Fundusmobilisation) sind weitere klinische randomisierte kontrollierte Studien mit langer Nachbeobachtung zur Untersuchung der Langzeitergebnisse erforderlich.


2018 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 277-284
Author(s):  
Herbert Koop ◽  
Joachim Labenz

ZusammenfassungIn der Leitlinie zur gastroösophagealen Refluxkrankheit sind die Prinzipien von Diagnostik und Therapie aufgrund bestehender Evidenz definiert. Grundlage der Diagnostik ist eine ausführliche Anamnese, ergänzt durch eine Gastroskopie, während funktionsdiagnostische Untersuchungen mittels pH-Metrie oder (besser) Impedanz-pH-Metrie bestimmten Konstellationen (insbesondere Therapieversagern) vorbehalten sind. In der Therapie dominiert für alle Schweregrade eine Säuresekretionshemmung mittels Protonenpumpeninhibitoren (PPI), wenngleich heute auch ein (ggf. zusätzlicher) Einsatz von Alginaten diskutiert wird. Chirurgische Eingriffe sind nach sorgfältiger Patientenselektion eine Option, während andere Verfahren (Linx, elektrische Stimulation des unteren Ösophagus-Sphinkters, endoskopische Verfahren) insbesondere hinsichtlich der langfristigen Effektivität noch weiterer Studien bedürfen. Die pathophysiologischen Vorstellungen zu extraösophagealen Manifestationen der Refluxkrankheit machen derzeit gravierende Revisionen durch. Auch wenn dentale Erosionen als gesicherte Assoziation einer Refluxkrankheit gelten, ist die wissenschaftliche Basis dafür dürftig. Ein Barrett-Ösophagus bedarf aufgrund des Risikos einer malignen Transformation bei geeigneten Patienten eines strukturierten Überwachungsprogramms.


2018 ◽  
Vol 56 (10) ◽  
pp. 1276-1282
Author(s):  
Matthias Sauter ◽  
Mark Fox

ZusammenfassungDie gastroösophageale Refluxkrankheit stellt die häufigste Ursache für Symptome des oberen Gastrointestinaltrakts dar.Der Säure-Reflux in der postprandialen Phase ist der prädominante Faktor der gastroösophagealen Refluxkrankheit (gastro-esophageal Reflux disease, GERD) und führt zu Beschwerden wie Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Die chronische Säureexposition des Ösophagus führt zudem zu Komplikationen wie der Refluxösophagitis, peptischen Stenosen, dem Barrett-Ösophagus oder dem Adenokarzinom.Das Ausmaß an mukosalen Schäden und Symptomen hängt von zwei Hauptfaktoren ab: (1.) dem Säuregehalt des Refluxats, welches primär von der gastralen Säureproduktion und der Verteilung der Säure im Magen abhängt sowie (2.) der Häufigkeit / Dauer an Refluxepisoden und der Stärke der Refluxbarriere am gastroösophagealen Übergang. Das Konzept der Acid Pocket ist ein Versuch, diese Faktoren in einem gemeinsamen Pathomechanismus zu vereinen.Die Acid Pocket beschreibt eine Ansammlung von Magensäure am gastroösophagealen Übergang in der postprandialen Phase und stellt ein wichtiges Reservoir für gastroösophageale Refluxepisoden dar. Die Acid Pocket ist sowohl bei Gesunden wie auch bei Refluxpatienten vorhanden. Insbesondere bei Patienten mit einer Hiatushernie und / oder einem hypotensiven unteren Ösophagus-Sphinkter kann sich die Acid Pocket aber über den gastroösophagealen Übergang hinaus in den distalen Ösophagus ausbreiten, was zu einer erhöhten Säureexposition insbesondere des distalsten Ösophagus-Abschnitts und somit Refluxbeschwerden führt.In den letzten Jahren wurde die Acid Pocket als mögliches Ziel von pharmakologischen und chirurgischen GERD-Therapien postuliert. Säurehemmende Medikamente wie z. B. Protonen-Pumpen-Inhibitoren reduzieren den Säuregehalt der Acid Pocket, wogegen Alginat-Substanzen, Prokinetika und die Fundoplikatio-Operation die Acid Pocket nach distal weg vom gastroösophagealen Übergang dislozieren.


1999 ◽  
Vol 56 (10) ◽  
pp. 602-607 ◽  
Author(s):  
Paulus

Zwischen 1958 und 1961 wurden rund 10000 Kinder mit schweren Gliedmaßendefekten geboren, deren Mütter das Schlafmittel Thalidomid eingenommen hatten. Seit dieser Katastrophe herrscht bei pharmazeutischer Industrie, Ärzten und Patientinnen berechtigte Vorsicht, häufig jedoch auch irrationale Panik im Hinblick auf den Einsatz von Arzneimitteln in der Schwangerschaft. Nach statistischen Erhebungen nehmen 15–50% aller Schwangeren Medikamente im ersten Schwangerschaftsdrittel ein, oft noch in Unkenntnis der Schwangerschaft, was angesichts der sensiblen Phase der Organogenese in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten besonders fatale Auswirkungen haben kann. Nach Thalidomid wurden weitere teratogene Arzneimittel wie Kumarin-Derivate (z.B. Warfarin), Vita-min A und seine Derivate (z.B. Isotretinoin), Folsäureantagonisten oder Antikonvulsiva wie Hydantoin oder Valproinsäure entdeckt. Eine Vielzahl anderer Wirkstoffe gilt als potentiell embryo-/fetotoxisch, wobei der Effekt dieser Pharmaka vor allem von Dosis und Expositionszeit abhängt. Bei zahlreichen Präparaten liegen Kasuistiken über Fehlbildungen vor, jedoch fehlen Studien mit statistischer Aussagekraft. Die pharmazeutische Industrie zieht sich auf eine juristisch sichere Position zurück, indem sie bei den meisten Präparaten in der Fachinformation unter der Rubrik «Schwangerschaft» «kontraindiziert» oder zumindest «strenge Indikationsstellung» vermerkt. Ein therapeutischer Nihilismus bei chronisch kranken Schwangeren kann jedoch z.B. im Falle von Epilepsie, Hypertonie oder Asthma bronchiale zu dramatischen Verschlechterungen der Grunderkrankung und damit zu einer erheblichen Gefährdung der fetalen Entwicklung führen. Andererseits werden durch unzureichende Aufklärung von Patientinnen und medizinischem Fachpersonal über die realen Risiken einer bereits erfolgten medikamentösen Therapie in der Frühgravidität zahlreiche Schwangerschaftsabbrüche ohne fundierte Indikation durchgeführt. Grundsätzlich sind altbewährte Präparate neuen Wirkstoffen vorzuziehen. Ist jedoch eine Exposition mit einem unzureichend erprobten Wirkstoff in Unkenntnis der Gravidität erfolgt, sollten ausgewiesene Beratungszentren für Reproduktionstoxikologie mit entsprechenden Datenregistern etabliert und konsultiert werden.


2001 ◽  
Vol 58 (5) ◽  
pp. 315-320
Author(s):  
C. Bucher ◽  
E. W. J. Russi

Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege, die gehäuft bei Atopikern auftritt. Die Therapie des allergischen Asthma bronchiale stützt sich auf drei Pfeiler: Das Vermeiden einer Allergenexposition, eine medikamentöse Therapie sowie in ausgewählten Fällen eine spezifische Immuntherapie (SIT). Ein völliges Meiden des Allergenkontaktes ist in der Regel nicht zu erreichen, weshalb die meisten Asthmatiker eine medikamentöse Behandlung benötigen. Dafür stehen moderne und wirksame Medikamente zur Verfügung. Die SIT hat sich vor allem bei der Pollenallergie bewährt. Wegen des in der Regel chronischen und wechselhaften Verlaufs sowie mitunter lebensbedrohlichen Situationen sollte der Patient über die Natur der Erkrankung, die Therapie, notwendige Kontrollen, sowie Maßnahmen bei einer plötzlichen Verschlechterung sorgfältig instruiert werden. Allgemein gilt für die Therapie des Asthma bronchiale, dass die Compliance des Patienten für den Therapieerfolg entscheidend ist.


2014 ◽  
Vol 71 (5) ◽  
pp. 267-274
Author(s):  
Judith A. Schneider Spence ◽  
Andreas J. Bircher ◽  
Kathrin Scherer Hofmeier

Während eine allergologische Abklärung im Work-Up eines Asthma bronchiale inbegriffen sein sollte, wird die chronisch obstruktive Pneumopathie nicht spontan mit einer atopischen Diathese in Zusammenhang gebracht. Anamnese, Klinik, das Vorhandensein weiterer atopischer Krankheiten sowie Prickteste und die serologische Messung von spezifischen IgE-Antikörpern geben Hinweise auf eine allergische Genese einer akuten oder chronischen Lungenkrankheit. Der Stickoxidwert in der Ausatemluft (FeNO-Messung) kann durch die Infiltration von Eosinophilen in die Bronchialwand beim allergischen Phänotyp des Asthma bronchiale erhöht sein (TH2-gewichteter Phänotyp). Eine Abhängigkeit der Beschwerden vom Arbeitsplatz muss evaluiert werden. Neben dem allergischen Typ des Asthma bronchiale soll auch an eine Aspirin-exacerbated-respiratory disease (AERD) gedacht werden. Aufgrund der überlappenden pathophysiologischen Grundlagen und der Symptomatik zwischen Asthma bronchiale und der chronisch obstruktiven Pneumopathie ist die Zuweisung zum Allergologen allenfalls auch bei einem COPD-Patienten indiziert.


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