Antireflux-Operation im ersten Lebensjahr, wenn ja, wann und wie? Kontra OP
ZusammenfassungDas Management des vesikoureteralen Refluxes (VUR) im Säuglingsalter bleibt auch weiterhin ein überaus kontrovers diskutiertes Thema in der Kinderurologie. Hohe Spontanmaturationsraten selbst bei dilatierenden Refluxen von bis zu 45 %, der hohe Anteil an Jungen mit hohen Refluxgraden und oft assoziierter Nierenhypoplasie/Nierendysplasie von bis zu 30 % sowie die noch unreife Blasenfunktion kennzeichnen das Krankheitsbild in diesem Alter. Der Reflux per se hat in diesem Kontext eher an Bedeutung verloren. Umso erstaunlicher ist es, dass in letzter Zeit vermehrt Publikationen erscheinen, die eine endoskopische Therapie nicht nur als Alternative bei Durchbruchsinfektionen unter der Langzeittherapie, sondern auch als primäre Alternative zur Chemoprophylaxe empfehlen. Keine der bislang vorliegenden Metaanalysen konnte jedoch eine Evidenz für die Überlegenheit der endoskopischen Therapie gegenüber der Langzeitantibiose im Hinblick auf die Infekthäufigkeit oder die Entstehung neuer Parenchymnarben belegen. Demgegenüber stehen Nachteile dieser Methode wie die Notwendigkeit einer Narkose, die häufige Refluxpersistenz und das Obstruktionsrisiko sowohl postoperativ als auch im Langzeitverlauf. Die klassischen operativen Antireflux-Techniken sollten trotz moderner minimal invasiver Techniken aufgrund der hohen Spontanmaturationsrate und der in diesem Alter noch nicht abgeschlossenen Blasenfunktionsausreifung (sog. immature Blasenfunktion) auch weiterhin routinemäßig nicht zur Anwendung kommen und nur Einzelfällen vorbehalten bleiben