„Das ist auch unser Ziel, dass wir diese Patienten in ruhigem Fahrwasser behandeln“ – Palliativversorgung älterer Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis: Eine qualitative Studie

2020 ◽  
Vol 21 (05) ◽  
pp. 260-266
Author(s):  
Silke Freihoff ◽  
Fabian Tetzlaff ◽  
Nils Schneider ◽  
Stephanie Stiel ◽  
Gabriele Müller-Mundt

Zusammenfassung Hintergrund Praktische Erfahrungen und Studien untermauern die Relevanz der Palliativversorgung (PV) für ältere Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen. Ziel dieser Studie ist, die hausärztliche Versorgung älterer Menschen in der letzten Lebensphase zu untersuchen. Methodik Als Teil der Ist-Analyse des Interventionsprojekts „Proaktive Palliativversorgung älterer Patienten in der letzten Lebensphase (ProPall, BMBF-01GY1710)“ wurden leitfadenorientierte Interviews mit Hausärzten geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse Im Frühjahr/Sommer 2018 wurden 15 Hausärzte aus 12 Praxen in 2 Regionen in Niedersachsen interviewt. Die Interviewanalyse zeigt, dass die Hausärzte eine umfassende Begleitung älterer Patienten als integralen Bestandteil ihrer Tätigkeit ansehen. Sie beschreiben ihre Rolle als Lotse im ,Dickicht der Medizin‘ und Begleiter bis zum Ende. Um ein ,ruhiges Sterben‘ im vertrauten Umfeld zu ermöglichen, ist es den Hausärzten wichtig, Leiden zu lindern, die Versorgung zu koordinieren und neben den Erkrankten auch ihre Angehörigen zu begleiten. Bedarf für PV schreiben die Hausärzte vorrangig Patienten mit Krebserkrankungen sowie im Endstadium nicht maligner chronischer Erkrankungen zu. Schlussfolgerung Verstärkte Anstrengungen sind erforderlich, um insbesondere bei älteren Menschen mit lebenslimitierenden nicht onkologischen Erkrankungen PV frühzeitiger in die hausärztliche Versorgung zu integrieren.

Pflege ◽  
2015 ◽  
Vol 28 (1) ◽  
pp. 7-18 ◽  
Author(s):  
Yvonne Stauffer ◽  
Elisabeth Spichiger ◽  
Claudia Mischke

Hintergrund: Ältere Menschen sind oft multimorbid und haben dadurch ein komplexes Medikamentenregime, das sich bei Spitalaustritt ändert und für sie herausfordernd sein kann. Die Sicht älterer Menschen im Umgang mit dem Medikamentenmanagement, vor allem nach Spitalaustritt, wurde bisher kaum erforscht. Fragestellung: Diese Studie geht der Frage nach, wie multimorbide ältere Menschen die Einnahme einer Vielzahl von Medikamenten nach Spitalaustritt erleben und wie sie damit umgehen. Methode: Ein qualitativ-deskriptives Verfahren wurde gewählt, zehn Interviews durchgeführt. Die Daten wurden offen in Anlehnung an Saldaña (2013) in zwei Zyklen codiert. Ergebnisse: Für ältere Menschen sind trotz Multimorbidität das Bewahren der Selbstständigkeit und die Verantwortungsübernahme für die Medikamenteneinnahme wichtig. Durch jahrelange Einnahme eignen sie sich Routine im Umgang mit Medikamenten an, neue Verordnungen werden in die Alltagsroutine integriert. Ungenaue Informationen der Gesundheitsfachpersonen und Schwierigkeiten der Befragten, die Medikamente nach Spitalaustritt zu beschaffen, können dazu führen, dass die medikamentöse Therapie zu Hause nicht korrekt und lückenlos weitergeführt wird. Vertrauensperson ist, auch für Informationen zur medikamentösen Therapie des Spitals, der Hausarzt/die Hausärztin. Schlussfolgerungen: Es empfiehlt sich, im Spital eine den Bedürfnissen der älteren Menschen angepasste Beratung durchzuführen, in der die medikamentöse Therapie, ihre Integration in den Tagesablauf und mögliche Lücken im Medikamentenmanagement für die Zeit nach dem Austritt besprochen werden.


Pflege ◽  
2011 ◽  
Vol 24 (2) ◽  
pp. 111-123 ◽  
Author(s):  
Thomas Boggatz

Betreutes Wohnen ist eine Option für ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf. Die Zufriedenheit mit diesem Angebot wird dabei durch ihre Einstellung zum betreuten Wohnen beeinflusst. Bisherige Studien liefern ein unvollständiges Bild über das Zusammenspiel von Motiven, die zu Akzeptanz oder Ablehnung führen. Ziel dieser Studie war es, Grundlagen für eine bedürfnisgerechtere Planung zu liefern. Hierzu sollten die Typen von Motivzusammenhängen bei älteren Menschen identifiziert werden. Dabei wurden Bewerber bei einem geplantem Wohnprojekt mit Nicht-Bewerbern aus der näheren Umgebung verglichen. Die Datensammlung erfolgte mithilfe halbstrukturierter Leitfadeninterviews, und die Auswertung orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Bei den Bewerbern hatte das Bedürfnis nach Vorsorge oder Entlastung eine auslösende Funktion, aber zusätzliche Faktoren trugen zur Entscheidung bei. Der Erhalt der Selbstständigkeit war ein zentrales Anliegen aller Bewerber. Zusätzlich war vielen der Verbleib im vertrauten Wohnviertel wichtig. Nicht-Bewerber verspürten bislang keinen Unterstützungsbedarf oder sie schrieben dem Verbleib in der eigenen Wohnung mehr Lebensqualität zu. Da die Studienteilnehmer zu einem in Planung befindlichen Projekt Stellung nahmen, können sie manche Aspekte nicht beachtet haben. Den geäußerten Bedürfnissen der Bewerber wird ein wahlweise ergänzbares Unterstützungsangebot gerecht.


Pflege ◽  
2015 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 205-218
Author(s):  
Thomas Boggatz ◽  
Cornelia Lechner

Zusammenfassung. Hintergrund: Einzelne Motive zum Einzug ins Betreute Wohnen wurden im deutschsprachigen Raum in quantitativen Studien erfragt, aber wie sie bei der Entscheidung für oder gegen einen Einzug zusammenspielen ist unbekannt. Ziel: Ziel dieser Studie war es, bei älteren Menschen in Österreich Typen von Einstellungen zum Betreuten Wohnen zu bestimmen, die sich aus dem unterschiedlichen Zusammenspiel einzelner Motive ergeben. Methode: In einer qualitativen Vergleichsstudie im Bundesland Salzburg wurden BewohnerInnen von Betreuten Wohneinrichtungen und zu Hause lebende, ältere Menschen mit halbstrukturierten Leitfadeninterviews befragt. Die Auswertung erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring und anschließender Typenbildung. Ergebnisse: Bei den BewohnerInnen gab es die Einstellungstypen «Proaktive Nutzer» mit konkreten Erwartungen nach mehr Sicherheit oder Bequemlichkeit, und «Einzug aufgrund externer Umstände», weil ein Wohnplatz verfügbar war oder weil sie sich durch körperliche Einschränkungen zum Einzug gezwungen sahen oder weil sie von anderen Personen beeinflusst worden waren. Bei den Zuhauselebenden gab es die Einstellungstypen «Bedingte Akzeptanz», «Ablehnung» und «Zwiespältig-Unschlüssige». Ungenaue Vorstellungen über Betreutes Wohnen standen oft einer informierten Entscheidung entgegen. Schlussfolgerung: Die Entscheidung für ein Betreutes Wohnen hängt nur zum Teil von konkreten Erwartungen ab. Bessere Information, Beratung durch eine Vertrauensperson und die Verfügbarkeit eines Wohnplatzes können eine Einzugsentscheidung beeinflussen.


Author(s):  
Janosch Dahmen ◽  
Paul Brettschneider ◽  
Stefan Poloczek ◽  
Christopher Pommerenke ◽  
Lisa Wollenhaupt ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Steigende Notrufzahlen und vermehrte Inanspruchnahme notfallmedizinischer Versorgungsstrukturen sind derzeit Gegenstand umfassender gesundheitspolitischer Debatten in Deutschland. Die vorliegende Arbeit untersucht in einer repräsentativen Befragung die Kenntnisse, das Verhalten und mögliche Ursachen in Zusammenhang mit dem Notruf 112 im Land Berlin. Methode In Zusammenarbeit mit Infratest dimap wurde eine Telefonumfrage nach dem Random-digit-dialing(RDD)-Verfahren mit einer repräsentativen Zufallsstichprobe von 1002 Personen der deutschsprachigen Berliner Wohnbevölkerung zu Kenntnissen und dem Umgang mit dem Notruf 112 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Menschen im Land Berlin, die zum Befragungszeitraum mindestens 14 Jahre alt waren und über einen Festnetzanschluss verfügten. In 12 Fragen wurden Informationen zum Wissensstand über den Notruf 112, alternative Versorgungsstrukturen, das Nutzungsverhalten der Befragten und alternative Hilfsangebote einschließlich standardisierter Fallbeispiele abgefragt. Experteninterviews wurden ebenfalls durchgeführt. Ergebnisse 58 % der Befragten gaben an, den Notruf 112 für medizinische Notfälle, 74 % für Notfälle der Brandbekämpfung zu kennen. 91 % der Befragten gaben an, dass sie den Notruf 112 nur bei lebensbedrohlichen medizinischen Situationen wählen würden. Befragte männlichen Geschlechts, ältere Menschen und Befragte mit einem niedrigeren Bildungsstand gaben häufiger an, den Notruf 112 auch bei nicht lebensbedrohlichen medizinischen Problemen in Anspruch zu nehmen. Alternativen zum Notruf kannten 56 % der Befragten, wobei insbesondere die hausärztliche Versorgung kaum eine Rolle spielte. Experten sehen die fehlende Verfügbarkeit von Alternativen als ursächlich für die zunehmende Frequenz von Notrufen. Schlussfolgerung Fehlende suffiziente Alternativen in der Notfallversorgung könnten bei der vermehrten Inanspruchnahme des Notrufs eine Rolle spielen. Dennoch scheint die Berliner Bevölkerung durchaus mit der richtigen Nutzung des Notrufs vertraut zu sein. Die Gesundheitskompetenz von vulnerablen Gruppen sollte in Bezug auf das Wissen zum Notruf 112 gestärkt werden. Eine Bevölkerungskampagne könnte einen sinnvollen Ansatz darstellen. Weiterhin muss die Verfügbarkeit alternativer Versorgungsformen verbessert werden.


Author(s):  
Franziska D. Welzel ◽  
Katja Schladitz ◽  
Franziska Förster ◽  
Margrit Löbner ◽  
Steffi G. Riedel-Heller

Zusammenfassung Hintergrund Mit dem SARS-CoV-2-Ausbruchsgeschehen („Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2“, COVID-19) ist es zu einer Verunsicherung über Erkrankungsrisiko und Folgen der Virusinfektion in der Bevölkerung gekommen. Ältere Menschen gelten als Risikogruppe für schwere Infektionsverläufe und wurden im besonderen Maße zu sozialer Distanzierung aufgerufen. Gleichzeitig wurde die Sorge geäußert, dass sich Erkrankungsrisiko und soziale Isolation negativ auf die psychische Gesundheit älterer Menschen auswirken würden. Ziele der Arbeit Erfassung von psychosozialen Belastungen, vorhandenen Bewältigungsstrategien, Unterstützungsbedarfen und Kohärenzerleben älterer Menschen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Ausbruchsgeschehen. Material und Methoden Die Studie folgt einem qualitativen Untersuchungsdesign. Zwischen Mai und Juni 2020 wurden telefonische Interviews mit 11 älteren Personen (70+) durchgeführt. Die Durchführung der Interviews erfolgte leitfadengestützt. Die Daten wurden mittels Audioaufzeichnung festgehalten, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring und Fenzl (2019) unter Nutzung von MAXQDA ausgewertet. Ergebnisse Die Probanden waren im Durchschnitt 74,8 Jahre alt. Bei den Befragten zeigte sich ein überwiegend stabiles Befinden und gutes Zurechtkommen mit dem COVID-19-Geschehen. Als wesentliche Ressourcen wurden Lebenserfahrung, frühere bewältigte Krisen, eine optimistische Grundhaltung und Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen genannt. Externe Unterstützungsangebote seien kaum in Anspruch genommen worden. Das Schließen seniorenspezifischer Treffpunkte wurde kritisch bewertet. Diskussion Ältere Menschen scheinen sich ihre psychosoziale Gesundheit trotz COVID-19-Pandemie überwiegend zu erhalten. Die Bedeutsamkeit mentaler Ressourcen älterer Menschen für die Unterstützung jüngerer Generationen bleibt bisher unerkannt.


2002 ◽  
Vol 15 (2) ◽  
pp. 53-60
Author(s):  
Hendrik Berth ◽  
Andreas Dinkel ◽  
Friedrich Balck
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Die Möglichkeiten und Grenzen der Gendiagnostik erfahren zurzeit eine breite öffentliche Diskussion. In einer für Deutschland repräsentativen Erhebung mit N = 2.076 Befragten im Alter von 14 bis 95 Jahren wurde 2001 ein Fragebogen (12 Items) zu den Vor- und Nachteilen molekulargenetischer Diagnostik für erbliche Erkrankungen (Gentests) eingesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen bei den N = 602 über 60jährigen Befragten im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen signifikante Unterschiede. Ältere Menschen befürworten insgesamt das Durchführen von Gentests weniger, sie sehen weniger mögliche Vorteile und mehr Nachteile, wie etwa Schwangerschaftsabbrüche. Andererseits haben sie auch weniger Befürchtungen bzgl. genetischer Untersuchungen (z. B. Datenmissbrauch). Diese Ergebnisse entsprechen den in internationalen Studien gefundenen Trends.


2002 ◽  
Vol 15 (4) ◽  
pp. 205-209
Author(s):  
Hans-Werner Wahl

Zusammenfassung: Psychologische Variablen werden allgemein als bedeutsam für den Verlauf und Ausgang geriatrischer Rehabilitation angesehen, jedoch liegen nur wenige empirische Studien zu dieser Thematik vor. In der vorliegenden Arbeit wurden N = 90 ältere Menschen (M = 78.8; 84 % Frauen) vor und nach Ende einer geriatrischen Rehabilitation mit einem Instrumentarium untersucht, das sowohl im engeren Sinne “geriatrische” Verfahren (wie Barthel-Index) wie auch psychologische Maße beinhaltete. Ein besonderes Auswertungsanliegen war die Untersuchung der Frage, ob sich das korrelative Gefüge der Variablen vor und nach der Rehabilitation bedeutsam unterscheidet. Hier zeigte sich, dass dieses vor allem im Kontext der Variable Autonomie, jedoch nicht hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens der Fall war. So ko-variierten nach Abschluss der Rehabilitationn psychologische Maße wie z. B. Ängstlichkeit und verhaltensbezogene Bewältigung stärker mit der Variable Autonomie als vor Beginn der Rehabilitation. Eine Erklärung hierfür könnte darin liegen, dass psychische Variablen (wieder) eine größere Rolle für die Aufrechterhaltung von Autonomie spielen, wenn gegen Ende der Rehabilitation die physischen Potenziale reaktiviert sind.


2004 ◽  
Vol 61 (2) ◽  
pp. 117-124
Author(s):  
Solenthaler ◽  
Tobler

Die myelodysplastischen Syndrome bilden eine heterogene Gruppe von Krankheiten mit klonal expandierten hämatopoetischen Vorläuferzellen im Knochenmark, die durch eine ineffektive Hämatopoese, periphere Zytopenien unterschiedlicher Ausprägung und einem erhöhten Risiko für eine Transformation in eine akute myeloische Leukämie gekennzeichnet sind. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, was einen kurativen Therapieansatz mittels allogener Stammzelltransplantation in den meisten Fällen von vorneherein ausschließt. Neben der rein palliativen Therapie (Transfusionen, Infektbehandlung) stehen heute alternative Therapien zur Diskussion wie Wachstumsfaktoren und Immunmodulatoren sowie intensive Chemotherapien auch beim älteren Hochrisikopatienten mit Blastenvermehrung. Wichtig ist die Eisenchelierung bei langfristiger Transfusionsabhängigkeit zur Vermeidung einer sekundären Hämochromatose.


2002 ◽  
Vol 59 (7) ◽  
pp. 323-327
Author(s):  
Baum

Der mit zunehmendem Alter beobachtbare Verlust an Kraft, Koordination, Ausdauer und Flexibilität ist nur zum Teil als Alterungsprozess per se zu verstehen. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die körperliche Aktivität, d.h. die impliziten oder expliziten Trainingsreize. Denn alle körperlichen Leistungsmerkmale sind noch bis ins höchste Alter unter der Voraussetzung trainierbar, dass die Trainingsintensität und die Reizdichte hinreichend hoch sind. Bei Trainingsangeboten für ältere Menschen kommen der Kraft und der Koordination eine besondere Bedeutung zu, da sie die Basis für eine selbständige Lebensführung darstellen. Um das Krafttraining aus kardio-vaskulärer Sicht möglichst sicher zu gestalten, wurde von uns eine Trainingsform entwickelt und erprobt, bei der es im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden zu signifikant geringeren Blutdruckanstiegen kommt.


Pflege ◽  
2001 ◽  
Vol 14 (1) ◽  
pp. 29-37 ◽  
Author(s):  
Anja Schopp ◽  
Theo Dassen ◽  
Maritta Välimäki ◽  
Helena Leino-Kilpi ◽  
Gerd Bansemir ◽  
...  

Ziel dieser Untersuchung war die Autonomie, Privatheit und die Umsetzung des Prinzips der «informierten Zustimmung» aus der Perspektive des institutionell zu betreuenden, älteren Menschen zu beschreiben. Die Untersuchung ist ein Teil des durch die EU-Kommission unterstützten BIOMED 2 Projektes «Patient’s autonomy and privacy in nursing interventions»1. Interviewdaten (n = 95) wurden in deutschen Kliniken der Geriatrie und Pflegeheimen gesammelt. Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer in geringem Maß selbstbestimmte Entscheidungen treffen konnten. Das Prinzip der «informierten Zustimmung» wurde wenig umgesetzt. Ihre Privatheit sahen die Teilnehmer in Mehrbettzimmern sowie in Situationen des Ankleidens und bei der Verrichtung der Ausscheidungen nicht respektiert. Es ist anzunehmen, dass ältere Menschen wegen Informationsdefiziten, durch ihren Hilfsbedarf und durch die festgelegten Organisationsstrukturen der Pflegeeinrichtungen eine passive Krankenrolle übernehmen. Es wäre denkbar, dass die Autonomie der älteren Menschen gefördert werden könnte, wenn die Pflegekräfte sie in der Rolle des Fürsprechers bei selbstbestimmten Entscheidungen unterstützen würden. Bei den pflegerischen Interventionen würde die Umsetzung des Prinzips der «informierten Zustimmung» sowohl die Autonomie als auch die Respektierung der Privatheit fördern. Es ist außerdem anzunehmen, dass durch Flexibilisierung der Organisationsstrukturen der Pflegeeinrichtungen die Autonomie und Lebensqualität der älteren Menschen gefördert werden könnte.


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