Indikationen für Heparin in der Schwangerschaft

1993 ◽  
Vol 13 (S 01) ◽  
pp. S28-S29
Author(s):  
J. Harenberg ◽  
L. Heilmann ◽  
D. Schneider

ZusammenfassungThrombosen und thromboembolische Komplikationen treten in der Gravidität relativ selten auf (Rate von 0,2 bis 2%). Dennoch weisen Schwangere ein fünffach höheres Thromboserisiko auf, das weiter ansteigt, wenn andere Risikofaktoren dazukommen. Zu den Indikationen für eine Thromboseprophylaxe zählen u.a. Herzerkrankungen, Lupusantikoagulans, Thrombozytose und kongenitaler AT-III-Mangel sowie eine Thrombose in einer früheren Schwangerschaft. Voraussetzung für ein Medikament zur Thromboembolieprophylaxe in der Schwangerschaft ist seine fehlende Plazentagängigkeit. Diese konnte für niedermolekulares Heparin in einer prospektiven randomisierten Doppelblindstudie an 65 Schwangeren bestätigt werden.

1989 ◽  
Vol 09 (05) ◽  
pp. 244-247 ◽  
Author(s):  
R. von Hugo

ZusammenfassungThromboembolische Komplikationen in der Schwangerschaft sind seltene, wegen des Risikos einer Lungenembolie jedoch lebensbedrohliche Krankheitszustände. Auch Langzeitschäden an den Venenklappen, die zu einem postthrombotischen Syndrom führen können, sind zu bedenken. Da in jedem Fall die Antikoagulation als erste therapeutische Maßnahme angezeigt ist, war es naheliegend, Heparin nicht nur wegen seiner akut einsetzenden Wirkung, sondern auch wegen fehlender Plazentagängigkeit einzusetzen. Hier liegt der Unterschied zu den Kumarinderivaten, die beim Fetus neben einer Kumarinembryopathie auch Blutungen auslösen können, so daß nur in zwei Drittel aller Schwangerschaften mit einem unkomplizierten Verlauf gerechnet werden kann.Ein wesentlicher Nachteil der Heparine ist, daß sie nur parenteral eingesetzt werden können und die Langzeitanwendung über 2-bis 3malige tägliche subkutane Injektionen erfolgen muß.Inzwischen sind Indikationen zur Prophylaxe thromboembolischer Erkrankungen in der Schwangerschaft etabliert. Liegt eine thromboembolisehe Erkrankung in der Anamnese vor, ist langdauernde Bettruhe mit oder ohne Tokolyse angezeigt und sind operative Eingriffe in der Schwangerschaft erforderlich, ist eine Prophylaxe mit niederdosiertem Heparin angezeigt. Insbesondere bei postthrombotischem Zustand kann es erforderlich sein, über viele Wochen subkutan Heparin zur Prophylaxe anzuwenden. Eine ähnliche Situation entsteht auch bei Patientinnen mit Herzklappenersatz, die dann allerdings therapeutisch antikoaguliert sind und Heparin, im allgemeinen subkutan über mehrere tägliche Dosen verteilt, erhalten. Relativ häufig ergeben sich Unverträglichkeitsreaktionen, die auf die häufigen Injektionen und die Antigenität des unfraktionierten Heparins zurückzuführen sind. Hier scheinen die niedermolekularen Heparine wegen ihres verzögerten Umsatzes und ihrer geringeren Antigenität ein alternatives Behandlungskonzept zur eröffnen.Ihre ausgeprägt anionische Ladungseigenschaft scheint in Übereinstimmung mit Befunden beim unfraktionierten Heparin für die fehlende Plazentapassage verantwortlich zu sein. In zahlreichen Tierversuchen konnte radioaktiv markiertes niedermolekulares Heparin beim Fetus nicht nachgewiesen werden und funktionelle Veränderungen (Anstieg der Anti-Xa-Aktivität bzw. eine Verlängerung der aPTT) waren nicht festzustellen.Erste Untersuchungen beim Menschen zeigten nach hochdosierter Anwendung niedermolekularen Heparins bei Müttern nach Schwangerschafts-abbrüchen im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel keine Veränderung funktioneller Gerinnungsparameter beim Fetus.In einzelnen Fällen therapeutischer und prophylaktischer Antikoagulation bei Unverträglichkeitsreaktionen auf konventionelles Heparin wurde niedermolekulares Heparin erfolgreich über längere Zeiträume eingesetzt. Bei den Neugeborenen waren keine Gerinnungsveränderungen nachweisbar, die Mütter profitierten von geringeren Nebenwirkungen und längeren Inj ektionsin t ervallen.In einer eigenen prospektiven Studie wurde niedermolekulares Heparin bei einer Reihe von Patientinnen mit Unverträglicheitsreaktionen angewendet. In Übereinstimmung mit der bisher bekannten Literatur war ein Übertritt auf die Neugeborenen funktionell nicht nachweisbar. Weitere Fallbeobachtungen sollten angeschlossen werden, um die Vorteile niedermolekularen Heparins in der Schwangerschaft breiter nutzen zu können.


1999 ◽  
Vol 56 (9) ◽  
pp. 481-483
Author(s):  
Züger ◽  
Demarmels Biasiutti

Wir berichten über einen 76jährigen Patienten, welcher trotz gut eingestellter oraler Antikoagulation mit Phenprocoumon rezidivierende Thrombosen erlitt bei leichtgradiger chronischer disseminierter intravasaler Gerinnung. Die Abklärungen ergaben das Vorliegen eines Bronchus-Karzinoms (Non small cell cancer of the lung, NSCCL) mit hilären und mediastinalen Lymphknotenmetastasen. Aufgrund der Assoziation von rezidivierenden Thrombosen, aktivierter Gerinnung und Tumorleiden wurde die Diagnose eines Trousseau Syndroms gestellt. Basierend auf Fallberichten aus der Literatur wurde die Therapie auf intravenöses Heparin gewechselt, welches die thrombotische Koagulopathie stoppte. Aus praktischen Gründen erfolgte dann eine Umstellung der Therapie auf subcutanes niedermolekulares Heparin in therapeutischer Dosierung, welches während 6.5 Monaten ebenso effektiv war und eine Alternative zur etablierten Therapie mit unfraktioniertem Heparin bei Trousseau Syndrom darstellen dürfte.


2006 ◽  
Vol 26 (04) ◽  
pp. 309-315 ◽  
Author(s):  
Ch. C. Eschenfelder ◽  
R. Stingele ◽  
J. A. Zeller

ZusammenfassungHereditäre und erworbene Gerinnungsstörungen können bei der Schlaganfallentstehung eine wichtige Rolle spielen. Wegen der Seltenheit der meisten erblichen Gerinnungsstörungen und der erheblichen Kosten, die sich aus einer unkritischen Indikationsstellung ergeben, ist eine maßgeschneiderte Diagnostik sinnvoll. Suggestive Hinweise auf eine Gerinnungsstörung sind niedriges Lebensalter, mehrfache Thrombosen in der Anamnese, altersuntypische Gefäßdegenerationen, vorherige Aborte bei Schlaganfallpatientinnen oder strukturelle Herzveränderungen (z. B. offenes Foramen ovale). Störungen von AT III, Protein C und S, APC-Resistenz, Prothrombinmutation, Homocysteinämie, Antiphospholipidantikörper und prokoagulatorische zelluläre Interaktionen werden diskuiert.


2000 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 107-109
Author(s):  
G. Huhle ◽  
S. Lessmann ◽  
U. Hoffmann ◽  
Th. Filser ◽  
J. Tesdal ◽  
...  

ZusammenfassungDie Patienten mit Leberzirrhose und den Komplikationen einer portalen Hypertension erhalten zunehmend einen transjugulären, intrahepatischen portosystemischen Stent Shunt (TIPSS). Studien haben den Wert dieser Behandlung zur Rezidivprophylaxe von Ösophagusvarizenblutungen und einem therapieresistenten Aszites belegt. Die Limitierung einer Implantation eines TIPSS besteht jedoch in der Ausbildung von Stent-Thrombosen oder -Stenosen. Azetylsalizylsäure ist nicht erfolgreich in der Prophylaxe der Stent-Thrombose. Phenprocoumon führt hingegen zu einer signifikanten Offenheitsrate. Orale Antikoagulanzien sind jedoch bei Patienten mit Leberzirrhose aufgrund der Nebenwirkungen nur limitiert einsetzbar. Alternative Antikoagulanzien sind Heparine, niedermolekulare Heparine oder Hirudin. Wegen der häufigen subkutanen Injektionen und der Möglichkeit der Ausbildung einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie ist Heparin und wegen fehlender klinischer Erfahrung Hirudin in seiner Anwendbarkeit ebenfalls begrenzt, so daß niedermolekulare Heparine bei diesen Patienten eine Möglichkeit zur Prophylaxe des thrombotischen Stent-Verschlusses darstellen. In eigenen Untersuchungen wurden 30 Patienten eingeschlossen, von denen 15 eine Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin über im Mittel 18 Monate, während die der Kontrollgruppe keine Antikoagulation erhielten. Niedermolekulares Heparin reduzierte den Stent-Verschluß über im Mittel 18 Monate von 25% (Kontrollgruppe) auf 0% in der Therapiegruppe (p=0,05). In weiteren Untersuchungen muß die Validität dieser Befunde sowie die differentialtherapeutische Dosierung von niedermolekularem Heparin bei Patienten mit TIPSS festgelegt werden.


2002 ◽  
Vol 22 (02) ◽  
pp. 57-66
Author(s):  
I. Witt

ZusammenfassungDie enormen Fortschritte in der Molekularbiologie in den letzten Jahren ermöglichten sowohl die Aufklärung der Nukleotidsequenzen der Gene für Antithrombin III (AT III), Protein C (PROC) und Protein S (PROS) als auch die Identifizierung zahlreicher Mutationen bei hereditären Defekten dieser wichtigen Inhibitoren des plasmatischen Gerinnungssystems. Da die Gene für AT III (13,8 kb) und PROC (11,2 kb) nicht groß und relativ leicht zu analysieren sind, gibt es bereits umfangreiche »databases« der Mutationen (50, 73). Für AT III sind 79 und für PROC 160 unterschiedliche Mutationen beschrieben.Sowohl beim AT-III-Mangel als auch beim Protein-C-Mangel hat die Mutationsaufklärung neue Erkenntnisse über die Struktur-Funktions-Beziehung der Proteine gebracht. Beim Protein-C-Mangel steht die klinische Relevanz der DNA-Analyse im Vordergrund, da die Diagnostik des Protein-C-Mangels auf der Proteinebene nicht immer zuverlässig möglich ist.Das Protein-S-Gen ist für die Analytik schwer zugänglich, da es groß ist (80 kb) und außerdem ein Pseudogen existiert. Es sind schon zahlreiche Mutationen bei Patienten mit Protein-S-Mangel identifiziert worden. Eine Database ist bisher nicht publiziert. Die klinische Notwendigkeit zur Mutationsaufklärung besteht ebenso wie beim Protein-C-Mangel. Es ist zu erwarten, dass zukünftig die Identifizierung von Mutationen auch beim Protein-S-Mangel beschleunigt vorangeht.


Phlebologie ◽  
2011 ◽  
Vol 40 (05) ◽  
pp. 251-256
Author(s):  
A. Matzdorff

ZusammenfassungThromboembolien sind keine seltene Komplikation bei der Behandlung von Tumoren. Zahlreiche Mechanismen verknüpfen Tumorwachstum und Gerinnungsaktivierung. Dazu kommen die thrombosefördernde Wirkung bestimmter Tumorwirkstoffe, das zunehmende Alter der Patienten und deren längeres Überleben. Allen stationären Tumorpatienten sollte eine Thromboseprophylaxe angeboten werden. Bei ambulanten Patienten, die eine tumorspezifische Therapie erhalten, ist der Nutzen einer Thromboseprophylaxe bisher nicht sicher belegt. Bei ambulanten Myelom-Patienten, die IMiDe (Immune Modulatory Drugs; Thalidomid, Revlimid) erhalten und bei Pankreaskarzinom-Patienten mit Chemotherapie wird jedoch eine Thromboseprophylaxe empfohlen. Wenn eine Thromboembolie eingetreten ist gibt man bei Tumorpatienten ein niedermolekulares Heparin in therapeutischer Dosis (Näheres siehe Fachinformation) und solange die Tumorerkrankung aktiv ist, z.T. bis an das Lebensende des Patienten.


Phlebologie ◽  
2008 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 122-129 ◽  
Author(s):  
Chr. Schwahn-Schreiber ◽  
M. Marshall

ZusammenfassungEs werden Klinik, Diagnostik und Therapie der Thrombophlebitis superficialis in ihren verschiedenen Erscheinungsformen dargestellt. Die grundlegende Therapie der oberflächlichen Venenentzündung (Thrombophlebitis und Varikophlebitis) hat sich nicht geändert. Geändert haben sich die Prognosebeurteilung und die Anforderungen an eine angemessene Diagnostik: Bei einer Magna- oder Parvaphlebitis kann der Entzündungsprozess mit Thrombosierung deutlich weiter nach proximal reichen als der klinische Befund dies vermuten lässt mit der Gefahr des Übergreifens der oberflächlichen Phlebitis über die Mündung der Stammvenen auf das tiefe Venensystem (sapheno-femorale Thrombose). Die Koinzidenz zwischen oberflächlicher Venenentzündung und tiefer Venenthrombose liegt bei rund 10 bis 40%. Daher sind duplexsonographische Kontrollen zum Ausschluss einer zusätzlichen tiefen Venenthrombose und/oder einer Aszension der Entzündung in den Mündungsbereich der Stammvenen erforderlich.Die grundlegende Therapie der Thrombophlebitis superficialis ist die Kompressionsbehandlung mit Mobilisierung. Niedermolekulares Heparin wird inzwischen häufig eingesetzt, obwohl der Stellenwert noch nicht ausreichend definiert ist (Anwendung ohne Beweis). Als Behandlungsdauer wird gegebenenfalls in den vorliegenden Studien ein Monat vorgegeben. Die Indikation zur „Notfall-Krossektomie” bei mündungsnaher Magna-Phlebitis bedarf weiterer Abklärung. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die oberflächliche Thrombophlebitis ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild mit dringlicher Betreuungsindikation.


1978 ◽  
Vol 39 (03) ◽  
pp. 624-630 ◽  
Author(s):  
W E Hathaway ◽  
L L Neumann ◽  
C A Borden ◽  
L J Jacobson

SummarySerial quantitative immunoelectrophoretic (IE) measurements of antithrombin III heparin cofactor (AT III) were made in groups of well and sick newborn infants classified by gestational age. Collection methods (venous vs. capillary) did not influence the results; serum IE measurements were comparable to AT III activity by a clotting method. AT III is gestational age-dependent, increasing from 28.7% of normal adult values at 28-32 weeks to 50.9% at 37-40 weeks, and shows a gradual increase to term infant levels (57.4%) by 3-4 weeks of age. Infants with the respiratory distress syndrome (RDS) show lower levels of AT III in the 33-36 week group, 22% vs. 44% and in the 37-40 week group, 33.6% vs. 50.9%, than prematures without RDS. Infants of 28-32 week gestational age had only slight differences, RDS = 24%, non-RDS = 28.7%. The lowest levels of AT III were seen in patients with RDS complicated by disseminated intravascular coagulation and those with necrotizing enterocolitis. Crossed IE on representative infants displayed a consistent pattern which was identical to adult controls except for appropriate decreases in the amplitude of the peaks. The thrombotic complications seen in the sick preterm infant may be related to the low levels of AT III.


1987 ◽  
Vol 57 (03) ◽  
pp. 263-268 ◽  
Author(s):  
P Toulon ◽  
C Jacquot ◽  
L Capron ◽  
M -O Frydman ◽  
D Vignon ◽  
...  

SummaryHeparin enhances the inhibition rate of thrombin by both antithrombin III (AT III) and heparin cofactor II (HC II). We studied the activity of these two plasma proteins in patients with chronic renal failure (CRF) undergoing regular hemodialysis as their heparin requirements varied widely. In 77 normal blood donors, normal ranges (mean ± 2 SD) were 82-122% for AT III and 65-145% for HC II. When compared with these controls 82 dialyzed CRF patients had a subnormal AT III activity and a significantly (p <0.001) lower HC II activity. To evaluate the effect of hemodialysis we compared AT III, HC II and total proteins in plasma before and after dialysis in. 24 patients (12 with normal and 12 with low basal HC II activity). AT III and HC II activities significantly (p <0.001) increased in absolute value. When related to total plasma proteins, in order to suppress the influence of hemoconcentration induced by dialysis, AT III decreased significantly (p <0.01) whereas HC II increased slightly but significantly (p <0.01) in the 12 patients with low initial HC II activity. The decrease of AT III induced by heparin administrated during dialysis is likely to account for this relative decrease of AT III activity. A modification of the distribution of both HC II and heparin between the vascular wall and the circulating blood is evoked to explain the relative increase in HC II activity and the need for higher heparin dosage in patients with low HC II levels.


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