Selbstsubversive Gerechtigkeit: Kontingenz- oder Transzendenzformel des Rechts? / Self-subversive Justice: Contingency or Transcendency Formula of Law?
ZusammenfassungIn Auseinandersetzung mit Niklas Luhmann und Jacques Derrida verfolgt der Beitrag die Frage, ob die Rechtssoziologie zur Formulierung eines heute plausiblen und sozialadäquaten Gerechtigkeitskonzeptes beizutragen vermag. Unter Bedingungen der Polykontexturalität, so lautet die These, ist Gerechtigkeit nicht nur als Kontingenzformel, sondern als Transzendenzformel des Rechtes zu verstehen. Gerechtigkeit kann nicht mehr als rechtliches Entscheidungskriterium oder als oberstes Rechtsprinzip dienen, sondern ist selbst der Prozess juridischer Selbstbeschreibung, der das Rechtssystem zu seiner Selbsttranszendierung zwingt, der es aber sogleich wieder unter den Fortsetzungszwang setzt, weitere rechtsimmanente Operationen zu produzieren. Doch erzeugen die restriktiven Bedingungen des Rechtssystems - Entscheidungszwang, Normierungszwang, Begründungszwang - zwangsläufig neue Ungerechtigkeit, gegen welche die Gerechtigkeit dann erneut protestieren muss, um sich dann wieder den Zwängen des Rechtssystems aussetzen zu müssen.