Die Haut als Zielscheibe – Erythema multiforme bei Hund und Katze

2017 ◽  
Vol 45 (05) ◽  
pp. 352-356
Author(s):  
Christoph Klinger ◽  
Laura Udraite ◽  
Ralf Mueller ◽  
Teresa Boehm

ZusammenfassungDieser Übersichtsartikel stellt das komplexe Krankheitsbild Erythema multiforme bei Hund und Katze dar. Es werden Ätiologie, Pathogenese, klinische Symptomatik, Diagnostik und Therapie erläutert. Erythema multiforme ist eine seltene, immunmediierte Hauterkrankung mit einem akut auftretenden spezifischen Reaktionsmuster der Haut und Schleimhaut auf unterschiedliche zugrundeliegende Mechanismen. Als auslösende Faktoren wurden Medikamente, Futtermittelbestandteile und Neoplasien, aber auch virale oder bakterielle Infektionen sowie Impfreaktionen identifiziert. In über 20% der Fälle lässt sich das auslösende Agens jedoch nicht eindeutig feststellen. Der Deutsche Schäferhund sowie der Pembroke Welsh Corgi scheinen prädisponierte Hunderassen zu sein. Häufig werden bei Hunden erythematöse Makulae, geringgradig erhabene und sich peripher ausbreitende Papeln sowie ringförmige bis bogenförmige erythematöse Muster beschrieben. Quaddeln, Plaques, Vesikel und Bullae, die sich zu Ulzerationen entwickeln, treten ebenfalls zeitweise auf. Häufig betroffene Körperregionen beim Hund sind Ventrum, mukokutane Übergänge, Maulhöhle, Pinnae und Pfotenballen. Histopathologische Befunde umfassen meist Einzelzellnekrosen in mehreren Schichten der Epidermis mit lymphozytärer Satellitose und einer zellarmen Grenzzonendermatitis. Eine Elimination der ursächlichen Faktoren und gleichzeitige symptomatische Therapie werden empfohlen. Die Prognose des Erythema multiforme variiert von vorsichtig bis günstig, je nach zugrundeliegender Ursache, Ausprägungsform und Ansprechen auf die Behandlung.

2013 ◽  
Vol 32 (04) ◽  
pp. 185-191
Author(s):  
T. Ziemssen

ZusammenfassungBei extrapyramidal-motorischen Erkrankungen werden häufig nicht motorische Symptome z. B. Verhaltensauffälligkeiten, Dysautonomien, Schlafstörungen und sensorische Störungen beobachtet, die deutliche Implikationen auf die Lebensqualität haben können. Obwohl autonome Dysfunktionen wichtiger Bestandteil extrapyramidaler Erkrankungen (wie idiopathisches Parkinson-Syndrom, Multisystematrophie, progressive supranukleäre Blickparese, Lewy-Body-Demenz) sind, werden sie oft formal nicht mit untersucht und häufig nicht diagnostiziert. Eine geeignete symptomorientierte Diagnostik der unterschiedlichen Funktionssysteme des autonomen Nervensystems und eine symptomatische Therapie im Rahmen eines interdisziplinären Konzepts können von größtem Nutzen für die betroffenen Patienten sein. Leider sind doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien selten, was zur Folge hat, dass die meisten Empfehlungen nicht evidenzbasiert sind. Im Folgenden sollen die wesentlichen pathophysiologischen Erkenntnisse neben der jeweiligen Diagnostik und Therapie dargestellt werden, wobei der Schwerpunkt auf den kardiovaskulären Funktionsstörungen liegt.


2021 ◽  
Vol 16 (3) ◽  
pp. 186-193
Author(s):  
A. Queck ◽  
P. Ferstl ◽  
T. Bruns ◽  
J. Trebicka

ZusammenfassungAkute hepatische Dekompensationen werden häufig durch bakterielle Infektionen ausgelöst und zeichnen häufig einen schlechten Verlauf der Leberzirrhose aus, der kurativ nur durch die Transplantation behandelt werden kann. Neben der spontanen bakteriellen Peritonitis stellen Harnwegs‑, Atemwegs- und Weichteilinfektionen die häufigsten Entitäten bakterieller Infektionen bei Patienten mit Leberzirrhose dar. In der Diagnostik und Therapie dieser Infektionen muss die weltweit steigende Prävalenz multiresistenter Erreger beachtet werden, insbesondere aufgrund deren erhöhten Morbidität und Mortalität auf dem Boden der dekompensierten Zirrhose. Der hohen Mortalität der fortgeschrittenen Leberzirrhose steht ein 1‑Jahres-Überleben über 80 % nach Lebertransplantation in Deutschland gegenüber, wobei eine Diskrepanz zwischen verfügbaren Spenderorganen und Patienten auf der Warteliste für eine Lebertransplantation besteht. Trotz der Priorisierung nach Dringlichkeit der Transplantation und der Möglichkeit der Leberlebendspende versterben jährlich Patienten vor Erhalt eines Spenderorgans. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert der Organspende sowie der Notwendigkeit einer hohen Achtsamkeit in der Transplantationsmedizin.


2015 ◽  
Vol 43 (06) ◽  
pp. 427-433 ◽  
Author(s):  
I. Nickoll ◽  
J. Kauffold ◽  
C. Puff ◽  
K.-H. Waldmann ◽  
A. von Altrock ◽  
...  

ZusammenfassungMiniaturschweine (Minipigs) gehören immer häufiger zu den Patienten der Kleintierpraxis. Da sie in der Regel ein deutlich höheres Lebensalter erreichen als Schweine in der Nutztierhaltung, treten bei ihnen Alterserkrankungen auf, die bei konventionell gehaltenen Schweinen keine Rolle spielen. Hierzu gehören neoplastische Veränderungen des Uterus. Die beiden präsentierten Fallbeispiele beschreiben ein uterines Adenokarzinom sowie ein Leiomyom bei zwei Minipigsauen. Diskutiert werden Optionen und Grenzen der Diagnostik (unspezifische klinische Symptomatik, Röntgen, Ultraschall und Computertomographie), die Gefahr der Verwechslung mit häufiger vorkommenden differenzialdiagnostisch zu berücksichtigenden Erkrankungen (Obstipation, Zystitis, Endometritis) in der Schweinemedizin sowie die Therapie bei Verdacht auf Vorliegen eines Uterustumors im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten.


Pneumologie ◽  
2019 ◽  
Vol 73 (08) ◽  
pp. 474-481 ◽  
Author(s):  
S. L. Becker ◽  
U. Schlotthauer ◽  
H.-J. Schäfers ◽  
R. Bals ◽  
F. C. Trudzinski

ZusammenfassungDie Erkennung, Diagnosestellung und Behandlung von Infektionen durch atypische Mykobakterien stellen eine besondere klinische Herausforderung dar. Über invasive Erkrankungen durch das zum Mycobacterium avium-intracellulare complex gehörige Mycobacterium chimaera wurde in den letzten Jahren vermehrt berichtet, insbesondere bei Patienten nach kardiochirurgischen Operationen mit Thorakotomie. Es konnte nachgewiesen werden, dass diese Infektionen durch eine intraoperative, Aerosol-gebundene Übertragung des Pathogens über kontaminierte Hypothermiegeräte (Heater-Cooler-Units), die zum Betrieb von Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt werden, zu erklären waren. Es handelt sich dabei um ein weltweites Ausbruchsgeschehen mit bisher etwa 120 diagnostizierten Fällen, wobei die Latenz zwischen Exposition und dem Auftreten erster Symptome häufig mehrere Jahre beträgt. Das klinische Bild einer M. chimaera-Infektion ist mannigfaltig und kann neben Endokarditis oder Implantat-assoziierten Prozessen auch mit nicht kardialer Manifestation (z. B. Sarkoidose-ähnliches Krankheitsbild, Spondylodiscitis, Chorioretinitis) einhergehen. Die Diagnosestellung erfolgt über den Erregernachweis aus speziellen Blutkulturen oder intraoperativen Gewebeproben, insofern eine spezifische mikrobiologische Testung auf Mykobakterien angefordert wird. Ein noninvasives Testverfahren steht nicht zur Verfügung, sodass bei entsprechender Exposition bei Patienten mit passender Klinik aktiv an diese Erkrankung gedacht werden sollte. Die Behandlung von M. chimaera-Infektionen erfordert neben der Entfernung infizierter Implantate eine prolongierte antimykobakterielle Kombinationstherapie. Dieser Übersichtsartikel stellt die aktuelle Bedeutung, Epidemiologie, klinische Symptomatik, Diagnostik und Therapie von M. chimaera-Infektionen für Pneumologen zusammenfassend dar.


2012 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 177-181 ◽  
Author(s):  
J. Böhm ◽  
S. Sendag ◽  
A. Wehrend ◽  
M. Schünemann

ZusammenfassungEs wird erstmals über die klinische Symptomatik, Diagnostik und Therapie der angeborenen Vulvahypoplasie bei einem Alpakafohlen in Deutschland berichtet. Das Cria war bei Aufnahme in die Klinik 24 Stunden alt und zeigte ein gestörtes Allgemeinbefinden und Kolik. Die Hypoplasie der Vulva führte zu einer Harnabsatzstörung, was Sekundärkomplikationen in Form einer Urovagina mit Harnstau bis in die Nierenbecken bedingte. Durch chirurgische Korrektur der Rima vulvae konnte das Tier geheilt werden. Da diese Erkrankung in den letzten Jahren in der Literatur vermehrt beschrieben wird, ist damit zu rechnen, dass die kongenitale Vulvahypoplasie beim Alpaka ein zunehmendes zuchthygienisches Problem darstellt.


2005 ◽  
Vol 24 (07) ◽  
pp. 591-600
Author(s):  
G. Grön ◽  
D. M. Bittner

ZusammenfassungDie Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) ist eine altersabhängige, häufige, neurodegenerative Erkrankung, die eine große sozioökonomische Herausforderung der Gesellschaft darstellt. Bei vorhandenen Therapieoptionen kommt der Früherkennung eine entscheidende Bedeutung zu. Diagnostisch kommt trotz viel versprechender Ansätze mit Labor- und Bildgebungsmarkern weiterhin der sorgfältigen Anamnese und einer ausführlichen neuropsychologischen Untersuchung eine wichtige Rolle zu. Therapeutisch steht eine symptomatische Therapie mit Azetylcholinesterase-Hemmern im Vordergrund, unterstützt durch Vitamin E und in mittelschweren bis schweren Stadien Memantine. Weitere mögliche auch ursächliche Ansätze werden diskutiert. Pharmakologische und im weiteren Sinne psychotherapeutische Behandlungsansätze von Verhaltensauffälligkeiten wie Agitiertheit, Psychosen, Depressionen und Insomnie sind insbesondere im Hinblick auf eine spätere Institutionalisierung von großer Bedeutung.


2019 ◽  
Vol 31 (4) ◽  
pp. 364-371
Author(s):  
Nico Maximilian Jandl ◽  
Alexander Volk ◽  
Florian Barvencik

ZusammenfassungDie Hypophosphatasie (HPP) ist eine erbliche metabolische Multisystemerkrankung, deren klinische Hauptcharakteristika Mineralisierungsstörungen von Knochen und Zähnen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen sind. Die klinische Symptomatik ist vom Erkrankungsalter abhängig und gestaltet sich sowohl interindividuell als auch intrafamiliär sehr variabel. Es werden sechs Unterformen der HPP abgegrenzt, wobei die Übergänge fließend sind. Sie reichen von der schweren perinatalen Form, die früher aufgrund fehlender Skelettmineralisierung meist tödlich war, bis hin zur adulten Form mit typischen Symptomen wie Frakturheilungsstörungen oder Stressfrakturen. Unspezifische Symptome wie Muskelschmerzen und -schwäche, Migräne oder Depressionen können ebenfalls Teil der HPP sein. Während schwere Formen mit einer Prävalenz zwischen 1/100.000 und 1/300.000 selten sind, kommen milde Formen der HPP deutlich häufiger vor. Perinatale und frühkindliche Formen sind meist autosomal-rezessiv vererbt, hingegen werden später auftretende Formen autosomal-rezessiv oder -dominant vererbt. Ursache der HPP ist eine reduzierte oder fehlende Aktivität der gewebeunspezifischen alkalischen Phosphatase (AP), welche durch das ALPL-Gen kodiert wird. Laborchemisch lassen sich im Serum eine alters- und geschlechtsspezifisch erniedrigte AP-Aktivität und eine konsekutive Erhöhung der AP-Substrate, z. B. des Pyridoxal-5-Phosphats (PLP), feststellen. Seit der Erstbeschreibung der Erkrankung 1948 haben sich die Diagnostik und Therapie der HPP dramatisch verbessert. Vor 4 Jahren ist eine Enzymersatztherapie mit Asfotase alfa (Strensiq®) für schwer betroffene HPP-Patienten mit Beginn der Erkrankung vor dem 18. Lebensjahr zugelassen worden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über das breite klinische Spektrum der HPP, pathophysiologische Hintergründe, die laborchemische und molekulargenetische Diagnostik sowie gegenwärtige Therapieoptionen und deren Behandlungsindikationen.


2020 ◽  
Vol 237 (05) ◽  
pp. 627-636
Author(s):  
Erich Knop ◽  
Nadja Knop

ZusammenfassungDas Trockene Auge gilt als häufigste Erkrankung in der Augenheilkunde. Sein pathophysiologisches Verständnis wurde in den letzten Jahrzehnten durch intensive Forschung wissenschaftlich klinisch und experimentell grundlegend erweitert. Das Spektrum der Erkrankung reicht von einer einfachen bis zu einer schwerwiegenden und komplexen Störung der funktionellen Anatomie der Augenoberfläche mit typischer Disparität zwischen den klinischen Befunden und der Symptomatik des Patienten. Die chronische Verletzung des Gewebes treibt verschiedene selbstverstärkende Regelkreise (vicious circles) an, die insgesamt zur progressiven Verschlimmerung des Krankheitsbildes führen. Dies kann Entzündungsvorgänge auslösen, die zur Entstehung einer immunmodulierten Entzündung und eines chronischen Schmerzsyndroms führen können. Beides ist relativ therapieresistent in der üblichen klinischen Praxis. Ein besserer Einblick in die pathophysiologischen Grundlagen hat viele Ansätze für Neuerungen in Diagnostik und Therapie des Trockenen Auges ermöglicht. Dennoch erfordert die Sicca-Praxis typischerweise hohen Zeitaufwand, bietet im Alltag meist nur symptomatische Therapie und ist oft unbefriedigend für den Patienten und auch für seinen Arzt. Daher erscheint das Trockene Auge nicht selten als ein eher schwer überschaubares und schwieriges Krankheitsbild. Die wissenschaftliche Informationsplattform des Berliner Forschungszentrums für die Augenoberfläche (Ocular Surface Center Berlin, OSCB-Berlin.org) hat sich zum Ziel gesetzt, das Verständnis der funktionellen Interaktionen an der Augenoberfläche zu verbessern und damit auch der Mechanismen bei der komplexen Pathophysiologie des Trockenen Auges und der chronischen Entzündung. Dies ist die Basis für einen aktuellen Überblick über Diagnostik und Therapie des Trockenen Auges auf verschiedenen Ebenen, die ein Verständnis für Kliniker und auch für Patienten erlauben.


2017 ◽  
Vol 96 (07) ◽  
pp. 446-455
Author(s):  
Ohlrich Marcus ◽  
Georg Royl

ZusammenfassungDer Schluckauf (Singultus) ist ein reflektorischer Bewegungsablauf mit diffus im Thorax verteilten Afferenzen und Efferenzen und kontrovers diskutierter funktioneller Relevanz. In seiner physiologischen Form handelt es sich um eine meist spontan sistierende Bagatellbeschwerde, die nur selten zum Arztkontakt führt. Ein anhaltender quälender Singultus kann jedoch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualtiät führen. Ein solcher chronischer Singultus wird im Allgemeinen durch eine Dauer von mehr als 48 h definiert. Häufigste zugrundeliegende Erkrankung ist der gastroösophageale Reflux. Die weiteren Ursachen für einen chronischen Singultus sind vielfältig und betreffen multiple Organsysteme mit zum Teil schwerwiegenden Grunderkrankungen. In einigen Fällen können sich auch neurologische Erkrankungen mit einem Schluckauf präsentieren, zum Teil ist er sogar das einzige Symptom im Rahmen der Erstmanifestation. In der zerebralen Bildgebung findet sich dann häufig eine Läsion der Medulla oblongata. Eine Neuromyelitis optica und ein ischämischer Hirninfarkt mit Wallenbergsyndrom sind 2 häufigere zugrundeliegende neurologische Erkrankungen, aber auch andere entzündliche und vaskuläre Erkrankungen und Tumorerkrankungen des zentralen Nervensystems sind beschrieben. Für ein optimales evidenzbasiertes Management der Diagnostik und Therapie des chronischen Singultus gibt es keine hinreichenden Daten. Die Suche nach der Grunderkrankung erfordert oft ein interdisziplinäres Vorgehen von Internisten, Neurologen und HNO-Ärzten. Bereits vor Abschluss der Diagnostik oder bei nicht behebbarer Ursache kann eine symptomatische Therapie erforderlich sein. Der anhaltende Schluckauf stellt auch ein häufiges Problem in der onkologischen Palliativversorgung dar. Die medikamentöse Therapie des Singultus ist oft diffizil. Protonenpumpenhemmer oder Prokinetika bei gastroösophagealer Ursache bzw. Baclofen mit oder ohne Gabapentin bei anderer Ursache gehören dabei zu den Mitteln der ersten Wahl. Weitere Alternativen sind andere Antikonvulsiva, Neuroleptika, Antidepressiva und Kalziumantagonisten. Für den therapierefraktären Verlauf stehen grundsätzlich auch invasive Verfahren wie z. B. die selektive Phrenicusblockade zur Verfügung. Insgesamt wären mehr Studien zum Singultus wünschenswert, um der therapeutischen und diagnostischen Herausforderung gerecht zu werden, die dieses Symptom für Neurologen darstellen kann.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document