Zusammenfassung
Ziel: Der Fallbericht beschreibt die klinischen Symptome und Befunde sowie die Ergebnisse der labordiagnostischen Untersuchungen von Ziegen mit Läsionen wie beim Bösartigen Katarrhalfieber (BKF). Falldarstellung: Drei Ziegen aus zwei Beständen, in denen auch Schafe gehalten wurden, entwickelten zentralnervöse Ausfallserscheinungen. Zwei lebend vorgestellte Ziegen wiesen meist eine erhöhte Körpertemperatur, Ataxie und Somnolenz auf. Eine Ziege zeigte einen Kopftremor und entwickelte schließlich Durchfall sowie eine Korneatrübung. Die andere fiel durch Drangwandern und verminderte Haltungs- und Stellreaktionen auf, später traten tonisch-klonische Krämpfe auf. Labordiagnostisch zeigten die Tiere Anämie, Hypoproteinämie, erhöhte Leberenzymaktivitäten, zeitweilig Azotämie und Lymphopenie sowie im Liquor eine Pleozytose. 22 bzw. 23 Tage nach Auftreten der ersten Symptome verendeten beide Ziegen. Die dritte, bereits euthanasiert eingelieferte Ziege wurde direkt pathologisch untersucht. In der Sektion fanden sich bei diesen Tieren Vergrößerungen von Lymphknoten, Milz und Leber. Histologisch zeigten sich hochgradige lymphohistiozytäre, teils fibrinoid-nekrotisierende Vaskulitiden in nahezu allen Organen, insbesondere Nieren, Milz, Lunge, Gehirn und Leber. Mittels PCR wurde in verschiedenen Organen DNA des ovinen Herpesvirus Typ 2 (OvHV-2) nachgewiesen. Schlussfolgerungen und klinische Relevanz: Das OvHV-2 ist ein im Schaf persistierendes Virus, das bei einer Infektion von Rindern zum BKF führen kann. Neben Schafen galten Ziegen bisher als reaktionslose Träger dieser Infektion. Der vorliegende Fall zeigt, dass bei Ziegen mit neurologischen Erkrankungen BKF differenzialdiagnostisch berücksichtigt werden muss. Die Diagnose lässt sich vor allem mithilfe pathomorphologischer und molekularbiologischer Untersuchungen bestätigen.