Lernen oder Freunde treffen?
Zusammenfassung: Schulisches Lernen ist häufig anstrengend und kostet Zeit, die nicht mehr für andere Tätigkeiten zur Verfügung steht. Modelle der Lernmotivation versuchen, Lernaktivitäten aus positiven Tätigkeits- und Folgenanreizen sowie deren Passung zu relevanten Persönlichkeitsmerkmalen vorherzusagen. Mit dem Lernen verknüpfte Kosten werden dagegen meistens vernachlässigt. Wir postulieren demgegenüber, dass bei der Realisierung von Lernhandlungen auch zwei Kostenarten eine Rolle spielen: Direkte Kosten, die den negativen Anreizen der Lerntätigkeit entsprechen, und indirekte Kosten, die die entgangenen Anreize alternativer Handlungsmöglichkeiten widerspiegeln, welche aufgrund des Lernens verpasst werden. In einer Fragebogenstudie mit n = 184 Schüler/innen weiterführender Schulen wird mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen bestätigt, dass neben der positiven Valenz des Lernens dessen Ausführung mit negativen Valenzen (direkte Kosten) der Tätigkeit und mit dem entgangenen Nutzen ebenfalls verfügbarer Freizeitalternativen (indirekte Kosten) zusammenhängt. Erleben und subjektive Performanz beim Lernen, aber auch bei Freizeitaktivitäten, scheinen auch davon abzuhängen, ob alternative Handlungsangebote präsent sind.