Kosten der Nachsorge von Patienten mit hämatologischen Neoplasien

Author(s):  
Laura Hörster ◽  
Silke Neusser ◽  
Annika Trautner ◽  
Kathrin Pahmeier ◽  
Hildegard Lax ◽  
...  

Zusammenfassung Zielsetzung Im Gegensatz zu hämatologischen Neoplasien im Kindesalter gibt es für Erwachsene mit diesen Erkrankungen wenige bis keine einheitlichen Nachsorgemuster und dementsprechend auch keine rational begründeten Nachsorgepläne. Des Weiteren wurden bislang keine Studien zu den mit der Nachsorge einhergehenden Kosten veröffentlicht. Die vorliegende Studie dient zur Erfassung des Ressourcenverbrauchs und der damit einhergehenden Kosten von erwachsenen Patienten. Methodik Die Daten des Ressourcenverbrauchs wurden 2014 retrospektiv für die letzten 12 Monate mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Die Krankheitskosten (direkte medizinische sowie indirekte Kosten) wurden aus der gesellschaftlichen Perspektive ermittelt. Das Jahr 2014 dient als Basisjahr für die Berechnung der Preise. Zur Ermittlung der indirekten Kosten (Erwerbsminderung, Arbeitsunfähigkeit) wurde der Friktionskostenansatz mit einer Friktionsperiode von 90 Tagen herangezogen. Weiterhin erfolgte ein Vergleich mit Hilfe des Humankapitalansatzes. Ergebnisse Insgesamt nahmen 1531 Patienten an der gesundheitsökonomischen Erhebung teil. 89,4 % der Teilnehmer wiesen im Erfassungszeitraum mindestens einen ambulanten Arztkontakt auf. 235 Teilnehmern (15,3 %) wurde mindestens ein der Nachsorge zuzuordnendes Medikament verabreicht. 9,7 % der Studienteilnehmer gaben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund von Nachsorge der Krebserkrankung an. Insgesamt ergaben sich direkte medizinische Kosten von durchschnittlich ca. 3627 € pro Patient. Die indirekten Krankheitskosten beliefen sich unter Verwendung des Friktionskostenansatzes auf ca. 165 € pro Patient. Schlussfolgerung Arzneimittelkosten verursachen mit etwa 60 % den Großteil der direkten Nachsorgekosten bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien. Nach der zugrundeliegenden Erkrankung aufgeschlüsselt weisen myeloproliferative Erkrankungen mit einem Anteil von fast 60 % die höchsten Gesamtkosten auf. Unter Verwendung des Friktionskostenansatzes lassen sich die Nachsorgekosten in 95,7 % direkte Kosten und 4,3 % indirekte Kosten unterteilen. 9,7 % der Studienteilnehmer geben keinerlei Inanspruchnahme aufgrund von Nachsorge der Krebserkrankung an und scheinen somit komplett durch das Nachsorgesystem zu fallen.

2017 ◽  
Vol 80 (05) ◽  
pp. 471-481 ◽  
Author(s):  
Alexander Konnopka ◽  
Astrid Dobroschke ◽  
Thomas Lehnert ◽  
Hans-Helmut König

Zusammenfassung Ziel der Studie Ziel dieser Arbeit war eine systematische Übersicht über Krankheitskostenstudien zu Übergewicht und Adipositas für Deutschland zu erstellen. Methodik Wir haben eine PubMed-Recherche durchgeführt. Um die Vergleichbarkeit zu erhöhen, haben wir alle Kostendaten auf das Jahr 2014 inflationiert. Bei Bottom-up Studien haben wir zusätzlich die relativen Kostenunterschiede zwischen Übergewicht bzw. Adipositas und Normalgewicht berechnet, meta-analytisch aggregiert und auf die Gesamtbevölkerung extrapoliert. Ergebnisse Insgesamt konnten wir 15 Bottom-up Studien, 6 Top-down Studien und 2 Markov-Modellierungen identifizieren. Im Durchschnitt berichteten die Top-Down Studien direkte Kosten von 7,9 Mrd. Euro und indirekte Kosten von 3,6 Mrd. Euro. Die absoluten Ergebnisse der Bottom-up Studien waren aufgrund der Heterogenität der Studien nicht aggregierbar. Die gepoolten relativen Mittelwertdifferenzen in Studien mit Erwachsenen waren +22% für den Unterschied zwischen Übergewicht und Normalgewicht bzw. +53% für den Unterschied zwischen Adipositas und Normalgewicht. Die entsprechenden Effektstärken waren 0,07 (−0,05; 0,19), bzw. 0,15 (0,02; 0,28). Bei Kindern waren die relativen Mittelwertdifferenzen deutlich geringer und die dazugehörigen Effektstärken nahezu null. Die Extrapolation der Bottom-up Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung ergab direkte und indirekte Excess-Kosten von 22,2 Mrd. Euro für Übergewicht und 23,0 Mrd. Euro für Adipositas. Schlussfolgerung Zusammenfassend zeigte sich sowohl bei den Top-down Studien als auch bei den Bottom-up Studien eine große Heterogenität der Ergebnisse, welche auf eine erhebliche Unsicherheit hindeutet und eindeutige Aussagen zu den Kosten von Übergewicht und Adipositas sehr erschwert. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Gesamtkosten in Top-down Studien stark unterschätzt werden.


2005 ◽  
Vol 19 (3) ◽  
pp. 173-189 ◽  
Author(s):  
Franziska Dietz ◽  
Sebastian Schmid ◽  
Stefan Fries

Zusammenfassung: Schulisches Lernen ist häufig anstrengend und kostet Zeit, die nicht mehr für andere Tätigkeiten zur Verfügung steht. Modelle der Lernmotivation versuchen, Lernaktivitäten aus positiven Tätigkeits- und Folgenanreizen sowie deren Passung zu relevanten Persönlichkeitsmerkmalen vorherzusagen. Mit dem Lernen verknüpfte Kosten werden dagegen meistens vernachlässigt. Wir postulieren demgegenüber, dass bei der Realisierung von Lernhandlungen auch zwei Kostenarten eine Rolle spielen: Direkte Kosten, die den negativen Anreizen der Lerntätigkeit entsprechen, und indirekte Kosten, die die entgangenen Anreize alternativer Handlungsmöglichkeiten widerspiegeln, welche aufgrund des Lernens verpasst werden. In einer Fragebogenstudie mit n = 184 Schüler/innen weiterführender Schulen wird mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen bestätigt, dass neben der positiven Valenz des Lernens dessen Ausführung mit negativen Valenzen (direkte Kosten) der Tätigkeit und mit dem entgangenen Nutzen ebenfalls verfügbarer Freizeitalternativen (indirekte Kosten) zusammenhängt. Erleben und subjektive Performanz beim Lernen, aber auch bei Freizeitaktivitäten, scheinen auch davon abzuhängen, ob alternative Handlungsangebote präsent sind.


2013 ◽  
Vol 42 (4) ◽  
pp. 242-255 ◽  
Author(s):  
Till Wagner ◽  
Stefan Roepke ◽  
Paul Marschall ◽  
Christian Stiglmayr ◽  
Babette Renneberg ◽  
...  

Hintergrund: Bislang liegen in Deutschland keine Befunde über die krankheitsbedingten Kosten von Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) aus der gesellschaftlichen Perspektive vor. Fragestellung: Wie hoch sind die jährlichen Krankheitskosten pro BPS-Patient? In welchen Bereichen entstehen die höchsten Kosten? Methodik: Auf der Grundlage aktueller gesundheitsökonomischer Empfehlungen wurden die krankheitsbedingten Kosten von N = 55 BPS-Patienten in Berlin für den Zeitraum von 12 Monaten vor Beginn einer ambulanten Psychotherapie aus der gesellschaftlichen Perspektive mit einem Interview erhoben und berechnet. Ergebnisse: Die Krankheitskosten in den 12 Monaten vor der Therapie betrugen insgesamt € 26.882 (SD = € 32.275) pro BPS-Patient. € 17.976 (SD = € 23.867) davon waren direkte Kosten, € 8.906 (SD = € 15.518) wurden für indirekte Kosten berechnet. Die höchsten Kosten entstanden durch stationäre und teilstationäre Aufenthalte (M = € 13.121; SD = € 19.808) sowie durch krankheitsbedingte Erwerbsunfähigkeit (M = € 7.020; SD = € 15.099). Schlussfolgerungen: Die BPS geht mit hohen gesellschaftlichen Kosten einher, die weitaus höher sind als die durch viele andere psychische und somatische Erkrankungen bedingten Kosten.


2004 ◽  
Vol 04 (01) ◽  
pp. 25-30 ◽  
Author(s):  
Meinolf Suttorp

ZusammenfassungAls chronisch myeloproliferative Erkrankungen (CMPE) werden die essenzielle Thrombozythämie (ET), die Polycythaemia vera (PV), die idiopathische Myelofibrose (IM) und die chronisch myeloische Leukämie (CML) zusammengefasst. Gemeinsame Ursache ist eine primäre somatische Mutation, welche eine hämatopoetische Stammzelle mit einem klonalen Proliferationsvorteil ausstattet. Die einzelnen Entitäten sind durch die Proliferation von einer oder mehreren myeloischen Zellreihen (Granulopoese, Erythropoese oder Megakarypoese) mit relativ normaler, effektiver Ausreifung charakterisiert. Der Nachweis des Philadelphia-Chromosoms trennt die CML scharf von den anderen CMPE ab. Die extreme Seltenheit einiger Entitäten und zum Teil Schwierigkeiten bei der Klassifikation bedingen für pädiatrische Patienten schwankende Angaben zur Inzidenz von 0,05-0,40 pro 100 000. Eine moderne WHO-Klassifikation der CMPE wurde in den letzten Jahren für die internistische Hämatologie etabliert, welcher auch die pädiatrische Einteilung folgt.


2006 ◽  
Vol 25 (03) ◽  
pp. 166-169
Author(s):  
H. Spießl
Keyword(s):  

ZusammenfassungDepressionen sind weltweit die häufigste Ursache für mit Behinderung gelebte Lebensjahre. Durch keine andere Erkrankung gehen in den Industrieländern mehr gesunde Lebensjahre verloren als durch Depressionen. Neben den direkten Kosten verursachen Depressionen durch etwa 11 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und 15 000 Frühberentungen pro Jahr auch erhebliche indirekte Kosten. Trotz der großen klinischen und sozioökonomischen Bedeutung von Depressionen besteht ein erhebliches diagnostisches und therapeutisches Defizit. Adäquat behandelt werden nur 10% der etwa vier Millionen an einer behandlungsbedürftigen Depression erkrankten Menschen in Deutschland. Die Verbesserung der Früherkennung und der Behandlung von Depressionen ist Ziel des deutschlandweiten AwarenessProgrammes “Bündnis gegen Depression”.


2021 ◽  
Author(s):  
Christian Rauschenberg ◽  
Dusan Hirjak ◽  
Thomas Ganslandt ◽  
Julia C. C. Schulte-Strathaus ◽  
Anita Schick ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die stationsäquivalente psychiatrische Behandlung (StäB) wurde 2018 als Krankenhausleistung für Menschen eingeführt, die die Kriterien einer stationären Behandlung erfüllen. Die rasanten Fortschritte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie bieten neue Chancen für innovative digitale Versorgungsangebote wie telemedizinische, eHealth- oder mHealth-Verfahren. Ziel der Arbeit Diese Übersichtsarbeit soll einen umfassenden Überblick über neue digitale Versorgungsformen geben, die zur Personalisierung der StäB bei schweren psychischen Erkrankungen beitragen und somit klinische und soziale Outcomes verbessern sowie direkte und indirekte Kosten reduzieren könnten. Methode Diese Arbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecherche (Narratives Review). Ergebnisse Es wurden vier primäre digitale Versorgungsformen identifiziert, die in der StäB gewinnbringend genutzt werden könnten: (1) Kommunikation, Behandlungskontinuität und -flexibilität durch Online-Chat und Videotelefonie, (2) Monitoring von Symptomen und Verhaltensweisen in Echtzeit durch Anwendung des ambulatorischen Assessments („ecological momentary assessment“ [EMA]), (3) Nutzung multimodaler EMA-Daten für die Generierung von personalisiertem Feedback über subjektives Erleben und Verhaltensmuster sowie (4) auf Person, Moment und Kontext zugeschnittene, adaptive ambulatorische Interventionen („ecological momentary interventions“ [EMIs]). Diskussion Digitale Versorgungsformen haben erhebliches Potenzial die Effektivität und Kosteneffektivität der StäB zu steigern. Ein wichtiger nächster Schritt besteht darin, die Anwendung dieser Versorgungsformen im Bereich der StäB zu modellieren und deren Qualität aus Sicht der Patient*innen, Sicherheit und initiale Prozess- und Ergebnisqualität sowie Implementierungsbedingungen sorgfältig zu untersuchen.


2018 ◽  
Vol 58 (06) ◽  
pp. 392-397
Author(s):  
Gert Krischak ◽  
Lena Tepohl ◽  
Julia Dannenmaier ◽  
Ulrich Hartschuh ◽  
Ramona Auer ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Chronischer Rückenschmerz ist die häufigste Indikation der medizinischen Rehabilitation. Zahlreiche Vorher-Nachher-Vergleiche belegen positive Effekte dieser Rehabilitation auf den Gesundheitszustand. Allerdings fehlt der Nachweis der absoluten Wirksamkeit, da eine valide Vergleichsgruppe bisher nicht identifiziert werden konnte. Methodik Mithilfe eines verknüpften Routinedatensatzes der Deutschen Rentenversicherung Bund und Baden-Württemberg sowie der AOK Baden-Württemberg wurde eine Vergleichsgruppe definiert, die aufgrund ihrer Patientenkarriere mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Reha-Bedarf hat, die jedoch aus unklaren Gründen keinen Rehabilitationsantrag stellte. Zur Untersuchung des Nutzens wurden direkte und indirekte Kosten mit und ohne Rehabilitation verglichen. Ergebnisse Die direkten Kosten der Rehabilitation betrugen 2472 €, hinzu kamen indirekte Kosten in Höhe von 2597 €. Rehabilitanden nahmen in den beiden Folgejahren der Rehabilitation weniger akutstationäre Leistungen in Anspruch und verursachten geringere, indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeit. Der Nutzen einer Rehabilitation im Vergleich zur Gruppe ohne Rehabilitation betrug im ersten Jahr 727 € pro Fall und zusätzliche 37 € im zweiten Folgejahr. Schlussfolgerung Rehabilitationsmaßnahmen bei chronischen Erkrankungen tragen zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit bei. Durch die positiven Effekte der Rehabilitation sinken die AU-Dauer und die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, wodurch direkte und indirekte Krankheitskosten reduziert werden. Weitere ökonomische Effekte auf die möglicherweise vermiedene bzw. verzögerte Berentung durch die Rehabilitation sind hier noch nicht erfasst.


1987 ◽  
pp. 108-141
Author(s):  
Bertha Frisch ◽  
S. Mitchell Lewis ◽  
Rolf Burkhardt ◽  
Reiner Bartl

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