Training sozialer Fertigkeiten für Kinder mit ADHS

Author(s):  
Marion Schmitman gen. Pothmann ◽  
Ulrike Petermann ◽  
Franz Petermann ◽  
Daniela Zakis

Hintergrund: Zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer ADHS gehören mangelnde soziale Kompetenzen. Erstmalig wurde im deutschsprachigen Raum ein Therapiekonzept zur Förderung sozialer Fertigkeiten entwickelt, das auf die spezifischen Defizite von Kindern mit ADHS abgestimmt ist. Methodik: In einem Zweigruppen-Prätest-Posttest-Design mit unbehandelter Wartekontrollgruppe wurden 40 Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren mit den Diagnosen F90.0, F90.1, F98.8 untersucht, davon waren 15 % Mädchen und 85 % Jungen. In Gruppen von 3 Personen nahmen sie an dem neu entwickelten 10-stündigen Trainingsprogramm TEAM teil. Zur Messung sozialer Kompetenz wurde der Erfassungsbogen sozialer Fertigkeiten für Eltern (ESF-E) eingesetzt. Darüber hinaus wurden Aufmerksamkeitsleistungen (FBB ADHS) und begleitende psychische Faktoren erfasst (SDQ). Ergebnisse: Mittels MANOVA mit Messwiederholungsfaktor konnten signifikante Effekte des Trainings für nahezu alle soziale Fertigkeiten gezeigt werden. Uneinheitlich sind die Ergebnisse zu den verschiedenen Aufmerksamkeitskomponenten und den psychosozialen Begleitfaktoren. Die stärksten Effekte zeigten sich in den Bereichen: Konfliktmanagement, Emotionsregulation und Empathiefähigkeit. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Durchführung des Trainings sozialer Fertigkeiten eine sinnvolle und effektive Ergänzung in der Therapie von Kindern mit ADHS darstellt. Die Überprüfung von Langzeiteffekten steht noch aus.

2016 ◽  
Vol 64 (4) ◽  
pp. 287-298 ◽  
Author(s):  
Monika Daseking ◽  
Franz Petermann
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Das Konzept der sozialen Kompetenz spielt in vielen psychologischen Anwendungsfeldern eine wichtige Rolle. Soziale Kompetenzen bilden die Grundlage für sozial kompetentes Verhalten, wobei Persönlichkeitsmerkmale die Qualität menschlicher Interaktionsmuster und damit die Entwicklung sozialer Kompetenzen beeinflussen. Um den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Kompetenzen zu ermitteln, wurden die Selbstaussagen von N = 449 Personen (Alter: 16 bis 65 Jahre) im Inventar sozialer Kompetenzen (ISK) und im Münchner Persönlichkeitstest (MPT) berücksichtigt. T-Tests zu geschlechtsbezogenen Unterschieden in den Merkmalsausprägungen ergaben bei geringen Effektstärken signifikante Differenzen in der ISK-Skala Soziale Orientierung (F = 2.503, df = 447, p = .039, d = 0.24) und im Persönlichkeitsmerkmal Frustrationstoleranz (F = –3.585, df = 447, p = .000, d = –0.35). Es zeigen sich erwartungsgemäß hohe Korrelationen für die Persönlichkeitsmerkmale Extraversion, Frustrationstoleranz und Neurotizismus zu den Primär- und Sekundärskalen der sozialen Kompetenzen. Positiven Korrelationen der sozialen Kompetenzen mit Frustrationstoleranz stehen negative Korrelationen mit Neurotizismus gegenüber. Zur Vorhersage der Facetten der sozialen Kompetenzen tragen neben Persönlichkeitsmerkmalen weitere Merkmale wie Bildungsabschluss und Berufsgruppenzugehörigkeit bei.


2016 ◽  
Vol 25 (2) ◽  
pp. 100-113 ◽  
Author(s):  
Eva Stumpf

Zusammenfassung. Delfintherapien weltweit werden von deutschen Familien rege in Anspruch genommen, bislang aber kaum von der Fachwelt diskutiert. Dieser Beitrag bietet einen Einblick in konzeptionelle Unterschiede verschiedener Anbieter und einen vollständigen Überblick zu den Wirksamkeitsstudien. Von den insgesamt 32 Studien werden die Ergebnisse der 13 kontrollierten Studien unter Berücksichtigung weiterer methodischer Eckdaten erläutert. Für Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen sind Effekte auf die kognitive und motorische Entwicklung sowie nachhaltige Effekte auf kommunikative und soziale Kompetenzen bestätigt. Für andere Zielgruppen ist die Befundlage noch sehr eingeschränkt. Es werden Schlussfolgerungen für die zukünftige Forschung und für die Beratung von Familien gezogen.


2006 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 178-186 ◽  
Author(s):  
Günther Bernatzky ◽  
Franz Wendtner ◽  
Patrick Bernatzky ◽  
Werner Kullich ◽  
Rudolf Likar

Zusammenfassung. Schmerz stellt einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Ängste, Verspannungen und Herabsetzung der Schlafqualität mindern das Wohlbefinden und verzögern den Genesungsprozess. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung kann über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Effekt einer standardisierten Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung, bei chronischen Rückenschmerzpatienten zu evaluieren. Gleichzeitig wird in diesem Beitrag gezeigt, welche Wirkung eine stimulierende Musik bei Patienten mit Morbus Parkinson hat.


2007 ◽  
Vol 16 (3) ◽  
pp. 171-179 ◽  
Author(s):  
Heinrich Tröster ◽  
Dirk Reineke
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Zur Ermittlung der Prävalenz von Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten wurden 732 Kinder im Alter von 3 - 6 Jahren aus zehn Kindergärten des Landkreises Hameln-Pyrmont untersucht. Die Kinder wurden von ihrer Erzieherin und von ihren Eltern mit dem Verhaltensbeurteilungsbogen für Kindergartenkinder (VBV 3 - 6) beurteilt, zur Erfassung von Entwicklungsauffälligkeiten wurde das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3 - 6) eingesetzt. Ein Drittel der Kinder war in mindestens einem der vier Verhaltensbereiche des VBV 3 - 6 auffällig. Jedes fünfte Kind im Kindergartenalter zeigte Auffälligkeiten im emotionalen Verhalten oder verfügte nach der Beurteilung ihrer Erzieherin nicht über altersgemäße soziale Kompetenzen. Bei jeweils 10 % der Kinder wurden oppositionell-aggressive Verhaltensauffälligkeiten sowie Aufmerksamkeitsschwächen und hyperaktives Verhalten beobachtet. Insgesamt waren 15,4 % der Kindergartenkinder in ihrer Entwicklung auffällig, weitere 12,4 % erhielten einen fraglichen Screening-Befund im DESK 3 - 6. Am häufigsten waren Auffälligkeiten in der sprachlichen und kognitiven Entwicklung (20,7 %) und im Sozialverhalten (14,6 %), seltener waren Auffälligkeiten in der Feinmotorik (10,2 %) und der Grobmotorik (8,5 %).


2009 ◽  
Vol 17 (1) ◽  
pp. 30-39 ◽  
Author(s):  
Jochen Hardt ◽  
Ulrich Mingram ◽  
Johannes Kruse ◽  
Ulrich Tiber Egle

Zusammenfassung. Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Bezug auf somatische Behandlung und Diagnostik wesentlich durch psychische Faktoren der Patienten mitbestimmt wird. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, wie psychische Komorbiditäten und frühe Kindheitsbelastungen das Inanspruchnahmeverhalten in der somatischen Primärversorgung beeinflussen. Insgesamt wurden 453 Patienten bei hausärztlichen Konsultationen gefragt, ob sie an einer Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Die Ergebnisse von 366 Patienten wurden mit den Daten zum Inanspruchnahmeverhalten, somatischen und psychischen Diagnosen der Praxen verglichen. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines Graphischen Markov Modells. Psychische Erkrankungen beeinflussen die Anzahl der Hausarztbesuche und die Zeit, die der Hausarzt für den Patienten aufwendet. Letzteres gilt nicht nur für psychisch orientierte Diagnostik und Behandlung, sondern auch für somatisch orientierte. Ein umgekehrter Effekt, dass somatische Erkrankungen oder der Verdacht auf deren Vorliegen ebenfalls vermehrte psychiatrisch orientierte Diagnostik nach sich ziehen, zeigte sich nicht. Kindheitsbelastungen sind nicht mit dem Inanspruchnahmeverhalten assoziiert. Die strikte Trennung zwischen somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Medizin in Form der häufig praktizierten Sequenz zuerst somatische Medizin, dann psychiatrisch/psychotherapeutische Diagnostik und Therapie ist überdenkenswert, um Diagnostik und Therapie somatischer wie auch psychischer Erkrankungen zu optimieren und Verzögerungen zu vermeiden.


2020 ◽  
Author(s):  
Silke Kuske ◽  
Christine Holmberg ◽  
Michel Wensing ◽  
Bernd Reuschenbach ◽  
Andreas Büscher ◽  
...  
Keyword(s):  

Zusammenfassung Ziel der Studie Ziel dieser Untersuchung war es, die derzeit akkreditierten Versorgungsforschungsstudiengänge in Deutschland im Hinblick auf ihre Strukturdaten und Inhalte zu analysieren. Methodik Im Rahmen eines deskriptiven qualitativen Designs wurden die aktuellen Studienverlaufspläne, die Modulhandbücher und die Steckbriefe akkreditierter Masterstudiengänge der Versorgungsforschung inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse Die 6 analysierten Studiengänge zeigen sich hinsichtlich ihrer strukturellen Merkmale und lehr-lerninhaltlichen Ausrichtung in den wesentlichen Punkten als homogen. Ziel aller Studiengänge ist es, fach- und disziplinübergreifende personale und soziale Kompetenzen zu fördern, um Versorgungsbedarfe im Gesundheitswesen zu identifizieren, Innovationen der Versorgung zu entwickeln, zu initiieren, zu evaluieren und kritisch zu reflektieren. Schlussfolgerungen Trotz ähnlicher Lehr-Lerninhalte bestehen spezifische Ausrichtungen, für die sich die Studierenden vor dem Hintergrund ihrer individuellen Präferenzen entscheiden können. Diese Ergebnisse könnten unter Berücksichtigung aktueller Diskurse und weiterer Erkenntnisse als Grundlage für Empfehlungen zur Entwicklung eines Kerncurriculums dienen.


Author(s):  
Petia Genkova ◽  
Lisa Kruse

ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag zur Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. (GIO) zeigt, basierend auf einer Onlinestudie, dass Auslandsaufenthalte mit höheren arbeitsbezogenen Kompetenzen assoziiert sind. In diesem Beitrag wird also analysiert, inwieweit bei Auslandsaufenthalten von einer Kompetenzschule die Rede sein kann. Auslandserfahrung ist ein fester Bestandteil vieler Curricula geworden. Auslandsaufenthalten wird nicht nur eine Verbesserung von Fremdsprachkenntnissen zugesprochen, sondern auch die Förderung allgemeinerer Kompetenzen sowie eine Weiterentwicklung der Persönlichkeit. Insbesondere wird vermutet, dass Umgang mit Stress und Ambivalenzen, Erfahrungen im Projektmanagement, interkulturelle und soziale Kompetenzen durch die Auslandserfahrungen zunehmen. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwieweit ein Auslandsaufenthalt, diesen Erwartungen gerecht wird, ob also Kompetenzunterschiede zwischen Personen, die einen Auslandsaufenthalt absolvierten und jenen, die keinen absolvierten, sichtbar sind. Es konnte bestätigt werden, dass Personen mit Auslandserfahrung tatsächlich höhere Werte in den Dimensionen Arbeitsengagement, beruflicher Ehrgeiz, Widerstandskraft, Distanzierungsfähigkeit, offensive Problembewältigung, Engagement, soziale Kompetenz, Dominanz sowie kulturelle Intelligenz aufweisen. Kulturelle Intelligenz hängt sowohl mit der Länge der Auslandsaufenthalte als auch mit der Qualität der Kontakte zu Angehörigen der Gastkultur zusammen. Die Ergebnisse werden diskutiert und abschließend Implikationen für weitere Forschung und die Praxis abgeleitet.


2021 ◽  
Vol 37 (01) ◽  
pp. 17-22
Author(s):  
Sven Schneider
Keyword(s):  

Zusammenfassung Hintergrund Angesichts seiner mannigfaltigen physiologischen Wirkungen wird Sport in der Literatur zunehmend als „Polypille“ bezeichnet. Sport gleiche demnach einem pleiotrop wirksamen Medikament. Die Sportwissenschaft kritisiert diese eher klinische Sichtweise als zu einseitig und warnt vor einer Medikalisierung des Sports. Methode Der vorliegende Beitrag greift diesen Einwand auf und fasst die biopsychosozialen Wirkungen des Sports zusammen. Besondere Beachtung finden dabei die psychischen und sozialen Wirkungen sportlicher Aktivität. Die Überlegungen münden in einem konzeptionellen Modellentwurf, dem Polypill-Modell des Sports. Ergebnisse Der Sport wird zunächst in seine Organisationsformen differenziert. Anschließend werden die individuellen Wirkungen sportlicher Aktivität auf körperliche, psychische und soziale Ressourcen beschrieben: Diese erstrecken sich auf motorische, also konditionelle und koordinative, Fähigkeiten, auf kognitive, emotionale und motivationale Aspekte sowie auf selbstbezogene und fremdbezogene Sozialkompetenzen. Wenngleich – insbesondere regelmäßiger – Sport körperliche, psychische und soziale Ressourcen zu stärken vermag, bergen beispielsweise unphysiologische Belastungen, mangelhafte Betreuung und normative Strukturen dennoch stets ein individuelles latentes Schädigungspotenzial. Darüber hinaus werden die sportspezifischen Sozialisations- und Enkulturationsprozesse unter den Begriffen „Sozialisation in den Sport“, „Sozialisation im Sport“ und „Sozialisation durch den Sport“ in das Modell integriert. So können viele im Sport erlernte – insbesondere psychische und soziale – Kompetenzen auch für andere Lebensbereiche von Bedeutung sein. Schlussfolgerungen Unter dem Begriff der Polypille werden neben körperlichen auch psychische und soziale Wirkungen des Sports systematisiert. Das hier vorgeschlagene Polypill-Modell des Sports kann in der universitären und außeruniversitären Lehre ebenso eingesetzt werden wie in der konkreten Studien- und Trainingsplanung.


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