Qualitätssicherung in der psychodynamischen Psychotherapie: Diagnosespezifische Verläufe, der Einfluss unterschiedlicher Respondenten und ihre Sicht auf Moderatoren der Veränderung
Zusammenfassung. Diese Studie untersucht in einem naturalistischen Design die Einschätzung des Verlaufs und der Wirksamkeit ( effectiveness) psychodynamischer Langzeittherapien aus der Sicht jugendlicher Patient_innen und ihren Müttern im Kontext anderer Moderatoren der Veränderung, die Merkmale der Patient_innen, der Therapeut_innen und der Therapie umfassten. An 161 Patient_innen und ihren Müttern wurden zu drei Zeitpunkten der Therapie (Beginn, Mitte, Ende) Einschätzungen der internalizing, externalizing und Gesamtsymptombelastung mit dem Youth Self Report (YSR) und der Child Behavior Checklist (CBCL) erhoben. Die Einschätzungen beider Informant_innen ergab einen Rückgang der Symptome über den Therapieverlauf mit ähnlich hohen Effektstärken (η2 = .25 für die Patient_innen, η2 = .31 für deren Mütter). Die Jugendlichen differenzierten stärker zwischen den Diagnosegruppen, gaben höhere Symptomstärken zu Beginn an und sahen in der zweiten Hälfte der Therapie geringere Veränderungen als ihre Mütter. Insbesondere für internalisierende Störungen erwiesen sich die psychodynamischen Langzeittherapien im Mütter- und Patient_innenurteil als wirksam. In Bezug auf die selten durchgeführten Kurzzeittherapien unterscheiden sich Selbst- und Fremdurteil. Bei der Untersuchung der Prädiktoren für die Therapiewirksamkeit (Differenzwert der Gesamtsymptombelastung zwischen Beginn und Ende) klärten im Mütterurteil Therapeut_innen- und Therapiemerkmale Varianz auf, während nach Einschätzung der Jugendlichen Patient_innenmerkmale den stärksten Einfluss zeigen.