Akute psychische Störungen deutscher Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan

2013 ◽  
Vol 61 (4) ◽  
pp. 273-277 ◽  
Author(s):  
Jörn Ungerer ◽  
Anna Weeke ◽  
Peter Zimmermann ◽  
Franz Petermann ◽  
Jens T. Kowalski

Psychische Belastungen können während und nach Auslandseinsätzen zu akuten psychiatrischen Störungsbildern bei Soldaten führen. In der vorliegenden Studie werden die akuten einsatzbedingten psychischen Störungen deutscher Soldaten in Afghanistan in den Jahren 2009 (n = 40) und 2011/2012 (n = 41) miteinander verglichen. Während 2009 signifikant häufiger die akute Belastungsreaktion (ICD-10: F 43.0) diagnostiziert wurde, standen bei den untersuchten Patienten im Vergleichszeitraum 2011/2012 die Anpassungsstörungen (ICD-10: F 43.2) im Vordergrund. Diese Verschiebung im Diagnosespektrum lässt sich hypothetisch auf Unterschiede der einwirkenden einsatz-assoziierten Stressoren zurückführen. Während 2009 akute traumatische Erlebnisse den Einsatz bestimmten, standen in 2011/2012 eher alltägliche Belastungen wie Trennungsreaktionen und Konflikte mit Vorgesetzten und Kameraden im Vordergrund. Die Ergebnisse können helfen, die Anbieter psychiatrisch-psychotherapeutischer Leistungen besser auf die Bedingungen vorzubereiten und so die Akutversorgung in Einsatzgebieten zu optimieren.

Author(s):  
Dirk K. Wolter

Zusammenfassung. Zielsetzung: Übersicht über Suchtpotenzial und andere Risiken von Opioidanalgetika im höheren Lebensalter. Methodik: Narrativ review. Literaturrecherche in PubMed (Suchbegriffe: opioid analgesics UND abuse; opioid analgesics UND dependence; opioid analgesics UND addiction; opioid analgesics UND adverse effects; jeweils UND elderly) sowie aktuellen einschlägigen Standardwerken; Auswahl nach altersmedizinischer Relevanz und Aktualität. Ergebnisse: Die Verordnung von Opioidanalgetika (OA) hat in den letzten 25 Jahren massiv zugenommen, die weitaus meisten Verordnungen entfallen auf alte Menschen und Menschen mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen (CNTS). Die diagnostischen Kriterien für die Opiatabhängigkeit in ICD-10 und DSM-5 sind für die OA-Behandlung von CNTS ungeeignet. Bei langfristiger OA-Behandlung bei CNTS kann eine spezifische Form von Abhängigkeit entstehen, die nicht mit der illegalen Opiat-(Heroin-)Sucht gleichzusetzen ist. Vorbestehende Suchterkrankungen und andere psychische Störungen sind die wesentlichsten Risikofaktoren. Weitere Nebenwirkungen sind zu beachten. Schmerztherapie bei Suchtkranken stellt eine besondere Herausforderung dar. Schlussfolgerungen: Die Anwendung von OA bei CNTS verlangt eine sorgfältige Indikationsstellung. Die besondere Form der Abhängigkeit von OA ist nicht ausreichend erforscht und wird zu wenig beachtet.


2020 ◽  
Vol 68 (1) ◽  
pp. 16-32
Author(s):  
Franka Metzner ◽  
Kim Sobania ◽  
Mira Vasileva ◽  
Michelle Wichmann ◽  
Daniela Lempertz ◽  
...  

Zusammenfassung. Kinder im Vorschulalter zwischen drei und sechs Jahren weisen ein hohes Risiko für Gewalterfahrungen und Unfälle auf oder können durch lebensbedrohliche Erkrankungen bzw. schwere medizinische Eingriffe bei sich oder engen Bezugspersonen bereits schwere psychische Belastungen erleben. Dennoch lassen sich Studien zur Häufigkeit von traumatischen Erfahrungen sowie zu Traumafolgestörungen, wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), bei Vorschulkindern weltweit bisher nur vereinzelt finden. Der Beitrag a) gibt daher einen Überblick über Kriterien und Instrumente zur Diagnostik der PTBS bei Vorschulkindern, b) fasst die Ergebnisse eines systematischen Literaturreviews zur Häufigkeit der PTBS bei traumatisierten Vorschulkindern zusammen und c) beschreibt die wenigen verfügbaren Befunde zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung junger Kinder mit Traumafolgestörungen unter Berücksichtigung möglicher Barrieren für die Inanspruchnahme von professionellen Hilfen in Deutschland. Die sieben in das Literaturreview eingeschlossenen Studien, in denen insgesamt 1029 Drei- bis Sechsjährige mit Kriegserlebnissen und anderen Traumata in Israel bzw. Palästinensischen Gebieten, USA und Deutschland untersucht wurden, zeigten PTBS-Häufigkeiten zwischen 0 % und 50 %. Die wenigen Untersuchungen zur Inanspruchnahme von Psychotherapien durch Vorschulkinder in Deutschland deuten auf eine Unterversorgung dieser Gruppe hin. Es fehlt allerdings an repräsentativen Studien zur Häufigkeit der PTBS im Vorschulalter sowie zur Versorgung von posttraumatisch belasteten Vorschulkindern. Bei traumatisierten Vorschulkindern muss unter anderem aufgrund der für diese Altersgruppe wenig sensitiven PTBS-Kriterien in der ICD-10, der starken Abhängigkeit von Bezugspersonen und vom sozialen Umfeld sowie aufgrund genereller Barrieren in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung von einer Unterschätzung der Anzahl an betroffenen Kindern sowie von einer Unterversorgung ausgegangen werden.


Suchttherapie ◽  
2018 ◽  
Vol 19 (04) ◽  
pp. 168-175
Author(s):  
Irmgard Vogt

Zusammenfassung Hintergrund Die Zahlen von Menschen, die ihre sexuelle Identität nicht als heterosexuell sondern als schwul, lesbisch, bisexuell oder in einer anderen Kategorie definieren, steigen seit Jahren leicht an; man schätzt, dass in westlichen Ländern ca. 5% der Bevölkerung zu den sexuellen Minderheiten zu rechnen sind. Diese Studie ist darauf angelegt, die psychischen Problemlagen der sexuellen Minoritäten anhand US-amerikanischer Bevölkerungsstudien sowie weiterer wichtiger Studien aus anderen Ländern genauer darzustellen. Ergebnisse Zusammenfassend ergibt sich Folgendes: Unabhängig vom Geschlecht liegt der Konsum von Alkohol und anderen Drogen sowie die Abhängigkeit von diesen Stoffen mindestens auf dem Niveau der heterosexuellen Männer. Lesbisch/schwule und bisexuelle Frauen sind noch etwas stärker durch den Konsum von psychoaktiven Substanzen belastet als schwule und bisexuelle Männer. Untersucht man Belastungen durch Depressionen und Suizidversuche, findet man wiederum bei den sexuellen Minoritäten höhere Belastungen. LSB-Frauen haben die höchsten Raten hinsichtlich Depressionen und Ängsten. Darüber hinaus weisen die Daten darauf hin, dass bisexuelle Männer und Frauen hohe psychische Belastungen haben. Alles in allem genommen ist davon auszugehen, dass die sexuellen Minoritäten einen relativ hohen Bedarf an Behandlungen ihrer psychischen Störungen haben. Dennoch gibt es bislang nur sehr wenige Behandlungsprogramme mit der Zielgruppe: sexuelle Minoritäten. Schlussfolgerungen Wir benötigen dringend deutsche Studien zu sexuellen Minoritäten allgemein und besonders zu trans*  Personen mit ihren sehr spezifischen Problemlagen. Die Studien sollten neben den Substanzkonsumstörungen der sexuellen Minoritäten auch andere psychische Störungen erfassen. Kenntnisse über die psychische Befindlichkeit sexueller Minoritäten sind die Grundlage für optimale Behandlungsgestaltungen.


2020 ◽  
Vol 29 (4) ◽  
pp. 173-177
Author(s):  
Alexander von Gontard ◽  
Margarete Bolten ◽  
Monika Equit ◽  
Tina In-Albon

Zusammenfassung. Psychische Störungen sind bei Säuglingen, Klein- und Vorschulkindern mit einer Prävalenz von 10 – 15 % häufig. Sie sind vielfältig und umfassen sowohl externalisierende Störungen (wie ADHS und Störung des Sozialverhaltens) als auch internalisierende (wie Depression und Angststörungen). Sie weisen hohe Komorbiditätsraten auf und können langfristig persistieren und chronifizieren. Darüber hinaus können viele seltene Störungen junge Kinder betreffen und beeinträchtigen. Manche Störungen sind sogar spezifisch für das junge Alter. Ferner spielen die Beziehung zur Bezugsperson – und die Identifizierung von Beziehungsstörungen – eine besondere Rolle. Da die diagnostischen Kriterien der bisherigen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-5 für junge Kinder nicht sensibel genug sind, wurde das Klassifikationssystem DC: 0 – 5 für das Alter von 0 bis 5 Jahren entwickelt. Das Ziel dieses Sonderheftes ist es, einen Überblick über die DC: 0 – 5 zu vermitteln. In der ersten Übersichtsarbeit wird der diagnostische Prozess aufgezeigt. Die zweite Übersichtsarbeit widmet sich dem Aufbau und den Neuerungen der DC: 0 – 5. Eine dritte Übersichtsarbeit untersucht die Diagnosen nach ICD-10 und DC: 0 – 5 im Vergleich in einem naturalistischen Setting. Eine letzte Originalarbeit untersucht die psychometrischen Eigenschaften des strukturierten Interviews SIVA 0 – 6, das auch für DC: 0 – 5 kodiert. Zusammengefasst ist die DC: 0 – 5 das zurzeit genaueste Klassifikationssystem zur Diagnose psychischer Störungen bei jungen Kindern in der Praxis und in der Forschung.


2008 ◽  
Vol 27 (03) ◽  
pp. 127-132
Author(s):  
R. Winkler ◽  
T. Schläpfer

ZusammenfassungDie nach ICD-10 theoretisch klare Abgrenzung einzelner Störungskategorien affektiver Erkrankungen entspricht in neurobiologischer Hinsicht nicht der Realität. Eine dimensionale Beschreibung der mit der Störung einhergehenden Dysregulationen des Verhaltens, der Kognition und der Emotionen, oder aber eine Beschreibung der Beeinträchtigungen auf biologischer Ebene kann zusätzlich wichtige Information liefern. Aus biologischer Sicht sind psychische Störungen charakterisiert durch Beeinträchtigungen auf der Ebene der Neurotransmission, der Konnektivität oder der Proteinsynthese.Heute wird klar eine multifaktorielle Ätiopathogenese affektiver Erkrankungen angenommen, bei der sowohl genetische, wie auch biologische und psychosoziale Faktoren interagieren und je nach individueller Disposition zur Ausprägung von Krankheitssymptomen führen. Die relativ uniforme Prävalenzrate in unterschiedlichen Kulturkreisen, das familiär gehäufte Auftreten und das relativ niedrige Erstmanifestationsalter bipolarer Störungen im Vergleich zur unipolaren Depression weisen auf eine starke genetische Disposition und relativ geringere Modulierbarkeit durch äußere Stressoren hin. Bipolare Störungen gehen wie andere affektive Erkrankungen mit strukturellen Veränderungen und funktionellen Störungen des Gehirns einher. Bei bipolaren affektiven Störungen werden Auffälligkeiten in der gesamten Kaskade der neuralen Signaltransmission – von Neurotransmittern und Neuromodulatoren über rezeptorgekoppelte intrazelluläre Signaltransduktion bis hin zur Genexpression – beobachtet.Lang anhaltende unbehandelte affektive Störungen mit strukturellen Veränderungen und funktionellen Störungen des Gehirns einhergehen. Das Ziel einer Behandlung besteht darin, diese Veränderungen rückgängig zu machen. Dieser Prozess kann langwierig sein und einige Zeit dauern, weshalb eine Langzeitbehandlung unumgänglich ist.


2012 ◽  
pp. 21-49
Author(s):  
Hartmann Hinterhuber ◽  
Josef Marksteiner
Keyword(s):  

Author(s):  
Kathrin Rothmann ◽  
Jana-Mareike Hillmer ◽  
Daniela Hosser

Fragestellung: Die vorliegende Studie überprüft die Wirksamkeit des Musikalischen Konzentrationstrainings mit Pepe (MusiKo mit Pepe) für fünf- bis zehnjährige Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen. Methodik: In einem Prä-Post-Kontrollgruppendesign (N = 108) wurden Veränderungen der Aufmerksamkeitsleistung mittels der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder (KiTAP) sowie Veränderungen der kindlichen Lebensqualität mittels des Fragebogens für Kinder (KINDL-R) erfasst. Zusätzlich wurden Fremdbeurteilungsbögen zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (FBB-ADHS) sowie zur Störung des Sozialverhaltens (FBB-SSV) des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-IV für Kinder und Jugendliche II und der Eltern- und der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL, TRF) eingesetzt. Ergebnisse: Es zeigen sich für die am Training teilnehmenden Kinder im Vergleich zu der Kontrollgruppe über die Zeit signifikante Verbesserungen der Aufmerksamkeitsleistung sowie der Lebensqualität. Darüber hinaus ergibt sich eine signifikante Reduktion der ADHS-Symptomatik im Eltern- und Lehrerurteil sowie eine Verminderung der Internalisierenden Probleme im Elternurteil. Die Behandlungseffektivität ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Intelligenz und Migrationshintergrund der teilnehmenden Kinder. Schlussfolgerung: Das musikbasierte Trainingsprogramm MusiKo mit Pepe stellt eine wirkungsvolle Maßnahme zur Behandlung von Aufmerksamkeitsproblemen dar, sollten sich diese Effekte in Replikationsstudien bestätigen.


2000 ◽  
Vol 9 (2) ◽  
pp. 116-126 ◽  
Author(s):  
Birgit Brühl ◽  
Manfred Döpfner ◽  
Gerd Lehmkuhl
Keyword(s):  
Icd 10 ◽  

Zusammenfassung. Fragestellung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) ist Bestandteil des Diagnostik-Systems für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ). Er erfaßt in 20 Items die Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV. Die vorliegende Studie untersucht die Häufigkeit der einzelnen Symptome, sie überprüft die Reliabilität der Subskalen und der Gesamtskala, die Skalenkorrelationen sowie Alters- und Geschlechtseffekte. Stichprobe: Der Fragebogen wurde in einer Feldstichprobe von N = 165 Eltern von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren beantwortet. Ergebnis: Bei Jungen schwanken die Symptomprävalenzen zwischen 31,4 % für “zappeln” und 8,1 % für “nicht beenden”, “schlecht organisieren” und “fühlt innere Unruhe”. Sie sind damit um das zwei- bis zwölffache gegenüber Mädchen erhöht. Bei 11 von 20 Items konnte das erhöhte relative Risiko gegen den Zufall abgesichert werden. Die Reliabilität der Subskalen Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität sowie der Gesamtauffälligkeitsskala ist zufriedenstellend bis sehr gut. Auf allen Skalen konnten deutlich höhere Rohwerte bei Jungen im Vergleich zu Mädchen nachgewiesen werden. Es war jedoch kein signifikanter Alterseffekt feststellbar. Schlußfolgerung: Der Fremdbeurteilungsbogen für Hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) ist für die untersuchte Altersgruppe als Elternfragebogen ein intern konsistentes Verfahren. Mit der Vorlage von Normen kann er in der Praxis gut eingesetzt werden.


2004 ◽  
Vol 13 (1) ◽  
pp. 26-37 ◽  
Author(s):  
Hellmuth Braun-Scharm ◽  
Kirsten Goth ◽  
Franz Josef Freisleder ◽  
Angelika Althoff

Zusammenfassung. Psychische Störungen zählen zu den wichtigsten Ursachen für Parasuizide und Suizide. Dies gilt für das Erwachsenenalter und mit gewissen Abstrichen auch für das Jugendalter. Die häufigsten psychischen Störungen im Zusammenhang mit Suizidalität im Jugendalter sind akute Belastungsreaktionen, affektive Störungen, Substanzmissbrauch sowie Borderline-Syndrome und andere beginnende Persönlichkeitsstörungen. Essstörungen und Schizophrenien sind dagegen im Jugendalter noch nicht mit erhöhten Parasuiziden verknüpft. Anhand einer Gesamtstichprobe von 537 konsekutiv aufgenommenen und nach ICD-10 diagnostizierten stationär behandelten jugendpsychiatrischen Patienten konnten 163 mit parasuizidalen Symptomen bei Aufnahme ermittelt werden, die etwa zur Hälfte aus parasuizidalen Gedanken und parasuizidalen Handlungen bestanden. Der Anteil parasuizidaler Jugendlicher auf der Aufnahmestation lag bei etwa 66 %, auf der Therapiestation (Rottmannshöhe) bei etwa 30 %. Dies spricht für die Relevanz von Selektionsfaktoren bei Häufigkeits- und vermutlich auch Schweregradangaben von Suizidalität im stationären jugendpsychiatrischen Bereich.


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