Lumbale Spinalkanalstenose – Claudicatio spinalis. Pathophysiologie, Klinische Aspekte und Therapie

Praxis ◽  
2008 ◽  
Vol 97 (23) ◽  
pp. 1231-1241 ◽  
Author(s):  
D. Cadosch ◽  
O. P. Gautschi ◽  
J.-Y. Fournier ◽  
G. Hildebrandt

Die lumbale Spinalkanalstenose (SKS) ist als Einengung des Spinalkanals mitsamt neuralen und vaskulären Strukturen durch das umgebende Knochen- und Weichteilgewebe definiert. Bei Patienten über 65 Jahren gehört die SKS zu den häufigsten Ursachen von Kreuzschmerzen, mit oder ohne Schmerzausstrahlung in die Beine. Die Prävalenz wird aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmen. Leitsymptom ist die Claudicatio spinalis, mit lumboglutealen oder ischialgieformen Schmerzen, die beim Gehen auftreten und zu einer Einschränkung der Gehstrecke führen. Die typische Symptomkonstellation von Claudicatio spinalis mit subjektiver Beinschwäche führt zur Verdachtsdiagnose. Das bildgebende Verfahren der Wahl zur Diagnosestellung ist heutzutage die Magnetresonanztomographie. Eine konservative Therapie ist initial in den meisten Fällen ausreichend. Die Operationsindikation ist gegeben, wenn die Schmerzen und die Einschränkung der Gehstrecke nicht mehr toleriert werden. Eine zusätzliche Fusion muss bei degenerativer Spondylolisthese und anderen pathomorphologischen Veränderungen, die zu einer Instabilität führen, in Betracht gezogen werden. Konservative und operative Behandlungsziele beinhalten primär neben der Schmerzlinderung die Verbesserung der körperlichen Funktionalität, Mobilität und allgemeinen Lebensqualität.

2003 ◽  
Vol 60 (5) ◽  
pp. 263-267
Author(s):  
A. P. Müller

Die anorektale Physiologie steht im Zentrum der Diagnostik bei der analen Stuhlinkontinenz: Mit hoher Zuverlässigkeit kann die Funktionstüchtigkeit des inneren bzw. äußeren Analsphinkters und die Rektum-Compliance bestimmt werden. Da ein obstetrischer Muskelschaden die häufigste Ursache einer Inkontinenz ist und dieser bei schlechtem Ansprechen auf eine konservative Therapie chirurgisch behandelt werden muss, hilft der hochfrequente transanale endoskopische Ultraschall Muskeldefekte im Detail zu erkennen. Weitere bildgebende Verfahren sind meistens unnötig. Die Resultate der Neurophysiologie schließlich haben Einfluss für die Auswahl des notwendigen chirurgischen Verfahrens. Bei Nachweis einer schweren Pudendusneuropathie oder eines sonstigen neurologischen Defizits muss auf eine konventionelle Sphinkterrekonstruktion verzichtet werden und auf ein anderes chirurgisches Verfahren (künstlicher Sphinkter, sakrale Neurostimulation) ausgewichen werden. Die primären Grundpfeiler der konservativen Therapie der analen Stuhlinkontinenz hingegen sind beim Defizit des inneren Analsphinkters die niedrig dosierte Gabe von Loperamid per os bzw. Phenylephrin-Salbe lokal. Das Biofeedback wird vor allem beim Defizit des äußeren Analsphinkters eingesetzt: Durch ein spezifisches Training wird die Leistung des Muskels und die Sensorik verbessert. Mit diesen konservativen Maßnahmen kann die Mehrheit der analen Stuhlinkontinenz-Patienten befriedigend behandelt werden.


Praxis ◽  
2011 ◽  
Vol 100 (24) ◽  
pp. 1475-1485 ◽  
Author(s):  
Stienen ◽  
Cadosch ◽  
Hildebrandt ◽  
Gautschi

Der lumbale Bandscheibenvorfall stellt durch seine hohe Prävalenz und sozialmedizinische Bedeutung ein wichtiges Krankheitsbild dar. Klinisch imponiert er durch Rückenschmerzen mit radikulärer Schmerzausstrahlung; gegebenenfalls auch Sensibilitätsausfällen oder Paresen. Die klinische Verdachtsdiagnose sollte durch eine geeignete Bildgebung überprüft werden, sofern eine Operation in Erwägung gezogen wird. Eine hohe Remissionsrate rechtfertigt in vielen Fällen eine initial konservative Therapie mit adäquater Analgesie und Physiotherapie. Führt dieses Vorgehen in 5 bis 8 Wochen nicht zu einer signifikanten Beschwerdelinderung, ist gegebenenfalls eine Operation indiziert, um das Risiko chronischer Nervenschädigungen zu reduzieren. Das Standardverfahren ist hierbei die posteriore interlaminäre Fensterung in mikrochirurgischer Technik. Nach Monaten bis Jahren kommt es in bis zu 10% der Fälle zu einem lokalen Rezidivvorfall, was bei entsprechender Symptomatik meist eine nochmalige Operation erfordert.


Praxis ◽  
2013 ◽  
Vol 102 (7) ◽  
pp. 391-398 ◽  
Author(s):  
Alexander Nydegger ◽  
Pius Brühlmann ◽  
Johann Steurer

Die lumbale Spinalkanalstenose stellt eine typische Erkrankung der zweiten Lebenshälfte dar und wird hauptsächlich durch mehrsegmentale degenerative Veränderungen der Wirbelsäule verursacht. Die klassische Symptomatik mit ins Bein ausstrahlenden Schmerzen beim Gehen und Besserung beim Sitzen lässt differenzialdiagnostisch vor allem an eine periphere arterielle Verschlusskrankheit denken, wobei Letztere mit vaskulären Veränderungen einhergeht und die Symptome der Spinalstenose sich bei Extension der Lendenwirbelsäule (LWS) verstärken und bei Flexion bessern. Die Diagnose kann in der Regel mittels Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt werden und das Ansprechen auf konservative Massnahmen (Analgesie, Physiotherapie und epidurale Infiltrationen) ist in der Mehrheit der Fälle gut. Nur eine Minderheit von etwa 20% der Patienten zeigt ein Fortschreiten der Beschwerden, die ein operatives Vorgehen erfordern.


2005 ◽  
Vol 62 (11) ◽  
pp. 779-786
Author(s):  
Blum

Bei neurologischen Zeichen einer fokalen Entzündung, eines Tumors oder einer Meningoenzephalitis sollte vor allem bei wechselnder Lokalisation der Symptome, einer bereits bekannten Helminthiase oder bei einer positiven Expositionsanamnese (Reiseanamnese, Einnahme nicht genügend gekochter Lebensmittel oder Tierkot) an eine Wurmerkrankung gedacht werden. Als erster Abklärungsschritt wird eine Eosinophilie im Blut und/oder Liquor gesucht. Später werden serologische Abklärungen und bildgebende Verfahren eingesetzt. Da eine Wurmbehandlung zu einer entzündlichen Reaktion mit Verschlechterung des klinischen Bildes führen kann, sollte sie vorsichtig und unter Schutz von Kortikosteroiden durchgeführt werden.


2010 ◽  
Vol 67 (1) ◽  
pp. 27-30
Author(s):  
Verena Geissbühler

Konservative Therapien der Beckenbodeninsuffizienz sind einfach in der Handhabung, haben keinen negativen Einfluss auf ergänzende Therapien oder spätere Operationen, keine Nebenwirkungen und verursachen geringe Kosten. Damit konservative Therapien Erfolg zeigen, braucht es Geduld und Motivation von Seiten der Patientin sowie eine liebevolle Begleitung und Betreuung durch ein engagiertes Team. Die Erfolgsraten schwanken zwischen 40–70 %. Zu den konservativen Therapien zählen: Lifestyleberatung, Trink- und Miktionstraining, Physiotherapie des Beckenbodens, Pessare / Vaginaltampons, lokale Östrogene, Inkontinenzhilfen und komplementärmedizinische Maßnahmen. Konservative Therapien sollen miteinander kombiniert werden. Pessare und Vaginaltampons zeigen bei Belastungsinkontinenz und Deszensusbeschwerden rasche Therapieerfolge.


2018 ◽  
Vol 75 (10) ◽  
pp. 592-600
Author(s):  
Matthias Rasmus ◽  
Daniel T. Boll

Zusammenfassung. Die Therapieansätze und Möglichkeiten in der Behandlung des kolorektalen Karzinoms werden zunehmend vielfältiger und spezieller. Damit erweitern sich auch die Wünsche und Anforderungen an bildgebende Verfahren. Die Radiologie und Nuklearmedizin ist etablierter Teil des interdisziplinären Tumorboards und somit unmittelbar am Therapiemanagement der Patienten mit kolorektalem Karzinom beteiligt. Es ist abzusehen, dass die Bedeutung bildgebender Verfahren für zunehmend komplexe und individualisierte Therapie-Entscheidungen weiter zunehmen wird. Der Artikel fasst die gängigen bildgebenden Verfahren in Diagnose, Abklärung und weiteren Therapiebegleitung des kolorektalen Karzinoms in Anlehnung an aktuelle Empfehlungen zusammen. Darüber hinaus wird ein kurzer Ausblick auf laufende Entwicklungen, Erwartungen und zukünftige Wünsche an bildgebende Verfahren bereitgestellt.


2016 ◽  
Vol 73 (9) ◽  
pp. 533-537
Author(s):  
Eliane Angst ◽  
Thomas Malinka

Zusammenfassung. Die chronisch rezidivierenden Entzündungsschübe führen zu einem progredienten fibrotischen Umbau des Pankreasgewebes. Leitsymptom sind Schmerzen! Mögliche Folgen sind Gangstrikturen, Pankreassteine, Pseudozysten, entzündliche Schwellung (Pseudotumor) des Pankreaskopfes und Hypertrophie der vegetativen Nerven. Ziel der Therapie ist, Symptome zu lindern und Komplikationen zu behandeln. Die konservative Therapie umfasst die Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema, Ernährung, Enzym-Substitution und die Supplementierung fettlöslicher Vitamine. Dank Fortschritten der endoskopisch interventionellen Möglichkeiten werden viele Patienten nicht primär vom Chirurgen gesehen. Ein frühes interdisziplinäres Therapiekonzept ist aber entscheidend, denn trotz häufiger endoskopischer Re-Interventionen benötigt eine Mehrheit der Patienten eine chirurgische Therapie. Endoskopische Therapien kommen bei nicht operablen Patienten und als primäre Therapie von alleinigen Gangstenosen und Pseudozysten in Frage. Chirurgische Therapien sind eine gute Option bei Nicht-Ansprechen der endoskopischen Therapien nach spätestens einem Jahr, Gallengangs- und Duodenalstenosen, infizierten Pseudozysten mit soliden Anteilen, Pseudotumoren, Tumorverdacht und obstruierenden Verkalkungen im Pankreaskopf.


2010 ◽  
Vol 67 (1) ◽  
pp. 39-43
Author(s):  
Christian T. Hamel ◽  
Walter R. Marti

Die fäkale Inkontinenz wird in ihrer Häufigkeit deutlich unterschätzt. In den meisten Fällen von leichter Inkontinenz ist die konservative Therapie erfolgreich. Schwere Formen der Inkontinenz sollen in einem Interdisziplinären Ansatz formal abgeklärt werden, damit die Patienten den geeigneten Therapieoptionen zugeführt werden können. Ob allenfalls eine chirurgische Intervention indiziert ist, kann erst nach einem entsprechenden Abklärungsprozerdere bestimmt werden. Das Ziel der chirurgischen Intervention zur Verbesserung der Kontinenzleistung kann erstens die Reparatur eines Defektes, die Augmentation des Beckenbodens oder sogar die Formation eines Neosphinkters sein. Bei verletztem Musculus sphincter ani externus kann die Sphinkerplastik zum Erfolg führen. Während bei der dynamisierten Grazilisplastik ein eigener Muskel als Sphinkterersatz verwendet wird, wird das gleiche Ziel bei dem Artificial bowel sphincter durch einen auffüllbaren Cuff erreicht. Bei intakter Muskulatur und neuraler Störung kommt heute die sakrale Nervenstimmulation zum Einsatz. Es ist entscheidend, die richtige Therapiemethode basierend auf der zu Grunde liegenden Pathologie zu wählen.


2010 ◽  
Vol 67 (10) ◽  
pp. 511-516
Author(s):  
Martin Dreyling

In der klinischen Praxis machen die follikulären Lymphome (FL) die Mehrheit der niedrig malignen Lymphome aus. Die große Mehrheit der Patienten wird im fortgeschrittenen Stadium III/IV diagnostiziert. Bei Erstdiagnose stehen meist schmerzlose Lymphknotenschwellungen sowie eine B-Symptomatik, seltener eine Knochenmarkinfiltration mit Verdrängung der normalen Hämatopoese oder seltener ein Hypersplenismus im Vordergrund. Der klinische Verlauf ist durch einen nur langsam voranschreitenden Verlauf, aber regelmäßige Rezidive gekennzeichnet. In den letzten 10 Jahren hat sich die Gesamtprognose der Patienten gerade im fortgeschrittenen Stadium durch den Einsatz Antikörper-basierter Strategien (komb. Immuno-Chemotherapie, Rituximab-Erhaltung, Radioimmunotherapie) sowie optimierter Transplantationsstrategien (Hochdosis-Konsolidierung, allogene Transplantation mit dosisreduzierter Konditionierung) deutlich verbessert, so dass aktuelle Serien ein medianes Gesamtüberleben von ca. 20 Jahren berichten.


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