Empfehlungen für Diagnostik und Therapie der Depression im Alter

Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (3) ◽  
pp. 127-144
Author(s):  
Martin Hatzinger ◽  
Ulrich Hemmeter ◽  
Therese Hirsbrunner ◽  
Edith Holsboer-Trachsler ◽  
Thomas Leyhe ◽  
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Zusammenfassung. Diese Empfehlungen sollen dazu dienen, Fachpersonen das Wissen über die aktuelle Evidenz von Diagnostik und Therapie der Depression im Alter zur Verfügung zu stellen und damit zur frühzeitigen Erkennung und evidenzbasierten Behandlung beizutragen. Da für einige Behandlungsansätze nur rudimentär kontrollierte Studien vorliegen, wird auch das klinische Expertenwissen in die Beurteilung einbezogen. Im diagnostischen Vorgehen wird die besondere Symptomatik der Depression im Alter beleuchtet, auf die Suizidalität eingegangen und werden die häufig vorkommenden somatischen Komorbiditäten hervorgehoben. Auch Hypothesen zur Pathogenese, wie Neuroendokrinologie, Neurodegeneration und vaskuläre Faktoren, werden erläutert. In der Behandlung gilt heute ein integrierter biopsychosozialer Ansatz mit gezielten psychosozialen Interventionen, spezifischer Psychotherapie und einer antidepressiven Pharmakotherapie bei schweren Depressionen als sinnvoll. Daneben kommen auch chronobiologische oder Neurostimulationsverfahren zum Einsatz.

2013 ◽  
Vol 32 (04) ◽  
pp. 185-191
Author(s):  
T. Ziemssen

ZusammenfassungBei extrapyramidal-motorischen Erkrankungen werden häufig nicht motorische Symptome z. B. Verhaltensauffälligkeiten, Dysautonomien, Schlafstörungen und sensorische Störungen beobachtet, die deutliche Implikationen auf die Lebensqualität haben können. Obwohl autonome Dysfunktionen wichtiger Bestandteil extrapyramidaler Erkrankungen (wie idiopathisches Parkinson-Syndrom, Multisystematrophie, progressive supranukleäre Blickparese, Lewy-Body-Demenz) sind, werden sie oft formal nicht mit untersucht und häufig nicht diagnostiziert. Eine geeignete symptomorientierte Diagnostik der unterschiedlichen Funktionssysteme des autonomen Nervensystems und eine symptomatische Therapie im Rahmen eines interdisziplinären Konzepts können von größtem Nutzen für die betroffenen Patienten sein. Leider sind doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien selten, was zur Folge hat, dass die meisten Empfehlungen nicht evidenzbasiert sind. Im Folgenden sollen die wesentlichen pathophysiologischen Erkenntnisse neben der jeweiligen Diagnostik und Therapie dargestellt werden, wobei der Schwerpunkt auf den kardiovaskulären Funktionsstörungen liegt.


2017 ◽  
Vol 6 (03) ◽  
pp. 185-198
Author(s):  
Thomas Deneke ◽  
Karin Nentwich ◽  
Kai Sonne ◽  
Franziska Fochler ◽  
Elena Ene ◽  
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ZusammenfassungDie neue ESC-Leitlinie zum Management von Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) aus 2016 gibt einen Überblick über die aktuelle Datenlage zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit VHF. Viele Empfehlungen der Leitlinie beruhen auf Expertenmeinung, und eine Anpassung durch zukünftige Studienergebnisse ist wünschenswert. Insbesondere wird ein multidisziplinärer, kooperativer Ansatz der Prävention, Diagnostik und Therapie von Vorhofflimmern in den Vordergrund gestellt. Ziel ist es, Patienten mit Vorhofflimmern in unterschiedlichen Settings optimal zu behandeln, wobei Lebensqualität und Prognose im Vordergrund stehen. Die Behandlung VHF-begünstigender Faktoren oder Komorbiditäten spielt eine entscheidende Rolle in der Prävention und Therapie von Patienten mit VHF. Neben diesen Empfehlungen zur Prävention und frühzeitigen Erkennung von Vorhofflimmern ist ein großer Teil der Leitlinie auf eine adäquate Schlaganfallprophylaxe und Risikostratifizierung ausgerichtet. Weiterhin wird der klinische CHA2DS2-VASc-Score zur Risikoprädiktion und adäquaten Indikation einer oralen Antikoagulation empfohlen. Insgesamt sind die Empfehlungen bei der Antikoagulation auf ein Vermeiden einer Unter- bzw. Überdosierung von Vitamin-K-Antagonisten zugunsten der neuen direkten Thrombininhibitoren verschoben. Die interventionelle Therapie von Vorhofflimmern wird für symptomatische, medikamentös therapierefraktäre Patienten, aber auch als „First-Line“-Therapie bei Wunsch des Patienten empfohlen. Die Einbindung des Patienten in die Prophylaxe und Entscheidungsfindung zur Therapie wird empfohlen und stellt einen zentralen Kernpunkt der Leitlinienempfehlungen dar, wobei kontrollierte Studien zum Nutzen der Einbindung interdisziplinärer Gremien bisher nicht existieren.


2018 ◽  
Vol 75 (2) ◽  
pp. 91-100 ◽  
Author(s):  
Jan Gärtner ◽  
Daniel Büche ◽  
Cristian Camartin

Zusammenfassung. Das Delirante Syndrom ist ein häufiger Symptomenkomplex in der Palliative Care und ist für die betroffenen Patienten, ihre Familien aber auch die betreuenden Teams mit grossen Belastungen und Ängsten verbunden. Es geht einher mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität, nicht selten ist es irreversibel oder ein Zeichen des nahenden Todes. Von grösster Bedeutung sind die Identifikation gefährdeter Patienten sowie die Vorbeugung des Deliranten Syndroms. Stets sollten Risikofaktoren minimiert werden. Die korrekte Identifikation eines Delirs ist nicht immer einfach, insbesondere die hypoaktiven – und Mischformen werden häufig nicht diagnostiziert. Nach Diagnosestellung soll die Ätiologie eruiert und die auslösenden Faktoren, wenn möglich behandelt werden. Die pharmakologische Therapie stützt sich auf die Gabe von Benzodiazepinen und Neuroleptika. Diese Substanzen sollten allerdings mit Augenmass und gemäss strikten Vorgaben eingesetzt werden. Essentiell ist die Feststellung, dass das Delirante Syndrom an sich oder gar «Verwirrtheit» und «Unruhe» keine Indikationen zur Pharmakotherapie darstellen. Vielmehr sollte die Verwendung von Benzodiazepinen und Neuroleptika auf stark ausgeprägte neuropsychiatrische Symptome im Rahmen des hyperaktiven Delirs beschränkt bleiben. Die vorliegende Arbeit vermittelt einen praxisorientierten Überblick über Prophylaxe, Diagnostik und Therapie des Deliranten Syndroms in der Palliative Care. Ausserdem werden zwei vor Kurzem aus dem Bereich Palliative Care veröffentlichte randomisierte, kontrollierte Studien zur Verwendung von Benzodiazepinen und Neuroleptika im Rahmen des Deliranten Syndrom besprochen.


Praxis ◽  
2014 ◽  
Vol 103 (3) ◽  
pp. 135-148 ◽  
Author(s):  
Egemen Savaskan ◽  
Irene Bopp-Kistler ◽  
Markus Buerge ◽  
Regina Fischlin ◽  
Dan Georgescu ◽  
...  

Patienten mit Demenz-Erkrankungen weisen neben kognitiven Symptomen eine Reihe von behavioralen und psychologischen Symptomen der Demenz (BPSD) auf, welche die Therapie, Diagnostik und Betreuung zusätzlich erschweren. Diese Symptome haben schwerwiegende Folgen für die Betroffenen und ihre Betreuer, und sind in dieser multimorbiden Patientengruppe oft schwierig behandelbar. Das Ziel der vorliegenden Therapieempfehlungen der Schweizer Fachgesellschaften ist es, eine auf Evidenz und auf der klinischen Erfahrung der Schweizer Experten basierende Hilfestellung für die Therapie der Begleitsymptome der Demenz aufzuzeigen. Die Berücksichtigung der klinischen Erfahrung ist wichtig, weil für die meisten Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichend kontrollierte Studien vorliegen. Eine kritische Bestandsaufnahme der pharmakotherapeutischen Interventionen ist notwendig, weil Medikamente in dieser vulnerablen Population aufgrund möglicher Nebenwirkungen mit Bedacht eingesetzt werden müssen. Es ist auch ein Anliegen, die psychosozialen und pflegerischen Interventionsmöglichkeiten zu berücksichtigen und diese systematisch abzubilden.


2018 ◽  
Vol 56 (06) ◽  
pp. 551-560 ◽  
Author(s):  
Jan Bruensing ◽  
Lukas Buendgens ◽  
Christoph Jochum ◽  
Ulf Herbers ◽  
Ali Canbay ◽  
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Zusammenfassung Einleitung Die Clostridium-difficile-assoziierte Kolitis ist eine häufige nosokomiale Durchfallerkrankung auf Intensivstationen mit relevantem Einfluss auf die Prognose kritisch kranker Patienten. In der Intensivmedizin gibt es derzeit kaum kontrollierte Studien zum rationalen Einsatz der verfügbaren Therapieoptionen oder zur Adhärenz gegenüber Leitlinienempfehlungen. Methode Im Auftrag der AG Gastroenterologische Intensivmedizin der DGVS haben wir eine Online-basierte Befragung von Führungskräften deutscher Intensivstationen durchgeführt, um das aktuelle Management der Clostridium-difficile-Infektion auf Intensivstationen zu erfassen. Ergebnis Die Erhebung erzielte einen Rücklauf von 24,2 % (85/351), überwiegend von (leitenden) Oberärzten/innen aus Krankenhäusern verschiedener Versorgungsstufen. Während für die Diagnostik größtenteils (79,3 %) Standards entsprechend der Leitlinien existierten (Toxinnachweis im Stuhl, ggfs. GDH-Screening und Endoskopie), gab es unterschiedliche therapeutische Strategien. Als Erstlinienbehandlung der Clostridium-difficile-Infektion auf der Intensivstation nannten 48,3 % orales Vancomycin, 34,5 % orales Metronidazol; der Therapieerfolg der Erstlinientherapie wurde mit 67 % für primäres Ansprechen, 15 % für persistierende Kolitis, 5 % für Sepsis oder Megakolon, 10 % für Rezidiv und 3 % für Tod abgeschätzt. Krankenhäuser der Grund-/Spezial- und Maximalversorgung setzten häufiger Metronidazol ein als Universitätskliniken. Die Standardbehandlung des Rezidivs bestand überwiegend aus Vancomycin oral (40 % allein, 29,1 % plus Metronidazol), seltener aus Fidaxomicin (25,5 %). Fidaxomicin wurde von 79 % der Befragten bereits mindestens einmal auf der Intensivstation eingesetzt, meist bei schwerem Krankheitsverlauf oder Rezidiv(risiko). Der fäkale Mikrobiomtransfer („Stuhltransplantation“) wurde von 11 % der Befragten bereits auf der Intensivstation in Einzelfällen eingesetzt. Diskussion Die Umfrage unter Führungskräften deutscher Intensivstationen zeigt damit insgesamt eine hohe Sensibilisierung für die Clostridium-difficile-assoziierte Kolitis, allerdings auch deutliche Unterschiede in den lokalen Behandlungsstandards, insbesondere in der Erstlinientherapie.


2018 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 240-246
Author(s):  
J. Jackowski ◽  
A. Schmidt-Westhausen ◽  
F. Strietzel

ZusammenfassungDie vorliegende Übersicht befasst sich mit aktuellen Konzepten zur Diagnostik und Therapie von oropharyngealen Aphthen und aphthoiden Läsionen. Diese basieren auf der kontemporären S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapieoptionen von Aphthen und aphthoiden Läsionen der Mund- und Rachenschleimhaut“ (AWMF-Registernummer: 007-101, Stand: November 2016, gültig bis: November 2019). Aphthen sind charakteristische flache ulzeröse Läsionen in plattenepithelialen Schleimhäuten. Sie gelten als die häufigsten entzündlichen Affektionen der oralen Mukosa. Die Ätiopathogenese ist bisher nicht abschließend geklärt, sodass weiterer Forschungsbedarf besteht. Hinter dem rezidivierenden Auftreten von gleichzeitig mehreren Aphthen können sich differenzialdiagnostisch reaktive Veränderungen, hämatologische Ursachen, weitere Stomatopathien, gastrointestinale Syndrome, mukokutane Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bullöse und lichenoide Dermatosen und maligne Erkrankungen verbergen. Therapieziel ist die Reduktion der Schmerzhaftigkeit und der Funktionseinschränkungen des Kauorganes. Gleichzeitig soll die Frequenz des Auftretens und der Schweregrad der Rezidive verringert werden. Neben lokalen Maßnahmen werden systemische Therapiestrategien angewendet. Allerdings stehen nur wenige kontrollierte Studien zur Therapie aphthoider Läsionen zur Verfügung, auf deren Grundlage die Effektivität und Sicherheit von pharmakologischen Substanzen und physikalischen Methoden wie z. B. der Laser-Anwendung nachgewiesen werden kann.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 31-36
Author(s):  
Sebastian Walther ◽  
Katharina Stegmayer

Zusammenfassung. Motorische Auffälligkeiten gehören zum klinischen Bild der Schizophrenie-Spektrumsstörungen. Sie können sowohl spontan als auch in Folge der antipsychotischen Pharmakotherapie auftreten. Die vier wichtigsten Symptomgruppen sind abnorme unwillkürliche Bewegungen oder Dyskinesien, Parkinsonsymptome, Katatonie und neurologische Soft Signs. Daneben gibt es eine Reihe anderer Auffälligkeiten, die weniger gut operationalisiert sind. Bei der Ätiologie dieser motorischen Auffälligkeiten geht man von Hirnreifungsstörungen aus, die mit späteren Umwelteinflüssen zusätzlich verstärkt werden können. Obwohl vieles noch unklar ist, gibt es Hinweise auf subtile Störungen des Zusammenspiels zwischen kortikalen und subkortikalen Komponenten des motorischen Systems. Für die vier oben genannten Gruppen existieren klinische Untersuchungen und Skalen, die die Erfassung und die Bestimmung des Schweregrades erleichtern. Die Therapie ist dann notwendig, wenn subjektiver Leidensdruck besteht. Sie bleibt heute noch symptomatisch. Am ehesten muss die antipsychotische Pharmakotherapie evaluiert werden, wobei ein Wechsel auf Clozapin hilfreich sein kann. Aktuell werden spezifische Substanzen gegen tardive Dyskinesien sowie nicht-invasive Hirnstimulationstechniken auf ihre Wirksamkeit bei motorischen Störungen der Schizophrenie getestet.


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