Lassen sich in klinischen Erstgesprächen valide Diagnosen stellen? Vergleich von klinischem Erstgespräch, strukturiertem Interview und Symptom-Checkliste
Zusammenfassung. Es wurde untersucht, (1) ob sich im klinischen Erstgespräch gemessen an den Resultaten eines strukturierten Interviews (SKID) ausreichend übereinstimmende Diagnosen stellen lassen, (2) welchen Informationsgewinn Symptom-Checklisten (SCL-90-R) in der Eingangsdiagnostik bringen, und (3) wie die PatientInnen diese beiden unterschiedlichen Gespräche beurteilen. Dazu wurden am Psychologischen Ambulatorium der Universität Trier bei N = 88 PatientInnen im mittleren Alter von 35 Jahren Daten im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Psychotherapie erhoben. Die Übereinstimmung zwischen den Diagnosen aufgrund von SKID und klinischem Erstgespräch erweist sich für Angststörungen, Ess-Störungen und somatoforme Störungen als gut, liegt aber für affektive Störungen deutlich niedriger. Die SCL-90-R liefert im Wesentlichen einen unspezifischen Belastungsindex. In den Nachbefragungen beurteilen die PatientInnen das klinische Erstgespräch im Vergleich zum SKID insgesamt als positiver und motivierender für die angestrebte Psychotherapie. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen diagnostischen Instrumente für die Eingangsdiagnostik von Psychotherapie werden im Hinblick auf die Validität von Diagnosen und den therapeutischen Nutzen diskutiert.