Der Zusammenhang zwischen Schlafproblemen, unzureichender Schlafdauer und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen

2019 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 252-262 ◽  
Author(s):  
Stephanie Gest ◽  
Mirjam Frank ◽  
Martin Holtmann ◽  
Axel Schölmerich ◽  
Tanja Legenbauer

Zusammenfassung. Schlafprobleme und eine unzureichende Schlafdauer können die psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter nachhaltig beeinträchtigen. Daten von 6.670 Jungen und Mädchen im Alter von 11 – 13 und 14 – 17 Jahren, aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS), wurden getrennt nach Geschlechtern analysiert, um zu untersuchen, ob Schlafprobleme und eine unzureichende Schlafdauer mit einer höheren Risikowahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten einhergehen. Während Schlafprobleme unabhängig von Geschlecht und Alter mit einem höheren Risiko für alle Symptombereiche (OR = 1.52 – 3.49) verbunden sind, findet sich hinsichtlich einer geringen Schlafdauer nur bei Mädchen eine höheres Risikowahrscheinlichkeit für Auffälligkeiten im externalisierenden und internalisierenden Bereich. Damit scheint sich der Zusammenhang zwischen unzureichender Schlafdauer und psychischen Auffälligkeiten bei Jungen und Mädchen zu unterscheiden. Mögliche Ursachen und Implikationen für die pädiatrische und psychiatrische Praxis werden diskutiert.

2019 ◽  
Vol 27 (4) ◽  
pp. 260-264
Author(s):  
Robert Schlack ◽  
Franz Baumgarten ◽  
Heike Hölling

Zusammenfassung Aktuelle Zahlen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland stehen seit kurzer Zeit aus der zweiten Folgeerhebung der KiGGS-Langzeitstudie (KiGGS Welle 2) zur Verfügung. Dabei zeichnet sich ein leichter Rückgang der Häufigkeiten psychischer Auffälligkeiten und diagnostizierter ADHS ab, der vor allem Jungen in unterschiedlichen Altersbereichen betrifft. Nach wie vor sind psychische Auffälligkeiten mit Beeinträchtigungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert.


Author(s):  
Wolfgang Schulz ◽  
Janne Cornelius ◽  
Max Supke

Zusammenfassung. Fragestellung: In einer Längsschnittstudie wird der Einfluss kritischer Lebensereignisse (KLE) im Kindesalter auf psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter untersucht. Dabei werden die elterlichen psychischen Belastungen und das elterliche Erziehungsverhalten als Mediatoren einbezogen. Die Überprüfung erfolgt mittels Strukturgleichungsmodellen, getrennt für mütterliche und väterliche Mediatoren. Methodik: Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 249 Familien, die zu sechs Messzeitpunkten (Prä bis FU10) untersucht wurden; das Durchschnittsalter der Kinder betrug zu Prä 4 Jahre, das der Jugendlichen 10 Jahre später 14 Jahre (FU10). Die KLE wurden im Interview anhand einer vorgegebenen Liste erfragt. Ergebnisse: Bei den Müttern wird der Einfluss von KLE auf psychische Auffälligkeiten im Kindesalter durch ihre psychischen Belastungen und ihr dysfunktionales Erziehungsverhalten vollständig mediiert. Bei den Vätern ist der Mediationseffekt der psychischen Belastungen deutlich geringer als bei den Müttern (partielle Mediation); das Erziehungsverhalten hat keinen mediierenden Einfluss. Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter lassen sich vor allem durch psychische Auffälligkeiten im Kindesalter vorhersagen. Zwischen internalisierenden und externalisierenden Störungen zeigen sich dabei keine bedeutsamen Unterschiede. Schlussfolgerungen: Die elterliche psychische Belastung und das Erziehungsverhalten, insbesondere der Mutter, liefern konkrete Ansatzpunkte für Präventions- und Interventionsmaßnahmen. Zukünftige Studien sollten Mütter und Väter gleichermaßen einbeziehen, insbesondere sollte die Rolle von Vätern genauer untersucht werden.


2021 ◽  
Author(s):  
Stephanie Karg ◽  
Katharina Rathmann ◽  
Kevin Dadaczynski

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Kinder und Jugendliche mit Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Bislang liegen für Deutschland allerdings wenige Erkenntnisse zum Vergleich der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung vor. Methodik Als Datenbasis diente die KiGGS-Welle 2 des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014–2017. In die Auswertung wurden mithilfe der Elternbefragung insgesamt 11 830 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–17 Jahren und 5222 Kinder und Jugendliche zwischen 11–17 Jahren mittels Selbsturteil einbezogen. Als Outcomes der psychischen Gesundheit wurden psychische Auffälligkeiten (SDQ, Elternurteil) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen, Selbsturteil) herangezogen. Neben univariaten Häufigkeitsauswertungen wurden bivariate Analysen mittels Kreuztabellen mit Chi²-Signifikanzprüfung und multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse Bei 16,5% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen berichten die Eltern psychische Auffälligkeiten im grenzwertigen oder auffälligen Bereich. Eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität berichten 48,4% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren. Kinder und Jugendliche mit Behinderung und Einschränkung weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten (OR: 5,11) und für eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität (OR: 1,50) auf. Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen einen Handlungsbedarf zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder krankheitsbedingter Einschränkung. Hierbei nehmen die Bildungs- und Erziehungssettings Kindergarten und Schule eine hohe Bedeutung ein.


Author(s):  
Stefanie J. Schmidt ◽  
Michael Kaess

Zusammenfassung. Für Jugendliche sind soziale Medien allgegenwärtig und sie verwenden sie, um ihren Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen Ausdruck zu verleihen. Entsprechend bietet sich mit neuen interdisziplinären Methoden die Möglichkeit, die in sozialen Netzwerken vorhandenen Massendaten (Big Data) automatisch und maschinell zu analysieren, um darin Indikatoren für psychische Auffälligkeiten und Störungen im Sinne von Abweichungen von den üblichen Aktivitäts- und Kommunikationsmustern zu identifizieren. Diese Übersichtsarbeit gibt zunächst eine Einführung in das Konzept und mögliche Anwendungsbereiche von Big Data in sozialen Medien. Darauf aufbauend werden die ersten Studien diskutiert, die mittels dieser Analysen psychische Auffälligkeiten im Jugendalter entdecken konnten, da sich Unterschiede in der Struktur der sozialen Netzwerke, in der Verwendung von Wörtern und in der Kommunikation von Meinungen und Gefühlen fanden. Der Einbezug einer Vielzahl von Messzeitpunkten für die Modellierung intraindividueller Veränderungen könnte künftig in Kombination mit Mediatoranalysen helfen, besser zu verstehen, wann und durch welche Mechanismen sich der Konsum sozialer Medien auf die psychische Gesundheit auswirkt. Künftige Studien sollten zudem durch die Berücksichtigung weiterer Störungsbilder und Informationsquellen, verschiedener Altersgruppen und zusätzlicher sozialer Netzwerke zur Entwicklung von genaueren Prädiktionsmodellen zur Früherkennung psychischer Störungen in dieser Altersgruppe beitragen und darauf abgestimmte personalisierte Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit und Resilienz anbieten.


Author(s):  
Mira Vasileva ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung. Wie stark sich psychische Auffälligkeiten bei Vorschulkindern mit traumatischen Erlebnissen entwickeln, hängt stark von Merkmalen und dem Verhalten ihrer Bezugspersonen ab. Es ist noch unklar, in welcher Form sich traumatische Erlebnisse und Merkmale der Pflegefamilie auf die psychische Gesundheit eines Kindes auswirken. In dieser Studie wurden das Stresserleben und das Erziehungsverhalten der Pflegeeltern als Moderatoren und Mediatoren im Kontext traumatischer Erfahrungen untersucht. Pflegeeltern von 286 Kindern zwischen 3 und 7 Jahren nahmen an einer postalischen oder Onlinebefragung teil. Die Ergebnisse deuten auf Wechselwirkungen zwischen traumatischen Erfahrungen des Pflegekindes und dem Stressniveau sowie dem Erziehungsverhalten der Pflegeeltern hin. Während Weitschweifigkeit und Nachsichtigkeit in der Erziehung den Effekt des Traumas auf die externalisierenden Auffälligkeiten des Kindes moderiert, hat Stresserleben einen mediierenden Effekt zwischen traumatischen Erlebnissen und einer internalisierenden oder externalisierenden Problematik. Die erzielten Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer systematischen Vorbereitung und Unterstützung der Pflegeeltern von Kindern mit traumatischen Erfahrungen. Durch eine solche Betreuung der Pflegeeltern können unbeabsichtigte negative Auswirkungen der traumatischen Erfahrungen begrenzt werden.


2021 ◽  
Author(s):  
Franziska Reiß ◽  
Robert Schlack ◽  
Christiane Otto ◽  
Ann-Katrin Meyrose ◽  
Ulrike Ravens-Sieberer

Zusammenfassung Ziel der Studie Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (SES) sind signifikant häufiger von psychischen Auffälligkeiten betroffen als Gleichaltrige mit einem hohen SES. Unklar bleibt die Bedeutung des familiären SES in Hinblick auf die Inanspruchnahme fachärztlicher Versorgung. Die vorliegende Studie untersucht die Inanspruchnahme psychiatrisch-psychotherapeutischer Versorgung bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten in Abhängigkeit von deren SES. Berücksichtigt werden sowohl Symptome psychischer Störungen als auch die damit einhergehende Beeinträchtigung. Methodik Datengrundlage ist die bevölkerungsbezogene BELLA-Studie mit dem Themenschwerpunkt psychische Gesundheit, eine bundesweit repräsentative Unterstichprobe der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). Von 2014 bis 2017 wurden 1580 Teilnehmende im Alter von 7 bis 17 Jahren befragt. Der SES umfasst die Indikatoren Haushaltseinkommen, elterliche Bildung und berufliche Stellung der Eltern. Psychische Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen wurden mittels des Strengths and Difficulties Questionnaires (SDQ und SDQ-Impact) erhoben. Die Inanspruchnahme fachspezifischer Versorgung umfasst die Behandlung durch Kinder- und Jugendpsychiater, ärztliche und psychologische Psychotherapeuten sowie Psychologen (PPT-Versorgung). Ein hierarchisches binär-logistisches Regressionsmodell wurde zur Vorhersage der Inanspruchnahme berechnet. Ein weiteres Modell diente der Untersuchung von Effekten der SES-Indikatoren auf die Assoziation zwischen psychischen Symptomen und Beeinträchtigungen und der Inanspruchnahme von PPT-Versorgung bei Kindern und Jugendlichen (Moderatoranalysen). Ergebnisse Kinder und Jugendlichen aus Familien mit einem niedrigen SES nehmen häufiger PPT-Versorgung in Anspruch als Gleichaltrige aus Familien mit einem hohen SES. Die Inanspruchnahme von PPT-Versorgung steigt signifikant mit dem Vorliegen von Symptomen psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen (OR=1,15, p≤0,001) sowie mit der Beeinträchtigung aufgrund psychischer Probleme (OR=1,68, p≤0,001). Moderatoreneffekte für das Haushaltseinkommen, die Bildung oder die berufliche Stellung der Eltern wurden nicht entdeckt. Schlussfolgerung Die Inanspruchnahme von PPT-Versorgung hängt signifikant mit der Symptomlast und den Beeinträchtigungen aufgrund psychischer Auffälligkeiten zusammen, nicht jedoch von dem Einkommen, der Bildung und der beruflichen Stellung der Eltern.


2014 ◽  
Vol 43 (1) ◽  
pp. 1-16 ◽  
Author(s):  
Martina Ruf-Leuschner ◽  
Maria Roth ◽  
Maggie Schauer

Hintergrund: Die Prävalenz von Traumafolgestörungen bei erwachsenen Flüchtlingen ist bekanntermaßen hoch. Gleichzeitig zeigen auch Flüchtlingskinder multiple psychische Auffälligkeiten und Funktionseinschränkungen. Theorien zu generationsübergreifender Traumatisierung vermuten, dass die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) der Eltern sowie familiäre Gewalt die psychische Gesundheit der Kinder maßgeblich beeinflussen. Doch auch andere Faktoren wie eigene traumatische Erfahrungen im Herkunfts- und Aufnahmeland oder die Lebensbedingungen im Exil stehen möglicherweise mit der psychischen Gesundheit der Kinder in Zusammenhang. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Zusammenhang von PTBS, weiteren Traumafolgeerkrankungen und Gewalterfahrungen von Flüchtlingsmüttern und ihren Kindern transgenerational zu untersuchen. Methode: 41 Flüchtlingsmütter und ihre Kinder (Alter 11-18 Jahre) wurden mit Hilfe von standardisierten, psychodiagnostischen Instrumenten unabhängig voneinander interviewt. Bei den Kindern wurde das Ausmaß der erlebten familiären Gewalt, erlebte traumatische Ereignisse, Ängstlichkeit, Depressivität sowie PTBS erfasst. Bei den Müttern wurde das Ausmaß der erlebten familiären Gewalt in der Kindheit, Gewalterfahrungen in der Partnerschaft in den letzten 12 Monaten ebenso wie andere traumatische Ereignisse sowie PTBS und Depressivität erhoben. Ergebnisse: Die Schwere der PTBS-Symptomatik bei den Müttern zeigt keinen direkten Zusammenhang mit der PTBS-Symptomatik, der Ängstlichkeit und der Depressivität der Kinder. Die Schwere der mütterlichen PTBS-Symptomatik ist aber mit der vom Kind erlebten familiären Gewalt positiv assoziiert. Die von den Kindern berichtete Anzahl unterschiedlicher traumatischer Ereignistypen und das Ausmaß der familiären Gewalt korrelieren wiederum positiv sowohl mit deren PTBS-Symptomatik als auch mit deren Depressivität und Ängstlichkeit. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse veranschaulichen, dass nicht die PTBS-Symptomatik der Mutter, sondern die von den Kindern selbst erlebten traumatischen Erfahrungen, einschließlich der erlebten familiären Gewalt, mit den Traumafolgeerkrankungen der Kinder in Zusammenhang stehen. Die PTBS-Symptomatik der Mutter steht jedoch mit der vom Kind erlebten familiären Gewalt in Zusammenhang. Psychotherapeutische, trauma-fokussierte Interventionen sind daher sowohl für Mütter als auch Kinder indiziert. Darüber hinaus können Elterntrainings sinnvoll sein, um langfristig den Zyklus der Gewalt zu durchbrechen.


2015 ◽  
Vol 34 (01/02) ◽  
pp. 55-64 ◽  
Author(s):  
B. Filter ◽  
A. Plass ◽  
S. Werkmeister ◽  
B. Gronemeyer ◽  
M. Bullinger ◽  
...  

ZusammenfassungFragestellung: Eine psychische Erkrankung der Eltern kann psychische Beeinträchtigungen und eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder zur Folge haben. Aktuelle Studien belegen erhöhte psychische Auffälligkeiten und eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder psychisch kranker Eltern im Vergleich zur Normalbevölkerung. Mit dem CHIMPs- Ansatz (Children of mentally ill parents) wurde eine familienorientierte Intervention entwickelt, erprobt, manualisiert und evaluiert, in dem eine verbesserte psychische Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder primäre Zielkriterien bilden (1). In dieser Evaluationsstudie (n = 53 Interventionsgruppe, n = 14 Wartelistenkontrollgruppe) werden mittels CBCL, SGKJ und BSS-K (2–4) die Veränderungen der psychischen Beeinträchtigungen der Kinder aus der Eltern-, Kinder- und Therapeutenperspektive und mittels KINDL-R (5) die Veränderungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder aus der Eltern- und Kinderperspektive im Prä-post-Vergleich mit Katamnese nach einem Jahr berichtet. Ergebnisse: In den Evaluationsbefunden dieser Studie werden im Vergleich zur Wartelistenkontrollgruppe verringerte psychische Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen sowie Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder aus allen Perspektiven berichtet, die über ein Jahr weitgehend stabil bleiben. Schlussfolgerungen: Mit diesen Befunden liegen Evaluationsergebnisse einer spezifischen Intervention für diese Risikogruppe vor, die Hinweise auf deren Wirksamkeit in den Zielkriterien geben.


2004 ◽  
Vol 25 (3) ◽  
pp. 123-139 ◽  
Author(s):  
Christine Altstötter-Gleich

Zusammenfassung: Es werden zwei Studien zur Testgüte eines Messinstruments (GTS+) berichtet, das auf der Basis der Items des BSRI und des EPAQ sowie eines Itempools zur Erfassung von Expressivität und Instrumentalität ( Altstötter-Gleich, 1996 , 1998 ) konstruiert wurde. Es enthält Adjektive, die einerseits gut zwischen Geschlechterstereotypen trennen und andererseits über eine hohe soziale Erwünschtheit verfügen. Explorative und konfirmatorische Faktorenanalysen verweisen auf die Separierbarkeit der Dimensionen Expressivität und Instrumentalität, die interne Konsistenz der Skalen ist hoch. Am Beispiel von Konstrukten der psychischen Gesundheit, erhoben mittels des Trierer Persönlichkeitsfragebogens ( Becker, 1989 ) und des NEO-FFI ( Borkenau & Ostendorf, 1993 ), werden erste Belege für die Konstruktvalidität der Skala erbracht, indem aus dem Androgyniekonzept ableitbare Annahmen zum Zusammenhang zwischen Expressivität, Instrumentalität und Facetten psychischer Gesundheit überprüft werden.


2020 ◽  
Vol 77 (3) ◽  
pp. 117-123
Author(s):  
Stefanie J. Schmidt ◽  
Frauke Schultze-Lutter

Zusammenfassung. Resilienz, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sind als Begriffe aktuell in der Positiven Psychologie und Psychiatrie allgegenwärtig. Dennoch sind immer noch viele Fragen zu ihrer Definition, Erfassung und Förderung ungeklärt. In dieser Übersichtsarbeit werden daher Studienergebnisse zur Beantwortung dieser Fragen zusammengetragen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass es sich bei der Resilienz um einen dynamischen Anpassungsprozess an chronische Stressoren oder potenziell traumatische Erlebnisse handelt, dessen Ausgang von den Schutz- und Risikofaktoren einer Person abhängig ist. Dabei ist Resilienz als mehrdimensionales Konstrukt zu verstehen, das über das Leben hinweg und je nach Lebensbereich und Stressor unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann. Erste Interventionen zur Förderung der Resilienz bei Kindern und Jugendlichen zielen auf eine Verbesserung ausgewählter persönlicher (Assets) und umweltbezogener Schutzfaktoren (Ressourcen) ab und erbrachten unmittelbar nach der Intervention positive Effekte auf die psychische Symptomatik. Das Konzept des Wohlbefindens wird wegen der deutlichen Überlappung beider Konstrukte häufig als Indikator oder Teil der Resilienz angesehen, wobei eine allgemeingültige Definition auch hierfür fehlt. Künftige Quer- und Längsschnittstudien sollten sich daher der Frage widmen, was die Kernkomponenten und die zugrundeliegenden Mechanismen beider Konstrukte sind und worin sie sich unterscheiden. Zudem sollten Studien vermehrt auf mögliche Alterseffekte und kulturelle Besonderheiten bezüglich der Dimensionen von Resilienz und Wohlbefinden fokussieren, um die gegenwärtige Konzeptualisierungen besser auszudifferenzieren.


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