Differentielle Betrachtung des Zusammenhangs von therapeutischer Beziehung und Therapieerfolg in einem tagesklinischen Versorgungssetting

2019 ◽  
Vol 70 (07) ◽  
pp. 292-299
Author(s):  
Peter Beiling ◽  
Ruth Schmidt ◽  
Michael Höfler ◽  
Andrea Keller ◽  
Kerstin Weidner ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Die therapeutische Beziehung gilt als bedeutsamer und empirisch gut gesicherter Einflussfaktor auf den Psychotherapieerfolg. Ziel der vorliegenden Studie war es, diesen Effekt anhand einer großen tagesklinischen Stichprobe zu replizieren sowie verschiedene Einschätzungsbereiche der therapeutischen Beziehung in einer Extremgruppe besonders niedriger Beziehungszufriedenheit gesondert zu betrachten. Methodik Es erfolgte eine longitudinale Betrachtung von n=809 Patienten (MW=34,32; SD=10,7; 72,6% weiblich) in einem tagesklinischen Versorgungssetting. Der Zusammenhang von therapeutischer Beziehung (Helping Alliance Questionnaire; HAQ-S) in der dritten Behandlungswoche und Therapieerfolg (Brief Symptom Inventory-18; BSI-18) wurde mittels multipler Regressionanalysen berechnet. Dies erfolgte sowohl für die Gesamtstichprobe, als auch die Extremgruppe des unteren Dezils der Fälle mit der geringsten Beziehungszufriedenheit sowie der übrigen 90 % der Fälle. Hierbei wurde zwischen Beziehungs- und Erfolgszufriedenheit als Subskalen des HAQ differenziert. Ergebnisse Die therapeutische Beziehung nach 3 Wochen war ein signifikanter Prädiktor von Therapieerfolg. In der Extremgruppe des Dezils mit der initial niedrigsten Beziehungszufriedenheit zeigte sich dieser Zusammenhang als statistisch signifikant und stark, jedoch aufgrund des breiten Konfidenzintervalls nicht praktikabel zur Prädiktion individueller Fälle (β=0,622; 95% KI [0,051; 1,095]). Dagegen ergab sich für die übrigen 90% der Fälle für die Beziehungszufriedenheit keine über die Aufklärung durch die Erfolgszufriedenheit (β=0,244; 95% KI [0,176; 0,391]) hinausgehende Varianzaufklärung beim Therapieerfolg. Diskussion Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung des Wirkfaktors der therapeutischen Beziehung auch in einem tagesklinischen Setting. Der Beziehungszufriedenheit kommt nur in der Extremgruppe besonders unzufriedener Patienten eine zentrale, andere Faktoren übersteigende Bedeutung in der Prädiktion des Therapieerfolges zu. Schlussfolgerung Die Sicherstellung einer zumindest ausreichend guten therapeutischen Beziehung ist von großer Bedeutung und Bedarf daher der frühzeitigen Identifizierung und gegebenenfalls Intervention bei besonders ungünstig verlaufender therapeutischer Beziehung.

2013 ◽  
Vol 42 (2) ◽  
pp. 87-95 ◽  
Author(s):  
Dominik Ülsmann ◽  
Thomas Fydrich

Theoretischer Hintergrund: Bei retrospektiven Einschätzungen des Erlebens und Verhaltens werden meist Gedächtnis- und Urteilsfehler vermutet. Fragestellung: Wie zuverlässig sind retrospektive Symptomeinschätzungen in der Psychotherapie? Wie valide sind Therapieerfolgsmaße auf Basis retrospektiver Symptomeinschätzungen? Methode: Psychotherapiepatienten (N = 83) rekonstruieren zu Therapieende ihre Symptomausprägung vom Beginn der Therapie auf dem Brief Symptom Inventory (BSI) und dem Beck Depressions Inventar (BDI). Ergebnisse: Neben einer bedeutsamen retrospektiven Überschätzung zeigen retrospektive und reguläre Prä-Messungen bedeutsame Zusammenhänge. Das Ausmaß der retrospektiven Symptomeinschätzungen ist vom Therapieerfolg weitgehend unabhängig. Prä-Post Effektstärken auf Basis der retrospektiven Prä-Messungen zeigen vergleichbare Zusammenhänge mit anderen Therapieerfolgsmaßen wie reguläre Prä-Post Effektstärken. Schlussfolgerungen: Retrospektive Symptomeinschätzungen sind zuverlässig aber nicht akkurat. Pauschale Annahmen über Urteilsfehler und eine wenig valide Darstellung des Therapieerfolgs bei retrospektiver Erfassung von Symptomen müssen zurückgewiesen werden.


2010 ◽  
Vol 26 (2) ◽  
pp. 116-121 ◽  
Author(s):  
Fawzi S. Daoud ◽  
Amjed A. Abojedi

This study investigates the equivalent factorial structure of the Brief Symptom Inventory (BSI) in clinical and nonclinical Jordanian populations, using both exploratory factor analysis (EFA) and confirmatory factor analysis (CFA). The 53-item checklist was administered to 647 nonclinical participants and 315 clinical participants. Eight factors emerged from the exploratory factor analysis (EFA) for the nonclinical sample, and six factors emerged for the clinical sample. When tested by parallel analysis (PA) and confirmatory factor analysis (CFA), the results reflected a unidimensional factorial structure in both samples. Furthermore, multigroup CFA showed invariance between clinical and nonclinical unidimensional models, which lends further support to the evidence of the unidimensionality of the BSI. The study suggests that the BSI is a potentially useful measure of general psychological distress in clinical and nonclinical population. Ideas for further research are recommended.


2018 ◽  
Author(s):  
Jaromír Kabát ◽  
Natália Kaščáková ◽  
Jana Fürstová ◽  
Ludmila Bartůš-Ková ◽  
Petr Glogar ◽  
...  

Author(s):  
Theresa Jacobs ◽  
Maike Linke ◽  
Ernst Peter Richter ◽  
Stephanie Drössler ◽  
Anja Zimmermann ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund In der Literatur lassen sich Hinweise darauf finden, dass bei Medizinstudierenden häufig risikohafter Alkoholkonsum vorliegt. Ziel der Arbeit Das Ziel dieser Arbeit ist, den Alkoholkonsum Medizinstudierender im Zeitverlauf zu untersuchen. Material und Methoden Von 2011 bis 2017 wurden Dresdner Medizinstudierende des zweiten Semesters mit dem „Alcohol Use Disorders Identification Test“ (AUDIT) befragt. Mögliche beeinflussende Faktoren des Alkoholkonsums wie Alter, Geschlecht, psychische Belastung („Brief-Symptom Inventory-18“ [BSI-18]), Jahrgang und Abiturnote der Medizinstudierenden wurden in einer Regressionsanalyse geprüft. Ergebnisse Auffällige Scores im AUDIT wiesen 47 % der Studierenden auf. Die männlichen Studierenden zeigten verglichen mit ihren Kommilitoninnen signifikant höhere Scores (6,73 vs. 4,64; p < 0,001). Aus der Regressionsanalyse gingen das Geschlecht (p = 0,000) sowie die psychische Belastung (p = 0,041; Frauen: p = 0,000) als beeinflussende Faktoren des Alkoholkonsums hervor. Schlussfolgerung Die Medizinstudierenden des zweiten Semesters zeigen häufig problematischen Alkoholkonsum, wobei dies v. a. für die männlichen Studierenden gilt. Der Alkoholkonsum von Medizinstudierenden scheint sich von 2011 bis 2017 nicht zu verändern. Die psychische Belastung stand überwiegend bei den weiblichen Medizinstudierenden mit dem Alkoholkonsum in Zusammenhang.


2008 ◽  
Vol 8 (1) ◽  
pp. 90-110 ◽  
Author(s):  
Anthi Loutsiou-Ladd ◽  
Georgia Panayiotou ◽  
Costantinos M. Kokkinos

Author(s):  
Fabio Cardace ◽  
Julian Rubel ◽  
Uwe Altmann ◽  
Martin Merkler ◽  
Brian Schwartz ◽  
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Zusammenfassung Ziel der Studie Bei der Untersuchung von sozialer Ängstlichkeit haben sich die Fragebögen Liebowitz Social Anxiety Scale (LSAS) und das Social Phobia-Inventory (SPIN) etabliert. Außerdem wird zum Screening sozialer Ängstlichkeit häufig die Subskala Unsicherheit im Sozialkontakt des Brief Symptom Inventory (BSI-53) eingesetzt. Alle drei Skalen geben vor dasselbe Konstrukt zu erfassen. Somit stellt sich die Frage der Konvergenz dieser Skalen. Um Forschungsergebnisse zu sozialer Ängstlichkeit, welche diese Instrumente nutzen, über einen fragebogenübergreifenden Faktor (Common-Faktor) vergleichbar zu machen, wird in der vorliegenden Studie ein Item Response Theorie (IRT) Linking Ansatz verwendet. Methodik 64 deutschsprachige psychiatrische Patienten und 295 Probanden aus der deutschen Normalbevölkerung füllten die drei Fragebögen aus. Verschiedene IRT-Modelle – darunter Graded Response Modelle (GRM) – wurden an die Daten angepasst und verglichen. Basierend auf dem Modell mit dem besten Fit wurden Regressionsanalysen durchgeführt. Der Common-Faktor wurde dabei jeweils von den Fragebogensummenwerten vorhergesagt. Ergebnisse Der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Skalen wird am besten durch ein Bi-Faktor GRM erklärt (RMSEA=0,036; CFI=0,977; WRMR=1,061). Anhand der Ergebnisse der Regressionsanalysen lassen sich drei Gleichungen zur Transformation von Fragebogensummenwerten ableiten. Schlussfolgerung Durch den IRT Linking Ansatz konnte ein fragebogenübergreifender genereller Faktor Sozialer Ängstlichkeit abgeleitet werden. Gemeinsamkeiten und Unterschiede wurden dabei berücksichtigt. Dies hat sowohl für die Forschung als auch für die Praxis Vorteile. Eine Replikation dieser Studie sowie die Implementierung weiterer Instrumente wird empfohlen, um die Gültigkeit dieses Ansatzes zu überprüfen und die Ergebnisse zu generalisieren.


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