Störungsübergreifende Fragebogendiagnostik in der Psychotherapie: Ein Vergleich des Brief Symptom Inventorys und des ICD-10 Symptom Rating

Author(s):  
Annika Bolbeth ◽  
Matthias Ziegler ◽  
Lydia Fehm

ZusammenfassungDie vorliegende Studie vergleicht in einer naturalistischen Stichprobe aus 507 ambulanten Psychotherapiepatienten ausgewählte psychometrische Eigenschaften zweier störungsübergreifender Fragebögen: des Brief Symptom Inventory 7 und des ICD-10 Symptom Rating 8. Die Reliabilität von Gesamt- und Subskalenmittelwerten wurde anhand der internen Konsistenzkoeffizienten Cronbachs α und McDonalds ω geschätzt. Messpräzision wurde mittels des Unsicherheitsbereichs operationalisiert. Zur Unterstützung der Validität der Interpretation der Gesamtmittelwerte als Maß für psychische Belastung wurden die Korrelationen mit inhaltsnahen und inhaltsfernen Maßen bestimmt. Die Validität der Skalenstruktur wurde über konfirmatorische Faktorenanalysen geprüft. Bezüglich der Reliabilitätsschätzungen weist der ISR eine zum BSI vergleichbare interne Konsistenz und Messpräzision auf. Konvergente und diskriminante Validität sind ähnlich gut. Das ISR zeigt eine sehr gute faktorielle Validität, während die des BSI als ungenügend beurteilt wird. Von der störungsspezifischen Interpretation der Subskalen des Brief Symptom Inventory muss aufgrund der unklaren Faktorstruktur abgeraten werden. Insgesamt scheint das ISR als Maß für die generelle Symptombelastung eine gute Alternative zum BSI zu sein, da es ähnlich reliabel und messpräzise ist, aber hinsichtlich der Validität bessere Kennwerte aufweist und zeiteffizienter ist.

Author(s):  
Theresa Jacobs ◽  
Maike Linke ◽  
Ernst Peter Richter ◽  
Stephanie Drössler ◽  
Anja Zimmermann ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund In der Literatur lassen sich Hinweise darauf finden, dass bei Medizinstudierenden häufig risikohafter Alkoholkonsum vorliegt. Ziel der Arbeit Das Ziel dieser Arbeit ist, den Alkoholkonsum Medizinstudierender im Zeitverlauf zu untersuchen. Material und Methoden Von 2011 bis 2017 wurden Dresdner Medizinstudierende des zweiten Semesters mit dem „Alcohol Use Disorders Identification Test“ (AUDIT) befragt. Mögliche beeinflussende Faktoren des Alkoholkonsums wie Alter, Geschlecht, psychische Belastung („Brief-Symptom Inventory-18“ [BSI-18]), Jahrgang und Abiturnote der Medizinstudierenden wurden in einer Regressionsanalyse geprüft. Ergebnisse Auffällige Scores im AUDIT wiesen 47 % der Studierenden auf. Die männlichen Studierenden zeigten verglichen mit ihren Kommilitoninnen signifikant höhere Scores (6,73 vs. 4,64; p < 0,001). Aus der Regressionsanalyse gingen das Geschlecht (p = 0,000) sowie die psychische Belastung (p = 0,041; Frauen: p = 0,000) als beeinflussende Faktoren des Alkoholkonsums hervor. Schlussfolgerung Die Medizinstudierenden des zweiten Semesters zeigen häufig problematischen Alkoholkonsum, wobei dies v. a. für die männlichen Studierenden gilt. Der Alkoholkonsum von Medizinstudierenden scheint sich von 2011 bis 2017 nicht zu verändern. Die psychische Belastung stand überwiegend bei den weiblichen Medizinstudierenden mit dem Alkoholkonsum in Zusammenhang.


2018 ◽  
Vol 47 (3) ◽  
pp. 153-162
Author(s):  
Anne Schawohl ◽  
Miriam Adam ◽  
Michael Odenwald

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Bisher existieren keine systematischen ambulanten Angebote für Alkoholpatient_innen mit Doppeldiagnosen, die direkt nach Qualifizierter Entzugsbehandlung (QE) einsetzen. Fragestellung: Diese Pilotstudie untersucht, ob durch nahtlos beginnende integrierte ambulante Psychotherapie Alkoholtrinktage und komorbide psychopathologische Symptomatik bei Alkoholpatient_innen mit Doppeldiagnosen reduziert werden können. Methode: 30 alkoholabhängige Patient_innen mit Doppeldiagnose (F3 oder F4) wurden vor Entlassung aus der QE randomisiert (T1) in Experimentalgruppe (n = 15, nahtlos nach Entzugsbehandlung beginnende integrierte ambulante Psychotherapie) oder Kontrollgruppe (n = 15, Warte-Kontrollgruppe). Drei Monate nach QE (T2) wurden alle Patient_innen hinsichtlich Alkoholtrinktage (Timeline Followback, TLFB) und komorbider Symptomatik (Brief Symptom Inventory, BSI; Beck Depression Inventory, BDI) nachuntersucht. Resultate: Im Gruppenvergleich reduzierten sich die Trinktage von T1 zu T2 in der Experimentalgruppe signifikant stärker (92 % vs. 35 %). Psychische Belastung und Depressivität reduzierten sich deutlicher in der Experimentalgruppe. Schlussfolgerung: Integrierte Therapieformen sollten weiterentwickelt und evaluiert werden, um die ambulant-psychotherapeutische Versorgung dieser Patient_innengruppe zu verbessern.


2016 ◽  
Vol 45 (4) ◽  
pp. 234-244 ◽  
Author(s):  
Margarete Bolten ◽  
Sarah Goergen ◽  
Martin Schöder ◽  
Marc Schmid ◽  
Christina Stadler

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Frühe Interaktionserfahrungen zwischen Eltern und ihren Kindern wirken sich langfristig auf deren psychische Entwicklung aus. Jedoch können verschiedenen psychosoziale Risikofaktoren, insbesondere mütterliche psychische Erkrankungen, die Qualität solcher Interaktionen verändern und sich damit ungünstig auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Fragestellung: In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb geprüft, ob sich psychische Probleme von Müttern auf ihr Interaktionsverhalten auswirken und ob dieses wiederum mit Verhaltensproblemen bei Vorschulkindern assoziiert ist. Methode: Es wurden insgesamt 63 Mutter-Kind-Paare untersucht. Die psychische Gesundheit der Mütter wurde mit Hilfe des Brief Symptom Inventory (BSI), Verhaltensprobleme der Kinder mittels der CBCL erfasst. Die Mutter-Kind-Interaktion wurde während einer standardisierten Verhaltensbeobachtung videographiert und von zwei blinden Ratern ausgewertet. Ergebnisse: Multiple Regressionsanalysen zeigen, dass die globale psychische Belastung von Müttern 13 % der Varianz externalisierender und 14.5 % der Varianz internalisierender Symptome bei Vorschulkindern aufklärt. Weiterhin wurde deutlich, dass nur bei den internalisierenden Störungen die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion einen Effekt auf die Ausprägung kindlicher Symptome hatte. Außerdem fanden wir einen Mediatoreffekt für mütterliche Intrusivität. Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Studie ermöglichen somit ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter, da sie spezifische Interaktionsmerkmale als Risikofaktoren für internalisierende Probleme identifizieren konnten und die Bedeutung der psychischen Gesundheit der Mutter unterstreichen. Daraus kann abgeleitet werden, dass bei einer psychotherapeutischen Behandlung von Vorschulkindern, neben der symptomorientierten Therapie, eine Entlastung der Mütter und eine Verbesserung der Mutter-Kind-Interaktion von großer Relevanz ist.


2013 ◽  
Vol 42 (2) ◽  
pp. 87-95 ◽  
Author(s):  
Dominik Ülsmann ◽  
Thomas Fydrich

Theoretischer Hintergrund: Bei retrospektiven Einschätzungen des Erlebens und Verhaltens werden meist Gedächtnis- und Urteilsfehler vermutet. Fragestellung: Wie zuverlässig sind retrospektive Symptomeinschätzungen in der Psychotherapie? Wie valide sind Therapieerfolgsmaße auf Basis retrospektiver Symptomeinschätzungen? Methode: Psychotherapiepatienten (N = 83) rekonstruieren zu Therapieende ihre Symptomausprägung vom Beginn der Therapie auf dem Brief Symptom Inventory (BSI) und dem Beck Depressions Inventar (BDI). Ergebnisse: Neben einer bedeutsamen retrospektiven Überschätzung zeigen retrospektive und reguläre Prä-Messungen bedeutsame Zusammenhänge. Das Ausmaß der retrospektiven Symptomeinschätzungen ist vom Therapieerfolg weitgehend unabhängig. Prä-Post Effektstärken auf Basis der retrospektiven Prä-Messungen zeigen vergleichbare Zusammenhänge mit anderen Therapieerfolgsmaßen wie reguläre Prä-Post Effektstärken. Schlussfolgerungen: Retrospektive Symptomeinschätzungen sind zuverlässig aber nicht akkurat. Pauschale Annahmen über Urteilsfehler und eine wenig valide Darstellung des Therapieerfolgs bei retrospektiver Erfassung von Symptomen müssen zurückgewiesen werden.


2010 ◽  
Vol 26 (2) ◽  
pp. 116-121 ◽  
Author(s):  
Fawzi S. Daoud ◽  
Amjed A. Abojedi

This study investigates the equivalent factorial structure of the Brief Symptom Inventory (BSI) in clinical and nonclinical Jordanian populations, using both exploratory factor analysis (EFA) and confirmatory factor analysis (CFA). The 53-item checklist was administered to 647 nonclinical participants and 315 clinical participants. Eight factors emerged from the exploratory factor analysis (EFA) for the nonclinical sample, and six factors emerged for the clinical sample. When tested by parallel analysis (PA) and confirmatory factor analysis (CFA), the results reflected a unidimensional factorial structure in both samples. Furthermore, multigroup CFA showed invariance between clinical and nonclinical unidimensional models, which lends further support to the evidence of the unidimensionality of the BSI. The study suggests that the BSI is a potentially useful measure of general psychological distress in clinical and nonclinical population. Ideas for further research are recommended.


2018 ◽  
Author(s):  
Jaromír Kabát ◽  
Natália Kaščáková ◽  
Jana Fürstová ◽  
Ludmila Bartůš-Ková ◽  
Petr Glogar ◽  
...  

2008 ◽  
Vol 8 (1) ◽  
pp. 90-110 ◽  
Author(s):  
Anthi Loutsiou-Ladd ◽  
Georgia Panayiotou ◽  
Costantinos M. Kokkinos

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