Pathologisches Horten

2017 ◽  
Vol 14 (04) ◽  
pp. 245-249
Author(s):  
A. Barocka

ZusammenfassungDas pathologische Horten (DSM-5 300.3) scheint mit ca. 2% Punktprävalenz eine häufige Störung zu sein, die aber bei Psychiatern und Psychotherapeuten Zurückhaltung auslöst. Für Betroffene ist es schwer, eine angemessene Therapie zu bekommen. Das hat mehrere Gründe: Die diagnostische Einordnung ist umstritten. Ist es eine Form der Zwangsstörung? Gesichert ist die Tatsache, dass die klassische kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörung gut, beim pathologischen Horten kaum hilft. Andere Syndrome wie ADHS, bipolare Störung, soziale Phobie und Depression spielen komorbid oder als Teil des Syndroms mit hinein. Die Störung wird teilweise ich-synton präsentiert. Mit anderen Worten: die Therapie ist schwierig. Während sich die Fachleute zurückhalten, sind Ratgeberbücher, Fernsehen und Selbsthilfegruppen hoch interessiert am „Messie-Syndrom“, einer im Grunde diskriminierenden Bezeichnung für das Pathologische Horten. Der vorliegende Beitrag stellt sich die Aufgabe, Therapieprinzipien bekannt zu machen, die sich in Studien als wirksam erwiesen haben. Eine auf das Störungsbild des Pathologischen Hortens ausgerichtete Therapie kann nicht in allen Fällen zur Vollremission führen, bietet aber gute Chancen für eine symptomatische Verbesserung in vielen Fällen und die Wiederherstellung der Funktionalität in einem Teil der Fälle.

2009 ◽  
Vol 57 (3) ◽  
pp. 149-159 ◽  
Author(s):  
Christiane Bohn ◽  
Ulrich Stangier

Soziale Phobie gehört epidemiologischen Studien zufolge zu den häufigsten psychischen Störungen und führt bei Betroffenen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität. Im vorliegenden Übersichtsartikel werden zunächst die Symptomatik und diagnostische Instrumente beschrieben und biologische, lerntheoretische und kognitive Theorien zur Ätiologie der sozialen Phobie erläutert. Anschließend werden Interpersonelle und Psychodynamische Therapie, Kognitive Verhaltenstherapie basierend auf dem Modell von Clark und Wells (1995 ) sowie Vorgehensweisen bei komorbiden Störungen als mögliche Behandlungsansätze vorgestellt und diskutiert.


Author(s):  
Mira Vasileva ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung. In den letzten 30 Jahren wurden große Fortschritte in der Erforschung von Traumafolgestörungen und ihrer Behandlung im Kindes- und Jugendalter gemacht. Dieser Beitrag gibt einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen der internationalen Forschung zur Diagnostik und Behandlung von Traumafolgestörungen im Kindes- und Jugendalter. In den neuen diagnostischen Systemen (DSM-5 und ICD-11) und bei der Traumabehandlung wird immer stärker berücksichtigt, dass die Traumabewältigung und die Traumareaktionen im Kindes- und Jugendalter stark von dem Entwicklungsstand abhängig sind. Aktuelle Leitlinien zur Traumabehandlung, die auf systematischen Analysen von Evaluationsstudien basieren, bennenen traumafokussierte Verfahren, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, als wirksam. Neben der ambulanten und stationären psychotherapeutischen Behandlung ist es auch wichtig, effektive Behandlungsansätze für die Jugendhilfe und den Strafvollzug zu entwickeln.


Schlaf ◽  
2016 ◽  
Vol 05 (03) ◽  
pp. 130-135
Author(s):  
Dieter Riemann ◽  
Anna F. Johann ◽  
Christoph Nissen ◽  
Elisabeth Hertenstein

Chronische Ein- und Durchschlafstörungen, die die Tagesbefindlichkeit beeinträchtigen, werden als Insomnie bezeichnet. Während die Insomnie nach ICD-10 nur dann diagnostiziert wird, wenn keine andere Erkrankung vorliegt, die die Schlafstörungen erklären könnte, kann eine Insomnie nach DSM 5 auch als komorbide Diagnose z.B. bei affektiven Störungen oder Angststörungen vergeben werden. Die Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) ist eine wirksame Behandlung, mit der sowohl für Ein- als auch für Durchschlafstörungen gute Effekte erzielt werden können. Hier stellen wir achtsamkeitsbasierte Therapien vor, die in der letzten Zeit verstärkt als ergänzende oder alternative Behandlung diskutiert werden.


2021 ◽  
Vol 15 (03) ◽  
pp. 114-120
Author(s):  
Anja Hilbert

ZusammenfassungDie Binge-Eating-Störung (BES), als eigenständige Essstörung erstmals im Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Störungen DSM-5 definiert, ist durch wiederkehrende Essanfälle ohne gewichtskompensatorische Verhaltensweisen gekennzeichnet. Die breitere Definition in der avisierten International Classification of Diseases ICD-11 wird zu Veränderungen in Präsentation und Prävalenz dieser Störung führen. Die BES tritt vor dem Hintergrund einer komplexen, multifaktoriellen Ätiologie auf und geht mit einer erhöhten Essstörungs- und allgemeinen Psychopathologie, psychischen und körperlichen Komorbidität einschließlich Adipositas und verringertem Funktionsniveau einher. Trotz dieser Beeinträchtigungen wird die BES häufig weder diagnostiziert noch behandelt. Evidenzbasierte Therapien für die BES umfassen die Psychotherapie, wobei die Kognitive Verhaltenstherapie das etablierteste Verfahren darstellt, und die strukturierte Selbsthilfebehandlung. Andere Therapien wie die Pharmakotherapie, behaviorale Gewichtsreduktionstherapie und Kombinationstherapien erhielten in den aktuellen evidenzbasierten S3-Essstörungsleitlinien einen geringeren Empfehlungsgrad für spezielle Indikationen.


Im Cluster C der DSM-5 sind vermeidende, dependente und zwanghafte Persönlichkeitsstörungen subsumiert. Menschen mit Persönlichkeitsstörungen dieses Clusters können als ängstlich, furchtsam, vermeidend charakterisiert werden. Verschiedene psychotherapeutische Behandlungsansätze kommen in Frage und sind wirksam, Evidenzen für Therapieerfolg existieren u.a. für die psychodynamische Kurzzeittherapie (STPP) und die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). Wenig bekannt ist bislang, welche spezifischen Prozesse während der Therapiesitzung maßgeblich Einfluss auf den Erfolg haben. Als Prozesse werden in diesem Zusammenhang u. a. die therapeutische Beziehung und der Therapieansatz definiert.


2018 ◽  
Vol 1 ◽  
pp. S22
Author(s):  
C. Hingray
Keyword(s):  

2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 599-607 ◽  
Author(s):  
Martin Neuenschwander

Digitale Medien sind mittlerweile unentbehrlich in Schule, Beruf, Familie und Freizeit und durchdringen unseren Alltag immer stärker. Dazu vermögen sie die Menschen aller Altersstufen zu faszinieren dank vielfältiger und immer neuer Nutzungsmöglichkeiten für Kommunikation, Unterhaltung und Spiel. Von großer Relevanz sind diesbezüglich insbesondere soziale Netzwerke und Onlinespiele, an denen sich täglich Millionen beteiligen. Der Großteil der Bevölkerung nutzt diese interaktiven Medien funktional, selbstbestimmt und genussvoll. Andererseits belegen empirische Studien, dass eine Minderheit von 1 % bis 6 % ein dysfunktionales, suchtartiges Verhalten zeigt, typischerweise bei der Onlinekommunikation, beim Computerspiel oder beim Konsum von erotisch-pornografischem Bildmaterial. Das Störungsbild „Onlinesucht“ ist zwar eine Realität, figuriert bisher aber nicht als offizielle Diagnose in den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5. Die Fachdiskussion über die nosologische Einordnung des Störungsbildes ist noch im Gang. Für die klinische Praxis existieren allerdings bereits jetzt valide diagnostische Hilfestellungen. Da das zur Verfügung stehende professionelle Beratungs- und Therapieangebot nur spärlich in Anspruch genommen wird, kommt der medizinischen Grundversorgung für die Früherkennung und Triage hinsichtlich adäquater Interventionen eine wichtige Bedeutung zu. Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene webbasierte Plattformen für Prävention, Beratung und Therapie zur Verfügung.


Author(s):  
Silke Behrendt ◽  
Barbara Braun ◽  
Randi Bilberg ◽  
Gerhard Bühringer ◽  
Michael Bogenschutz ◽  
...  

Abstract. Background: The number of older adults with alcohol use disorder (AUD) is expected to rise. Adapted treatments for this group are lacking and information on AUD features in treatment seeking older adults is scarce. The international multicenter randomized-controlled clinical trial “ELDERLY-Study” with few exclusion criteria was conducted to investigate two outpatient AUD-treatments for adults aged 60+ with DSM-5 AUD. Aims: To add to 1) basic methodological information on the ELDERLY-Study by providing information on AUD features in ELDERLY-participants taking into account country and gender, and 2) knowledge on AUD features in older adults seeking outpatient treatment. Methods: baseline data from the German and Danish ELDERLY-sites (n=544) were used. AUD diagnoses were obtained with the Mini International Neuropsychiatric Interview, alcohol use information with Form 90. Results: Lost control, desired control, mental/physical problem, and craving were the most prevalent (> 70 %) AUD-symptoms. 54.9 % reported severe DSM-5 AUD (moderate: 28.2 %, mild: 16.9 %). Mean daily alcohol use was 6.3 drinks at 12 grams ethanol each. 93.9 % reported binging. More intense alcohol use was associated with greater AUD-severity and male gender. Country effects showed for alcohol use and AUD-severity. Conclusion: European ELDERLY-participants presented typical dependence symptoms, a wide range of severity, and intense alcohol use. This may underline the clinical significance of AUD in treatment-seeking seniors.


Author(s):  
Barbara Braun ◽  
Silke Behrendt ◽  
Daniela Piontek ◽  
Ludwig Kraus ◽  
Gerhard Bühringer

Zusammenfassung. Zielsetzung: Der demographische Wandel lässt eine höhere Anzahl älterer Personen mit Alkoholproblemen erwarten, deren therapeutische Versorgung bislang unzureichend ist. Mit der internationalen, randomisiert-kontrollierten ELDERLY-Studie wurden zwei Varianten einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung für Personen ab 60 Jahren mit einer Alkoholkonsumstörung nach DSM-5 (AS) in drei Ländern erprobt. Methodik: Nach der Baseline-Befragung wurden die zufällig zugeordneten Behandlungsgruppen nach 1, 3, 6 und 12 Monaten erneut untersucht. Erfasst wurden Veränderungen (Zeit und Gruppe) hinsichtlich Trinkmenge, Anzahl abstinenter Tage, Anzahl Tage Rauschtrinken und Tage risikoarmen Konsums sowie Anzahl zutreffender DSM-5-Kriterien für AS. Complete-Case- und Intention-to-treat-Analysen werden für die deutsche Teilstichprobe vorgestellt (n=203). Ergebnisse: Für beide Behandlungsgruppen ergaben sich stabil bis zu 12 Monate nach Baseline ein Anstieg der Abstinenzrate (18 %; t0: 4 %), des Anteils der Personen ohne einen Tag mit riskantem Konsum (45 %, t0: 4 %) sowie ohne Rauschtrinken (68 %, t0: 15 %). Auch zeigte sich eine Verringerung der Trinkmenge (Median bei 27 g Reinalkohol pro Trinktag; t0: 58 g) und Anzahl erfüllter AS-Kriterien (Median bei 2; t0: 5). Schlussfolgerungen: Die Verbesserungen des Trinkverhaltens und der AS-Symptome waren trotz relativ kurzer Behandlungsdauer stabil. Motivierende Interventionen, insbesondere die persönliche Rückmeldung zum Trinkverhalten, bewirken auch bei älteren Personen mit alkoholbezogenen Störungen Verhaltensänderungen. Ein therapeutischer Nihilismus ist unangebracht; vielmehr sollten spezifische Bedürfnisse der Zielgruppe beachtet und in passenden Versorgungsangeboten umgesetzt werden.


Author(s):  
Jessica W. M. Wong ◽  
Friedrich M. Wurst ◽  
Ulrich W. Preuss

Abstract. Introduction: With advances in medicine, our understanding of diseases has deepened and diagnostic criteria have evolved. Currently, the most frequently used diagnostic systems are the ICD (International Classification of Diseases) and the DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) to diagnose alcohol-related disorders. Results: In this narrative review, we follow the historical developments in ICD and DSM with their corresponding milestones reflecting the scientific research and medical considerations of their time. The current diagnostic concepts of DSM-5 and ICD-11 and their development are presented. Lastly, we compare these two diagnostic systems and evaluate their practicability in clinical use.


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