Aspekte beruflicher und sozialer Wiedereingliederung aus Sicht kardiovaskulär erkrankter Rehabilitanden in besonderen beruflichen Problemlagen – Ergebnisse einer qualitativen Erhebung

2017 ◽  
Vol 56 (03) ◽  
pp. 181-188 ◽  
Author(s):  
C. Schulz-Behrendt ◽  
A. Salzwedel ◽  
S. Rabe ◽  
K. Ortmann ◽  
H. Völler

Zusammenfassung Untersucht wurden subjektive bio-psycho-soziale Auswirkungen chronischer Herz- und Gefäßerkrankungen, Bewältigungsstrategien und Formen sozialer Unterstützung bei Rehabilitanden in besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL). Für die qualitative Untersuchung wurden 17 Patienten (48,9±7,0 Jahre, 13 männl.) mit BBPL (SIMBO-C>30) in leitfadengestützten Interviews befragt. Die Auswertung erfolgte softwaregestützt nach dem inhaltsanalytischen Ansatz von Mayring. Im Rahmen der Krankheitsauswirkungen benannten die Patienten soziale, einschließlich beruflicher Aspekte mit 62% der Aussagen deutlich häufiger als physische oder psychische Faktoren (9 bzw. 29%). Angewandte Bewältigungsstrategien und erfahrene Unterstützungsleistungen richteten sich jedoch überwiegend auf körperliche Einschränkungen (70 bzw. 45%). Obgleich soziale Krankheitsauswirkungen für die befragten Rehabilitanden subjektiv bedeutsam waren, gelang die Entwicklung geeigneter Bewältigungsstrategien nur unzureichend.

Pflege ◽  
2012 ◽  
Vol 25 (3) ◽  
pp. 175-184
Author(s):  
Krüger ◽  
Eberl ◽  
Schnepp

In der vorliegenden Studie wurden Familien zu ihren Erfahrungen mit den ersten, in Deutschland nach dem WHO-Konzept der Family Health Nurse weitergebildeten, Familiengesundheitspflegenden und -hebammen (FGP/FGH) befragt. Die Weiterbildung befähigt dazu, Familien und Einzelpersonen niederschwellige pflege- und gesundheitsbezogene Angebote zu unterbreiten. Ziel war es herauszuarbeiten, inwieweit diese Fachpersonen die Familien unterstützen und ob das Curriculum der Weiterbildung Familiengesundheit auf die Bedarfe der Familien ausgerichtet ist. Im Rahmen der Evaluation wurden acht Familien, die aus unterschiedlichen Gründen Angehörige zuhause versorgen, mittels qualitativer Interviews befragt. Die Datenauswertung folgte der Methode von Burnard. Die Familien beschreiben unterschiedliche Unterstützungen der FGP/FGH wie «Pflege- und gesundheitsbezogene Tätigkeiten», Hilfen im «Alltagsmanagement» und Aktivitäten in Verbindung mit «Case-Management». Die Betreuung der FGP/FGH trägt zur Stabilisierung der Situation innerhalb der Familie bei. Die Analyse zeigt zudem, dass die Inhalte der Weiterbildung von den FGP/FGH berücksichtigt und angewendet werden. Insgesamt wird deutlich, dass Familien mit sehr unterschiedlichen pflegerischen, gesundheitlichen und sozialen Bedarfen von der Betreuung durch die FGP/FGH profitieren. Die familiäre und pflegerische Situation wird entlastet. Die Familien werden dazu befähigt, ihren Alltag zu bewältigen und neue Strategien zu entwickeln.


2020 ◽  
Vol 68 (4) ◽  
pp. 243-251 ◽  
Author(s):  
Cornelia Schwenger-Fink ◽  
Imke Bergmann ◽  
Tanja Zimmermann

Zusammenfassung. Elterliche Erziehungskompetenz, wie sie z.B. durch Elterntrainings vermittelt wird, ist ein wichtiger Ansatzpunkt zur Prävention kindlicher Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere die frühzeitige Vermittlung von Erziehungsfertigkeiten scheint sinnvoll. Dies gilt besonders für die Gruppe belasteter Eltern und Familien, die von niedrigschwelligen Angeboten in der frühen Familienphase profitieren. Darüber hinaus ist die Vermittlung elterlicher Erziehungskompetenz auch im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung bedeutsam. Trotz der Wirksamkeit von Elterntrainings werden diese oft – insbesondere bei Eltern mit Kleinkindern – nicht angeboten oder in Anspruch genommen oder auch im Rahmen der Psychotherapie nur vereinzelt in die Behandlung integriert. Ziel dieser qualitativen Arbeit ist die Identifikation des Unterstützungsbedarfs bei N = 20 Müttern mit Kindern unter 3 Jahren sowie von Rahmenbedingungen und Inhalten eines – aus Müttersicht – hilfreichen Elterntrainings. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl „Hebammenwissen“ (z.B. Hinweise zu Wochenbett, Ernährung, Schlaf, Gesundheit und Entwicklung des Kindes) als auch „Erziehungswissen“ (z.B. Fragen zum Umgang mit kindlichem Problemverhalten, Eltern-Teamwork) auf Wissens- und Handlungsebene Inhalt eines Trainings sein sollten. Insbesondere die Rahmenbedingungen eines Elterntrainings scheinen für die Inanspruchnahme ausschlaggebend zu sein. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass Mütter mit Kleinkindern eine empfängliche Gruppe für Interventionen zu sein scheinen, die vor allem unter präventiven Aspekten stärker in der Versorgung berücksichtigt werden sollte.


Author(s):  
Marion Schmitman gen. Pothmann ◽  
Ulrike Petermann ◽  
Franz Petermann ◽  
Daniela Zakis

Hintergrund: Zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer ADHS gehören mangelnde soziale Kompetenzen. Erstmalig wurde im deutschsprachigen Raum ein Therapiekonzept zur Förderung sozialer Fertigkeiten entwickelt, das auf die spezifischen Defizite von Kindern mit ADHS abgestimmt ist. Methodik: In einem Zweigruppen-Prätest-Posttest-Design mit unbehandelter Wartekontrollgruppe wurden 40 Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren mit den Diagnosen F90.0, F90.1, F98.8 untersucht, davon waren 15 % Mädchen und 85 % Jungen. In Gruppen von 3 Personen nahmen sie an dem neu entwickelten 10-stündigen Trainingsprogramm TEAM teil. Zur Messung sozialer Kompetenz wurde der Erfassungsbogen sozialer Fertigkeiten für Eltern (ESF-E) eingesetzt. Darüber hinaus wurden Aufmerksamkeitsleistungen (FBB ADHS) und begleitende psychische Faktoren erfasst (SDQ). Ergebnisse: Mittels MANOVA mit Messwiederholungsfaktor konnten signifikante Effekte des Trainings für nahezu alle soziale Fertigkeiten gezeigt werden. Uneinheitlich sind die Ergebnisse zu den verschiedenen Aufmerksamkeitskomponenten und den psychosozialen Begleitfaktoren. Die stärksten Effekte zeigten sich in den Bereichen: Konfliktmanagement, Emotionsregulation und Empathiefähigkeit. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Durchführung des Trainings sozialer Fertigkeiten eine sinnvolle und effektive Ergänzung in der Therapie von Kindern mit ADHS darstellt. Die Überprüfung von Langzeiteffekten steht noch aus.


2006 ◽  
Vol 17 (4) ◽  
pp. 178-186 ◽  
Author(s):  
Günther Bernatzky ◽  
Franz Wendtner ◽  
Patrick Bernatzky ◽  
Werner Kullich ◽  
Rudolf Likar

Zusammenfassung. Schmerz stellt einerseits eine große Belastung für die Patienten dar, andererseits sind dadurch höhere Kosten und u.U. längere Krankenhausaufenthalte der Fall. Schmerz ist immer subjektiv und wird individuell unterschiedlich erlebt. Psychische Faktoren, wie Hilflosigkeit, Angst, Depression usw. steigern die Wirkung von Schmerz als physiologischen Stressor und haben Einfluss auf die Schmerzstärke. Ängste, Verspannungen und Herabsetzung der Schlafqualität mindern das Wohlbefinden und verzögern den Genesungsprozess. Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung kann über den Einfluss auf affektive, kognitive und sensorische Vorgänge eine maßgebliche schmerzhemmende Wirkung entfalten. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Effekt einer standardisierten Musik in Kombination mit einer gesprochenen Entspannungsanleitung, bei chronischen Rückenschmerzpatienten zu evaluieren. Gleichzeitig wird in diesem Beitrag gezeigt, welche Wirkung eine stimulierende Musik bei Patienten mit Morbus Parkinson hat.


2009 ◽  
Vol 17 (1) ◽  
pp. 30-39 ◽  
Author(s):  
Jochen Hardt ◽  
Ulrich Mingram ◽  
Johannes Kruse ◽  
Ulrich Tiber Egle

Zusammenfassung. Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Bezug auf somatische Behandlung und Diagnostik wesentlich durch psychische Faktoren der Patienten mitbestimmt wird. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, wie psychische Komorbiditäten und frühe Kindheitsbelastungen das Inanspruchnahmeverhalten in der somatischen Primärversorgung beeinflussen. Insgesamt wurden 453 Patienten bei hausärztlichen Konsultationen gefragt, ob sie an einer Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Die Ergebnisse von 366 Patienten wurden mit den Daten zum Inanspruchnahmeverhalten, somatischen und psychischen Diagnosen der Praxen verglichen. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines Graphischen Markov Modells. Psychische Erkrankungen beeinflussen die Anzahl der Hausarztbesuche und die Zeit, die der Hausarzt für den Patienten aufwendet. Letzteres gilt nicht nur für psychisch orientierte Diagnostik und Behandlung, sondern auch für somatisch orientierte. Ein umgekehrter Effekt, dass somatische Erkrankungen oder der Verdacht auf deren Vorliegen ebenfalls vermehrte psychiatrisch orientierte Diagnostik nach sich ziehen, zeigte sich nicht. Kindheitsbelastungen sind nicht mit dem Inanspruchnahmeverhalten assoziiert. Die strikte Trennung zwischen somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Medizin in Form der häufig praktizierten Sequenz zuerst somatische Medizin, dann psychiatrisch/psychotherapeutische Diagnostik und Therapie ist überdenkenswert, um Diagnostik und Therapie somatischer wie auch psychischer Erkrankungen zu optimieren und Verzögerungen zu vermeiden.


Author(s):  
Katharina Nagelschmidt ◽  
Nico Leppin ◽  
Carola Seifart ◽  
Winfried Rief ◽  
Pia von Blanckenburg

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Frühzeitige Gespräche über das Lebensende können zu einer personenzentrierten Versorgung am Lebensende beitragen. Allerdings finden derartige Gespräche oft nicht oder zu spät statt. Im Rahmen einer qualitativen Pilotforschung soll ein Einblick in die Voraussetzungen für eine Gesprächsinitiierung, Schwierigkeiten und Nutzen aus Sicht gesunder Erwachsener ermöglicht werden. Die Ergebnisse können in der psychosomatischen Grundversorgung Berücksichtigung finden, sodass die Kommunikation über das Lebensende bei erkrankten, sowie gesunden älteren Personen frühzeitig initiiert und gefördert werden kann. Methoden Die Interviews entstammen einer experimentellen Untersuchung zum Umgang mit Gesprächen über das Lebensende bei gesunden Probanden des höheren Erwachsenenalters, die über Aushänge rekrutiert wurden. Sechs Transkripte von 2 männlichen und 4 weiblichen Teilnehmerinnen (65–78 Jahre) wurden mithilfe der Thematischen Analyse nach Braun & Clarke ausgewertet. Ergebnisse Voraussetzungen für eine Gesprächsinitiierung ließen sich in Überzeugungen und Einstellungen, intrinsische Motivation, Erfahrung, familiäre Kommunikation und praktische Umsetzung einteilen. Schwierigkeiten zeigten sich in den Bereichen kognitive Barrieren, praktische Umsetzung, emotionale Barrieren, Beziehungsebene, und Umgebungsbedingungen. Die Befragten sahen den Nutzen auf der Beziehungsebene, in den Bereichen Organisatorisches und Wertvorstellungen, sowie den kognitiven und emotionalen Nutzen. Diskussion Die Ergebnisse knüpfen an die bisherige Forschung insofern an, dass es aus Sicht älterer Gesunder einen zu späten Zeitpunkt für familiäre Gespräche über das Lebensende gibt. Es wird deutlich, dass bestimmte Barrieren frühzeitige Kommunikation verhindern können. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern Anstöße für weitere Forschung und können zur Entwicklung von Interventionen zur Erhöhung der Bereitschaft, rechtzeitig das Thema Lebensendeplanung anzusprechen, verwendet werden. Schlussfolgerung Frühzeitige Gespräche über das Lebensende sollten im Sinne der präventiven Gesundheitsvorsorge niedrigschwellig angeboten werden. Behandelnde in der psychosomatischen Grundversorgung können Gesprächsbedarf erkennen, Informationen vermitteln, Barrieren abbauen und strukturierte Gesprächsbegleitung anbieten.


2020 ◽  
Vol 0 (0) ◽  
Author(s):  
Horst Rettke ◽  
Rahel Naef ◽  
Michael Rufer ◽  
Simon Peng-Keller

ZusammenfassungChronischer Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das alle Lebensdimensionen betrifft: die psychische, soziale und spirituelle nicht weniger als die physische. Diesem Umstand muss in der Behandlung dieser Patientengruppe Rechnung getragen werden. Wir untersuchten, an welche Voraussetzungen dafür im Deutschschweizer Raum bereits angeknüpft werden kann. An fünf Studienzentren wurden insgesamt 34 Fachpersonen in interprofessionell gemischten Fokusgruppen dazu interviewt, welche spirituellen Anliegen und Bedürfnisse von Patient/-innen mit chronischen Schmerzen sie wahrnehmen und wie diese im Behandlungsprozess berücksichtigt werden können. Eine thematische Analyse zeigte drei Kernthemen: die Relevanz spiritueller Aspekte in der multimodalen Schmerztherapie, handlungsleitende Überzeugungen und die Kompetenz zu Spiritual Care. Die Befragten waren der spirituellen Thematik gegenüber generell aufgeschlossen. Aus ihrer Sicht stellt die Integration spiritueller Anliegen und Bedürfnisse im Behandlungsprozess einen Mehrwert für die Behandlungsqualität in dieser Patientengruppe dar. Dies konsequent umzusetzen, stellt sie jedoch vor teilweise ungelöste Herausforderungen. Hier braucht es Befähigung und institutionelle Unterstützung, um Spiritual Care den entsprechenden Raum zu geben.


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