Seltene Differentialdiagnose einer neonatalen bakteriellen Sepsis: Die neonatale Virusmyokarditis

2018 ◽  
Vol 222 (02) ◽  
pp. 82-85
Author(s):  
Dominic Schröder ◽  
Celine Siauw ◽  
Johannes Wirbelauer

ZusammenfassungDie neonatale bakterielle Infektion ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die schon bei dem begründeten Verdacht die kalkulierte intravenöse antibiotische Therapie rechtfertigt. Allerdings ist die klinische Symptomatik oft unspezifisch. Insbesondere bei fehlendem Ansprechen auf die antibiotische Therapie kommen verschiedene Differentialdiagnosen in Betracht. Berichtet wird die klinische Präsentation, die differenzialdiagnostischen Schritte, die Therapie sowie der langfristige Verlauf eines Frühgeborenen, welches an einer Enterovirusinfektion mit Myokarditis erkrankte. Der Krankheitsverlauf unterstreicht die klinische Relevanz von Enterovirusinfektionen bei Neugeborenen. Es zeigt sich jedoch, dass in der aktuell dieses Thema bearbeitenden Literatur jeweils nur Einzelaspekte beschrieben werden. Insbesondere fehlen genaue Daten sowohl zur Epidemiologie als auch zur Morbidität.

2007 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 325-332 ◽  
Author(s):  
K. Henneveld ◽  
W. Beck ◽  
R. Müller

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Dieser Artikel gibt eine Literaturübersicht über Vorratsmilben und ihre Bedeutung in der Tiermedizin. Weiterhin präsentiert er Ergebnisse aus einer eigenen Studie, deren Ziel es war herauszufinden, ob Vorratsmilben im Trockenfutter oder in der direkten Umgebung von Hunden vorkommen. Material und Methode: Im ersten Teil der Studie wurden 23 Hundefuttersäcke über einen Zeitraum von sechs Wochen mittels mikroskopischer Untersuchung auf eine Kontamination mit Vorratsmilben überprüft. Im zweiten Teil der Studie erfolgte eine Untersuchung von Staubproben aus 20 unterschiedlichen Haushalten mit gesunden Hunden auf eine Kontamination mit Vorratsmilben. Ergebnisse: In keiner Futterprobe fanden sich Vorratsmilben. In fünf der insgesamt 40 untersuchten Staubproben waren Milben verschiedener Spezies nachweisbar: Dermatophagoides pteronyssinus (4/40), kurzschwänzige Demodex-Milbe (1/40) und Vorratsmilbe (1/40). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Vorratsmilben kommerzielles Hundetrockenfutter nicht kontaminieren, aber im Hausstaub vorkommen können. Klinische Relevanz: Bei den meisten Hunden mit positiven Serum- oder Hauttestreaktionen gegen Futtermilben wird eine Änderung der Fütterung keinen Einfluss auf die klinische Symptomatik haben.


2009 ◽  
Vol 37 (01) ◽  
pp. 14-32
Author(s):  
M. Unger ◽  
C. Schwedes ◽  
S. Bentele ◽  
S. Klumpp ◽  
M. Brückner

Zusammenfassung Gegenstand: Der Artikel beschreibt klinische Symptomatik, diagnostische Aufarbeitung und chirurgische Therapie eines intrapelvinen Lipoms. Verlauf und Ergebnisse: Die klinische Untersuchung, Röntgenaufnahmen des Abdomens und der zytologische Befund einer mittels Feinnadelaspiration gewonnenen Gewebeprobe ergaben die klinische Verdachtsdiagnose eines intrapelvinen Lipoms. Computertomographisch ließ sich eine klar begrenzte fettdichte Struktur im Beckenkanal ohne Beteiligung der umgebenden Gewebe darstellen, die anhand der Hounsfield-Einheiten als Fettgewebe anzusprechen war. Über einen perinealen Zugang erfolgten eine Teilresektion der Fettgeschwulst und eine Fettabsaugung. Die histopathologische Untersuchung bestätigte den klinischen Verdacht eines einfachen Lipoms. 22 Monate postoperativ ist der Hund symptomfrei. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Einfache Lipome finden sich typischerweise in der Unterhaut und nur in Ausnahmefällen in der Brust-, Bauch- oder Beckenhöhle, wo sie zu einer Funktionseinschränkung anderer Organe oder anatomischer Strukturen führen können. Nach einer exakten Diagnosestellung kann aufgrund des langsamen Wachstums der Lipome eine chirurgische Teilresektion in Verbindung mit einer Liposuktion unter Umständen ausreichen, um dem Patienten über längere Zeit Beschwerdefreiheit zu verschaffen.


2009 ◽  
Vol 37 (02) ◽  
pp. 75-83
Author(s):  
C. Hübler ◽  
M. Kramer ◽  
C. Peppler

Zusammenfassung Gegenstand: Diagnostik und Therapie von Bissverletzungen am Hals beim Hund. Material und Methoden: Retrospektive Auswertung der Daten von 47 Bissverletzungen am Hals bei 45 kaninen Patienten, die von Januar 2000 bis August 2007 in der Klinik für Kleintiere, Chirurgie der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt wurden. Ergebnisse: 38 Tiere wurden innerhalb der ersten 24 Stunden vorgestellt. Davon wiesen 10 Hunde neben Haut- und Unterhautläsionen Verletzungen von Muskulatur, Trachea, Ösophagus, Kehlkopf, Gefäßen oder Wirbelsäule auf. Neun Hunde wurden erst nach einem Tag oder später vorgestellt. Fast die Hälfte von ihnen hatte einen Abszess entwickelt. Auch unter den spät vorgestellten Hunden fanden sich Patienten mit schweren Verletzungen wie Tracheaabriss. Röntgenologisch konnten 25-mal gasdichte Aufhellungen im Halsbereich (46,3%), 6-mal eine Weichteilschwellung (11,1%), 9-mal ein Pneumomediastinum (16,6%), und je einmal ein Pneumothorax (1,9%) und ein Pneumoretroperitoneum (1,9%) diagnostiziert werden. Die Behandlungsdauer betrug bei größeren Verletzungen im Durchschnitt 6,25 Tage. Bei Patienten, deren Verletzungen länger als 24 Stunden zurücklagen, dauerte die antibiotische Therapie mit durchschnittlich 18,2 Tagen deutlich länger als bei den frühzeitig vorgestellten Hunden. Bei diesen betrug sie im Mittel 8,6 Tage im Fall einer Verletzung von Haut und Unterhaut und 9,6 Tage bei schwerwiegenderen Verletzungen. Die Mortalität lag bei 8,5% (n = 4) in Bezug auf die Verletzung am Hals und bei 10,6% (n = 5) insgesamt. Beide Patienten mit Perforation des Ösophagus starben. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bissverletzungen im Bereich des Halses beim Hund haben bei korrekter Behandlung eine gute Pro-gnose. Röntgenaufnahmen geben Hinweise auf Verletzungen der Trachea, des Kehlkopfes oder des Ösophagus. Eine umfassende Untersuchung und Therapie in Narkose ist möglichst schnell durchzuführen.


2006 ◽  
Vol 63 (10) ◽  
pp. 659-665 ◽  
Author(s):  
Kahlert ◽  
Nadal

Bei unklarem Fokus sind Virusinfektionen die häufigste Ursache von akutem Fieber im Kindesalter. Bakterielle Infektionen sind als Ursache weitaus seltener, doch gerade in der Altersgruppe bis 3 Jahre wegen möglicher lebensbedrohlicher Folgen bei invasivem Verlauf gefürchtet. Seit Einführung der generellen Schutzimpfung gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist Streptococcus pneumoniae häufigster Erreger invasiver bakterieller Infektionen bei Kleinkindern. Fieber beim Neugeborenen (1.–28. Lebenstag) ist selten aber häufiger schwerwiegend. Rund 12% dieser Neugeborenen zeigen eine invasive bakterielle Infektion. Dies erfordert eine umfassende Diagnostik mit Blutkultur, Urinkultur, Lumbalpunktion und Bildgebung sowie den unverzüglichen Beginn einer empirischen intravenösen Antibiotikatherapie und Überwachung unter stationären Bedingungen. Von dieser Ausnahme abgesehen ist eine primäre antibiotische Therapie bei Fieber ohne Fokus nur selten erforderlich. Der routinemäßige Einsatz von Antipyretika ist nicht indiziert. Paracetamol verbessert zwar das Wohlbefinden und damit meist auch das Trinkverhalten von Kleinkindern, verkürzt aber weder die Fieberdauer, noch verhindert es einen Fieberkrampf.


2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 245-248
Author(s):  
Teresa M. S. A. Boehm ◽  
Christoph J. Klinger ◽  
Laura Udraite ◽  
Ralf S. Mueller

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Ein kommerziell erhältliches Arzneimittel mit homöopathischen Inhaltsstoffen zeigte erste Erfolge bei Hunden mit atopischer Dermatitis. Ziel dieser Fallserie war, die Wirkung des Arzneimittels bei einer größeren Anzahl von Hunden mit dieser Erkrankung zu bewerten. Material und Methoden Zehn Hunde mit atopischer Dermatitis erhielten das homöopathische Kombinationsarzneimittel täglich oral über 3 Wochen nach Herstellerangabe. Die Diagnose der atopischen Dermatitis wurde zuvor anhand von Anamnese, klinischer Untersuchung und Ausschluss von Differenzialdiagnosen gestellt. Ein Ausschluss von bakteriellen und mykotischen Hautinfektionen erfolgte durch die klinische Untersuchung und die zytologische Evaluierung von Abklatschpräparaten der Haut. Patienten mit zusätzlicher Futtermittel-allergie erhielten ab mindestens 2 Monate vor Beginn sowie während der gesamten Dauer der Studie eine Eliminationsdiät. Bei Hunden mit vermuteter oder bestätigter Flohspeichelallergie fand mindestens 1 Monat vor sowie während der Studie eine Flohprophylaxe statt. Die klinische Symptomatik wurde anhand eines validierten Juckreizscores (Pruritus Visual Analogue Scale, PVAS) und eines validierten Läsionsscores (Canine Atopic Dermatitis Lesion Index, CADLI) vor und nach der Therapie evaluiert. Zusätzlich beurteilten die Tierbesitzer die Fellqualität. Potenzielle Nebenwirkungen wurden bei dem Kontrolltermin vermerkt. Ergebnisse Im Verlauf der Behandlung ergaben sich keine signifikanten Veränderungen der Läsionen (Wilcoxon-Test, p = 1,0), des Pruritus (gepaarter t-Test, p = 0,34) und der Fellqualität (gepaarter t-Test, p = 0,34). Nur ein Patient zeigte eine geringgradige Verbesserung des Juckreizes und der Fellqualität. Nebenwirkungen traten nicht auf. Schlussfolgerung und klinische Relevanz In dieser Fallserie zeigte das getestete homöopathische Arzneimittel keinen positiven Einfluss auf die klinischen Anzeichen von kaniner atopischer Dermatitis.


2019 ◽  
Vol 47 (06) ◽  
pp. 373-379 ◽  
Author(s):  
Christian Schürmann ◽  
Melanie Loose ◽  
Klaus Failing ◽  
Axel Wehrend

Zusammenfassung Ziel Das Ziel dieser Studie war es, Daten aus Anamnese, Verlauf und Prognose von Stuten mit Nachgeburtsverhaltungen zu analysieren. Material und Methoden Die Auswertung umfasste Daten von 121 Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung, die stationär veterinärmedizinisch behandelt wurden. Bei 82 Stuten erfolgten zusätzlich Blutuntersuchungen. Ergebnisse Zwischen Alter, Parität und Geburtsverlauf der Stute und dem Auftreten einer Nachgeburtsverhaltung ließ sich kein signifikanter Zusammenhang darstellen. Bei der Aufnahmeuntersuchung zeigten 81 Stuten (66,9 %) ausschließlich eine Nachgeburtsverhaltung, 40 Tiere (33,1 %) zusätzliche Erkrankungen, am häufigsten Verletzungen der Labien, gefolgt von einer Lochiometra und Dammrissen. Während des Klinikaufenthalts entwickelten 50 Stuten (41,3 %) eine oder mehrere weitere Erkrankungen. Am häufigsten wurden Lochiometra (23 Stuten, 19,0 %), Hufrehe (17 Stuten, 14,0 %) und Thrombophlebitis (11 Stuten, 9,1 %) diagnostiziert. Acht Stuten (6,6 %) wurden aufgrund des Krankheitsverlaufs euthanasiert. Die Blutuntersuchung ergab eine Leukozytenkonzentration von 9,8 ± 3,9 G/l. Die Konzentration von ionisiertem Kalzium im Blut betrug 1,5 ± 0,2 mmol/l. Kein erhobener Parameter hatte einen signifikanten Einfluss auf klinische Symptomatik, Ausbildung von Komplikationen und Genesung. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Nachgeburtsverhaltung ist unter den Puerperalerkrankungen ein häufiges Krankheitsbild. Diese Erkrankung tritt selten isoliert auf bzw. im Verlauf der Behandlung kommen häufig weitere Erkrankungen hinzu, die im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen. Anhand der erhobenen Daten konnten keine Risikofaktoren für die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung dargestellt werden.


2018 ◽  
Vol 46 (01) ◽  
pp. 35-42 ◽  
Author(s):  
Ramona Weber ◽  
Rainer Hospes ◽  
Axel Wehrend

ZusammenfassungZiel dieser Arbeit war, den aktuellen Stand der Literatur über mögliche Ursachen, die klinische Symptomatik und Pathogenese des Aborts bei der Stute zusammenzufassen und durch Auswertung von Patientendaten die Häufigkeit verschiedener Abortursachen in der deutschen Vollblutzucht darzustellen. Hierzu wurde eine Literaturauswertung unter Verwendung von Fachdatenbanken, veterinärmedizinischen Fachzeit-schriften und Lehrbüchern vorgenommen und zusätzlich die Untersu-chungsergebnisse von 123 Aborten des Vollblutzuchtgebiets Deutsch-land Mitte ausgewertet. Die in der Literatur am häufigsten beschriebene Abortursache ist die bakterielle Infektion. Große Bedeutung haben auch Aborte durch equines Herpesvirus (EHV) 1/4, Zwillingsgravidi -täten und Nabelstranganomalien. Beispiele seltenerer Abortursachen sind equine virale Arteritis (EVA), infektiöse Anämie der Einhufer (EIA), Infektionen durch Pilze oder Protozoen, fetale Missbildungen und Erkran kungen der Mutterstute (Begleitabort). In der eigenen Studie konnte in 47,2 % der Fälle keine Abortursache gefunden werden. Ein Infektionsgeschehen lag bei 26,8 % der Aborte vor. Infektionserreger waren in 17,1 % der Fälle Bakterien, in 8,9 % Viren (EHV 1/4) und in 0,8 % Pilze. Als Hauptursache für einen nichtinfektiösen Abort erwies sich die Zwillingsgravidität (21,1 %). Andere Gründe nichtinfektiöser Aborte waren fetale Missbildung (3,3 %), Nabelstrangulation (0,8 %) und Uterustorsion (0,8 %). Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass in Zukunft ein größeres Augenmerk auf sonographische Untersuchungen in der Frühträchtigkeit zum Ausschluss einer Zwillingsgravidität gelegt werden sollte, um die Abortrate weiter zu senken. Um die Aufklärungsrate bezüglich der Abortursachen zu erhöhen, könnte es helfen, bei der Untersuchung des Abortmaterials auch seltenere Abortursachen (z B. EVA oder Chlamydien) routinemäßig labordiagnostisch abzuklären.


2008 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 95-98
Author(s):  
A. Nitzschke ◽  
K. Doll

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Beschrieben werden die klinische Symptomatik, die Therapie und der Krankheitsverlauf bei einem an Tetanus erkrankten Rind. Material und Methoden: Eine 19 Monate alte Färse der Rasse Deutsche Holsteins“ wurde wegen verminderter Futteraufnahme und Pansentympanie in die Klinik eingeliefert. Die Befunde der Eingangsuntersuchung sprachen für Tetanus: steifer Gang, leicht abduzierte Gliedmaßen, steif gestellte Ohren, Vorfall des dritten Augenlids, Strabismus divergens, Pansentympanie, harte Bauchdecke. Auffälligster Laborbefund war eine metabolische Alkalose (BE +12,0 mmol/l) mit leichter Hypokaliämie (K+ 2,9 mmol/l). Eine mögliche Eintrittspforte für die Erreger war nicht erkennbar. Ergebnisse: Zur Beseitigung der Pansentympanie und zur Eingabe von Flüssigkeit und Nährstoffen wurde eine temporäre Pansenfistel angelegt. Das Tier wurde 7 Tage lang mit Procain- Penicillin behandelt (einmal täglich 50000 IE/kg KM s. c.) und erhielt zur Verminderung der Muskelspasmen Xylazin (in den ersten 10 Tagen alle 4 Stunden, danach bis zum 24. Tag alle 6 Stunden jeweils 0,11 mg/kg KM s. c.). Am 30. Tag nach Behandlungsbeginn konnte die Färse geheilt entlassen werden. Schlussfolgerung: Pansentympanie stellt bei Rindern mit Tetanus ein häufiges Symptom dar. Insofern ist diese Erkrankung differenzialdiagnostisch als Ursache einer solchen Störung mit in Betracht zu ziehen. Klinische Relevanz: Selbst bei mäßig ausgeprägter Tetanussymptomatik und erfolgreichem Ansprechen auf die Therapie muss mit einer Krankheitsdauer von etwa 4 Wochen gerechnet werden. In Anbetracht des hohen Behandlungsaufwandes kommt daher ein Therapieversuch im Wesentlichen nur bei wertvolleren Rindern infrage.


2015 ◽  
Vol 43 (05) ◽  
pp. 291-298
Author(s):  
M. Kramer ◽  
C. Thiel ◽  
S. Kaiser

ZusammenfassungGegenstand: Vorgestellt werden vier Hunde, bei denen tiefergehende Bissverletzungen mit Octenidindihydrochlorid-haltigen Wundspüllösungen (Octenivet® bzw. Octenisept®) gespült wurden und die in der Folge schwerwiegende lokale Komplikationen entwickelten. Material und Methoden: Retrospektive Auswertung der klinischen Symptomatik, der weiterführenden Diagnostik, der Therapie und des Krankheitsverlaufes. Ergebnisse: Bei vier Hunden traten nach Anwendung von Octenidindihydrochlorid-haltigen Wundspüllösungen hochgradige Gewebsnekrosen und persistierende Ödeme auf. Die klinische Symptomatik entspricht in der Humanmedizin beschriebenen Krankheitsverläufen. Die Therapie gestaltet sich langwierig und kann durch sekundäre Wundinfektionen kompliziert werden. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Spülung von tieferen Wunden, insbesondere von Bissverletzungen, mit Octenidindihydrochlorid ohne Abflussmöglichkeit der Lösung kann zu persistierenden Ödemen, Entzündungsreaktionen und Gewebsnekrosen führen. Die nicht bestimmungsgemäße Anwendung von Octenidindihydrochlorid zur Wundspülung muss in der Veterinärmedizin vermieden werden.


2019 ◽  
Vol 47 (02) ◽  
pp. 84-96
Author(s):  
Sarah Rösch ◽  
Wolf v. Bomhard ◽  
Romy M. Heilmann ◽  
Gerhard U. Oechtering

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Es sollte untersucht werden, inwieweit die bakteriologische Untersuchung von Nasenschleimhautabstrichen (BU) und die histopathologische Untersuchung (HP) von Nasenschleimhautbioptaten bei Hunden mit Nasenausfluss (NAF) für das Stellen einer Diagnose von Bedeutung sind. Material und Methoden Retrospektiv wurden Patientenakten von Hunden ausgewertet, die mit dem Hauptsymptom NAF von Januar 2015 bis Dezember 2016 in der HNO-Abteilung der Klinik für Kleintiere vorgestellt wurden. Ergebnisse Die Auswertung umfasste die Daten von 85 Hunden. Auf der Basis der Ergebnisse einer Computertomografie (CT) des Kopfes, einer Rhinoskopie, der BU und der HP wurden 6 Gruppen nach den Primärursachen klassifiziert: nasale Neoplasie (24/85, 28 %), oronasale Defekte (22/85, 26 %), idiopathische chronische Rhinitis (17/85, 20 %), Fremdkörper (8/85, 10 %), sinonasale Aspergillose (7/85, 8 %) und pathologische Veränderungen des Nasenspiegels (NSP; 7/85, 8 %). Bei brachyzephalen Hunden (14/85, 17 %) stellten oronasale Defekte (8/14, 57 %) mit Abstand die häufigste Ursache für NAF dar. Eine bakterielle Infektion der Nasenschleimhaut war bei keinem Tier die Primärursache für NAF und daher nicht allein mit einem Antibiotikum zu therapieren. Dennoch waren 72 % der Tiere antibiotisch vorbehandelt. Die BU zeigte Sekundärerreger, die für keine Primärursache charakteristisch waren. Die HP erwies sich nur für die endoskopisch kontrollierte Probenentnahme von Tumorgewebe als diagnostisch. Nicht diagnostisch waren dagegen die Biopsie von Nasenschleimhaut und die Bestimmung des Entzündungstyps. Schlussfolgerungen NAF ist beim Hund häufig Folge einer gravierenden Grunderkrankung, die zu bleibenden Schäden bis hin zum Tod führen kann. Daher bedarf es einer frühzeitigen weiterführenden Diagnostik in Narkose. Die Rhinoskopie als zentrales Diagnostikum wird durch CT und Biopsie ergänzt. Eine bakteriologische Untersuchung des Nasenausflusses ermöglicht keine Diagnose der zugrunde liegenden Primärerkrankung. Klinische Relevanz Ohne Diagnose ist die Anwendung von Antibiotika bei Hunden mit NAF nicht indiziert, bei Tumorerkrankungen oder einer Pilzinfektion sogar schädlich. Bei Tumorverdacht sollten Bioptate unter endoskopischer Sicht gewonnen werden, da Blindbiopsien häufig benachbartes Gewebe erfassen und zu einer falschen Diagnose führen.


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