Behandlung der hämolytischen Krankheit beim Fetus und Neugeborenen (HDFN) verursacht durch Anti-Jsb-Antikörper
ZusammenfassungDie Erstvorstellung der Patientin an unserer Abteilung fand in der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) statt. Wie aus Vorbefunden bekannt, lag bei ihr ein erythrozytärer Antikörper vor, der sich gegen das hochfrequente Jsb-Antigen (KEL7, „Matthews“) richtet, das zum Kell-Blutgruppensystem gehört. Anti-Jsb-Antikörper können, wie alle Antikörper gegen Antigene des Kell-Systems, eine hämolytische Krankheit beim Fetus und Neugeborenen (HDFN) verursachen. Die Antigenfrequenz bei Kaukasiern liegt bei 100%, deshalb stehen kompatible Erythrozytenkonzentrate in Mitteleuropa in der Regel nur kryokonserviert zur Verfügung. In der 28. SSW entwickelte der Fetus eine schwere Anämie, die mit einer Intrauterintransfusion (IUT) behandelt werden musste. Da kompatible Erythrozytenkonzentrate nicht zur Verfügung standen, entschieden wir uns, für die IUT mütterliches Blut zu verwenden, obwohl eine Inkompatibilität zwischen Mutter (Blutgruppe B) und ungeborenem Kind (Blutgruppe A) im AB0-System vorlag. Diese Vorgehensweise ist aufgrund des Fehlens von Isoagglutininen bei Feten und Neugeborenen zu vertreten. Die IUT wurde insgesamt 2× durchgeführt, dabei traten keinerlei Komplikationen auf. Aufgrund einer drohenden Eklampsie und Anämie des Ungeborenen entschloss man sich, eine Sectio in der 34. SSW durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt waren für Mutter und Kind kompatible Erythrozytenkonzentrate verfügbar, die unsererseits durch internationale Zusammenarbeit extern beschafft wurden. Die Sectio verlief komplikationslos. Postnatal kam es zu einer Hyperbilirubinämie, die durch Phototherapie behandelt werden konnte. Transfusionen oder eine Austauschtransfusion wurden nicht erforderlich.