Siedlungsgrößen und Abstände zwischen Siedlungsstandorten – eine geostatistische Analyse von Transektdaten
ZusammenfassungIn mehreren siedlungsarchäologischen Arbeiten wird die Frage aufgeworfen, welchen Abstand zwei Funde mindestens zueinander haben müssen, um zwei unterschiedliche Fundstellen zu denotieren. Seit den 1960er Jahren wird eine empirische Untersuchung zu diesem Thema gefordert. Dieser Beitrag greift die Debatte auf und entwickelt unter Bezugnahme der deutschsprachigen und englischsprachigen Theoriedebatte um die Begriffe „Fundplatz“, „Fundstelle“, „site“ und „Siedlung“ eine Methode, die diese Frage zu beantworten sucht. Genutzt wird dafür eine Transektgrabung in Sachsen-Anhalt und die einzelnen dort aufgedeckten Befunde der Schnurkeramik, Frühbronzezeit, Spätbronzezeit und frühen Eisenzeit, um kulturspezifische Aussagen treffen zu können. Die Befunde werden im Sinne der off-site Archäologie als sich in der Landschaft kontinuierlich verbreitende Decke angesehen. Die Abgrenzung von Clustern, die Schätzung von Siedlungsgrößen und ihre Abstände zueinander werden mit Hilfe von Kerndichteschätzungen und kumulativen Entfernungen berechnet. Damit wird eine Methode der intra-site-Analyse auf die inter-site Ebene gehoben. Es zeigt sich, dass dies ein gewinnbringender Ansatz ist, der insbesondere bei Straßen- und Pipeline-Grabungen zum Einsatz kommen kann.