Zusammenfassung
Einleitung Der postoperative Hypoparathyreoidismus kann erhebliche akute Symptome, relevante Folgeerkrankungen und weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität verursachen. Die sozioökonomische Bedeutung ist hoch. Eine individualisierte Nachsorge mit besonderer Berücksichtigung gefährdeter Patienten könnte die Versorgungsqualität verbessern. Am eigenen Patientengut unseres Schilddrüsenzentrums (Kompetenzzentrum DGAV) analysierten wir Versorgungsstrukturen und -qualität und zeigen Verbesserungspotenziale auf.
Material und Methoden Konsekutive Serie von 420 Patienten mit totaler Thyreoidektomie im Zeitraum 08/2012 bis 08/2014, Follow-Up 8–32 Monate. Gruppe I (Untersuchungskollektiv): 197 Patienten mit Calcium (Ca) im Serum (i. S.) am 1. postop. Tag < 2,1 mmol/l und/oder Parathormon (PTH) < 15 pg/ml. Gruppe II (Kontrollkollektiv): 223 Patienten mit Ca i. S. am 1. postop. Tag ≥ 2,1 mmol/l und PTH ≥ 15 pg/ml. Zielparameter bei Follow-Up: Ca- und PTH-Wert, Symptome, Lebensqualität und ambulante Versorgungsqualität durch Hausarzt (Fragebogen).
Ergebnisse Teilnahmequote bei der Follow-Up-Untersuchung 30,6 % (117/382). Häufigkeiten für Hypoparathyreoidismus: 47 % passager, 6 % permanent. Symptomzahl und empfundene Belastung bei Patienten mit Hypoparathyreoidismus nahezu identisch zum Vergleichskollektiv. Nachsorge erfolgte bei 96 % durch den Hausarzt. Kein Patient mit einem Serumcalcium ≤ 2,1 mmol/l in der Follow-Up-Untersuchung wurde nicht substituiert. Bei 33 % der substituierten Pat. mit permanentem Hypoparathyreoidismus war die Substitutionstherapie nicht ausreichend. 24 % aller 110 Patienten mit normwertigem PTH in der Follow-Up-Untersuchung erhielten eine Substitutionsmedikation trotz überwiegend (76 %) regelmäßiger Ca-Kontrollen beim Hausarzt.
Schlussfolgerung In der ambulanten hausärztlichen Versorgung von Patienten mit Hypoparathyreoidismus stellten wir sowohl Merkmale einer Über- als auch einer Unterversorgung fest. Hieraus lassen sich zur Verbesserung Zielparameter ableiten: 1. Engmaschige Nachsorge, 2. Ausreichende Substitutionstherapie für alle Patienten mit einem permanenten Hypoparathyreoidismus, 3. Zeitgerechte Beendigung der Substitutionstherapie für alle Patienten mit normwertigem Parathormon.