Das „Reasoning-and-Rehabilitation“-Programm im deutschen Strafvollzug – Einstellungs- und Verhaltensveränderungen im Behandlungsverlauf
ZusammenfassungDas „Reasoning-and-Rehabilitation“-Programm (R&R) wird in zahlreichen Einrichtungen des deutschen Straf- und Maßregelvollzugs angewendet und wurde international bereits eingehend evaluiert. Dennoch fehlten bislang Untersuchungen zur Behandlungseffektivität aus dem deutschen Strafvollzug. Im vorliegenden Beitrag wurde die Effektivität des R&R erstmals in diesem Setting anhand eines Messwiederholungsdesigns (Prä‑, Post-, und Follow-up-Messung) in einer Stichprobe von 134 männlichen Inhaftierten im Alter von 17 bis 58 Jahren untersucht. Erhoben wurden Selbstangaben (u. a. Aggression, Impulsivität, moralische Bewertungen und Empathie) sowie Akteninformationen zu Regelverstößen. Letztere wurden mit den Angaben einer parallelisierten Kontrollgruppe (n = 113) verglichen. Im Haftverlauf konnten positive Veränderungen der erfassten Risiko- und Schutzfaktoren der Delinquenz mit Effektstärken im kleinen bis mittleren Bereich ausgemacht werden, die bis zur Follow-up-Messung stabil blieben. Auf der Verhaltensebene zeigten sich bei den Programmteilnehmern im Vergleich zur Kontrollgruppe weniger neue Regelverstöße im Behandlungsverlauf. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Behandlungspraxis diskutiert.