Der Suchtpatient in der psychiatrischen Ambulanz

2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 609-616
Author(s):  
Dieter Hofer ◽  
Franziska Wenger ◽  
Markus Kohler ◽  
Markus Badertscher

Abhängigkeitserkrankungen weisen eine hohe Prävalenz auf und kommen als komorbide Störungen gehäuft sowohl mit anderen psychiatrischen als auch somatischen Krankheiten vor. Sie werden aber leicht „übersehen“, weshalb die Diagnosestellung ein zielgerichtetes Vorgehen erfordert und komorbide psychische Störungen (Affektive- und Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, psychotische Erkrankungen sowie ADHS) ausgeschlossen werden sollten. Bei schwerer, meist mehrfacher Abhängigkeit und in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sind oft mehrere Therapeuten involviert, hier ist eine enge Absprache ausschlaggebend für eine wirksame Therapie. Die Therapeuten werden bei akuten, schweren Intoxikationen oder gravierenden psychosozialen und somatischen Folgeschäden mit der Frage nach fürsorgerischen Maßnahmen konfrontiert. Ärzte müssen in diesen Situationen sorgfältig zwischen therapeutischem Auftrag des Patienten und dem (in einigen Kantonen) im Rahmen einer Fürsorgerischen Unterbringung staatlich delegierten Auftrag unterscheiden. Suchterkrankungen treten im Alter vermehrt auf, werden aber nicht selten „übersehen“ oder bagatellisiert. Aber auch Low-Dose Abhängigkeiten von Beruhigungsmitteln haben eine hohe Komplikationsrate z. B. durch ein erhöhtes Sturzrisiko, weshalb bei Betagten die Verschreibung dieser Substanzen zurückhaltend erfolgen sollte.

2015 ◽  
Vol 23 (1) ◽  
Author(s):  
Christina Poethko-Müller ◽  
Roma Schmitz ◽  
Ute Ellert

ZusammenfassungIn der Epidemiologie dienen Kriterien wie Prävalenz, Krankheitsschwere, Risikopotenzial für Folgekrankheiten im Erwachsenenalter und Chronifizierung, aber auch der individuelle und familiäre Leidensdruck der thematischen Schwerpunktsetzung in der Kinder- und Jugendgesundheitsforschung. Übergewicht und Adipositas, psychische Störungen, allergische Erkrankungen und Unfälle haben eine hohe Prävalenz im Kindes- und Jugendalter, bergen das Risiko für Folgekrankheiten und Chronifizierung (z.B. Übergewicht, Adipositas und Allergien), schränken die ungestörte Entwicklung der Kinder ein und belasten betroffene Familien (z.B. psychische Störungen, Allergien, Unfälle) und zählen deshalb in diesem Kontext zu den bedeutsamsten Themen. Nachfolgend wird ein kurzer Überblick hierzu gegeben (ausführlicher siehe Schwerpunkthefte zur KiGGS-Studie im Bundesgesundheitsblatt Heft 5/6 (2007) bzw. Heft 7 (2014)).


Author(s):  
Volker Premper ◽  
Josef Schwickerath ◽  
Peter Missel ◽  
Holger Feindel ◽  
Uwe Zemlin ◽  
...  

Fragestellung: Es wurde anhand eines Entlassungsjahrganges stationär behandelter pathologischer Glücksspieler untersucht, wie hoch die katamnestische Erfolgsquote, definiert als Glücksspielfreiheit zum Nachbefragungszeitpunkt, ist. Weiter wurden die Anlässe für erneutes Glücksspielen und Veränderungen der Involvierheit in das Glücksspielen untersucht. Ferner wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Lebenssituation der Betreffenden entwickelt hat, und ob sich spezifische Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung von Glücksspielfreiheit bestimmen lassen. Methodik: Erhoben wurden soziodemographische Merkmale, Kennzeichen des Störungsverlaufes, die gedankliche und emotionale Involviertheit in das Glücksspielen, komorbide Störungen sowie Behandlungsmerkmale. Datenbasis: Untersucht wurden 617 Patienten, die zwischen dem 01. 10. 2009 und dem 30. 09. 2010 mit der Zuweisungsdiagnose Pathologisches Glücksspielen in fünf Fachkliniken für Psychosomatik und Abhängigkeitserkrankungen behandelt wurden. Die Messungen fanden statt bei Aufnahme (T1), bei Entlassung (T2) und 12 Monate nach der Behandlung (T3). Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 55,9 % (N = 345). Die katamnestische Erfolgsquote lag berechnet auf Basis der Gesamtstichprobe bei 39,7 % und berechnet auf Basis der Katamneseantworter bei 71,0 %. Die soziale und ökonomische Situation hat sich für einen erheblichen Teil der Befragten verbessert. Als Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung von Glücksspielfreiheit erwiesen sich: Eine geringe Fähigkeit zum Umgang mit negativ getönten Affekten, eine hohe Anzahl von Spieltagen pro Monat, eine hohe kognitive und emotionale Involviertheit in das Glücksspielen, eine geringe Anzahl glücksspielfreier Tage vor Behandlungsbeginn, sowie das Vorliegen von Arbeitslosigkeit. Schlussfolgerungen: Die Rücklaufquote kann als gut bewertet werden. Die katamnestischen Erfolgsquoten sind vergleichbar denen aus der Behandlung alkoholabhängiger Patienten. Sie liegen über denjenigen, die von ambulanten Behandlungsprogrammen berichtet werden. In zukünftigen Katamnesestudien sollten die bisher identifizierbaren Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung von Glücksspielfreiheit genauer untersucht werden. Weiter sollten Wege gefunden werden, die Rücklaufquoten noch zu verbessern.


2012 ◽  
Vol 60 (1) ◽  
pp. 011-014 ◽  
Author(s):  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Zusammenassung.Über einen langen Zeitraum wurden in Forschung, Diagnostik und Therapie die spezifischen mit der Adoleszenz verbundenen Herausforderungen vernachlässigt. Dabei treten etwa die Hälfte der psychischen Störungen erstmalig in der Jugendzeit auf und zeigen eine hohe Bedeutung in den späteren Abschnitten des Erwachsenenalters. Zum Beispiel beginnen die nicht-suizidale Selbstverletzung und die Suizidalität bzw. das ADHS in der Adoleszenz. Insbesondere das ADHS ist eine Störung der gesamten Lebensspanne, die zu klinisch bedeutsamen Funktionseinschränkungen im täglichen Leben führt und durch komorbide Störungen kompliziert wird. Die Fragen in Zuammenhang mit adoleszenter Entwicklung haben damit Implikationen für Therapeuten, Hilfesysteme, die Gesellschaft und die Politik.


Author(s):  
Steffen Schmidtendorf ◽  
Norbert Christmann ◽  
Nina Heinrichs

Gegenstand der vorliegenden Arbeit waren die Leistungen im HAWIK-IV von N = 433 Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S. Untersucht wurden zudem die Abhängigkeit der Testergebnisse von komorbiden Störungen und die Spezifität gegenüber anderen Psychopathologien anhand von Teilgruppen (n = 212, n = 262, n = 117). Diese wurden durch Ausschluss von Personen mit Komorbiditäten auf (a) der ersten, (b) der zweiten und (c) der ersten und/oder der zweiten Achse des Multiaxialen Klassifikationsschemas für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters gebildet. Zur Prüfung der Spezifität des AD(H)S-Profils gegenüber dem Profil anderer psychischer Störungen wurde die komorbiditätsfreie Teilgruppe (n = 117) zudem mit einer Gruppe von Kindern mit einer Angst- oder emotionalen Störung (N = 41) verglichen. Wie erwartet zeigte sich eine signifikante Schwäche in der Arbeitsgeschwindigkeit sowohl in der Gesamtstichprobe aller AD(H)S-Kinder als auch in den um komorbide Störungen bereinigten Teilstichproben. Auch im Bereich des Arbeitsgedächtnisses lag ein Defizit vor, das jedoch in der Teilgruppe ohne Komorbiditäten nicht mehr nachweisbar war. Das Profil dieser Gruppe unterschied sich nicht signifikant von dem Profil der klinischen Kontrollgruppe. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass AD(H)S mit Defiziten in der Verarbeitungsgeschwindigkeit assoziiert ist. Das Arbeitsgedächtnis scheint nur bei Vorliegen komorbider Störungen ein signifikantes Defizit darzustellen.


2018 ◽  
Vol 87 (01) ◽  
pp. 32-38 ◽  
Author(s):  
Matthias Miesch ◽  
Arno Deister

Zusammenfassung Anliegen und Methodik Die ADHS-12-Monats-Prävalenz, Risikofaktoren und Komorbidität wurden an einem Kollektiv vollstationärer psychiatrischer Patienten erfasst. Ergebnisse Es fanden sich eine ADHS-12 Monats-Prävalenz von 59,0 % (schwere Ausprägung bei 33,1 %), gehäuft komorbide Störungen (Depressionen: 92,9 %, bipolare Störungen: 5,1 %, Angststörungen: 28,6 %, emotional-instabile Persönlichkeitsstörungen: 30,6 %, ängstliche Persönlichkeitsstörungen: 31,6 %, abhängige Persönlichkeitsstörungen: 18,4 %, kombinierte Persönlichkeitsstörungen: 25,5 %, zwanghafte Persönlichkeitsstörungen: 10,2 %, PTBS: 26,5 %, Restless-legs Syndrome: 25,5 %, Adipositas: 24,5 %, Essstörungen: 11,2 %, Teilleistungsstörungen: 45,9 %, Nikotinabhängigkeiten: 51,0 %, Alkoholabhängigkeiten: 4,1 % und Substanzabhängigkeiten: 7,1 %), Risikofaktoren für ADHS, eine hohe genetische Belastung (72,4 %) und Probleme in der psychosozialen Anpassung. Schlussfolgerungen Aufgrund der erhöhten Prävalenz der ADHS bei stationären psychiatrischen Patienten sollten diese auf das Vorliegen einer ADHS-Diagnose mittels Fragebögen überprüft und komorbide Störungen miterfasst werden.


2021 ◽  
pp. 1-6
Author(s):  
Masahiro Kamata ◽  
Tada Yayoi

Die Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die durch ein schuppiges, induriertes Erythem gekennzeichnet ist und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten hat. Sie ist nicht nur als Hautkrankheit, sondern als Systemerkrankung anerkannt, da sie auch Gelenkentzündungen (Psoriasis-Arthritis) und psychische Störungen verursacht. Darüber hinaus liegen Hinweise vor, nach denen ein Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen besteht. Das Aufkommen von Biologika, die eine hohe Wirksamkeit und vertretbare Sicherheit aufweisen, hat die Behandlung der Psoriasis stark verändert. Heutzutage steht eine Vielzahl biologischer Wirkstoffe für die Behandlung der Psoriasis zur Verfügung. Diese unterscheiden sich allerdings in Merkmalen wie Schnelligkeit des Wirkungseintritts, Langzeitwirksamkeit, Sicherheitsprofil und Auswirkungen auf Komorbiditäten. Ein besseres Verständnis dieser Charakteristika ermöglicht die richtige Auswahl für den jeweiligen Patienten und führt zu einer höheren Persistenz, längerer Therapieadhärenz, höherer Patientenzufriedenheit und geringeren negativen Auswirkungen der Krankheit. In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf dem Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil von Biologika bei Patienten mit Psoriasis, einschließlich Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis. Ferner erörtern wir den Einfluss von Biologika auf die durch Psoriasis verursachten Komorbiditäten.


2020 ◽  
Vol 29 (1) ◽  
pp. 1-4
Author(s):  
Ulrike Petermann ◽  
Franz Petermann† ◽  
Franziska Ulrich

Zusammenfassung. Risikofamilien weisen häufig eine Vielzahl an Problemen, wie etwa Armut, einen geringen Bildungsstand, Paarkonflikte oder die Erkrankung eines Elternteils, auf, die in ihrer Kumulation und ihrer Wechselbeziehung eine hohe Belastung für alle Familienmitglieder darstellen. Kinder, die unter diesen schwierigen Lebensumständen aufwachsen, haben ein erhöhtes Risiko für Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten bzw. psychische Störungen. Entsprechend gilt es, Risiken innerhalb einer Familie frühzeitig zu erkennen. Die Kenntnis von familiären Ressourcen und ihre gezielte Stärkung sollten dabei ein unverzichtbarer Bestandteil der Intervention sein, um Familien bei der Bewältigung von Problemlagen zu unterstützen.


2001 ◽  
Vol 21 (03) ◽  
pp. 97-110
Author(s):  
S. Haas

ZusammenfassungZusammenfassend kann gesagt werden, dass die bisher in Vergleichsstudien individuell getesteten niedermolekularen Heparine (NMH) bezüglich ihrer antithrombotischen Wirksamkeit bei einmaliger Applikation pro Tag einer mehrfach täglichen Gabe von unfraktionierten Heparinen (UFH) zumindest ebenbürtig, zum Teil sogar überlegen sind. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand kann somit eine Prophylaxe mit NMH für die Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und für nichtchirurgische Patienten, wie z. B. in der Inneren Medizin und während der Schwangerschaft empfohlen werden. Die größte Reduktion des relativen thromboembolischen Risikos gelingt offenbar bei besonders gefährdeten Patienten, d.h. bei Patienten, die trotz LDH(low-dose-heparin)-Prophylaxe immer noch eine hohe Rate thromboembolischer Komplikationen aufweisen.


Author(s):  
T. M. Seed ◽  
M. H. Sanderson ◽  
D. L. Gutzeit ◽  
T. E. Fritz ◽  
D. V. Tolle ◽  
...  

The developing mammalian fetus is thought to be highly sensitive to ionizing radiation. However, dose, dose-rate relationships are not well established, especially the long term effects of protracted, low-dose exposure. A previous report (1) has indicated that bred beagle bitches exposed to daily doses of 5 to 35 R 60Co gamma rays throughout gestation can produce viable, seemingly normal offspring. Puppies irradiated in utero are distinguishable from controls only by their smaller size, dental abnormalities, and, in adulthood, by their inability to bear young.We report here our preliminary microscopic evaluation of ovarian pathology in young pups continuously irradiated throughout gestation at daily (22 h/day) dose rates of either 0.4, 1.0, 2.5, or 5.0 R/day of gamma rays from an attenuated 60Co source. Pups from non-irradiated bitches served as controls. Experimental animals were evaluated clinically and hematologically (control + 5.0 R/day pups) at regular intervals.


Author(s):  
H.A. Cohen ◽  
T.W. Jeng ◽  
W. Chiu

This tutorial will discuss the methodology of low dose electron diffraction and imaging of crystalline biological objects, the problems of data interpretation for two-dimensional projected density maps of glucose embedded protein crystals, the factors to be considered in combining tilt data from three-dimensional crystals, and finally, the prospects of achieving a high resolution three-dimensional density map of a biological crystal. This methodology will be illustrated using two proteins under investigation in our laboratory, the T4 DNA helix destabilizing protein gp32*I and the crotoxin complex crystal.


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