Neue Entwicklungen in der Adoleszenzpsychiatrie und -psychotherapie

2012 ◽  
Vol 60 (1) ◽  
pp. 011-014 ◽  
Author(s):  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Zusammenassung.Über einen langen Zeitraum wurden in Forschung, Diagnostik und Therapie die spezifischen mit der Adoleszenz verbundenen Herausforderungen vernachlässigt. Dabei treten etwa die Hälfte der psychischen Störungen erstmalig in der Jugendzeit auf und zeigen eine hohe Bedeutung in den späteren Abschnitten des Erwachsenenalters. Zum Beispiel beginnen die nicht-suizidale Selbstverletzung und die Suizidalität bzw. das ADHS in der Adoleszenz. Insbesondere das ADHS ist eine Störung der gesamten Lebensspanne, die zu klinisch bedeutsamen Funktionseinschränkungen im täglichen Leben führt und durch komorbide Störungen kompliziert wird. Die Fragen in Zuammenhang mit adoleszenter Entwicklung haben damit Implikationen für Therapeuten, Hilfesysteme, die Gesellschaft und die Politik.

2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 609-616
Author(s):  
Dieter Hofer ◽  
Franziska Wenger ◽  
Markus Kohler ◽  
Markus Badertscher

Abhängigkeitserkrankungen weisen eine hohe Prävalenz auf und kommen als komorbide Störungen gehäuft sowohl mit anderen psychiatrischen als auch somatischen Krankheiten vor. Sie werden aber leicht „übersehen“, weshalb die Diagnosestellung ein zielgerichtetes Vorgehen erfordert und komorbide psychische Störungen (Affektive- und Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, psychotische Erkrankungen sowie ADHS) ausgeschlossen werden sollten. Bei schwerer, meist mehrfacher Abhängigkeit und in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sind oft mehrere Therapeuten involviert, hier ist eine enge Absprache ausschlaggebend für eine wirksame Therapie. Die Therapeuten werden bei akuten, schweren Intoxikationen oder gravierenden psychosozialen und somatischen Folgeschäden mit der Frage nach fürsorgerischen Maßnahmen konfrontiert. Ärzte müssen in diesen Situationen sorgfältig zwischen therapeutischem Auftrag des Patienten und dem (in einigen Kantonen) im Rahmen einer Fürsorgerischen Unterbringung staatlich delegierten Auftrag unterscheiden. Suchterkrankungen treten im Alter vermehrt auf, werden aber nicht selten „übersehen“ oder bagatellisiert. Aber auch Low-Dose Abhängigkeiten von Beruhigungsmitteln haben eine hohe Komplikationsrate z. B. durch ein erhöhtes Sturzrisiko, weshalb bei Betagten die Verschreibung dieser Substanzen zurückhaltend erfolgen sollte.


Author(s):  
Paul Voigt ◽  
Paul Kairys ◽  
Anne Voigt ◽  
Thomas Frese

Einleitung Die Mehrheit der von nicht dialysepflichtiger, chronischer Niereninsuffizienz betroffenen Patienten wird von Hausärzten betreut. Die Datenlage auf diesem Gebiet ist besonders in Deutschland lückenhaft. Ziel der Umfrage war es, die wahrgenommene Häufigkeit in der hausärztlichen Praxis, die Nutzung von Diagnostik und Therapie sowie verwendete Hilfsmittel unter Berücksichtigung des beruflichen Hintergrunds und der Erfahrung der antwortenden Hausärzte abzuschätzen. Methoden In Kooperation mehrerer Fachrichtungen wurde ein selbstentwickelter, diagnosespezifischer Fragebogen erstellt. Dieser wurde an 1130 Hausärzte aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, die zufällig ausgewählt wurden, per Post versandt. Die Datenerhebung erfolgte von Juni 2019 bis Juli 2019. Ergebnisse Von 1130 versandten Fragebögen wurden 372 auswertbar zurückgesandt (Rücklaufquote: 32,9 %). Die Häufigkeit der nicht dialysepflichtigen, chronischen Niereninsuffizienz wurde auf 6–15 % geschätzt. Der Einstellung von Bluthochdruck und Diabetes mellitus messen 97 % der befragten Ärzte eine hohe bis sehr hohe Priorität bei. Zur Proteinurie-Diagnostik wurde die Nutzung von Urinteststreifen von 60,8 %, die Anforderung einer Albumin-Kreatinin-Ratio von 22,6 % der Befragten angegeben. Nur geringe Differenzen konnten im Antwortverhalten der teilnehmenden Arztgruppen offengelegt werden. Die Berufserfahrung ist bei der Wahl der Hilfsmittel, im Besonderen Leitlinien, ein wichtiger Einflussfaktor. Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass die Angaben und Prioritäten der befragten Ärzte in hohem Maße mit den internationalen Empfehlungen zur Versorgung niereninsuffizienter Patienten korrelieren. Verbesserungen im Bereich der Progressionsdiagnostik sind möglich und nötig. Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten besitzen ein vergleichbares Kompetenzniveau in der primärärztlichen Versorgung der nicht dialysepflichtigen, chronischen Niereninsuffizienz. Kernaussagen: 


Author(s):  
C. Prodinger ◽  
A. Klausegger ◽  
J. W. Bauer ◽  
M. Laimer

ZusammenfassungUnter Epidermolysis bullosa (EB) subsumiert man genetische Erkrankungen, die durch gesteigerte Hautfragilität mit Blasenbildung nach bereits geringen mechanischen Belastungen gekennzeichnet sind. Hochvariable kutane, extrakutane und Organmanifestationen verursachen eine signifikante Morbidität und Mortalität sowie eine hohe Krankheitslast für Betroffene und Angehörige. Obwohl derzeit nicht heilbar, eröffnen Fortschritte in der molekularen Charakterisierung pathogenetischer Prozesse, in den diagnostischen Techniken und molekularen Therapieansätzen neue Perspektiven. Neben korrektiven, potenziell kurativen Behandlungszugängen mit dem Ziel der Wiederherstellung der Funktion von Gen bzw. Protein stellen krankheitsmodifizierende Strategien eine wertvolle Ergänzung dar. Unter Letztere fallen symptomatische Therapien, die sekundär dysregulierte, den Phänotyp modulierende Entzündungskaskaden adressieren oder zielgerichtete Interventionen hinsichtlich bestimmter Symptome wie Fibrosierung, Juckreiz oder kanzerogener Zelltransformation. Molekulare Verfahren erlauben heute zudem, eine Diagnose und damit Prognose früher und präziser zu stellen, was die genetische Beratung erleichtert.Das Management von EB-Patienten ist komplex und bedarf einer Spezialexpertise und multidisziplinär akkordierten Versorgung. Entsprechende Ressourcen halten designierte Expertisezentren wie das EB-Haus Austria vor, das als Mitglied des Europäischen Referenznetzwerks für Seltene Hauterkrankungen (ERN Skin) sowohl klinische Versorgung, Grundlagen- und klinische Forschungsaktivitäten sowie Zugang zu Aus- und Weiterbildungsprogrammen für Betroffene, Betreuende und medizinisches Fachpersonal gewährleistet.


2021 ◽  
Author(s):  
R. M. Benz ◽  
V. Makaloski ◽  
M. Brönnimann ◽  
N. Mertineit ◽  
H. von Tengg-Kobligk

Zusammenfassung Hintergrund Traumatische Aortenverletzungen (TAV) sind seltene Folgen von stumpfen Traumata, die eine hohe Mortalität und Morbidität aufweisen. Die schnelle und akkurate Diagnostik sowie die Wahl der korrekten Therapie sind für das Patientenüberleben elementar. Fragestellung Bestimmung des aktuellen Standards der Abklärung von TAV im akuten Trauma-Setting und Evaluation der aktuellen Leitlinien zur Therapie. Material und Methode Eine Literaturrecherche wurde durchgeführt, mit der Suche nach Publikationen, die die Abklärung und Diagnostik der TAV beschreiben. Außerdem wurden Leitlinien für die Behandlung und Nachsorge von TAV zusammengefasst. Ergebnisse In der Literatur wird trotz geringer Spezifität eine konventionelle Thoraxröntgenaufnahme als Initialdiagnostik genannt. Es sollte primär, als Modalität der Wahl, zur Diagnostik und zur Therapiestratifizierung eine Computertomographie (CT) aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität nachfolgen. In allen Leitlinien ist die thorakale endovaskuläre Aortenrekonstruktion („thoracic endovascular aortic repair“, TEVAR) die Therapie der Wahl bei höhergradigen TAV (Grade II–IV) und hat die offene Chirurgie in dem meisten Fällen abgelöst. Schlussfolgerung Nach einer kurzfristig erfolgten CT-Diagnostik und Einteilung wird die TEVAR der offenen Chirurgie bei therapiebedürftigen TAV vorgezogen.


1997 ◽  
Vol 68 (4) ◽  
pp. 298-308 ◽  
Author(s):  
M. Schabet ◽  
U. Herrlinger ◽  
M. Weller ◽  
M. Bamberg ◽  
R. Clemens ◽  
...  

2017 ◽  
Vol 6 (04) ◽  
pp. 277-282
Author(s):  
Robert Schueler ◽  
Armin Welz ◽  
Fritz Mellert ◽  
Georg Nickenig

ZusammenfassungDie symptomatische hochgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz hat eine hohe Mortalität und tritt häufig in Kombination mit linksseitigen Herzklappenerkrankungen auf. Die Behandlung der Trikuspidalklappeninsuffizienz erfordert eine genaue anatomische Kenntnis des Trikuspidalklappenapparats und für die Planung einer operativen oder interventionellen Behandlung ist eine genaue Evaluation der zugrunde liegenden Ätiologie unabdingbar. Minimalinvasive Behandlungsoptionen sind im Moment fast ausschließlich im Rahmen von Studien möglich. Erste klinische und prozedurale Erfahrungen mit den neuen Techniken sind vielversprechend. In diesem Übersichtsartikel werden die einzelnen Techniken und Optionen zusammengefasst.


2012 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 186-192 ◽  
Author(s):  
C. Simoneit ◽  
S. Arlt ◽  
W. Heuwieser

ZusammenfassungFür den praktizierenden Tierarzt ist es von großer Bedeutung, Entscheidungen hinsichtlich Diagnostik und Therapie auf der Grundlage aktueller und solider Erkenntnisse zu treffen. Im Praxisalltag ist er insbesondere bei schwierigen Fragestellungen auf Informationen aus der Fachliteratur, Gesprächen mit Kollegen, dem Internet oder anderen Quellen angewiesen. Als große Herausforderung erweist es sich dabei, in angemessener Zeit die richtigen Informationen aus einer großen Fülle von Angeboten zu finden. Ferner stellt sich die Frage, wie hochwertig und aktuell die Angaben tatsächlich sind und ob sie sich überhaupt auf die aktuelle Fragestellung anwenden lassen. Im Idealfall sollten die Informationen eine hohe Evidenz aufweisen. Das heißt, es sollte möglichst sicher sein, dass sie tatsächlich richtig sind. Die Basis sollten gut durchgeführte, praxisrelevante und hochwertige Studien bilden. Zu beurteilen, ob dies zutrifft, stellt oftmals eine erhebliche Herausforderung dar. Zudem sind nicht immer gute Studienergebnisse verfügbar. Daher sollte von Seiten der Hochschulen, der Zeitschriftenverleger und der Berufsverbände künftig weiter daran gearbeitet werden, aktuelle Forschungsergebnisse für die Praxis so aufzubereiten, dass diese für Entscheidungsfindungen zielgerichtet eingesetzt werden können.


2018 ◽  
Vol 49 (06) ◽  
pp. 509-514
Author(s):  
Julian Struck ◽  
Mike Wenzel ◽  
Axel Heidenreich ◽  
Axel Merseburger ◽  
Johannes Salem

Zusammenfassung Hintergrund Da eine Steigerung der Anzahl an zu versorgenden geriatrischen Patienten mit urologischen Krankheitsbildern in den kommenden Jahrzehnten zu erwarten ist und die Urologie zugleich mit anderen Fachbereichen um den medizinischen Nachwuchs konkurriert, werden alternative Modelle benötigt, um die medizinische Versorgung dieser Patienten sicherzustellen. Ein vielversprechender Ansatz stellt die Telemedizin dar. Hierbei werden sowohl räumliche als auch zeitliche Distanzen mittels Datenaustausch bzw. Telekommunikation überbrückt, um eine urologische Diagnostik und Therapie sicherzustellen. Patienten/Material und Methoden Auswertung der relevanten, PubMed-gelisteten Artikel zu den Suchbegriffen „telemedicine“, „teleproctoring“, „telementoring“, „telerounding“ und „telecounseling“. Ergebnisse Die vorliegenden Daten zeigen, dass telemedizinische Produkte durchweg eine hohe Patientenzufriedenheit bei einfacher Handhabung aufweisen. Telemedizin kann den Urologen durch eine höhere Therapieadhärenz und Monitoring der Patienten in ihrem gewohnten Umfeld entlasten und damit eine Optimierung der Therapie ermöglichen. Sie kann durch die verlässliche Übermittlung von Patientendaten und einer damit einhergehenden Erhöhung der Diagnosesicherheit die Patientenzufriedenheit und Bindung der Patienten an Klinik und Praxis erhöhen. Voraussetzung für ein Gelingen der Technik stellen eine adäquate Information von Patienten und teilnehmenden Ärzten sowie ein regelmäßiger Informationsaustausch über im Rahmen der Programme auftretende Probleme dar. Allerdings beschränken sich die bisherigen Anwendungen auf kleine Fall- und Beobachtungsstudien, eine Anwendung auf größere Patientenkohorten muss in Zukunft angestrebt werden, um die Anwendbarkeit telemedizinischer Produkte auf solide Daten stützten zu können. Schlussfolgerung Die Telemedizin birgt großes Potenzial für die Versorgung urologischer Patienten. Ihr Einsatz in Kombination mit entsprechenden Serviceprogrammen stellt einen vielversprechenden Ansatz dar, um den durch demografischen Wandel und Ärztemangel ausgelösten Herausforderungen der urologischen Fachdisziplin zu begegnen und örtliche und zeitliche Begrenzungen zu überwinden.


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