Verlauf gesundheitsbezogener Lebensqualität

2016 ◽  
Vol 25 (1) ◽  
pp. 50-59 ◽  
Author(s):  
Claus Barkmann ◽  
Franz Petermann ◽  
Robert Schlack ◽  
Monika Bullinger ◽  
Michael Schulte-Markwort ◽  
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Zusammenfassung. Gesundheitsbezogene Lebensqualität (gLQ) als Parameter zur Beschreibung der subjektiven Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird zunehmend auch in der Gesundheitsberichterstattung berücksichtigt. In der vorliegenden prospektiven Kohortenstudie wurde der zweijährige Verlauf bei N = 1 597 repräsentativ aus der Allgemeinbevölkerung rekrutierten 11- bis 17-Jährigen im Selbstbericht untersucht und durch gesundheitsbezogene und soziodemographische Merkmale vorhergesagt. Die gLQ wurde mit Hilfe des mehrdimensionalen KIDSCREEN-27 gemessen. Die gLQ sank mit zunehmendem Alter auf allen Skalen außer bei der Skala Gleichaltrige und soziale Unterstützung leicht und Mädchen hatten meist etwas niedrigere Werte als Jungen. Signifikante Prädiktoren der gLQ waren psychische Auffälligkeiten und körperliche Probleme des Kindes, psychische Auffälligkeiten der Eltern sowie Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund und sozioökonomischer Status. Die Ergebnisse bieten eine Orientierung zur Beurteilung der Verläufe von einzelnen Patienten und Patientengruppen und geben Hinweise auf mögliche Zielgrößen zur Verbesserung der gLQ durch präventive Maßnahmen.

2020 ◽  
Vol 232 (06) ◽  
pp. 300-306
Author(s):  
Gundula Ernst ◽  
Luisa Klein ◽  
Kerstin Kowalewski ◽  
Rüdiger Szczepanski

Zusammenfassung Hintergrund Geschwister von chronisch kranken oder behinderten Kindern sind durch ihre besondere Lebenssituation erhöhten Belastungen ausgesetzt. Dies kann zu psychischen Auffälligkeiten führen. Internationale Studien zeigen, dass gezielte Programme dieses Risiko reduzieren können. In Deutschland fehlen bisher edukative Kompaktangebote für Geschwister. Mit dem vorliegenden Workshop wurde ein solches Angebot erprobt. In der eintägigen Gruppenschulung werden mit den Kindern Strategien zur Belastungsreduktion erarbeitet sowie Krankheitswissen vermittelt, um Ängste abzubauen. Die Eltern erhalten eine parallele Schulung. Methoden Insgesamt fanden 19 Workshops statt. Direkt vor und 6 Wochen nach der Schulung wurden mit standardisierten Fragebögen geschwisterliche Belastung, psychische Auffälligkeiten und gesundheitsbezogene Lebensqualität der Geschwister sowie familiäre Krankheitsbelastung erfasst. Veränderungen wurden mit t-Tests für abhängige Stichproben überprüft. Ergebnisse 92 Kinder (durchschnittlich 9,6 Jahre; 54% weiblich) und ihre Eltern nahmen an der Schulung teil. Aus Elternsicht wiesen eingangs 32,5% der Kinder ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen durch die Geschwistersituation auf. Nach der Schulung waren es 25,3%. Ebenso reduzierten sich die psychischen Auffälligkeiten der Kinder und die familiäre Belastung signifikant. Die Lebensqualität der Kinder verbesserte sich in der Selbsteinschätzung. Diskussion Die Kompaktschulung scheint geeignet, die Belastungen der gesamten Familie zu reduzieren. Der Workshop war bei unterschiedlichen Krankheiten und Settings einsetzbar.


2017 ◽  
Vol 230 (02) ◽  
pp. 73-80
Author(s):  
Ingo Menrath ◽  
Gundula Ernst ◽  
Kirsten Mönkemöller ◽  
Christine Lehmann ◽  
Angela Eberding ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Modulare Patientenschulungen sind bei chronisch kranken Kindern wirksam. Wenig ist über den Einfluss von sozioökonomischem Status (SoS), Migrationshintergrund (MH) und psychischen Auffälligkeiten der Kinder und ihrer Familien bekannt. Frage Beeinflussen SoS, MH oder psychische Auffälligkeiten den Erfolg von Patientenschulungen (Krankheitswissen, gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ) und Lebenszufriedenheit des Kindes und die elterliche Krankheitsbelastung)? Methoden Unterschiedlich chronisch kranke Kinder und ihre Eltern nahmen an Patientenschulungen teil. Vor bzw. 6 Wochen nach der Schulung wurden mit standardisierten Fragebögen SoS, MH, psychische Auffälligkeiten der Kinder, Krankheitswissen der Kinder und Eltern, gesundheitsbezogene LQ bzw. Lebenszufriedenheit der Kinder und elterliche Krankheitsbelastungen erfasst. Mit Varianz- und Regressionsanalysen wurde der Einfluss von SoS, MH und psychischen Auffälligkeiten auf den Schulungseffekt untersucht. Ergebnisse 398 Kinder (durchschnittlich 10,2 Jahre) und ihre Eltern nahmen an den Schulungen teil. SoS, MH und psychische Auffälligkeiten hatten keinen Einfluss auf die Verbesserungen des Krankheitswissens, der kindlichen gesundheitsbezogenen LQ und Lebenszufriedenheit sowie der elterlichen Belastung. In den Verlaufsuntersuchungen gingen ein niedriger SoS, ein MH und psychische Auffälligkeiten mit niedrigerem Wissen, niedrigerer gesundheitsbezogener LQ bzw. Lebenszufriedenheit des Kindes und erhöhter elterlicher Belastung einher. Diskussion Benachteiligte Familien und Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten profitieren von Patientenschulungen, jedoch benötigen sie angesichts spezifischer Bedarfe einen erhöhten Schulungsumfang.


Author(s):  
Anja C. Rohenkohl ◽  
Rachel Sommer ◽  
Stephanie Bestges ◽  
Sabine Kahrs ◽  
Karl-Heinz Klingebiel ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Über die gesundheitsbezogene Lebensqualität und Verhaltensauffälligkeiten und -stärken von kleinwüchsigen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Diagnose Achondroplasie ist bisher wenig bekannt. Die Untersuchung dieser Konstrukte aus Sicht der Betroffenen und die Identifikation möglicher Einflussfaktoren ist Ziel dieser Arbeit. Methodik: Auf Einladung einer Selbsthilfeorganisation nahmen 89 (junge) Menschen mit Kleinwuchs im Alter von 8 bis 28 Jahren und ihre Eltern an der Befragung teil. Die Lebensqualität (LQ) wurde im Querschnitt mit generischen und krankheitsbezogenen Instrumenten erfragt, Verhaltensauffälligkeiten und -stärken anhand des SDQ (Strengths and Difficulties Questionnaire). Neben deskriptiven Analysen erfolgte ein Vergleich mit repräsentativen Norm- bzw. Referenzdaten. In eine hierarchische Regressionsanalyse zur Vorhersage der Lebensqualität wurden soziodemografische, klinische und psychologische Variablen aufgenommen. Ergebnisse: Die Betroffenen unterschieden sich in ihrer LQ und in Bezug auf ihre Verhaltensauffälligkeiten und -stärken nicht signifikant von den Normstichproben. Jedoch berichteten sie im Vergleich zu den von endokrinem Kleinwuchs Betroffenen über stärkere Verhaltensprobleme und Einschränkungen im physischen und sozialen Bereich der LQ. Die Hinzunahme psychologischer Variablen wie soziale Unterstützung und Einstellung zur Größe erbrachte die höchste Varianzaufklärung der LQ. Schlussfolgerungen: Junge Menschen mit Achondroplasie beschreiben ihre LQ und Verhaltensauffälligkeiten und -stärken nicht anders als Nichtbetroffene. Merkmale wie die Körpergröße erscheinen weniger bedeutsam für die LQ als Verhaltensauffälligkeiten und -stärken sowie protektive psychosoziale Faktoren.


2003 ◽  
Vol 12 (3) ◽  
pp. 145-153 ◽  
Author(s):  
Katja Waligora

Zusammenfassung. Basierend auf einer einjährigen Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten an 326 Schülern im Alter zwischen 10 und 15 Jahren wird dem quer- wie längsschnittlichen Zusammenhang zwischen normbrechendem Verhalten, Körperbeschwerden und Depressivität unter Berücksichtigung der wahrgenommenen sozialen Unterstützung durch Eltern und Peers nachgegangen. Aufgrund eines Defizits der Erforschung normbrechenden Verhaltens von Mädchen, erfolgen die Analysen für weibliche und männliche Jugendliche getrennt. Epidemiologische Studien zeigen, dass aggressives Verhalten häufiger als erwartet mit internalisierenden Symptomen einhergeht. Als potenziell vermittelnder Mechanismus wird die Ablehnung durch die Peer-Gruppe diskutiert (vgl. Kusch & Petermann, 1997 ). Entwickelt sich aggressives Verhalten vor internalisierenden Symptomen, so könnten diese früh identifiziert und präventive Maßnahmen eingeleitet werden.


2012 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 3-12 ◽  
Author(s):  
Petra Hampel ◽  
Patrick Pössel

Zusammenfassung. Die Fähigkeit, Alltagsstressoren zu bewältigen, hat sich als wesentlicher Schutzfaktor in der psychosozialen Entwicklung im Jugendalter erwiesen. In der vorliegenden Studie sollten Alters-, Geschlechts- und Zeiteffekte auf die psychischen Auffälligkeiten und die habituelle Stressverarbeitung weiter untersucht werden. Insgesamt wurden N = 200 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren in diese Kohorten-Sequenz-Studie eingeschlossen, die zwei Kohorten (Sechst-/Siebtklässler vs. Acht-/Neuntklässler), beide Geschlechter und zwei Messzeitpunkte (Studienbeginn vs. 24-Monatskatamnese) umfasste. Mädchen gaben höhere Ausprägungen in der sozialen Unterstützung und Ängstlichkeit/Depressivität an als Jungen. Außerdem gaben Mädchen an, weniger Bagatellisierung in sozialen Belastungssituationen einzusetzen und berichteten über weniger Selbstwertprobleme. Im 2-Jahresverlauf nahmen die externalisierenden Auffälligkeiten bei den Sechst- und Siebtklässlern zu. Schließlich nahmen die positiven Selbstinstruktionen bei den Jungen der achten/neunten Klasse über die Zeit zu. Demnach konnte die ungünstige psychische Entwicklung beider Geschlechter im Verlauf von der frühen zur mittleren Adoleszenz bestätigt werden, der durch präventive Maßnahmen vorgebeugt werden sollte.


2021 ◽  
Author(s):  
Stephanie Karg ◽  
Katharina Rathmann ◽  
Kevin Dadaczynski

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Kinder und Jugendliche mit Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Bislang liegen für Deutschland allerdings wenige Erkenntnisse zum Vergleich der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung vor. Methodik Als Datenbasis diente die KiGGS-Welle 2 des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014–2017. In die Auswertung wurden mithilfe der Elternbefragung insgesamt 11 830 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–17 Jahren und 5222 Kinder und Jugendliche zwischen 11–17 Jahren mittels Selbsturteil einbezogen. Als Outcomes der psychischen Gesundheit wurden psychische Auffälligkeiten (SDQ, Elternurteil) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen, Selbsturteil) herangezogen. Neben univariaten Häufigkeitsauswertungen wurden bivariate Analysen mittels Kreuztabellen mit Chi²-Signifikanzprüfung und multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse Bei 16,5% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen berichten die Eltern psychische Auffälligkeiten im grenzwertigen oder auffälligen Bereich. Eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität berichten 48,4% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren. Kinder und Jugendliche mit Behinderung und Einschränkung weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten (OR: 5,11) und für eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität (OR: 1,50) auf. Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen einen Handlungsbedarf zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder krankheitsbedingter Einschränkung. Hierbei nehmen die Bildungs- und Erziehungssettings Kindergarten und Schule eine hohe Bedeutung ein.


2020 ◽  
Vol 69 (6) ◽  
pp. 554-569
Author(s):  
Matthias Wiech ◽  
Cemre Kutlar ◽  
Manuela Günthard ◽  
Tanja Schenker ◽  
Dagmar Pauli ◽  
...  

2012 ◽  
Vol 21 (1) ◽  
pp. 64-73 ◽  
Author(s):  
Silke Wiegand-Grefe ◽  
Sina Werkmeister ◽  
Monika Bullinger ◽  
Angela Plass ◽  
Franz Petermann

Eine psychische Erkrankung der Eltern kann Beeinträchtigungen im Wohlergehen ihrer Kinder zur Folge haben, die mit einer schlechteren gesundheitsbezogenen Lebensqualität einhergehen. Aktuelle Studien belegen eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität dieser Kinder als die der Normalbevölkerung. Etwa ein Drittel der Familien mit psychisch kranken Eltern erleben auch eine mangelhafte soziale Unterstützung. Im Projekt CHIMPs (Children of mentally ill parents) wurde ein Interventionsprogramm entwickelt und manualisiert, das unter anderem auf die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder und eine verbesserte soziale Unterstützung abzielt. Die Befunde dieser Studie (n=53 Interventionsgruppe; n=14 Wartelistenkontrollgruppe) belegen Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der sozialen Unterstützung nach der Intervention im Vergleich zu einer Wartelistenkontrollgruppe, die über ein Jahr stabil bleiben. Mit diesen Befunden liegen im deutschsprachigen Raum erstmals Evaluationsergebnisse vor, die die Angemessenheit gezielter Interventionen für diese Kinder belegen.


2015 ◽  
Vol 34 (01/02) ◽  
pp. 55-64 ◽  
Author(s):  
B. Filter ◽  
A. Plass ◽  
S. Werkmeister ◽  
B. Gronemeyer ◽  
M. Bullinger ◽  
...  

ZusammenfassungFragestellung: Eine psychische Erkrankung der Eltern kann psychische Beeinträchtigungen und eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder zur Folge haben. Aktuelle Studien belegen erhöhte psychische Auffälligkeiten und eine schlechtere gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder psychisch kranker Eltern im Vergleich zur Normalbevölkerung. Mit dem CHIMPs- Ansatz (Children of mentally ill parents) wurde eine familienorientierte Intervention entwickelt, erprobt, manualisiert und evaluiert, in dem eine verbesserte psychische Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder primäre Zielkriterien bilden (1). In dieser Evaluationsstudie (n = 53 Interventionsgruppe, n = 14 Wartelistenkontrollgruppe) werden mittels CBCL, SGKJ und BSS-K (2–4) die Veränderungen der psychischen Beeinträchtigungen der Kinder aus der Eltern-, Kinder- und Therapeutenperspektive und mittels KINDL-R (5) die Veränderungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder aus der Eltern- und Kinderperspektive im Prä-post-Vergleich mit Katamnese nach einem Jahr berichtet. Ergebnisse: In den Evaluationsbefunden dieser Studie werden im Vergleich zur Wartelistenkontrollgruppe verringerte psychische Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen sowie Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder aus allen Perspektiven berichtet, die über ein Jahr weitgehend stabil bleiben. Schlussfolgerungen: Mit diesen Befunden liegen Evaluationsergebnisse einer spezifischen Intervention für diese Risikogruppe vor, die Hinweise auf deren Wirksamkeit in den Zielkriterien geben.


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