Die Interpersonale Theorie suizidalen Verhaltens
Theoretischer Hintergrund: Im Rahmen der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens postuliert Joiner (2005) , dass die Wahrnehmung, nicht Teil einer wertgeschätzten Gruppe zu sein (thwarted belongingness), und der Eindruck, für andere eine Belastung (perceived burdensomeness) darzustellen, assoziiert sind mit dem Wunsch zu sterben. Zu suizidalem Verhalten soll es hingegen erst dann kommen, wenn dieser Wunsch einhergeht mit einer erworbenen Befähigung (acquired capability) sich zu suizidieren. Fragestellung: Inwieweit werden die theoretischen Annahmen durch empirische Arbeiten gestützt? Methode: Im Rahmen einer Literaturrecherche konnten 29 Studien identifiziert werden, die im Zeitraum von 2002 bis 2011 zum Thema publiziert wurden. Ergebnisse: Die Befundlage verweist darauf, dass perceived burdensomeness, thwarted belongingness und acquired capability mit verschiedenen Facetten suizidalen Erlebens und Verhaltens assoziiert sind. Studien zum interaktiven Zusammenwirken der Modellkomponenten sind bislang unterrepräsentiert. Schlussfolgerungen: Die Studienlage stützt verschiedene Annahmen der Interpersonalen Theorie. Die Aussagekraft der Befundlage ist eingeschränkt, da bislang nahezu ausschließlich Querschnittsuntersuchungen durchgeführt wurden und kaum Studien alle drei Faktoren der Interpersonalen Theorie erfasst haben.