Homöopathie und intellektuelle Redlichkeit – Eine Stellungnahme

2019 ◽  
Vol 11 (02) ◽  
pp. 53-57
Author(s):  
Peter F. Matthiessen

SummaryAngesichts fehlender Plausibilität zu den Wirkprinzipien der Homöopathie ist es Mode geworden, deren therapeutische Wirksamkeit in Abrede zu stellen, obwohl die hierzu publizierte Evidenz für eine Wirksamkeit spricht. Dennoch werden als Ausdruck von Ignoranz oder einer bewussten Stimmungsmache gegen die Homöopathie wissenschaftliche Fehlinformationen lanciert. Die vorliegende Publikation zeigt an drei ausgewählten Beispielen aus jüngster Zeit unter Berücksichtigung der tatsächlichen Beleglage die fehlende Seriosität dieser Aktivitäten auf.Im Namen des Dialogforum Pluralismus in der Medizin (DPM) und weiterer etablierter und repräsentativer Ärzteorganisationen wird das Erfordernis einer evidenzbasierten Integrativen Medizin sowie seine zunehmende Bedeutung an führenden medizinischen Fakultäten in den USA ebenso wie in Deutschland dargelegt. Es wird aufgezeigt, dass eine vollorchestrierte Gesundheitsversorgung, die den individuell unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen der Bevölkerung zu entsprechen sucht, eine Integrative Medizin als ein zwar kritisches, aber unvoreingenommenes Kooperationsgefüge zwischen Mainstreammedizin und ausgewählten komplementärmedizinischen Ansätzen zu seiner Grundlage bedarf.In diesem Zusammenhang wird auf einen von allen Mitgliedern des Dialogforum verfassten Grundsatzartikel zur Professionalität verwiesen, demzufolge sowohl für die konventionelle Medizin als auch für die Komplementärmedizin gleichermaßen eine Verpflichtung zur Wissenschaftlichkeit besteht. Bereits Ludwig Fleck und Thomas Kuhn haben aufgezeigt, dass die Anhänger eines bestimmten Paradigmas bestrebt sind, das je eigene Paradigma durch den Staat zu privilegieren. Der vorliegende Artikel verweist jedoch darauf, dass dem Staat nach § 5 Abs. 3 des Grundgesetzes ein Wissenschaftsrichtertum im Sinne der Parteiergreifung für ein bestimmtes Paradigma grundsätzlich untersagt ist. Darüber hinaus wird darauf verwiesen, dass die Monopolisierung eines einzigen Paradigmas mit der Ausbildung totalitärer Denkstrukturen einhergeht. In einem abschließenden Votum verwahren sich die Unterzeichner, die neben etablierten Ärzteorganisationen aus einer Vielzahl ausgewiesener Ärzte und Wissenschaftler bestehen, gegen die Verfolgung totalitärer, mit dem Grundgesetz kollidierender Denkfiguren in unserem Gesundheitswesen.

2018 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 172-177 ◽  
Author(s):  
Peter Matthiessen

ZusammenfassungAngesichts fehlender Plausibilität zu den Wirkprinzipien der Homöopathie ist es Mode geworden, deren therapeutische Wirksamkeit in Abrede zu stellen, obwohl die hierzu publizierte Evidenz für eine Wirksamkeit spricht. Dennoch werden als Ausdruck von Ignoranz oder einer bewussten Stimmungsmache gegen die Homöopathie wissenschaftliche Fehlinformationen lanciert. Die vorliegende Publikation zeigt an drei ausgewählten Beispielen aus jüngster Zeit unter Berücksichtigung der tatsächlichen Beleglage die fehlende Seriosität dieser Aktivitäten auf.Im Namen des Dialogforum Pluralismus in der Medizin (DPM) und weiterer etablierter und repräsentativer Ärzteorganisationen wird das Erfordernis einer evidenzbasierten Integrativen Medizin sowie seine zunehmende Bedeutung an führenden medizinischen Fakultäten in den USA ebenso wie in Deutschland dargelegt. Es wird aufgezeigt, dass eine vollorchestrierte Gesundheitsversorgung, die den individuell unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen der Bevölkerung zu entsprechen sucht, eine Integrative Medizin als ein zwar kritisches, aber unvoreingenommenes Kooperationsgefüge zwischen Mainstreammedizin und ausgewählten komplementärmedizinischen Ansätzen zu seiner Grundlage bedarf.In diesem Zusammenhang wird auf einen von allen Mitgliedern des Dialogforums verfassten Grundsatzartikel zur Professionalität verwiesen, demzufolge sowohl für die konventionelle Medizin als auch für die Komplementärmedizin gleichermaßen eine Verpflichtung zur Wissenschaftlichkeit besteht. Bereits Ludwig Fleck und Thomas Kuhn haben aufgezeigt, dass die Anhänger eines bestimmten Paradigmas bestrebt sind, das je eigene Paradigma durch den Staat zu privilegieren. Der vorliegende Artikel verweist jedoch darauf, dass dem Staat nach §5 Abs. 3 des Grundgesetzes ein Wissenschaftsrichtertum im Sinne der Parteiergreifung für ein bestimmtes Paradigma grundsätzlich untersagt ist. Darüber hinaus wird darauf verwiesen, dass die Monopolisierung eines einzigen Paradigmas mit der Ausbildung totalitärer Denkstrukturen einhergeht. In einem abschließenden Votum verwahren sich die Unterzeichner, die neben etablierten Ärzteorganisationen aus einer Vielzahl ausgewiesener Ärzte und Wissenschaftler bestehen, gegen die Verfolgung totalitärer, mit dem Grundgesetz kollidierenden Denkfiguren in unserem Gesundheitswesen.


2006 ◽  
Vol 25 (08) ◽  
pp. 643-647 ◽  
Author(s):  
R. D´Amelio ◽  
S. Ruffing-Tabaka ◽  
P. Falkai ◽  
W. Delb ◽  
T. Wobrock

ZusammenfassungChronischer Tinnitus ist nicht selten mit erheblichem Leidensdruck und psychischer Beeinträchtigung verbunden. Funktionell bildgebend konnte neben einer Hyperaktivität des auditorischen Kortex auch eine pathologische Mitaktivierung frontaler und limbischer Hirnstrukturen, welche möglicherweise in eine emotionale und kognitive Bewertung des Tinnitus eingebunden sind, nachgewiesen werden. Es wurde gezeigt, dass niederfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) kortikale Hyperexzitabilität reduzieren kann. In einem randomisierten Plazebo-kontrollierten Cross-over-Design sollte die therapeutische Wirksamkeit einer links temporalen (auditorischer Kortex, entsprechend der Elektrodenposition T3 des 10–20–Systems) versus rechts frontalen (DLFPC, entsprechend der Elektrodenposition F4) rTMS (Intensität 100% der Motorschwelle in Ruhe, Frequenz 1 Hz, 2 000 Stimuli/ Tag, jeweils über 10 Tage) überprüft werden. Bezüglich der Stimulationsbedingung der rTMS-Behandlung waren sowohl Patienten als auch Rater verblindet. Die Plazebostimulation erfolgte mit einer speziellen Shamspule. Behandlungseffekte wurden mit einer visuellen Analogskala (subjektive Tinnituslautheit) sowie insbesondere mit dem Tinnitusfragebogen nach Goebel und Hiller erfasst. Eine erste Auswertung der noch laufenden Pilotstudie zeigte, dass Verum-rTMS sowohl frontal als auch temporal zu einer Verminderung der Tinnitusbelastung im Vergleich zu PlazeborTMS (Shamstimulation) führte. Auf Grund der hohen interindividuellen Ansprechbarkeit und der geringen Fallzahl war dieser Unterschied allerdings statistisch nicht signifikant. Diese Ergebnisse sind als Hinweis aufzufassen, dass rTMS zwar ein vielversprechendes Instrument zur Behandlung des chronischen Tinnitus darstellt, der Effekt aber nicht an die Stimulation des auditorischen Kortex gebunden ist und vermutlich genauso durch eine Beeinflussung der kognitiven und emotionalen Tinnitusbewertung mit Hilfe einer frontalen Stimulation zu erreichen ist.


2019 ◽  
Vol 17 (2) ◽  
pp. 125-139
Author(s):  
Christopher A. Shrock

Thomas Reid often seems distant from other Scottish Enlightenment figures. While Hume, Hutcheson, Kames, and Smith wrestled with the nature of social progress, Reid was busy with natural philosophy and epistemology, stubbornly loyal to traditional religion and ethics, and out of touch with the heart of his own intellectual world. Or was he? I contend that Reid not only engaged the Scottish Enlightenment's concern for improvement, but, as a leading interpreter of Isaac Newton and Francis Bacon, he also developed a scheme to explain the progress of human knowledge. Pulling thoughts from across Reid's corpus, I identify four key features that Reid uses to distinguish mature sciences from prescientific arts and inquiries. Then, I compare and contrast this scheme with that of Thomas Kuhn in order to highlight the plausibility and originality of Reid's work.


2018 ◽  
Vol 6 (1) ◽  
pp. 49-64
Author(s):  
Muhammad Wildan ◽  
Muhammad Wildan

The term “economy” comes from Greek word “oikonomia” consisting of “oikos” which means household and “nomos” which means regulation. The word “oikonomia” can be defined as the applicable regulation to fulfill the needs in a household. Islamic economics aims to build the economic independence of society collectively, meanwhile conventional economics is still individualistic. In the amidst of globalization, the efforts of sharia economist in covering coventional economic flow are already good enough. System that is already ingrained in society cannot easily be changed. The good strategic plan is required in instilling Islamic economic system in the middle of society. Thomas Kuhn says: ”every system has paradigm and the core of Islamic economic paradigm is definitely from Qur’an and Sunnah”.


2009 ◽  
Author(s):  
Daniela Bailer-Jones ◽  
Cord Friebe
Keyword(s):  

1994 ◽  
Vol 1 (1) ◽  
pp. 7-18 ◽  
Author(s):  
Ilana Löwy

O médico e epistemologista Ludwik Fleck desenvolveu, nas décadas de 1920-30, uma abordagem bastante original para o estudo das ciências. Ele apoiou sua epistemologia em duas bases: por um lado, em sua própria experiência profissional de bacteriologista e imunologista; por outro, na reflexão da Escola Polonesa de Filosofia da Medicina sobre as práticas dos médicos. Tal escola julga que os 'fatos científicos' são construídos por comunidades de pesquisadores - segundo os termos de Fleck, "coletivos de pensamento". Cada coletivo de pensamento elabora um "estilo de pensamento" único, composto pelo conjunto de normas, saberes e práticas partilhados por tal coletivo. Os recém-chegados são socializados em seu estilo de pensamento particular e adotam, portanto, seu olhar específico sobre o mundo. Os fatos científicos produzidos pelos membros de um dado coletivo de pensamento trazem sempre a marca de seu estilo de pensamento. Graças a isso, eles são incomensuráveis com os 'fatos' produzidos por outros coletivos de pensamento. A incomensurabilidade dos fatos científicos, aumentadas pela necessidade de 'traduzi-los' em outro estilo de pensamento para sua utilização pelas outras comunidades profissionais é, aos olhos de Fleck, uma fonte importante de inovação nas ciências e na sociedade. Por muito tempo esquecidas, as idéias de Fleck foram redescobertas nas décadas de 1960-70, em primeiro lugar por Thomas Kuhn (que, na introdução de The structure of scientific revolutions presta uma homenagem explícita à sua obra), depois pelos sociólogos das ciências. Além de sua influência diretamente perceptível, a epistemologia de Fleck mostra profundas afinidades com as novas tendências que se afirmam no estudo das ciências: a consideração das práticas dos pesquisadores e o interesse por suas técnicas materiais, discursivas e sociais.


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