Extrakorporale Behandlungsstrategien der Sepsis: die Rolle der Plasmapherese

Author(s):  
Klaus Stahl ◽  
Christian Bode ◽  
Sascha David

Zusammenfassung Hintergrund Die Mortalität bei Sepsis bleibt hoch. Verschiedene Techniken zur extrakorporalen Zytokinelimination wurden als zusätzliche therapeutische Maßnahmen bei Sepsis und septischem Schock untersucht. Ziele Zusammenfassung einer Auswahl extrakorporaler Blutreinigungstechniken und der aktuellen Erkenntnisse in der klinischen Anwendung mit besonderem Schwerpunkt auf dem therapeutischen Plasmaaustausch. Methoden Nicht systematische Literaturrecherche. Ergebnisse Verschiedene extrakorporale Blutreinigungstechniken mit unterschiedlichen Evidenzniveaus hinsichtlich Zytokinelimination, Verbesserung der Hämodynamik und Verringerung der Mortalität werden derzeit klinisch eingesetzt. Die am ausführlichsten untersuchten Modalitäten umfassen die hochvolumige Hämofiltration/Dialyse mit und ohne High-Cut-off-Filter sowie Hämoadsorptionstechniken (einschließlich CytoSorb- und Polymyxin-B-Filter). Trotz teilweise ermutigender Beobachtungen bezüglich der Entfernung proinflammatorischer Zytokine und verbesserten Hämodynamik zeigten randomisierte Studien bislang keinen positiven Einfluss auf das Überleben. Aufgrund der Verwendung von Spenderplasma als Substitutionsflüssigkeit stellt der therapeutische Plasmaaustausch das einzige Verfahren dar, das zusätzlich verbrauchte protektive Faktoren ersetzen kann. Schlussfolgerungen Die Anwendung extrakorporaler Blutreinigungsmethoden kann für Sepsispatienten außerhalb klinischer Studien bisher nicht empfohlen werden, da derzeit keine Beweise für ihre Wirksamkeit vorliegen. Zukünftige Untersuchungen sollten darauf abzielen, das untersuchte Patientenkollektiv hinsichtlich des klinischen Schweregrads, des Zeitpunkts der Intervention und verschiedener inflammatorischer (Sub-)Phänotypen zu homogenisieren.

2003 ◽  
Vol 60 (9) ◽  
pp. 553-561 ◽  
Author(s):  
S. Windecker ◽  
K. Nedeltchev ◽  
A. Wahl ◽  
B. Meier

Hirnschläge unklarer Ätiologie werden als kryptogen klassifiziert und konstituieren eine beträchtliche Patienten-Population vor allem jüngeren Alters. Zahlreiche Fall-Kontroll-Studien haben eine deutliche Assoziation zwischen kryptogenem Hirnschlag und dem Vorhandensein eines offenen Foramen ovale aufgezeigt und damit eine paradoxe Embolie als mögliches pathophysiologisches Substrat nahegelegt. Das offene Foramen ovale ist bei etwa einem Viertel der Patienten mit kryptogenem Hirnschlag mit einem Vorhofseptumaneurysma vergesellschaftet, welches das Rezidivrisiko erheblich erhöht. Therapeutische Massnahmen zur Sekundärprävention umfassen eine medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern bzw. oraler Antikoagulation sowie der chirurgische oder perkutane Verschluss des offenen Foramen ovale. Zur Ermittlung der optimalen Behandlungsstrategie sind randomisierte Studien, welche die medikamentöse Behandlung mit einem Verschluss des offenen Foramen ovale vergleichen, notwendig.


2013 ◽  
Vol 70 (4) ◽  
pp. 237-244 ◽  
Author(s):  
Benjamin Kasenda ◽  
Heike Raatz ◽  
Heiner C. Bucher

Das Lungenkarzinom gehört weltweit zu den führenden Todesursachen. Bei Diagnosestellung ist es oft weit fortgeschritten und die betroffenen PatientInnen haben eine sehr schlechte Prognose. In der Schweiz ist das Lungenkarzinom bei Männern die häufigste und bei Frauen die zweithäufigste Krebstodesursache. Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Es wäre daher von großer Bedeutung, in Zukunft nicht nur Rauchstopp-Maßnahmen durchzuführen, sondern bei Menschen mit einem erhöhten Lungenkrebs-Risiko auch frühzeitig diagnostische und therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. In diesem Übersichtsartikel werden zuerst die Grundlagen des Lungenkarzinom-Screenings erläutert und anschließend aktuelle Studien zum Thema vorgestellt. Insgesamt liegen fünf randomisierte Studien vor. Eine dieser Studien konnte keinen Vorteil von regelmäßig durchgeführten konventionellen Thorax-Aufnahmen im Vergleich zur normalen Versorgung zeigen. In vier weiteren Studien wurde die Durchführung von Low-Dose-Computertomografien im Vergleich zu konventionellen Thorax-Aufnahmen und zur normalen Versorgung untersucht. Nur eine Studie aus den USA konnte einen kleinen Vorteil dieser Screening-Maßnahme im Vergleich zu regelmäßigen konventionellen Thorax-Aufnahmen nachweisen. Die drei anderen europäischen Studien zeigten keinerlei Vorteile für eine der Methoden. Das Ergebnis der US-Studie ist aus verschiedenen Gründen kritisch zu beurteilen. Hauptkritikpunkt ist die eingeschränkte Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die alltägliche Versorgung. Die Rate der falsch positiven Befunde ist sehr hoch. Auch der Kosten-Nutzen-Effekt von solchen Lungenkrebs-Screening-Untersuchungen ist weiterhin unklar.


Der Internist ◽  
2020 ◽  
Vol 61 (10) ◽  
pp. 1010-1016 ◽  
Author(s):  
B. Seeliger ◽  
K. Stahl ◽  
Sascha David

Zusammenfassung Hintergrund Trotz fortwährender Entwicklungen bleibt die Mortalität in der Sepsis beträchtlich. Verschiedene Verfahren zur extrakorporalen Zytokinelimination wurden beschrieben, aber die Datenlage ist widersprüchlich. Ziel der Arbeit Diese Arbeit soll eine Übersicht über aktuelle extrakorporale Blutreinigungsverfahren und deren Studienlage geben. Methoden Nichtsystematischer Literaturreview Ergebnisse Aktuell gibt es verschiedene Blutreinigungsverfahren mit unterschiedlicher Evidenz bezüglich der Reduktion von proinflammatorischen Zytokinen, Katecholaminbedarf und Mortalität, darunter die sogenannte High-volume-Hämofiltration mit und ohne High-cut-off-Filter sowie spezielle Adsorber (unter anderem CytoSorb® [CytoSorbents Europe, Berlin, Deutschland] und Polymyxin B). An Bedeutung gewinnt aktuell auch wieder der therapeutische Plasmaaustausch. Bei einigen Verfahren mit initial vielversprechenden Ergebnissen – darunter die kombinierte Plasmafiltration und -adsorption – zeigten multizentrische randomisierte Studien jedoch sogar einen negativen Effekt. Schlussfolgerung Die theoretische Begründung ist naheliegend, obwohl die aktuelle Evidenz keine Empfehlung auf Leitlinienqualität erlaubt. Die Heterogenität der Immunantwort in der Sepsis erschwert die Durchführung multizentrischer randomisierter Studien, die initial positive Effekte bislang oft nicht bestätigen konnten. Neue Studien zu den Blutreinigungsverfahren benötigen daher eine klar definierte Subgruppe des septischen Schocks. Entsprechend sollten die Verfahren nicht als konkurrierend, sondern im Sinne einer individualisierten Therapie komplementär eingesetzt werden.


Author(s):  
H.M. Mazzone ◽  
G. Wray ◽  
R. Zerillo

The fungal pathogen of the Dutch elm disease (DED), Ceratocystis ulmi (Buisman) C. Moreau, has eluded effective control since its introduction in the United States more than sixty years ago. Our studies on DED include establishing biological control agents against C. ulmi. In this report we describe the inhibitory action of the antibiotic polymyxin B on the causal agent of DED.In screening a number of antibiotics against C. ulmi, we observed that filter paper discs containing 300 units (U) of polymyxin B (Difco Laboratories) per disc, produced zones of inhibition to the fungus grown on potato dextrose agar or Sabouraud agar plates (100mm x 15mm), Fig. 1a. Total inhibition of fungal growth on a plate occurred when agar overlays containing fungus and antibiotic (polymyxin B sulfate, ICN Pharmaceuticals, Inc.) were poured on the underlying agar growth medium. The agar overlays consisted of the following: 4.5 ml of 0.7% agar, 0.5 ml of fungus (control plate); 4.0 ml of 0.7% agar, 0.5 ml of fungus, 0.5 ml of polymyxin B sulfate (77,700 U). Fig. 1, b and c, compares a control plate and polymyxin plate after seven days.


2005 ◽  
Vol 62 (6) ◽  
pp. 405-411
Author(s):  
Kohler ◽  
Nohl

Intoxikationen kommen bei 5–10% der Patienten eines Notfallzentrums vor. Das Management dieser Patienten und Patientinnen ist nicht immer einfach. Oft handelt es sich glücklicherweise um leichte Intoxikationen nach Einnahme von relativ untoxischen Substanzen, was eine nur minimale medizinische Betreuung und Therapie erforderlich macht. Willentliche, d.h im Rahmen von Suizidversuchen eingenommene sehr toxische Substanzen, benötigen hingegen die Infrastruktur größerer Spitäler. Bei der Einlieferung sind die involvierten Wirkstoffe oft nicht bekannt, da der Patient nicht ansprechbar ist, oder die eingenommenen Substanzen nicht nennen will oder gar nicht kennt. In solchen Fällen ist die Fremdanamnese mit Angehörigen und Bekannten sehr wichtig und von zentraler Bedeutung, obschon diese Informationen oft nicht einfach einzuholen sind! Das Wissen um die involvierten Stoffe erlaubt dem behandelnden Arzt nach initialer Sicherung der vitalen Funktionen die Einleitung der entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. In einzelnen Fällen treten äußerst seltene Vergiftungen auf, welche aber zu typischen klinischen Zustandsbildern führen (z.B. die Scromboid-Vergiftung und das Coprinus-Syndrom), welche spezielle diagnostische und/oder therapeutische Maßnahmen erforderlich machen und nicht zuletzt eine breite klinische Erfahrung voraussetzt. In fast allen Fällen ist der Kontakt mit einem toxikologischen Informationszentrum sehr zu empfehlen, um möglichst eine komplette Information über die Substanz und die therapeutischen Maßnahmen zu erhalten.


Pflege ◽  
2005 ◽  
Vol 18 (5) ◽  
pp. 299-303 ◽  
Author(s):  
Tom Krause ◽  
Jennifer Anders ◽  
Wolfgang von Renteln-Kruse

Die Assoziation zwischen Urininkontinenz und Dekubitus wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. Am häufigsten wird die Nässe durch den Urin und in der Folge die Mazeration der Haut genannt. Denkbar ist jedoch auch, dass die Urininkontinenz nur ein Indikator für andere Risikofaktoren oder ein Maß für Pflegebedürftigkeit ist, ohne kausalen Bezug zur Entstehung des Dekubitus. Problematisch bei diesen theoretischen Erwägungen ist die fehlende wissenschaftliche Evidenz, denn kontrollierte oder randomisierte Studien liegen kaum vor. Die vorliegende Arbeit versucht, mit den vorhanden Erklärungsmodellen und mit den Daten von 200 Patienten einer Fall-Kontroll-Studie dem Zusammenhang von Dekubitus und Inkontinenz kritisch nachzugehen. In der Studienpopulation waren 97,5 % der Patienten inkontinent. Unterschiedliche Kategorisierungen und Dichotomisierungen des Risikofaktors Urininkontinenz führen zu unterschiedlichen statistischen Ergebnissen. Aussagen zum Zusammenhang zwischen Urininkontinenz und Dekubitus müssen also methodenkritisch interpretiert werden. Die Abhängigkeit der Urininkontinenz von anderen Risikofaktoren (z.B. Pflegebedürftigkeit und Patienten-Compliance) legt nahe, dass der kausale Zusammenhang mit Dekubitus nicht auf den Einfluss der Nässe reduziert werden darf. Vielmehr ist die Urininkontinenz primär Ausdruck schwerer Pflegebedürftigkeit und bildet andere Risikofaktoren wie eine unzureichende Patienten-Compliance («Mitarbeit», nach Einschätzung der Pflegekräfte) und Immobilität ab. Die Katheterversorgung zur Vermeidung von Nässe erscheint im Licht der vorliegenden Ergebnisse als eine unwirksame Maßnahme der Dekubitusprophylaxe.


Swiss Surgery ◽  
2003 ◽  
Vol 9 (2) ◽  
pp. 87-91 ◽  
Author(s):  
Schertler ◽  
Pfammatter ◽  
Eid ◽  
Wildermuth

Die moderne Computer-Tomographie (CT) ist heutzutage für das Management schwerverletzter Patienten im Notfall nicht mehr wegdenkbar. Zudem ist die abdominelle CT eine zuverlässige Methode zur Identifizierung von Milzverletzungen und kann weitere intraabdominelle oder thorakale Verletzungen ausschliessen. Stumpfe und penetrierende Milzverletzungen benötigen unverzüglich therapeutische Massnahmen. Prinzipiell gelten als Voraussetzungen für eine nicht-operative Therapie die hämodynamische Stabilität des Patienten, das Fehlen zusätzlicher Verletzungen der abdominellen Hohlorgane und des Schädels sowie das Fehlen vorangegangener Baucheingriffe. Die konventionelle Angiographie kann einerseits zur Diagnosestellung und anderseits zur Embolisierung traumatisch bedingter Verletzungen der Milzgefässe sämtlicher Schweregrade, welche mittels CT diagnostiziert und nicht-operativ therapiert wurden, verwendet werden. Der vorliegende Fall demonstriert einen Patienten mit Schussverletzung des linken Hemiabdomens. Aufgrund der hämodynamischen Stabilität des Patienten sowie der persönlichen Anamnese mit bereits stattgehabtem abdominellen Eingriff und aufgrund fehlender weiterer Verletzungen des Abdomens und des Schädels wurde ein nicht-operativer Therapieansatz gewählt mit Embolisierung der proximalen Milzarterie.


2019 ◽  
Vol 30 (1) ◽  
pp. 63-72
Author(s):  
Noemi Dannecker ◽  
Niklas Bürgi ◽  
Peter Brugger

Zusammenfassung. „Chemobrain“ bezeichnet kognitive Defizite, die oftmals in Zusammenhang mit chemotherapeutischen Behandlungen nichtzentralnervöser Karzinomerkrankungen auftreten und bei einigen Betroffenen über Jahre persistieren. Diese Defizite entstehen aus einem Zusammenspiel verschiedener biologischer und psychologischer Faktoren und lassen sich – anders als der Name impliziert – nicht ausschließlich auf die Chemotherapie zurückführen. Neuere Studien weisen aber darauf hin, dass Zytostatika über neurotoxische Wirkungen durchaus Hirnstruktur und -funktion und damit die Kognition verändern können. Die vorliegende Arbeit stellt den aktuellen Forschungsstand zu möglichen Wirkmechanismen vor und diskutiert alternative pathogenetische Erklärungen sowie diagnostische Implikationen und therapeutische Maßnahmen. Klinisch zeigen sich Diskrepanzen zwischen subjektiven und neuropsychologisch festgestellten Defiziten, welche eine sorgfältige Differenzierung erfordern. Im Zentrum der Behandlung stehen kognitiv-behaviorale und neuropsychologische Therapien, während für medikamentöse Ansätze bislang wenig Evidenz vorliegt.


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