Sexualität im Alter

2021 ◽  
Vol 40 (12) ◽  
pp. 1001-1006
Author(s):  
Friederike Schröck ◽  
Kai-Uwe Kühn ◽  
Birgitta Sträter

ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund Sexualität spielt auch im höheren Lebensalter eine wichtige Rolle und ist mit der Lebensqualität verknüpft, doch wird dieser Zusammenhang weiterhin tabuisiert. Methoden Selektive Literaturübersicht ergänzt durch eigene klinische Erfahrungen zu Bedeutung, Einflussfaktoren und Stigmatisierung von Sexualität im Alter. Ergebnisse Körperliche und psychische Erkrankungen sowie Medikation haben Einfluss auf die Sexualität. Während die sexuelle Aktivität im hohen Lebensalter abnimmt, bleibt die sexuelle Zufriedenheit weiterhin bestehen. Doch haben sich aus objektiven, altersbedingt zunehmenden Einschränkungen Stigmata entwickelt, die das Bild von sexueller Gesundheit im Alter prägen. Neben der öffentlichen Stigmatisierung spielt auch die institutionelle Stigmatisierung eine wichtige Rolle; so fehlt meist ein offenes Ansprechen des sexuellen Erlebens im Arzt-Patienten-Kontakt. Fazit Die medizinischen Bedingungen für eine erfüllte Alterssexualität sind besser denn je. Medizinisches Personal sollte nicht nur mögliche Erkrankungen sowie Polypharmazie als Risikofaktoren für Beeinträchtigung im Blick haben, sondern auch die sexuelle Gesundheit ihrer Patienten in jedem Lebensalter unterstützen.

2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 687-694 ◽  
Author(s):  
Dieter Riemann

Chronische Insomnie, d. h. Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen und damit verbundene Beeinträchtigung der Befindlichkeit während des Tages betreffen etwa 10 % der Bevölkerung in den meisten westlichen Industrienationen. Ursächlich für chronische Schlaflosigkeit können körperliche Erkrankungen, psychische Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten, Genussmittel oder Drogen sein. Ein Drittel aller chronischen Insomnien wird als primäre Insomnie oder insomnische Störung bezeichnet, wenn keiner der oben genannten Faktoren ursächlich identifiziert werden kann. Üblicherweise werden chronische Insomnien in der ärztlichen Praxis medikamentös mit Hypnotika oder anderen sedierenden Substanzen, wie etwa sedierenden Antidepressiva behandelt. In den letzten 20 Jahren hat sich gezeigt, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) bei chronischen Insomnien auch unabhängig von der Ursache erfolgreich eingesetzt werden können. Zu den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie gehört die Aufklärung über Schlaf und Schlafhygiene (Psychoedukation), Entspannungstechniken wie etwa die progressive Muskelentspannung, spezifische verhaltenstherapeutische Techniken wie etwa die Stimuluskontrolle oder die Schlafrestriktion sowie kognitive Techniken zur Reduktion nächtlicher Grübeleien. Aufgrund von mehreren, in den letzten Jahren veröffentlichten Meta-Analysen können diese Techniken insbesondere in ihrer Applikation als Kombinationstherapie, als evidenz-basiert und der pharmakologischen Therapie als kurzzeitig gleichwertig und langfristig überlegen angesehen werden. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken der Insomniebehandlung können von darin geschulten Ärzten und Psychotherapeuten mit Erfolg eingesetzt werden.


2007 ◽  
Vol 20 (2-3) ◽  
pp. 89-97
Author(s):  
Lutz Michael Drach ◽  
Brigitte Terner

Zusammenfassung: Ein Mangel an sozialen Aktivitäten ist ein wesentlicher Risikofaktor für psychische Erkrankungen im Alter, insbesondere für Depressionen. Ältere psychisch Kranke haben krankheitsbedingt häufig ihre sozialen Beziehungen stark eingeschränkt und erleben dies oft als schwere Beeinträchtigung. Außerdem hängt die Prognose der psychischen Erkrankung nach der Entlassung von der erfolgreichen Wiederaufnahme der sozialen Aktivitäten ab. Zwei Umfragen in den 60 gerontopsychiatrischen Tageskliniken in Deutschland ergaben, dass im überwiegenden Teil soziale Aktivierung fester Bestandteil des Therapieprogramms ist. Dabei zeigten sich aber erhebliche Unterschiede im Vorgehen. Die große Mehrheit der antwortenden Tageskliniken nutzte hierzu entweder ausschließlich offene Seniorenangebote am Wohnort des Patienten, oder in Kombination mit dem Besuch sozialpsychiatrischer Einrichtungen. Nur eine kleine Minderheit aktivierte ausschließlich in sozialpsychiatrischen Einrichtungen. Dabei begleitete der überwiegende Teil der Tageskliniken die Patienten entweder ständig oder mindestens initial. Dagegen praktizierten fünf überwiegend verhaltenstherapeutisch orientierte Tageskliniken schon von Anfang an eine Aktivierung ohne therapeutische Begleitung. Die möglichen Gründe für diese Varianz könnten in Unterschieden bei den Patienten, dem lokalen Angebot an Senioreneinrichtungen oder anderen örtlichen Besonderheiten liegen.


Author(s):  
Rilana Schuster ◽  
Funda Gavas ◽  
Udo Schneider ◽  
Alexander Glahn ◽  
Thomas Hillemacher ◽  
...  

Zusammenfassung. Ziel der Studie: Untersucht wurden die Einstellungen gegenüber Menschen mit Alkoholabhängigkeit und die Akzeptanz neurobiologischer sowie sozialer Krankheitsursachen. Methodik: Mit einem 75-Item Fragebogen wurden die Ansichten von 254 Teilnehmern erfragt und die Einstellungen gegenüber alkoholabhängigen Patienten von Betroffenen und gesunden Menschen verglichen. Die betroffenen alkoholabhängigen Patienten (n = 122) wurden während einer stationären qualifizierten Entzugsbehandlung befragt, nachdem der körperliche Entzug vorüber war. In den Vergleichsgruppen wurden medizinisches Personal (n = 70) sowie Studierende (n = 62) ohne medizinisches Hintergrundwissen befragt. Ergebnisse: Zwischen den Betroffenen und dem medizinischen Personal fanden wir keine Unterschiede bezüglich der Zuschreibung neurobiologischer Faktoren als Ursachen der Alkoholabhängigkeit. Studierende hielten neurobiologische Faktoren für weniger ursächlich für Alkoholabhängigkeit als Betroffenen und als medizinisches Personal. Bezüglich der sozialen Faktoren als Ursachen der Alkoholabhängigkeit ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Die Betroffenen bewerteten die Charaktereigenschaften alkoholabhängiger Patienten insgesamt positiver als das medizinische Personal und die Studierenden.Schlussfolgerung: Betroffene berichten positivere Einstellungen gegenüber Menschen die an einer Alkoholabhängigkeit leiden, als medizinisches Personal und als Studierende.


2017 ◽  
Vol 65 (4) ◽  
pp. 219-229 ◽  
Author(s):  
Lisa-Marina Fritz ◽  
Sabine Domin ◽  
Annekatrin Thies ◽  
Julia Yang ◽  
Martin Stolle ◽  
...  

Zusammenfassung. Psychisch erkrankte Eltern erleben mehr elterlichen Stress als psychisch gesunde Eltern. Elterliche psychische Erkrankungen sowie elterlicher Stress sind mit ungünstigen Erziehungspraktiken assoziiert. Kinder psychisch erkrankter Eltern haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls psychisch zu erkranken. Psychische Auffälligkeiten des Kindes und das elterliche Stresserleben beeinflussen sich wiederum wechselseitig. Komplexe Maßnahmen erscheinen notwendig, die die elterliche psychische Erkrankung, die elterliche Stressbelastung, psychische Erkrankungen des Kindes und die Eltern-Kind-Interaktion gleichermaßen berücksichtigen. Das Eltern-Kind-Projekt des Ev. Krankenhauses Alsterdorf in Hamburg bietet im Verbund mit dem Werner Otto Institut ein stationäres Behandlungsprogramm, in dem psychisch erkrankte Elternteile und ihr ebenfalls psychisch erkranktes Kind gemeinsam aufgenommen werden. Für diese psychisch erkrankten Elternteile wurde das Gruppenprogramm SEEK (Seelische Erkrankungen, Eltern und Kinder) entwickelt, das die Themen Elternschaft und psychische Erkrankung behandelt. Eine klinische Gruppe (N = 28) nahm während ihres stationären Aufenthaltes zusätzlich zum üblichen Behandlungsprogramm am Gruppenprogramm SEEK teil, eine Vergleichsgruppe (N = 26) durchlief das übliche Behandlungsprogramm. Die elterliche Stressbelastung wurde zu Beginn und am Ende des stationären Aufenthaltes in beiden Gruppen anhand des Eltern-Belastungs-Inventars (EBI) sowie zwei selbst entwickelter Items erhoben. Elterliche psychische Symptome wurden zu Beginn und am Ende des stationären Aufenthaltes in beiden Gruppen anhand der Hopkins-Symptom-Checkliste-25 (HSCL-25) erfasst. Die Ergebnisse zeigen die hohe Belastung der Elternteile in dieser Stichprobe. Am Ende des stationären Aufenthaltes waren in beiden Gruppen die elterliche Stressbelastung sowie die psychische Belastung signifikant reduziert: In der klinischen Gruppe reduzierte sich die mittlere Belastung im Elternbereich (EBI) von M = 81.82 auf M = 74.39, in der Vergleichsgruppe von M = 80.85 auf M = 74.92. Die mittlere Belastung im Kindbereich (EBI) verringerte sich in der klinischen Gruppe von M = 68.75 auf M = 63.04, in der Vergleichsgruppe von M = 74.65 auf M = 68.15. Die mittlere Symptombelastung im Bereich Angst (HSCL-25) reduzierte sich in der klinischen Gruppe von M = 21.25 auf M = 18.71, in der Vergleichsgruppe von M = 20.88 auf M = 17.69. Im Bereich Depression (HSCL-25) verringerte sich die mittlere Symptombelastung in der klinischen Gruppe von M = 33.57 auf M = 28.50, in der Vergleichsgruppe von M = 33.27 auf M = 25.96. Jedoch ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in der elterlichen Stressbelastung und in der psychischen Belastung zwischen den Gruppen.


2017 ◽  
Vol 65 (4) ◽  
pp. 207-208
Author(s):  
Franz Petermann

Zusammenfassung. In vielfältiger Weise können Stressoren (z.B. Arbeitsbelastungen, kritische und traumatisierende Ereignisse, Mobbing, psychische Erkrankungen der Eltern), unterschiedlich gut bewältigbare Anforderungen darstellen. Das Stressempfinden hängt entscheidend davon ab, wie man die eigenen Bewältigungskompetenzen einschätzt. Misslingt eine angemessene Stressbewältigung, dann führt chronischer Stress zu einem körperlichen, kognitiven und emotionalen Erschöpfungszustand, Depression und psychosomatischen Reaktionen.


Author(s):  
Axel Heinemann ◽  
Ulrike Gross

Fragestellung: Machbarkeit,Effizienz und Akzeptanz eines Pilotprojektes zur automatengestützten Vergabe von sterilen Einmalspritzen an intravenös drogenkonsumierende Insassen der Anstalt des offenen Vollzuges in Hamburg-Vierlande wurden untersucht. </P><P>Methodik: Insassen- wie Mitarbeiterperspektive wurden mittels quantitativ und qualitativ ausgerichteter sozialwissenschaftlicher und medizinischer Begleitforschung analysiert. </P><P> Ergebnisse: In einer retrospektiven Analyse vor Projektbeginn fanden sich im Gesamtkollektiv (nur bei i. v. Konsumenten) 5 (2) Hep. B- sowie 2 (0) Hep. C-Serokonversionen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in Haft ereignet hatten. Während des Pilotprojektes wurden Neuinfektionen von Teilnehmern nicht beobachtet. In der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung berichteten viele Insassen über anhaltend praktiziertes Needle-Sharing, wenn auch im medizinisch untersuchten Studienkollektiv zumindest die angegebene Frequenz dieses Risikoverhaltens bei vielen Insassen deutlich sank. Hauptgrund waren häufige Automatendefekte. Bei den Vollzugsmitarbeitern stellte sich im Verlauf keine Verbesserung der Projektakzeptanz dar. Ein Sonderproblem war im Anstieg polyvalenten Beikonsums von Methadon-Substituierten zu sehen. </P><P> Schlussfolgerungen: Bei Ausweitung des Konzeptes auf andere, vergleichbare Anstalten sollte die Option der Handvergabe von Spritzen z. B. durch Drogenberater oder medizinisches Personal auch unter dem Gesichtspunkt der für einen Projekterfolg unabdingbaren Mitarbeiterakzeptanz aufgrund möglicher Vorteile der Selektivität und Kontrollierbarkeit bevorzugt wahrgenommen werden, auch unter Aufgabe des Vorteils der Anonymität eines automatengestützten Tauschprinzips.


2016 ◽  
Vol 1 (3-4) ◽  
pp. 68-70
Author(s):  
Sabine Hahn

Zusammenfassung. Ursina Zehnder, MScN, arbeitet als Pflegeexpertin APN im Zentrum für akute psychische Erkrankungen an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Sie ist seit 15 Jahren in der Psychiatrie tätig – seit ihrem 17. Lebensjahr. Ihr Herz brennt beruflich für eine wirksame und selbstbewusste Pflege die sich direkt für das Wohl von Patientinnen und Patienten einsetzt. Im Kaminfeuer verbrennen soll für sie der Satz «Das haben wir schon immer so gemacht!», damit die psychiatrische Pflege sich davon befreien kann.


2009 ◽  
Vol 17 (1) ◽  
pp. 30-39 ◽  
Author(s):  
Jochen Hardt ◽  
Ulrich Mingram ◽  
Johannes Kruse ◽  
Ulrich Tiber Egle

Zusammenfassung. Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Bezug auf somatische Behandlung und Diagnostik wesentlich durch psychische Faktoren der Patienten mitbestimmt wird. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, wie psychische Komorbiditäten und frühe Kindheitsbelastungen das Inanspruchnahmeverhalten in der somatischen Primärversorgung beeinflussen. Insgesamt wurden 453 Patienten bei hausärztlichen Konsultationen gefragt, ob sie an einer Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Die Ergebnisse von 366 Patienten wurden mit den Daten zum Inanspruchnahmeverhalten, somatischen und psychischen Diagnosen der Praxen verglichen. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines Graphischen Markov Modells. Psychische Erkrankungen beeinflussen die Anzahl der Hausarztbesuche und die Zeit, die der Hausarzt für den Patienten aufwendet. Letzteres gilt nicht nur für psychisch orientierte Diagnostik und Behandlung, sondern auch für somatisch orientierte. Ein umgekehrter Effekt, dass somatische Erkrankungen oder der Verdacht auf deren Vorliegen ebenfalls vermehrte psychiatrisch orientierte Diagnostik nach sich ziehen, zeigte sich nicht. Kindheitsbelastungen sind nicht mit dem Inanspruchnahmeverhalten assoziiert. Die strikte Trennung zwischen somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Medizin in Form der häufig praktizierten Sequenz zuerst somatische Medizin, dann psychiatrisch/psychotherapeutische Diagnostik und Therapie ist überdenkenswert, um Diagnostik und Therapie somatischer wie auch psychischer Erkrankungen zu optimieren und Verzögerungen zu vermeiden.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document