Stationäre Eltern-Kind-Behandlung

2017 ◽  
Vol 65 (4) ◽  
pp. 219-229 ◽  
Author(s):  
Lisa-Marina Fritz ◽  
Sabine Domin ◽  
Annekatrin Thies ◽  
Julia Yang ◽  
Martin Stolle ◽  
...  

Zusammenfassung. Psychisch erkrankte Eltern erleben mehr elterlichen Stress als psychisch gesunde Eltern. Elterliche psychische Erkrankungen sowie elterlicher Stress sind mit ungünstigen Erziehungspraktiken assoziiert. Kinder psychisch erkrankter Eltern haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls psychisch zu erkranken. Psychische Auffälligkeiten des Kindes und das elterliche Stresserleben beeinflussen sich wiederum wechselseitig. Komplexe Maßnahmen erscheinen notwendig, die die elterliche psychische Erkrankung, die elterliche Stressbelastung, psychische Erkrankungen des Kindes und die Eltern-Kind-Interaktion gleichermaßen berücksichtigen. Das Eltern-Kind-Projekt des Ev. Krankenhauses Alsterdorf in Hamburg bietet im Verbund mit dem Werner Otto Institut ein stationäres Behandlungsprogramm, in dem psychisch erkrankte Elternteile und ihr ebenfalls psychisch erkranktes Kind gemeinsam aufgenommen werden. Für diese psychisch erkrankten Elternteile wurde das Gruppenprogramm SEEK (Seelische Erkrankungen, Eltern und Kinder) entwickelt, das die Themen Elternschaft und psychische Erkrankung behandelt. Eine klinische Gruppe (N = 28) nahm während ihres stationären Aufenthaltes zusätzlich zum üblichen Behandlungsprogramm am Gruppenprogramm SEEK teil, eine Vergleichsgruppe (N = 26) durchlief das übliche Behandlungsprogramm. Die elterliche Stressbelastung wurde zu Beginn und am Ende des stationären Aufenthaltes in beiden Gruppen anhand des Eltern-Belastungs-Inventars (EBI) sowie zwei selbst entwickelter Items erhoben. Elterliche psychische Symptome wurden zu Beginn und am Ende des stationären Aufenthaltes in beiden Gruppen anhand der Hopkins-Symptom-Checkliste-25 (HSCL-25) erfasst. Die Ergebnisse zeigen die hohe Belastung der Elternteile in dieser Stichprobe. Am Ende des stationären Aufenthaltes waren in beiden Gruppen die elterliche Stressbelastung sowie die psychische Belastung signifikant reduziert: In der klinischen Gruppe reduzierte sich die mittlere Belastung im Elternbereich (EBI) von M = 81.82 auf M = 74.39, in der Vergleichsgruppe von M = 80.85 auf M = 74.92. Die mittlere Belastung im Kindbereich (EBI) verringerte sich in der klinischen Gruppe von M = 68.75 auf M = 63.04, in der Vergleichsgruppe von M = 74.65 auf M = 68.15. Die mittlere Symptombelastung im Bereich Angst (HSCL-25) reduzierte sich in der klinischen Gruppe von M = 21.25 auf M = 18.71, in der Vergleichsgruppe von M = 20.88 auf M = 17.69. Im Bereich Depression (HSCL-25) verringerte sich die mittlere Symptombelastung in der klinischen Gruppe von M = 33.57 auf M = 28.50, in der Vergleichsgruppe von M = 33.27 auf M = 25.96. Jedoch ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in der elterlichen Stressbelastung und in der psychischen Belastung zwischen den Gruppen.

2021 ◽  
Author(s):  
Dusan Hirjak ◽  
Ulrich Reininghaus ◽  
Urs Braun ◽  
Markus Sack ◽  
Heike Tost ◽  
...  

ZusammenfassungPsychische Erkrankungen sind weit verbreitet und ein bedeutendes Problem des allgemeinen Gesundheitswesens. Das Risiko, irgendwann im Laufe des Lebens eine psychische Erkrankung zu entwickeln, liegt bei rund 40 %. Psychische Erkrankungen zählen damit zu den epidemiologisch bedeutsamsten Erkrankungen. Trotz der Einführung neuerer Psychopharmaka, störungsspezifischer Psychotherapie und Stimulationstechniken zeigen viele der Betroffenen immer noch eine unzureichende Symptomremission und einen chronischen Verlauf. Durch den konzeptuellen und technischen Fortschritt der letzten Jahre wird eine neue, flexiblere und personalisierte Form der fachpsychiatrischen Patientenversorgung ermöglicht. Sowohl die traditionellen Therapie- und Organisationskonzepte als auch neuere dezentral arbeitende, modular aufgebaute, stationär-teilstationär-ambulante Einheiten werden zusammen mit innovativen digitalen Technologien vielen betroffenen Menschen mit psychischen Erkrankungen individualisierte Therapieoptionen bieten, welche ihre Symptome bestmöglich lindern und ihre Lebensqualität erheblich verbessern könnten. Das primäre Ziel der engen Verknüpfung von modernen Versorgungskonzepten und innovativen Technologien ist es, ein umfassendes Therapie- und Nachsorgekonzept (innerhalb und außerhalb der Klinik) für die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit psychischer Erkrankung bereitzustellen. Nicht zuletzt wird dadurch auch eine ortsunabhängige Verfügbarkeit der fachärztlichen Behandlung erreicht. In der Psychiatrie des 21. Jahrhunderts müssen moderne Versorgungsstrukturen mit der aktuellen Dynamik der digitalen Transformation effektiv verknüpft werden. Die vorliegende selektive Übersichtsarbeit widmet sich den theoretischen und praktischen Gesichtspunkten eines sektorenübergreifenden Behandlungssystems kombiniert mit innovativen digitalen Technologien im psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachbereich am Beispiel des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim.


2016 ◽  
Vol 24 (2) ◽  
pp. 104-107 ◽  
Author(s):  
Manfred Wolfersdorf ◽  
Walter Rätzel-Kürzdörfer

Zusammenfassung: In einer modernen Dienstleistungsgesellschaft mit hohen Anpassungsanforderungen an sich ändernde Arbeits- und Sozialbeziehungen werden psychische Erkrankungen immer bedeutsamer für Public Health Entscheidungen. Arbeitsunfähigkeitstage, Frühberentungen und Krankschreibungen wegen psychischer Störungen haben in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen. Die Depression ist darunter die häufigste und wegen der großen Nähe zu Hoffnungslosigkeit, Suizidalität und Chronifizierung auch die bedrohlichste psychische Erkrankung.


2009 ◽  
Vol 6 (04) ◽  
pp. 209-212 ◽  
Author(s):  
A. Kersting

ZusammenfassungKinder psychisch kranker Eltern haben selbst ein erhöhtes psychiatrisches Erkrankungsrisiko. Wissenschaftliche Untersuchungen haben für eine Reihe psychischer Erkrankungen ein genetisches Risiko nachgewiesen. Darüber hinaus können auch Umweltfaktoren, wie das durch die elterliche psychische Erkrankung beeinträchtigte Erziehungsverhalten zu einem erhöhten Risiko für eine psychische Erkrankung von Kindern psychisch kranker Eltern beitragen. Psychische Erkrankungen sind darüber hinaus mit einer Vielzahl psychosozialer Belastungsfaktoren verbunden, die ebenfalls einen Risikofaktor für Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung darstellen können. Neben einer fachspezifischen Behandlung der elterlichen Erkrankung können Präventionskonzepte für Kinder psychisch kranker Eltern dazu beitragen, das kindliche Erkrankungsrisiko zu senken.


Author(s):  
Wolfgang Schulz ◽  
Janne Cornelius ◽  
Max Supke

Zusammenfassung. Fragestellung: In einer Längsschnittstudie wird der Einfluss kritischer Lebensereignisse (KLE) im Kindesalter auf psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter untersucht. Dabei werden die elterlichen psychischen Belastungen und das elterliche Erziehungsverhalten als Mediatoren einbezogen. Die Überprüfung erfolgt mittels Strukturgleichungsmodellen, getrennt für mütterliche und väterliche Mediatoren. Methodik: Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 249 Familien, die zu sechs Messzeitpunkten (Prä bis FU10) untersucht wurden; das Durchschnittsalter der Kinder betrug zu Prä 4 Jahre, das der Jugendlichen 10 Jahre später 14 Jahre (FU10). Die KLE wurden im Interview anhand einer vorgegebenen Liste erfragt. Ergebnisse: Bei den Müttern wird der Einfluss von KLE auf psychische Auffälligkeiten im Kindesalter durch ihre psychischen Belastungen und ihr dysfunktionales Erziehungsverhalten vollständig mediiert. Bei den Vätern ist der Mediationseffekt der psychischen Belastungen deutlich geringer als bei den Müttern (partielle Mediation); das Erziehungsverhalten hat keinen mediierenden Einfluss. Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter lassen sich vor allem durch psychische Auffälligkeiten im Kindesalter vorhersagen. Zwischen internalisierenden und externalisierenden Störungen zeigen sich dabei keine bedeutsamen Unterschiede. Schlussfolgerungen: Die elterliche psychische Belastung und das Erziehungsverhalten, insbesondere der Mutter, liefern konkrete Ansatzpunkte für Präventions- und Interventionsmaßnahmen. Zukünftige Studien sollten Mütter und Väter gleichermaßen einbeziehen, insbesondere sollte die Rolle von Vätern genauer untersucht werden.


2004 ◽  
Vol 15 (3) ◽  
pp. 209-218 ◽  
Author(s):  
Alexander Brunnauer ◽  
Gerd Laux ◽  
Gerd Laux ◽  
Elisabeth Geiger

Zusammenfassung: Psychische Erkrankungen gehen oft mit Störungen der Informationsverarbeitung einher, die bei den Betroffenen zu Beeinträchtigungen in weiten Bereichen des alltäglichen Lebens führen können. Ein Beispiel für die vielfältigen Alltagsrisiken stellt der Straßenverkehr dar. Die epidemiologische Datenlage in Bezug auf Unfallrisiken von psychiatrischen Patienten unter Psychopharmaka ist jedoch dünn und von einer Reihe von methodischen Problemen gekennzeichnet. Einige Untersuchungen weisen auf ein erhöhtes Risiko von psychiatrischen Patienten hin, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden. Eine pauschale Bewertung von Arzneimitteln, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können ist nicht möglich. Unter den potenziell verkehrsbeeinträchtigenden Psychopharmaka stehen Tranquilizer und Hypnotika an erster Stelle. Im Gegensatz zu vielen trizyklischen Antidepressiva führen neuere selektive Antidepressiva zu keinen signifikanten Beeinträchtigungen psychomotorischer und kognitiver Funktionen. Neuere atypische Antipsychotika scheinen hinsichtlich Vigilanz und Psychomotorik Vorteile gegenüber konventionellen Neuroleptika zu haben. Die Beratung und Aufklärung von Patienten zu Fragen der Fahrtauglichkeit muss individuell, unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes, pharmaka-differenzieller Aspekte sowie beruflichen und sozialen Wiedereingliederungsbemühungen erfolgen.


2016 ◽  
Vol 45 (2) ◽  
pp. 109-120 ◽  
Author(s):  
Seraina Locher ◽  
Stephanie Hefti ◽  
Alain Di Gallo ◽  
Binia Roth ◽  
Marc Schmid

Zusammenfassung. Hintergrund: Eine psychische Erkrankung eines Elternteils sowie eine niedrige Paarzufriedenheit der Eltern sind psychosoziale Risikofaktoren für eine gesunde kindliche Entwicklung. Diese psychosozialen Risikofaktoren treten in Familien häufig gleichzeitig auf und akkumulieren sich. Fragestellung: In einer Stichprobe mit einem psychisch kranken Elternteil (N = 63) und in einer nicht-klinischen Vergleichsstichprobe (N = 342) wurden die Zusammenhänge zwischen der Paarzufriedenheit und der psychischen Belastung der Eltern und den Verhaltens- und Bindungsauffälligkeiten des Kindes untersucht. Methode: Die Paarzufriedenheit (Quality of Marriage Index QMI) und die psychische Belastung der Eltern (Brief Symptom Inventory BSI) wurden im Selbsturteil erhoben. Die Verhaltens- und Bindungsauffälligkeiten des Kindes (Child Behavior Checklist CBCL/4 – 18, Relationship Problems Questionnaire RPQ) wurden durch einen Elternteil beurteilt. Ergebnisse: Psychisch kranke Eltern wiesen eine deutlich niedrigere Paarzufriedenheit auf als Eltern aus der nicht-klinischen Vergleichsstichprobe. Die Paarzufriedenheit der Eltern hing in beiden Stichproben signifikant mit den Verhaltensauffälligkeiten des Kindes zusammen. Dieser Zusammenhang verschwand, wenn die elterliche psychische Belastung als Kontrollvariable berücksichtigt wurde. Zwischen der Paarzufriedenheit der Eltern und den Bindungsauffälligkeiten des Kindes bestand in beiden Stichproben kein Zusammenhang. Die Paarzufriedenheit der Eltern wirkte nicht als Mediator zwischen der psychischen Belastung der Eltern und den Verhaltens- und Bindungsauffälligkeiten des Kindes. Schlussfolgerung: In der Behandlung psychisch kranker Eltern sollten gezielte familienzentrierte Interventionen frühzeitig berücksichtigt werden.


2018 ◽  
Vol 45 (S 01) ◽  
pp. S26-S30
Author(s):  
Thomas Bock

ZusammenfassungWelche Sicht auf psychische Erkrankungen, vor allem Psychosen, hilft dem Patienten, die eigene Erfahrung (wieder) anzueignen, und anderen, keine soziale Distanz entstehen zu lassen. Kann die Psychiatrie lernen und dann auch lehren, die Besonderheiten der Menschen nicht nur pathologisch als Fremdheit und Normabweichung, sondern auch anthropologisch als zutiefst menschliche Ausprägung auf einem Kontinuum zu begreifen? Welche Bedeutung können Kategorien wie Sinn und Glück in diesem Zusammenhang haben? – Die Abhandlung versucht zu skizzieren, welche Sichtweise auf psychische Erkrankung und welche therapeutische Haltung hilfreich sind, damit sich Krankheit und Glück nicht ausschließen.


2018 ◽  
Vol 37 (01/02) ◽  
pp. 38-42
Author(s):  
K. Henkel

ZusammenfassungEs besteht eine hohe Komorbidität zwischen primären Kopfschmerzen und psychischen Erkrankungen. Eine gegenseitige Verstärkung und gemeinsame ätiologische Faktoren werden vermutet und wurden zum Teil nachgewiesen, so zum Beispiel bei Migräne und Depressionen. Eine nosologische Einteilung als sekundärer “Kopfschmerz zurückzuführen auf eine psychiatrische Störung“ verlangt eine hinreichende Evidenz für eine Auslösung oder wesentliche Verstärkung des Kopfschmerzes durch die psychische Erkrankung. Dieser Nachweis kann nur in Einzelfällen erfolgen. Größere systematische Untersuchungen fehlen. Die International Classification of Headache Disorders der International Headache Society erkennt auch in ihrer dritten Auflage (Beta-Version) nur die Somatisierungsstörung und die psychotische Störung als mögliche psychische Erkrankungen für die Auslösung sekundärer Kopfschmerzen an. Im Anhang der Klassifikation finden sich weitere psychische Erkrankungen, die möglicherweise sekundäre Kopfschmerzen auslösen können. Weitere prospektive und Längsschnittstudien sind nötig, um diese Zusammenhänge künftig besser beurteilen zu können.


2016 ◽  
Vol 45 (4) ◽  
pp. 234-244 ◽  
Author(s):  
Margarete Bolten ◽  
Sarah Goergen ◽  
Martin Schöder ◽  
Marc Schmid ◽  
Christina Stadler

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Frühe Interaktionserfahrungen zwischen Eltern und ihren Kindern wirken sich langfristig auf deren psychische Entwicklung aus. Jedoch können verschiedenen psychosoziale Risikofaktoren, insbesondere mütterliche psychische Erkrankungen, die Qualität solcher Interaktionen verändern und sich damit ungünstig auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Fragestellung: In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb geprüft, ob sich psychische Probleme von Müttern auf ihr Interaktionsverhalten auswirken und ob dieses wiederum mit Verhaltensproblemen bei Vorschulkindern assoziiert ist. Methode: Es wurden insgesamt 63 Mutter-Kind-Paare untersucht. Die psychische Gesundheit der Mütter wurde mit Hilfe des Brief Symptom Inventory (BSI), Verhaltensprobleme der Kinder mittels der CBCL erfasst. Die Mutter-Kind-Interaktion wurde während einer standardisierten Verhaltensbeobachtung videographiert und von zwei blinden Ratern ausgewertet. Ergebnisse: Multiple Regressionsanalysen zeigen, dass die globale psychische Belastung von Müttern 13 % der Varianz externalisierender und 14.5 % der Varianz internalisierender Symptome bei Vorschulkindern aufklärt. Weiterhin wurde deutlich, dass nur bei den internalisierenden Störungen die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion einen Effekt auf die Ausprägung kindlicher Symptome hatte. Außerdem fanden wir einen Mediatoreffekt für mütterliche Intrusivität. Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Studie ermöglichen somit ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter, da sie spezifische Interaktionsmerkmale als Risikofaktoren für internalisierende Probleme identifizieren konnten und die Bedeutung der psychischen Gesundheit der Mutter unterstreichen. Daraus kann abgeleitet werden, dass bei einer psychotherapeutischen Behandlung von Vorschulkindern, neben der symptomorientierten Therapie, eine Entlastung der Mütter und eine Verbesserung der Mutter-Kind-Interaktion von großer Relevanz ist.


2018 ◽  
Vol 37 (01) ◽  
pp. 38-42 ◽  
Author(s):  
K. Henkel

ZusammenfassungEs besteht eine hohe Komorbidität zwischen primären Kopfschmerzen und psychischen Erkrankungen. Eine gegenseitige Verstärkung und gemeinsame ätiologische Faktoren werden vermutet und wurden zum Teil nachgewiesen, so zum Beispiel bei Migräne und Depressionen. Eine nosologische Einteilung als sekundärer “Kopfschmerz zurückzuführen auf eine psychiatrische Störung“ verlangt eine hinreichende Evidenz für eine Auslösung oder wesentliche Verstärkung des Kopfschmerzes durch die psychische Erkrankung. Dieser Nachweis kann nur in Einzelfällen erfolgen. Größere systematische Untersuchungen fehlen. Die International Classification of Headache Disorders der International Headache Society erkennt auch in ihrer dritten Auflage (Beta-Version) nur die Somatisierungsstörung und die psychotische Störung als mögliche psychische Erkrankungen für die Auslösung sekundärer Kopfschmerzen an. Im Anhang der Klassifikation finden sich weitere psychische Erkrankungen, die möglicherweise sekundäre Kopfschmerzen auslösen können. Weitere prospektive und Längsschnittstudien sind nötig, um diese Zusammenhänge künftig besser beurteilen zu können.


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