Physische und psychische Komorbiditäten der Interstitiellen Zystitis/Bladder Pain Syndrom

2021 ◽  
Author(s):  
Regula Doggweiler ◽  
Thomas Bschleipfer

ZusammenfassungDas Risiko von Komorbiditäten chronischer Schmerzstörungen ist bei IC/BPS Patienten höher als in der gesunden Population. Die häufigsten sind: Endometriose, Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie, chronischem Erschöpfungssyndrom (CFS), Migräne, Panikattacken, Multiple Chemische Sensitivität, rheumatologische und Autoimmunerkrankungen. Das Leiden unter chronischem Schmerz kann zu Depression führen. Nicht selten folgt ein sozialer Rückzug. Chronische Schmerzen können nur erklärt und behandelt werden, wenn die biopsychosoziale Einheit des Menschen betrachtet wird. Wechselbeziehungen zwischen Umwelt und Individuum sind von zentraler Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Gesundheit sowie die Entstehung und den Verlauf der Krankheit. Die Situation wird noch delikater, dadurch dass sich die Schmerzen im Urogenitalbereich lokalisieren. Hier sind gleich drei Funktionsebenen angesiedelt: Ausscheidung, Reproduktion und Lust. Diese Konstellation prädisponiert zu hoher Anfälligkeit für ein psychosomatisches Geschehen. Dies bedeutet, dass urogenitale Schmerzen neben der Erfahrung unangenehmer Sinneserlebnisse auch Gefühlserlebnisse beinhalten, zu welchen neben der Angst vor Schaden auch Scham und Versagen zählen.

2020 ◽  
Vol 49 (04) ◽  
pp. 157-162
Author(s):  
Stefanie Hoffmann

ZUSAMMENFASSUNGChronische Schmerzen treten in Deutschland mit einer Punktprävalenz von 17 % häufig auf und können nur im Rahmen eines bio-psychosozialen Erklärungsmodells verstanden werden. Eine medikamentöse Therapie sollte daher, im Sinne einer multimodalen Schmerztherapie, in Kombination mit weiteren therapeutischen Maßnahmen eingesetzt werden. Neben klassischen Analgetika werden auch sogenannte Koanalgetika (u. a. Antidepressiva) eingesetzt. Obwohl psychische Komorbiditäten bei chronischen Schmerzpatienten häufig sind, beruht die Wirksamkeit von Antidepressiva bei chronischen Schmerzen nicht nur auf ihrer stimmungsstabilisierenden Wirkweise. Neue Erkenntnisse über pathophysiologische Vorgänge zeigen, dass die Beeinflussung neuronaler Netzwerke, in denen chronische Schmerzen codiert werden, für die Wirkweise von Antidepressiva relevant ist. Am besten analgetisch wirksam gelten unter den Antidepressiva die trizyklischen Substanzen. Als Hauptindikationsgebiet sind neuropathische Schmerzen anzusehen. Patienten sollten im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung intensiv aufgeklärt und realistische Therapieziele festgelegt werden.


2006 ◽  
Vol 175 (4S) ◽  
pp. 96-96
Author(s):  
Masayoshi Nomura ◽  
Hisae Nishii ◽  
Masato Tsutsui ◽  
Naohiro Fujimoto ◽  
Tetsuro Matsumoto

2004 ◽  
Vol 171 (4S) ◽  
pp. 94-94
Author(s):  
Yao-Chi Chuang ◽  
Naoki Yoshimura ◽  
Chao-Cheng Huang ◽  
Po-Hui Chiang ◽  
Michael B. Chancellor

2017 ◽  
Vol 74 (2) ◽  
pp. 45-50
Author(s):  
Diana Meier-Allmendinger

Zusammenfassung. Psychisch Kranke sind in verstärktem Masse gefährdet auch körperlich zu erkranken. Umgekehrt können Krankheiten mit lebensbedrohlichem Charakter zu psychischen Krisen und Erkrankungen führen. Im Akutspital werden körperliche und psychische Komorbiditäten und ihre möglichen Folgen auf Behandlungsverlauf und –entscheide häufig nicht diagnostiziert und angemessen behandelt. Auch im Bereich der Psychoonkologie und dem noch jungen Gebiet der Psychokardiologie stellt sich die Frage, ob alle Patientinnen und Patienten entsprechend erfasst und ihre Bedürfnisse nach psychologischer Unterstützung und Behandlung ausreichend erkannt sind. Eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag und speziell auf der Intensivstation stellt die Einschätzung der Urteils- und Einwilligungsfähigkeit dar. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nicht im professionellen Alleingang erfolgen, sondern erfordert einen interdisziplinären Zugang. Es ist Aufgabe der Ethik für die Gewährleistung einer ausreichenden Diagnostik und angemessenen Behandlung psychisch Kranker im Akutspital einzustehen und die Interdisziplinarität – für psychisch Kranke häufig in der Person des Konsiliarpsychiaters – einzufordern. Für Behandlungsentscheide gelten aus juristischer und ethischer Sicht die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten und das Diskriminierungsverbot. Unabhängig von einer körperlichen oder psychischen Erkrankung bedarf jede therapeutische Massnahme der Zustimmung des Patienten. Orientierend am Prinzip der Selbstbestimmung ist es Rolle der Ethik für eine patientengerechte Entscheidungsfindung bei psychisch Kranken zu sensibilisieren. Behandlungsentscheide entstehen hier häufig als Ergebnis therapeutischer Prozesse, die zugleich die Befähigung zur Einwilligung anstreben und zeitintensiv sind. Situationen beeinträchtigter Urteils-und Entscheidungsfähigkeit und Erfahrungen der Abhängigkeit weisen auf die grundsätzliche Sorgebedürftigkeit des Menschen hin. Nur eingebettet in einer Kultur der Sorge als Grundlage ärztlichen und pflegerischen Handelns kann eine Haltung des Respekts gegenüber psychisch Kranken und ihrer (beeinträchtigten) Selbstbestimmung zum Tragen kommen. Als Ausdruck dieser Kultur ist zu wünschen, dass „die Sprache der Sorge“ wiedererlernt, eingeübt und dauerhaft angewendet wird.


Author(s):  
Lutz Wartberg ◽  
Bettina Moll ◽  
Christiane Baldus ◽  
Monika Thomsen ◽  
Rainer Thomasius

Zusammenfassung. Fragestellung: Für pathologischen Internetgebrauch im Jugendalter haben sich in epidemiologischen Studien hohe Prävalenzwerte ergeben. Allerdings liegen kaum Daten zu Jugendlichen vor, die sich deswegen in kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung begeben haben. Ein Vergleich von Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung fehlt bislang. Methodik: Insgesamt 74 Jugendliche, die sich wegen eines pathologischen Internetgebrauchs in Behandlung begeben hatten, wurden mit standardisierten Fragebögen zu problematischer Internetnutzung, psychopathologischer Belastung sowie Lebenszufriedenheit untersucht. Ambulant wurden 35 dieser Jugendlichen behandelt (JAB) und 39 weitere stationär (JSB). Ergebnisse: Für beide Gruppen zeigten sich in substanziellem Umfang psychische Komorbiditäten (am häufigsten Ängstlichkeit/Depressivität). Die JAB und die JSB unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer problematischen Internetnutzung. Im Vergleich zu den JAB berichteten die JSB höhere Internetnutzungszeiten, eine stärkere Ängstlichkeit/Depressivität, mehr Selbstwertprobleme und eine niedrigere Lebenszufriedenheit. Im multivariaten logistischen Regressionsmodell erwiesen sich Lebenszufriedenheit und Internetnutzungszeit als statistisch signifikante Faktoren für die Prognose der Zugehörigkeit zu einer der beiden Behandlungsgruppen. Schlussfolgerungen: Die Befunde beschreiben eine neue Patientengruppe näher und können bei der Entwicklung von Interventionen für Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch hilfreich sein.


2019 ◽  
Vol 28 (4) ◽  
pp. 230-241 ◽  
Author(s):  
Silke Naab ◽  
Markus Fumi ◽  
Sandra Schlegl ◽  
Ulrich Voderholzer

Zusammenfassung. Anorexia nervosa und Bulimia nervosa betreffen vor allem Jugendliche sowie junge Erwachsene, wobei das Ersterkrankungsalter sinkt, und bei Anorexia nervosa bereits 8-Jährige betroffen sein können. Häufig ist der Verlauf chronisch und kann sowohl schwere körperliche als auch psychische Komorbiditäten nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden Essstörungen tödlich (je nach Schweregrad der Erkrankung Mortalitätsraten bis zu 15 % bei Anorexia nervosa). Ein frühzeitiger Therapiebeginn geht mit einer verbesserten Prognose einher, weshalb die rasche Diagnosestellung von großer Bedeutung ist. Wesentlich hierfür ist die sichere Kenntnis der Diagnosekriterien sowie der essstörungstypischen Folgen. Es werden Aspekte der Symptomatik, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Epidemiologie, Pathogenese, Funktionalität, sowie Therapiemöglichkeiten und eigene sowie internationale Studienergebnisse mit Schwerpunkt auf der stationären Therapie von Jugendlichen mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa ausgeführt.


2009 ◽  
Vol 17 (1) ◽  
pp. 30-39 ◽  
Author(s):  
Jochen Hardt ◽  
Ulrich Mingram ◽  
Johannes Kruse ◽  
Ulrich Tiber Egle

Zusammenfassung. Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Bezug auf somatische Behandlung und Diagnostik wesentlich durch psychische Faktoren der Patienten mitbestimmt wird. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, wie psychische Komorbiditäten und frühe Kindheitsbelastungen das Inanspruchnahmeverhalten in der somatischen Primärversorgung beeinflussen. Insgesamt wurden 453 Patienten bei hausärztlichen Konsultationen gefragt, ob sie an einer Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Die Ergebnisse von 366 Patienten wurden mit den Daten zum Inanspruchnahmeverhalten, somatischen und psychischen Diagnosen der Praxen verglichen. Die Auswertung erfolgte auf Basis eines Graphischen Markov Modells. Psychische Erkrankungen beeinflussen die Anzahl der Hausarztbesuche und die Zeit, die der Hausarzt für den Patienten aufwendet. Letzteres gilt nicht nur für psychisch orientierte Diagnostik und Behandlung, sondern auch für somatisch orientierte. Ein umgekehrter Effekt, dass somatische Erkrankungen oder der Verdacht auf deren Vorliegen ebenfalls vermehrte psychiatrisch orientierte Diagnostik nach sich ziehen, zeigte sich nicht. Kindheitsbelastungen sind nicht mit dem Inanspruchnahmeverhalten assoziiert. Die strikte Trennung zwischen somatischer und psychiatrisch-psychotherapeutischer Medizin in Form der häufig praktizierten Sequenz zuerst somatische Medizin, dann psychiatrisch/psychotherapeutische Diagnostik und Therapie ist überdenkenswert, um Diagnostik und Therapie somatischer wie auch psychischer Erkrankungen zu optimieren und Verzögerungen zu vermeiden.


2020 ◽  
Vol 145 (24) ◽  
pp. 1748-1753
Author(s):  
Dagmar Dräger ◽  
Andrea Budnick ◽  
Reinhold Kreutz

Was ist neu? Schmerz und Schmerzfolgen Chronische Schmerzen bei älteren Pflegebedürftigen, die in der eigenen Häuslichkeit leben, sind aufgrund ihrer Häufigkeit und Intensität von hoher Relevanz. Schmerzfolgen werden in dieser vulnerablen Gruppe insbesondere in Form von ausgeprägten Beeinträchtigungen der Mobilität und Aktivität deutlich. Schmerzkommunikation in der ambulanten Versorgung Sowohl die versorgenden Ärztinnen und Ärzte als auch das Pflegepersonal ambulanter Pflegedienste kommunizieren zu selten mit den schmerzbetroffenen Pflegebedürftigen über Schmerzen, ihre Intensität und Dauer sowie über das Schmerzmanagement. Medikamentöse Schmerztherapie Die in der ambulanten Versorgung schmerzbetroffener Pflegebedürftiger defizitäre Schmerztherapie bedarf einer Überprüfung der Angemessenheit schmerzreduzierender Arzneistoffe, der gleichzeitigen Verordnung von Dauer- und Bedarfsmedikation sowie klarer Angaben zu Dosis und Dosisintervallen auf verbindlichen Medikationsplänen. Interdisziplinäre Ressourcen Den Herausforderungen einer interdisziplinären Versorgung älterer Pflegebedürftiger im ambulanten Setting wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl die Interdisziplinarität im Schmerzmanagement schon lange gefordert wird. Multidisziplinäres Handeln, basierend auf abgestimmten Leitlinien und Standards, stellt den Schlüssel für ein angemessenes Schmerzmanagement dar. Die Schnittstellenkommunikation zwischen den Berufsgruppen ist optimierungsbedürftig.


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