Ehrenamtliche Flüchtlingssprechstunde für Kinder und Jugendliche in Leipzig

2016 ◽  
Vol 16 (04) ◽  
pp. 288-290
Author(s):  
P. Appelt ◽  
J. Hoppmann ◽  
H. Kiep ◽  
S. Schwarz ◽  
W. Kiess ◽  
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ZusammenfassungAufgrund steigender Flüchtlingszahlen im Sommer 2015 wurde eine pädiatrische Flüchtlingssprechstunde in der Erstaufnahmeeinrichtung „Ernst-Grube-Halle“ etabliert und zusammen mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. betrieben. Einmal wöchentlich wurden erkrankte und geschwächte Kinder durch Kinderärzte und Pflegepersonal mithilfe von Dolmetschern versorgt. Es konnte aufgezeigt werden, dass die Ernährung der Kleinkinder nur unzureichend sichergestellt war. Unter den Vorstellungsgründen waren besonders häufig fieberhafte Infekte der oberen Atemwege, Obstipation und Diarrhö. Einige schwer oder chronisch erkrankte Kinder konnten an spezialisierte Ambulanzen oder zur stationären Aufnahme an die Universitätsklinik Leipzig weitergeleitet werden. Nachdem Familien mit Kindern zunehmend und immer schneller dezentral untergebracht werden, wurde die Flüchtlingssprechstunde vorerst pausiert. Eine dauerhafte hausärztliche Versorgung für geflüchtete Kinder in Leipzig ist noch immer nicht sichergestellt, dies muss geändert werden.

2018 ◽  
Vol 57 (05) ◽  
pp. 314-320 ◽  
Author(s):  
Arthur Günthner ◽  
Volker Weissinger ◽  
Heribert Fleischmann ◽  
Clemens Veltrup ◽  
Bettina Jäpel ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Alkoholabhängigkeit gehört in Deutschland zu den schwerwiegendsten Suchterkrankungen. Die neue S3-Leitlinie "Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ wurde im Jahre 2015 vorgestellt und fasst den aktuellen Kenntnisstand zur Diagnose und Behandlung von schädlichem und abhängigem Alkoholkonsum zusammen. Methoden Die Entwicklung der Leitlinie basiert auf einem vierjährigen Entwicklungsprozess im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Die Federführung lag bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht). In die Entwicklung waren insgesamt mehr als 50 Fachgesellschaften, Berufsverbände und Gesundheitsorganisationen sowie über 60 ausgewiesene Suchtexperten involviert, unter Beteiligung von Selbsthilfe- und Angehörigenverbänden. Die Arbeitsgruppe „Versorgungsorganisation“, deren Ergebnisse hier dargestellt werden, war eine von dreizehn Autorengruppen und widmete sich der Aufgabe, wie die Leitlinie unter den Rahmenbedingungen des deutschen Gesundheitssystems mit seinen Versorgungssektoren und Schnittstellen umgesetzt werden kann. Ergebnisse Für das Kapitel „Versorgungsorganisation“ wurden 27 Empfehlungen konsentiert, von denen viele speziell für dieses Kapitel von den entsprechenden Arbeitsgruppen erarbeitet wurden. Die Empfehlungen beziehen sich auf Screening und Diagnostik sowie Kurzinterventionen, Entgiftung und Entzug sowie Pharmakotherapie, körperliche Komplikationen und psychische Komorbidität, Entwöhnung und andere Formen der Postakutbehandlung, die hausärztliche Versorgung, sowie besondere Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen/Schwangere sowie Ältere. Zusätzlich wurde der Bereich „Selbsthilfe“ aufgenommen. Schlussfolgerung Für die bedarfsgerechte Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen bieten leitliniengestützte Empfehlungen zur Versorgungsorganisation einen Orientierungsrahmen für die Zusammenarbeit und Koordinierung aller Sektoren und Berufsgruppen, besonders an den Schnittstellen der Versorgung. Dies schließt die Zusammenarbeit zwischen dem medizinischen und psychosozialen Hilfesystem mit ein und reicht von der Schadensbegrenzung bis hin zur sozialen Inklusion der Betroffenen. Insbesondere die Rehabilitation mit ihren Teilhabezielen ist auf diese Zusammenarbeit angewiesen.


Pflege ◽  
2007 ◽  
Vol 20 (6) ◽  
pp. 331-336 ◽  
Author(s):  
Sabine Metzing ◽  
Wilfried Schnepp

Kinder und Jugendliche, die mit chronisch kranken Eltern aufwachsen und zusätzlich in deren Pflege involviert sind, können in ihrer gesamten Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt werden. Die vorliegende Literaturstudie ist Teil einer Studie, deren Ziel es ist, Grundlagen für spezifische Unterstützungsangebote für pflegende Kinder in Deutschland zu erarbeiten. In Publikationen der letzten 15 Jahre wurde Fragen nach Auswirkungen einer Pflegerolle auf Kinder sowie nach dem Erleben einer elterlichen Erkrankung nachgegangen. Pflegende Kinder erfahren sowohl negative als auch positive Auswirkungen im Zusammenhang mit ihrer Pflegerolle. Allerdings lässt sich schwer unterscheiden, welchen spezifischen Einfluss die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten über die allgemeinen Wirkungen der elterlichen Erkrankung per se hinaus hat. Als positive Folgen werden ein gesteigertes Selbstwertgefühl, frühe Reife, Schaffung von Identität, eine besonders enge Beziehung zu den Eltern wie auch das Gefühl, gut auf das Leben vorbereitet zu sein, beschrieben. Negative Folgen werden für die gesamte körperliche, psychosoziale und schulische Entwicklung der Kinder sichtbar. Jedoch nicht jedes pflegende Kind erfährt negative Auswirkungen seiner Rolle, und nicht jedes Kind, das mit chronisch kranken Eltern aufwächst, nimmt zwangsläufig Schaden. Dennoch verweisen die Ergebnisse auf Handlungsbedarf, um Spätfolgen für Kinder zu verhindern. Bei der Planung von Hilfsangeboten gilt es, die gesamte Familie zu integrieren und neben der Unterstützung der Kinder auch die Eltern zu stabilisieren.


Author(s):  
Elke Wriedt ◽  
Anja Wiberg ◽  
Vehbi Sakar ◽  
Michele Noterdaeme

Einleitung: Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über psychiatrische Störungen, komorbide somatische Erkrankungen, psychosoziale Belastungsfaktoren sowie psychosoziale Anpassung von Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung, die durch den Mobilen kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst des Heckscher Klinikums behandelt wurden. Methodik: Die Befunde von 257 psychiatrisch auffälligen Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung wurden ausgewertet. Ergebnisse: In den betreuten ambulanten und teilstationären Einrichtungen waren ca. 14 %, im Wohnheimbereich über 40 % der Kinder und Jugendlichen mit intellektueller Behinderung psychiatrisch auffällig. Der Schwerpunkt der gestellten Diagnosen lag bei den Anpassungsstörungen, hyperkinetischen Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, emotionalen Störungen sowie tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Die untersuchten Patienten, insbesondere mit schwerer Intelligenzminderung, wiesen ein großes Spektrum an zusätzlichen körperlichen Erkrankungen und Behinderungen auf und waren in ihrer psychosozialen Anpassung schwer beeinträchtigt. Schlussfolgerungen: Anhand der vorliegenden Zahlen lässt sich der große Bedarf nach psychiatrischer Versorgung in den Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung belegen. Die Entwicklung integrativer, multidimensionaler und multiprofessioneller Behandlungsmodelle, die die besonderen Bedürfnisse der jungen Menschen mit Intelligenzminderung bzw. Mehrfachbehinderung berücksichtigen, ist dringend erforderlich.


Author(s):  
Manfred Döpfner ◽  
Stephanie Schürmann ◽  
Martha Bruß ◽  
Sabrina Müller ◽  
Christiane Rademacher ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Bislang liegen für den deutschen Sprachraum kaum Instrumente vor, die familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen reliabel erfassen, und der Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen aus der Sicht von Jugendlichen und Verhaltensauffälligkeiten von Jugendlichen ist auch international bisher nur wenig untersucht worden. Methodik: Auf der Basis des Family Relations Test, der ursprünglich nur für Kinder entwickelt worden ist, wird mit dem Family Relations Test für Kinder und Jugendliche ein familiendiagnostisches Verfahren entwickelt, das Familienbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen erhebt (94 Items davon 44 % neu formuliert). Dieser Test wurde in einer klinischen Stichprobe (n = 152) und einer Feldstichprobe (n = 132) durchgeführt. In der klinischen Stichprobe wurden zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen im Selbst- und im Elternurteil erhoben. Ergebnisse: In der zweifaktoriellen Lösung der Hauptkomponentenanalyse ergeben sich eindeutige Ladungen der Items, die positive bzw. negative Beziehungsanteile auf jeweils einem Faktor beschreiben. Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Gesamtskalen, die positive und negative Beziehungen erfassen, liegen zwischen .91 und .93. Jugendliche aus der Klinikstichprobe beschreiben auf diesen Gesamtskalen insgesamt in ihren Familien stärkere negative Beziehungen als Jugendliche in der Feldstichprobe. Innerhalb der Klinikstichprobe konnten zum Teil deutliche Korrelationen zwischen dem Ausmaß der psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen und den berichteten Familienbeziehungen festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Positive und negative Beziehungen von Jugendlichen lassen sich aus der Perspektive der Jugendlichen reliabel und faktoriell valide erfassen. Hypothesengemäß werden signifikante Zusammenhänge von negativen Familienbeziehungen und psychischen Auffälligkeiten festgestellt. Die Jugendlichenversion des Family Relations Test erweist sich als ein nützliches Instrument, um familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen zu erheben.


Author(s):  
Rainer Thomasius ◽  
Peter-Michael Sack ◽  
Nicolas Arnaud ◽  
Eva Hoch

Zusammenfassung. Hintergrund: Alkoholbezogene Störungen kennzeichnen sich meist durch einen frühen Störungsbeginn. Jedoch werden entwicklungsrelevante Behandlungsbedürfnisse in der Versorgung oft nicht adäquat berücksichtigt. Zu Screening, Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen ist nun eine neue, interdisziplinäre S3-Leitlinie vorgelegt worden, in der erstmals spezifische Behandlungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche formuliert werden. Methodik: Für die S3-Leitlinie wurden insgesamt 23 Quellleitlinien, 28 systematische Reviews und 2213 Originalarbeiten ausgewertet. Eine interdisziplinäre Konsensuskonferenz formulierte 174 Empfehlungen, von denen 14 speziell für Kinder- und Jugendliche gelten. Je nach Evidenzniveau vergab sie „Soll-“, „Sollte-“ und „Kann“-Empfehlungen oder einen „Klinischen Konsenspunkt“ (KKP). Ergebnisse: Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gab es jeweils eine „Soll“-Empfehlung innerhalb von Psychotherapien für das Motivational Interviewing (MI), die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und den Einbezug von Familienangehörigen. Empfehlungen zur Familientherapie sind heterogen. Zu psychosozialen Therapien (z. B. Psychoedukation, Erziehungshilfe, Ergotherapie) wurde ein KKP vergeben. Die Studienlage zu medikamentösen Therapien war unzureichend; nur für die Behandlung psychisch komorbider Störungen ließ sich ein KKP ableiten. Im Rahmen differenzieller Indikationen sollen die Risiken für Suizide, Behandlungsabbruch und die über Mitpatienten vermittelte Delinquenz berücksichtigt werden (KKP). Schlussfolgerungen: Für die Behandlung von alkoholbezogenen Störungen bei Jugendlichen können zahlreiche evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen abgegeben werden. Drängender Forschungsbedarf wurde v. a. im Bereich der medikamentösen Therapien festgestellt.


Author(s):  
Verena Leutgeb ◽  
Angelika Köchel ◽  
Anne Schienle

Fragestellung: Die Spinnenphobie ist eine häufige Erscheinung der westlichen Zivilisation, die insbesondere die weibliche Bevölkerung betrifft. Da die Störung einen relativ frühen Beginn zeigt, jedoch bei jungen Menschen selten erkannt und behandelt wird, besteht Bedarf nach einem für Kinder und Jugendliche geeigneten, reliablen und ökonomischen Erfassungsinstrument. Methodik: Zur Entwicklung (mittels Exploratorischer und Konfirmatorischer Faktorenanalyse) und Validierung des Fragebogens diente eine Gesamtstichprobe von 816 Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 15 Jahren. Ergebnisse: Der resultierende Spinnenphobie-Fragebogen für Kinder und Jugendliche (SPF-KJ) besteht aus zehn Items und zeigt eine gute interne Konsistenz (Cronbachs α = .86). Die Skala korreliert positiv mit allgemeiner Ängstlichkeit, Ekelempfindlichkeit und -sensitivität. Schlussfolgerungen: Die Kurzskala SPF-KJ ist ein reliables, valides und ökonomisches Instrument zur Erfassung auf Spinnen bezogener Ängste und eignet sich insbesondere zur Anwendung in der Psychotherapieforschung.


Author(s):  
Kathleen Haack ◽  
Frank Häßler ◽  
Ekkehardt Kumbier

Unter dem euphemistisch-zynischen Begriff der «Euthanasie» wurden zwischen 1939 und 1945 systematisch mehrere hunderttausend kranke und behinderte Menschen ermordet. Unter ihnen waren mindestens 6.000 Kinder und Jugendliche. Anhand des Einzelschicksals von Günter Nevermann aus Wismar wird das System der Erfassung, Aussonderung und Tötung eines als «lebensunwert» und somit für die Gemeinschaft nicht tragfähig erscheinenden Kindes nachgezeichnet. Sein Fall dokumentiert eindringlich, dass Ärzte, wie nach 1945 häufig behauptet, sich keineswegs in einer «tragischen Zwangslage» befanden. Scheinbar ohne moralische Skrupel opferten sie die ihnen anvertrauten jungen Patienten einem kaum hinterfragten Ideal, dessen Ziel die Vervollkommnung des «Volkskörpers» war. Nur sehr wenige der Täter wurden in beiden Teilen Deutschlands zur Verantwortung gezogen. Zumeist praktizierten sie weiter, hatten leitende Funktionen inne und waren Mitglieder oder sogar Ehrenmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP) bzw. derer Vorgängerorganisation. Hier gilt es künftig aufzuklären und aufzudecken.


2020 ◽  
Vol 68 (1) ◽  
pp. 52-63 ◽  
Author(s):  
Thorsten Sukale ◽  
Miriam Rassenhofer ◽  
Veronica Kirsch ◽  
Elisa Pfeiffer

Zusammenfassung. Um dem hohen Bedarf an traumafokussierten Interventionen für traumatisierte Kinder und Jugendliche gerecht zu werden, wurden in den letzten Jahren gestufte Versorgungsansätze mit niedrigschwelligen (Gruppen-)Interventionen als Lösung der Versorgungslücke vorgeschlagen und zunehmend wissenschaftlich evaluiert. Im vorliegenden Beitrag wird eine Studie zur differenziellen Wirksamkeit der traumafokussierten Gruppenmaßnahme „Mein Weg“ vorgestellt, die auf Jugendliche mit Fluchterfahrung abzielt. Neben der Häufigkeit des Auftretens von nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSV) und Suizidgedanken und -handlungen wird ermittelt, ob dies die Posttraumatischen Suizidgedanken, die Posttraumatischen Stresssymptome (PTSS) und die depressive Symptomatik bei Jugendlichen, die an der „Mein Weg“-Maßnahme teilnahmen, beeinflusst haben. An der Studie nahmen insgesamt N = 99 fast ausschließlich männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren teil. Die Jugendlichen füllten zu mehreren Erhebungszeitpunkten Fragebögen zur entsprechenden Symptomatik (CATS und PHQ-9) aus. Die Ergebnisse zeigen, dass 44.4 % der Jugendlichen von NSSV und Suizidalität berichten. Die Symptomverläufe der Gruppen unterscheiden sich zu keinem Messzeitpunkt signifikant voneinander. Es wird daraus geschlossen, dass Jugendliche mit und ohne NSSV und Suizidalität in Hinblick auf PTSS und depressive Symptome gleichermaßen von der Maßnahme profitieren.


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