Plättchenfunktionstests zum Monitoring der Azetylsalizylsäuretherapie

2004 ◽  
Vol 24 (03) ◽  
pp. 196-202 ◽  
Author(s):  
H. Haubelt ◽  
M. Simon ◽  
Ch. Anders ◽  
P. Hellstern

ZusammenfassungMehrere Studien mit verschiedenen Plättchenfunktionstests (PFT) zeigten, dass Subgruppen von Patienten unter Azetylsalizylsäure(ASS)-Therapie den erwarteten plättchenfunktionshemmenden Effekt vermissen lassen. Dieses Phänomen wird ebenso wie das klinische Versagen einer ASS-Prophylaxe als ASS-Resistenz (AR) oder Nichtansprechen (nonresponsiveness) auf ASS bezeichnet. Mithilfe von PFT lassen sich mehrere Subtypen unterscheiden. Zur Charakterisierung einer AR wurden bislang folgende PFT herangezogen: optische Aggregometrie, Vollblut-Aggregometrie, Plättchenfunktionsanalyzer PFA-100, Plättchenreaktivitätsindex, Durchflusszytometrie und die Ausscheidung von Metaboliten des Thromboxans B2 im Urin oder die Thromboxan-B2-Generation in plättchenreichem Plasma. Eine komplizierte Präanalytik und Analytik sowie unspezifische Störeinflüsse und schlechte Reproduzierbarkeit schränken ihre Anwendung in der klinischen Routine erheblich ein. Darüber hinaus sind unterschiedliche PFT offenbar nicht austauschbar im Hinblick auf die Beurteilung einer AR. Drei prospektive klinische Studien wiesen eine Assoziation zwischen einer vermeintlichen, laboranalytisch festgestellten AR und kardiovaskulären Ereignissen nach. Daher besteht dringender Bedarf an einem einfachen und reproduzierbaren Test, der zuverlässig die individuelle klinische Wirksamkeit einer Therapie mit Plättchenfunktionshemmern anzeigt. Keiner der aktuell verfügbaren PFT einschließlich des PFA-100-Systems wird gegenwärtig diesem Anspruch gerecht.

1982 ◽  
Vol 02 (03) ◽  
pp. 128-136 ◽  
Author(s):  
E. Thaler

ZusammenfassungSeit kurzer Zeit stehen hochgereinigte, kommerziell hergestellte AT-III-Konzentrate für die klinische Erprobung und teilweise auch zur therapeutischen Anwendung zur Verfügung. Bezüglich ihres In-vivo-Verhal-tens scheinen sie gleichwertig zu sein. Über ihre klinische Wirksamkeit existieren allerdings noch keine größeren kontrollierten Studien. Aus bisherigen Untersuchungsergebnissen kann bereits eine vorläufige Wertung über weitgehend gesicherte und wahrscheinliche Indikationen zur Verabreichung von AT-III-Konzentraten aufgestellt werden.Klare Indikationen zur AT-III-Substitution sind der angeborene und erworbene AT-III-Mangel, wenn eine akute tiefe Venenthrombose oder eine Pulmonalembolie eine gerinnungshemmende Therapie erforderlich macht oder in Situationen erhöhter Thrombosegefährdung eine prophylaktische, niedrig dosierte Heparintherapie angezeigt ist.Eine mögliche Indikation zur AT-III-Substitution ist die klinisch relevante disseminierte intravaskuläre Gerinnung mit nachgewiesenem AT-III-Mangel, bei welcher bisher mit einer alleinigen Heparintherapie kein klinischer Erfolg erzielt werden konnte, jedoch von einer wirksamen Anti-koagulation zu erwarten wäre. Wahrscheinlich erfolgversprechend ist die AT-III-Substitution beim akuten Leberversagen, wenn Hoffnung auf eine Regeneration des Leberparenchyms besteht. Unter AT-III-Substitution und niedrigdosierter Heparintherapie konnten ohne intravasale Gerinnungskomplikationen Prothrombinkom-plexkonzentrate substituiert, sowie auch extrakorporale Blutreinigungsverfahren effektiver und komplikationsärmer durchgeführt werden. Eine weitere, erfolgversprechende Indikation ist die prophylaktische Substitution bei Patienten mit Leberzirrhose, wenn ein peritoneo-jugularer Shunt angelegt werden soll oder das Hämo-stasesystem mit Faktorenkonzentraten vor und nach großen operativen Eingriffen normalisiert werden muß. Über weitere mögliche Indikationen existieren bisher nur kasuistisch positive Berichte. Empfehlungen zur AT-III-Substitution können in diesen Fällen nur für gut geplante klinische Studien abgegeben werden.Ungeachtet dessen kann in Einzelfällen in Situationen mit AT-III-Mangel, D.I.G. und lebensbedrohlicher Erkrankung der Therapieversuch mit AT-III-Konzentrat auch absolut indiziert sein. Um aus solchen Situationen lernen zu können ist aber eine ausreichende Dokumentation wünschenswert.


2017 ◽  
Vol 74 (4) ◽  
pp. 165-170
Author(s):  
Rainer Grobholz

Zusammenfassung. Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor des Mannes und aufgrund von Vorsorgeprogrammen und verbesserter Aufklärung ist die Inzidenz derzeit weiter steigend. Neben der verbesserten klinischen Diagnostik hat die Bildgebung mittels multiparametrischer Magnetresonanztomographie (mpMRT) grosse Fortschritte erzielt. In Verbindung mit dem transrektalen Ultraschall (TRUS) und den MRT Daten ist eine gezieltere Diagnostik von auffälligen Herden in Form von sogenannten Fusionsbiopsien möglich. Die Einbindung der mpMRT in das Biopsieverfahren hat, im Vergleich zur konventionellen TRUS gesteuerten Biopsie, zu einer erhöhten Sensitivität für die Detektion klinisch signifikanter Tumoren geführt. Da das biologische Verhalten der Prostatakarzinome eine starke Heterogenität aufweist, ist es wichtig, behandlungsbedürftige Tumoren früh zu erkennen. Neben den klinischen Parametern spielt die bioptische Diagnostik dabei eine zentrale Rolle. Für die Einschätzung der Aggressivität ist der Gleason-Score nach wie vor einer der zentralen Parameter. Derzeit liegt die dritte Überarbeitung seit der Originalpublikation im Jahre 1966 vor. Um die Probleme des Gleason-Gradings zu umgehen, wurden neue Grad-Gruppen entwickelt, welche auf dem Gleason-Grading aufbauen. Hierbei werden einzelne oder mehrere Gleason-Scores in fünf verschiedene Gruppen mit gleichem biologischen Outcome zusammengefasst. Diese Gruppen erlauben eine sehr gute Unterteilung in Tumoren mit exzellenter Prognose und nur sehr geringem Progressionsrisiko sowie in Tumoren mit schlechter Prognose und hohem Progressionsrisiko. Diese Einteilung erleichtert das Gespräch mit dem Patienten und hilft bei der Auswahl der passenden Therapie. Gleichwohl gibt es noch Fälle, bei denen mehrere Optionen möglich sind und bei denen die Entscheidung für die eine oder andere Therapiestrategie schwierig sein kann. Um der Lösung dieses Problems näher zu kommen, sind derzeit Multigentests verfügbar, welche das Tumorgewebe auf eine bestimmte Anzahl von Genveränderungen untersuchen und daraus einen Scorewert berechnen, anhand welchem eine Risikoabstufung für ein aggressives biologisches Verhalten abgeleitet werden kann. Die Verfügbarkeit dieser Multigentests konnte die klinische Entscheidungsfindung hinsichtlich des weiteren therapeutischen Procedere verbessern, wie die ersten prospektiven Studien zu diesem Thema zeigen konnten. Grössere multizentrische prospektive klinische Studien mit entsprechenden klinischen Verlaufsdaten stehen jedoch noch aus, weshalb derzeit seitens der Fachgesellschaften noch keine Empfehlungen für den Einsatz von Multigentests abgegeben wurden.


Author(s):  
Sabine Loeber ◽  
Christina Dinter ◽  
Karl Mann

Fragestellung: Im Verlauf einer Suchterkrankung kommt es häufig zum Auftreten depressiver Störungen. Depressive Symptome, die auch nach Abschluss der Entzugsphase persistieren, erweisen sich als ein zentraler Prädiktor für einen Rückfall und sollten im Rahmen von Diagnostik und Therapie berücksichtigt werden. Methodik: In der vorliegenden Arbeit wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, um sowohl randomisierte Therapievergleichsstudien als auch weitere klinische Studien zu identifizieren, die die Effektivität einer integrativen Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und Depression untersuchen. Ergebnisse: Die Ergebnisse der wenigen identifizierten Untersuchungen zeigen, dass durch ein integratives Behandlungskonzept, bei dem sowohl die Suchterkrankung als auch depressive Störungen behandelt werden, eine Reduktion depressiver Symptome und eine Steigerung der Abstinenzquote erzielt wird. Schlussfolgerungen: Methodische Mängel der vorliegenden Untersuchungen bzw. die noch ausstehende Replikation von Befunden schränken jedoch gegenwärtig die vorliegenden positiven Ergebnisse zur integrierten Behandlung ein. Ferner gestaltet sich die Etablierung integrierter Behandlungsansätze aufgrund der nach wie vor zu beobachtenden Trennung zwischen Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe und allgemein-psychiatrischen Einrichtungen schwierig.


Author(s):  
Holger Gevensleben ◽  
Gunther H. Moll ◽  
Hartmut Heinrich

Im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie evaluierten wir die klinische Wirksamkeit eines Neurofeedback-Trainings (NF) bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und untersuchten die einem erfolgreichen Training zugrunde liegenden neurophysiologischen Wirkmechanismen. Als Vergleichstraining diente ein computergestütztes Aufmerksamkeitstraining, das dem Setting des Neurofeedback-Trainings in den wesentlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen angeglichen war. Auf Verhaltensebene (Eltern- und Lehrerbeurteilung) zeigte sich das NF-Training nach Trainingsende dem Kontrolltraining sowohl hinsichtlich der ADHS-Kernsymptomatik als auch in assoziierten Bereichen überlegen. Für das Hauptzielkriterium (Verbesserung im FBB-HKS Gesamtwert) ergab sich eine mittlere Effektstärke (von 0.6). Sechs Monate nach Trainingsende (follow-up) konnte das gleiche Ergebnismuster gefunden werden. Die Ergebnisse legen somit den Schluss nahe, dass NF einen klinisch wirksamen Therapiebaustein zur Behandlung von Kindern mit ADHS darstellt. Auf neurophysiologischer Ebene (EEG; ereignisbezogene Potentiale, EPs) konnten für die beiden Neurofeedback-Protokolle Theta/Beta-Training und Training langsamer kortikaler Potentiale spezifische Effekte aufgezeigt werden. So war für das Theta/Beta-Training beispielsweise die Abnahme der Theta-Aktivität mit einer Reduzierung der ADHS-Symptomatik assoziiert. Für das SCP-Training wurde u. a. im Attention Network Test eine Erhöhung der kontingenten negativen Variation beobachtet, die die mobilisierten Ressourcen bei Vorbereitungsprozessen widerspiegelt. EEG- und EP-basierte Prädiktorvariablen konnten ermittelt werden. Der vorliegende Artikel bietet einen Gesamtüberblick über die in verschiedenen Publikationen unserer Arbeitsgruppe beschriebenen Ergebnisse der Studie und zeigt zukünftige Fragestellungen auf.


2018 ◽  
Vol 22 (03) ◽  
pp. 122-126 ◽  
Author(s):  
Markus van der Giet

ZusammenfassungBei eingeschränkter Nierenfunktion ist eine arterielle Hypertonie ein häufiger Begleiter. Seit über 2 Jahrzehnten ist bekannt, dass ein nicht kontrollierter Blutdruck mittelfristig zu einem schnelleren Nierenfunktionsverlust führt und damit auch eine Nierenersatztherapie fast unweigerlich droht. In den letzten Jahrzehnten hat man über klinische Studien versucht, den idealen Zielblutdruckwert zu ermitteln, der die Progression der Niereninsuffizienz maximal reduziert und damit gleichzeitig auch die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität positiv beeinflusst. In den aktuellen Leitlinien der Europäischen Hypertoniegesellschaft oder auch von KDIGO wurde ein systolisches Blutdruckziel von unter 140 mmHg zur optimalen Behandlung von nierenkranken Hypertonikern definiert. Aber nach Analyse der SPRINT-Studie gibt es sehr gute Hinweise, dass eine Blutdrucksenkung auf unter 130 mmHg systolisch auch für nierenkranke Patienten Sinn macht. Eine erste Leitlinie US-amerikanischer kardiologischer/nephrologicher/hypertensiologischer Fachgesellschaften hat dieses Ziel von unter 130/80 mmHg bei Nierenkrankheit auch bereits definiert.


2019 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 184-195
Author(s):  
Milka Marinova ◽  
Timo Wilhelm-Buchstab ◽  
Holger Strunk

Zusammenfassung Hintergrund Das lokal fortgeschrittene Pankreaskarzinom ist ein lebenslimitierender Tumor mit einer Vielzahl von Symptomen, u. a. Tumorschmerz. Lokal ablative Verfahren, die thermische oder auch nichtthermische Techniken anwenden, können als moderne Therapieoptionen zur Tumorkontrolle und symptomatischen Verbesserung eingesetzt werden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die derzeit verfügbaren Behandlungsverfahren und -ergebnisse, einschließlich unserer eigenen Erfahrungen mit dem hoch-intensiven fokussierten Ultraschall (HIFU). Methode Unsere Erfahrungen mit der HIFU-Therapie beim Pankreaskarzinom basieren auf 89 Patienten (UICC III-IV). Neben den HIFU-Ergebnissen wurden Ergebnisse zur lokalen Tumorkontrolle, Sicherheit sowie Mortalität und behandlungsabhängigen Veränderung von Symptomen aus publizierten Studien zur Radiofrequenz-, Mikrowellen- und Kryoablation, irreversiblen Elektroporation und stereotaktischen Strahlentherapie einbezogen. Ergebnisse Obwohl die unterschiedlichen Modalitäten überwiegend sicher durchführbar sind, bietet der HIFU mit seiner Nicht-Invasivität einen entscheidenden methodischen Vorteil. Mit HIFU konnte bei 85 % der Patienten eine effektive und langanhaltende Schmerzlinderung erreicht werden; bei 50 % war nach 6 Wochen keinerlei analgetische Medikation erforderlich. Leider sind Schmerzlinderung und Lebensqualität bei den anderen lokalen Behandlungsmethoden nur selten untersucht. Eine Tumormassenreduktion konnte mit allen ablativen Therapien erreicht werden, wobei diese 6 Monate nach HIFU im Mittel bei 60 % lag. Unterschiede in der behandlungsassoziierten Morbidität wurden berichtet, sind jedoch aufgrund der unausgewogenen Studienpopulationen nur eingeschränkt vergleichbar. Schlussfolgerung Eine Vielzahl an lokal ablativen Behandlungsmodalitäten sind zur Tumormassenreduktion beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom verfügbar, bieten aber unterschiedlichen symptomatischen Nutzen. Eine effektive und langanhaltende Reduktion von Tumorschmerzen ohne Einführen von Nadeln oder Elektroden in den Tumorbereich bietet ausschließlich das HIFU-Verfahren. Randomisierte, kontrollierte klinische Studien zum direkten Vergleich der hier vorgestellten Modalitäten sind in der näheren Zukunft zu befürworten.


Phlebologie ◽  
2001 ◽  
Vol 30 (02) ◽  
pp. 36-43 ◽  
Author(s):  
M.-W. Kleine ◽  
M. Marshall

Zusammenfassung Ziel: In einer doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten, multizentrischen klinischen Studie wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit einer systemischen Enzymtherapie bei Patienten mit akuter Thrombophlebitis superficialis im Beinbereich untersucht. Methode: 159 Patienten wurden aufgenommen; in der Verumgruppe wurden 79, in der Plazebogruppe 77 Patienten einer maximal 14 ± 2-tägigen Behandlung unterzogen. Die eingesetzte Dosis des Enzympräparats (Wobenzym® N, Mucos Pharma) betrug 3 × 4 magensaftresistente Dragees täglich. Alle Patienten erhielten zusätzlich einen Kompressionsstrumpf. Das Hauptzielkriterium war die Abnahme des Spontanschmerzes bis Tag 7, der bei Studienbeginn wenigstens 4 Scorepunkte auf einer Visual Rating Analogue Scale (VRAS) betragen musste. Ergebnisse: Unter der Behandlung kam es am Tag 7 zu einer signifikant stärkeren Schmerzreduktion unter Verum verglichen mit Plazebo (p = 0,0071). Das sekundäre Zielkriterium, die Responderraten (Abnahme des Schmerzscores auf 0 oder 1), betrug bei Abschluss der Behandlung unter Verum 77,0% und unter Plazebo 58,1% (p = 0,011). 8 Nebenzielparameter wurden untersucht. Diese Parameter und auch die Abschlussurteile zur Wirksamkeit ergaben signifikante Gruppenunterschiede zugunsten der Enzymtherapie. Schlussfolgerung: Diese Studie konnte die klinische Wirksamkeit und die gute Verträglichkeit der systemischen Enzymtherapie bei der Behandlung der akuten Thrombophlebitis superficialis beweisen, was für die antiphlogistische, antiödematöse und analgetische Wirkung dieser Therapie spricht.


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