Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen

2006 ◽  
Vol 34 (04) ◽  
pp. 230-239 ◽  
Author(s):  
R. Schulze Johann ◽  
J. Verspohl ◽  
M. Wendt

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Anhand serologischer Screening-Untersuchungen in Schweinebeständen wird eine Übersicht zur Prävalenz von Lawsonia-(L.-)intracellularis-Infektionen in Deutschland gegeben. In acht Betrieben mit geschlossenem System wurde zudem in einer Querschnittsstudie der zeitliche Ablauf der Serokonversion überprüft. Der Nachweis von Lawsonien in Kot- und Darmproben aus Betrieben mit Durchfallproblematik sollte mit dem Vorkommen von Brachyspiren, Salmonellen und Escherichia (E.) coli verglichen werden. Material und Methoden: Die serologische Untersuchung von Blutproben (Herdenscreening: n = 7546 aus 694 Betrieben, Querschnittsstudie: n = 936 aus acht Betrieben) auf Antikörper gegen L. intracellularissowie der Nachweis von L. intracellularisaus Kot- und Darmproben (n = 826 aus 403 Betrieben) erfolgte mittels indirektem Immunfluoreszenztest. Der Nachweis von Brachyspiren, Salmonellen und E. coli wurde mithilfe kultureller Verfahren durchgeführt. Ergebnisse: Serologisch positive Reagenten ergaben sich bei 43,2% der Blutproben und bei 81,3% der untersuchten Bestände. Sauen haltende Bestände und reine Mastbetriebe waren häufiger seropositiv als Ferkelaufzuchtbetriebe mit und ohne Mast. Antikörper gegen L. intracellularis fanden sich ähnlich häufig in Herden mit klinischer Symptomatik einer porzinen proliferativen Enteropathie (PPE) wie in Herden ohne oder mit anderen klinischen Erkrankungen. Die Querschnittsuntersuchung ergab, dass erste Reagenten schon zur 10. Lebenswoche auftreten, der Hauptanteil jedoch zwischen der 13. und 16. Lebenswoche. Die bakteriologischen Untersuchungen belegen, dass in Beständen mit Durchfallproblematik hämolysierende E. coli(48,4%) und L. intracellularis (33,7%) wesentlich häufiger nachweisbar sind als B. hyodysenteriae (21,1%), Salmonellen (17,3%) oder B. pilosicoli (2,5%). Mischinfektionen von B. hyodysenteriae (3,5%), B. pilosicoli (1,0%) oder Salmonellen (5,6%) zusammen mit L. intracellularis waren selten. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die sehr weite Verbreitung von L. intracellularis in Deutschland in klinisch unauffälligen Herden wie auch in Beständen mit Durchfall- und Kümmererproblematik erfordert eine gezielte Diagnostik zum Ausschluss anderer Durchfallerreger.

2007 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 325-332 ◽  
Author(s):  
K. Henneveld ◽  
W. Beck ◽  
R. Müller

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Dieser Artikel gibt eine Literaturübersicht über Vorratsmilben und ihre Bedeutung in der Tiermedizin. Weiterhin präsentiert er Ergebnisse aus einer eigenen Studie, deren Ziel es war herauszufinden, ob Vorratsmilben im Trockenfutter oder in der direkten Umgebung von Hunden vorkommen. Material und Methode: Im ersten Teil der Studie wurden 23 Hundefuttersäcke über einen Zeitraum von sechs Wochen mittels mikroskopischer Untersuchung auf eine Kontamination mit Vorratsmilben überprüft. Im zweiten Teil der Studie erfolgte eine Untersuchung von Staubproben aus 20 unterschiedlichen Haushalten mit gesunden Hunden auf eine Kontamination mit Vorratsmilben. Ergebnisse: In keiner Futterprobe fanden sich Vorratsmilben. In fünf der insgesamt 40 untersuchten Staubproben waren Milben verschiedener Spezies nachweisbar: Dermatophagoides pteronyssinus (4/40), kurzschwänzige Demodex-Milbe (1/40) und Vorratsmilbe (1/40). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Vorratsmilben kommerzielles Hundetrockenfutter nicht kontaminieren, aber im Hausstaub vorkommen können. Klinische Relevanz: Bei den meisten Hunden mit positiven Serum- oder Hauttestreaktionen gegen Futtermilben wird eine Änderung der Fütterung keinen Einfluss auf die klinische Symptomatik haben.


2004 ◽  
Vol 32 (02) ◽  
pp. 88-91
Author(s):  
Susanne Kloß ◽  
A. Wehrend ◽  
Astrid König ◽  
H. Bostedt

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Im Gegensatz zur Hündin liegen bei der Katze bisher wenige Studien über die genitale Keimflora geschlechtsgesunder Tiere vor. Ziel der Untersuchung war daher, physiologische Daten über die aerobe Vaginalflora bei dieser Spezies zu gewinnen. Material und Methoden: Für die vorliegende Studie standen 26 gesunde, anöstrische Katzen zur Verfügung, die zu einer Ovariohysterektomie vorgestellt wurden. Nach einer klinischen Untersuchung wurden von allen Probanden unter sterilen Bedingungen Vaginaltupfer entnommen. Ergebnisse: In allen Proben konnte ein Bakterienwachstum mit durchschnittlich zwei verschiedenen Bakterienspezies nachgewiesen werden. Die Gesamtkeimgehalte wurden bei 50% der Vaginaltupferproben als gering-, bei 15% als mittel- und bei 35% als hochgradig beurteilt. Vorherrschend waren Mischkulturen aus zwei bis vier verschiedenen Keimarten. Monokulturen wurden aus 38% der Tupferproben isoliert. Am häufigsten gelang der Nachweis von E. coli variatio haemolytica (E. coli var. haem.) (58%) und Staphylococcus epidermidis (42%). Als weitere Spezies wurden E. coli, α-, β-hämolysierende Streptokokken, anhämolysierende Streptokokken, aerobe Bazillen, Staphylococcus aureus, Staphylococcus intermedius, Pasteurella multocida sowie Klebsiellen isoliert. Auffällig ist die hohe Nachweisrate von E. coli var. haem. mit 35% in Mischkulturen und 23% in Reinkultur. Schlussfolgerungen: Die physiologische Mikroflora der felinen Vaginalschleimhaut differiert deutlich von der der anöstrischen Hündin. Besonders die Dominanz von E. coli var. haem. in 38% der Mischkulturen und 23% der Monokulturen bei der Katze ist hervorzuheben. Klinische Relevanz: Die vorliegenden Ergebnisse geben eine erste Grundlage für die Interpretation mikrobiologischer Befunde feliner Vaginaltupfer.


2016 ◽  
Vol 44 (04) ◽  
pp. 227-236 ◽  
Author(s):  
Clara von Vopelius-Feldt ◽  
Georg Wolf ◽  
Ralf S. Mueller ◽  
Reinhard K. Straubinger ◽  
Katrin Hartmann ◽  
...  

ZusammenfassungZiel: Ermittlung der Prävalenz prädisponierender Begleiterkrankungen (BE) bei Katzen mit bakteriellen Harnwegsinfektionen (HWI) und der Prävalenz von Bakterienspezies bei verschiedenen BE sowie deren Sensibilität gegenüber den bei HWI häufig eingesetzten Antibiotika Doxycyclin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMS), Amoxicillin-Clavulansäure (AMC), Cephalothin und Enrofloxacin. Material und Methoden: In die retrospektive Studie wurden Katzen mit positiver Urinkultur im Zeitraum 2003–2009 eingeschlossen. Basierend auf den Daten der Krankenakten erfolgte eine Einteilung in vier Gruppen: Katzen mit systemischen prädisponierenden BE, Katzen mit lokalen prädisponierenden BE, Katzen mit Harnblasendauerkathetern (HBDK) und Katzen ohne dokumentierte BE. Zur Ermittlung der wahrscheinlichen Effektivität der Antibiotika wurden deren antimikrobielle Impact-Faktoren berechnet. Ergebnisse: In die Studie gingen 194 Katzen mit 219 bakteriellen Isolaten ein. Davon wiesen 78,4% (152/194) eine BE auf. 49,5% (96/194) hatten eine systemische BE und 28,9% (56/194) hatten eine lokale BE oder einen HBDK. Katzen mit systemischen BE waren signifikant älter als Katzen der anderen Gruppen und häufiger weiblich als Katzen mit lokaler BE und HBDK. Mehr als 50% der Katzen mit systemischer BE zeigten keine klinischen Symptome einer Erkrankung des unteren Harntrakts. Escherichia (E.) coli, gefolgt von Streptococcus spp., Staphylococcus spp. und Enterococcus spp. waren die am häufigsten vorkommenden Isolate. Dabei lag der Anteil der E.-coli-Isolate bei Katzen mit systemischer BE signifikant höher, während bei Katzen mit HBDK und Katzen mit anderen lokalen BE der Anteil an Streptococcus- und Staphylococcus-spp.-Isolaten signifikant höher war. Bei Katzen mit lokaler BE und Katzen mit HBDK ergaben sich niedrigere antimikrobielle Impact-Faktoren als bei Katzen der anderen Gruppen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Ein Großteil der Katzen mit HWI leidet unter einer prädisponierenden BE. Katzen mit systemischer BE zeigen häufig keine Symptome einer Erkrankung des unteren Harntrakts. AMC und TMS waren in dieser Katzenpopulation die Antibiotika mit den höchsten antimikrobiellen Impact-Faktoren.


2007 ◽  
Vol 35 (01) ◽  
pp. 37-40 ◽  
Author(s):  
T. Gerlach

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Beschreibung einer Intoxikation mit Clostridium botulinum. Material und Methode: Fallbericht einer fünfjährigen Golden-Retriever-Hündin. Die Diagnose erfolgte durch den Toxinnachweis in verendeten Hähnchenkadavern, an denen das Tier geleckt hatte. Ergebnisse: Die Hündin entwickelte innerhalb von 24 Stunden eine schlaffe Tetraplegie, die nach drei Tagen unter symptomatischer Therapie eine beginnende Reversibilität zeigte. Schlussfolgerung: Botulismus sollte beim Hund differenzialdiagnostisch bei einer progressiven Nachhandschwäche, aszendierend bis zur Tetraplegie berücksichtigt werden. Klinische Relevanz: Neben der Fallbeschreibung wird eine Übersicht über Pathogenese und Klinik gegeben und die aktuellen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten aufgezeigt.


2019 ◽  
Vol 38 (09) ◽  
pp. 657-661
Author(s):  
Martin D. Ohlmeier

ZUSAMMENFASSUNGGegenstand und Ziel: Abhängigkeitserkrankungen sind bei Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) häufig. Insbesondere Abhängigkeit von Cannabis, Amphetaminen und Alkohol haben sowohl für die differenzialdiagnostische Einschätzung als auch für den differenzialtherapeutischen Entscheidungsprozess eine hohe klinische Relevanz. Eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie der Komorbidität spielt neben der „Selbstbehandlungshypothese“ und der „Dopaminmangelhypothese“ die oftmals bestehende erhöhte Risikobereitschaft bei ADHS-Patienten im Sinne eines „Sensation-Seekings“.Material und Methoden: In dem Artikel wird eine Übersicht über die Epidemiologie, Pathophysiologie sowie die sich daraus ergebenden klinischen Implikationen der ADHS und komorbiden Abhängigkeitserkrankungen gegeben.Ergebnisse, Schlussfolgerungen: Bei Erwachsenen mit ADHS ist die Komorbidität mit Abhängigkeitserkrankung häufig, insbesondere Cannabis, Amphetamine und Alkohol betreffend. In der Ätiopathogenese hat die „Selbstmedikationshypothese“ im Kontext der „Dopaminmangelhypothese“ eine wichtige Bedeutung. Auch die erhöhte Risikobereitschaft der betroffenen ADHS-Patienten hat im Sinne des „Sensation-Seekings“ eine große klinische Relevanz. Die Behandlung mit Psychostimulanzien ist bei Vorliegen einer komorbiden Suchterkrankung kritisch abzuwägen, da sie selbst ein Abhängigkeitspotenzial besitzen. Alternativ können Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen hinsichtlich geeigneter Behandlungsmethoden erscheinen notwendig.


2007 ◽  
Vol 35 (05) ◽  
pp. 369-376
Author(s):  
C. Grund ◽  
S. Johannknecht ◽  
S. Jodas ◽  
J. Bachmeier ◽  
R. Korbel ◽  
...  
Keyword(s):  
E Coli ◽  

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: In einer Feldstudie wurde die klinische Ausprägung des Malabsorptionssyndroms (MAS) bei Masthähnchen anhand von 13 Herden zweier schnellwüchsiger Rassen (Ross und Cobb) und einer langsam wachsenden Rasse (ISA-JV) beim ersten Auftreten von MAS mit 7–15 Tagen, 14 Tage später im Alter von 20–27 Tagen und am 28. Masttag untersucht. Material und Methoden: Neben dem Herdengewicht wurde zu den ersten beiden Untersuchungszeitpunkten (UZ) das Gewicht von je sechs Indikatortieren erfasst. Die Tiere wurden auf vorhandene Pathogene mittels Virusanzucht aus Darm und Leber-/Nieren- Pool sowie bakteriologischer Untersuchung (BU) der Darmabschnitte untersucht. Ergebnisse: Bei den schnellwachsenden Rassen verbesserte sich das Herdengewicht trotz anfänglicher Gewichtsdepression bei der Herkunft Ross, bei der Herkunft Cobb blieb es unter dem Sollwert. Dagegen differierte das Durchschnittsgewicht der Indikatortiere zwischen den beiden schnellwüchsigen Rassen und der Rasse ISA-JV zu beiden UZ signifikant. Bei der virologischen Untersuchung wurden trotz Impfung der Elterntiere mit stallspezifischen und kommerziellen Reovirusvakzinen zum ersten UZ in 14 von 26 Darmproben aus acht Herden, aber nur aus einer Leber-/Nieren-Poolprobe Reoviren nachgewiesen. Die Reoviren persistierten im Bestand und führten zu einer aufsteigenden Infektion, sodass sie zum zweiten UZ auch in 14 von 25 Leber-/ Nieren-Poolproben zu finden waren. Auch bei langsamwüchsigen Herden ohne MAS-Symptomatik waren Reoviren nachweisbar. Die Reoviren stellten sich heterogen dar, bei sieben von 10 isolierten Stämmen handelte es sich um ERS-ähnliche Stämme. Die BU, bei der keine primär pathogenen Keime nachweisbar waren, ergab bei den Herkünften Ross und Cobb E. coli quantitativ häufiger, Laktobazillen hingegen in geringerem Umfang als in den klinisch gesunden ISA-JV-Herden. Schlussfolgerung: Die pathogenetische Bedeutung der Reoviren am MAS-Geschehen bleibt trotz des häufigen Nachweises unklar. Die BU-Ergebnisse weisen trotz vorangegangener antibiotischer Behandlung auf eine vorliegende Dysbakteriose im Duodenum hin, die die Gewichtsdepression der Indikatortiere begünstigt. Klinische Relevanz: Der Dysbakteriosesollte therapeutisch durch gezielten Einsatz von Antibiotika/Probiotika entgegengewirkt werden.


2012 ◽  
Vol 40 (03) ◽  
pp. 161-170
Author(s):  
W. Osthold ◽  
R. S. Mueller ◽  
C. Bouassiba

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Ein wichtiger Aspekt einer erfolgreichen Therapie der Otitis externa (OE) ist die Reinigung des Gehörgangs. Dafür stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Im Hinblick auf steigende Antibiotikaresistenzen wird eine Keimbekämpfung in Kombination mit Antiseptika angestrebt. Die plazebokontrollierte Doppelblindstudie überprüfte die In-vivo-Wirksamkeit eines Chlorhexidin (1500 μg/ml) und Tris-EDTA (48 μg/ml) enthaltenden kommerziellen Ohrreinigers anhand klinischer Symptomatik, zytologischer und bakteriologischer Untersuchung. Material und Methoden: An 64 Hunden mit OE wurde dieser Ohrreiniger (Gruppe A) bzw. das Plazebo (Gruppe B) zweimal täglich angewendet, einmal täglich gefolgt von der Applikation eines Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol enthaltenden Ohrmedikaments. Die Kontrolluntersuchung fand nach 14 Tagen statt. Die Auswertung erfolgte klinisch und zytologisch. Ferner wurde zu Beginn sowie nach 14 Tagen aus jedem Ohr eine Tupferprobe entnommen und bakteriologisch untersucht. Ergebnisse: Verglichen mit dem Plazebo kam es bei Anwendung des Ohrreinigers zu einer signifikanten Reduktion der Kokken, Stäbchen und neutrophilen Granulozyten. Die Hefenzahl verringerte sich in beiden Gruppen signifikant. Klinisch bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Die Zahl Marbofloxacinresistenter Bakterien stieg in Gruppe A von 0 auf 44%, in Gruppe B von 8 auf 31%. Schlussfolgerung: Chlorhexidin und Tris-EDTA führten in Kombination mit Marbofloxacin/Dexamethason/Clotrimazol zu einer zytologisch verifizierbaren Keimreduktion. Die Zahl Marbofloxacin-resistenter Bakterien stieg unter dieser Therapie signifikant an. Klinische Relevanz: Die Ergebnisse lassen die Vermutung zu, dass eine Kombination von Chlorhexidin und Tris-EDTA zusammen mit antimikrobiellen Ohrentropfen zur Reduktion der bakteriellen Besiedelung einer bakteriell bedingten OE empfohlen werden kann, doch das Risiko der Resistenzentwicklung besteht. Basierend auf den Resultaten können lokale Nebenwirkungen erwartet werden.


2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 218-227
Author(s):  
Bernd-Alois Tenhagen ◽  
Annemarie Käsbohrer ◽  
Mirjam Grobbel ◽  
Jens Hammerl ◽  
Heike Kaspar

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Ziel dieser Arbeit ist, die Resistenzsituation bei Escherichia (E.) coli aus verschiedenen Rinderpopulationen zu beschreiben. Material und Methoden Dazu wurden die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) von Antibiotika gegen sowohl klinische als auch nicht klinische E. coli-Isolate von Milchkühen, Mastrindern, Mastkälbern und Kälbern ausgewertet. Diese Untersuchungen erfolgten im Rahmen des Monitoringprogramms GERM-Vet (klinische Isolate) sowie im Rahmen des Zoonosen-Monitorings (nicht klinische Isolate) mithilfe der Bouillon-Mikrodilutionsmethode. Zur einheitlichen Bewertung der ermittelten MHK dienten die vom European Centre for Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) veröffentlichten epidemiologischen Grenzwerte. Ergebnisse In die Untersuchung wurden insgesamt 5127 Isolate einbezogen. Die höchsten Resistenzraten (RR) gegenüber den meisten Substanzen ergaben sich bei Isolaten von erkrankten Kälbern, gefolgt von solchen von Mastkälbern und Jungrindern unter 1 Jahr am Schlachthof. Die niedrigsten RR wiesen E. coli-Isolate aus Tankmilchproben von Milchviehbetrieben und von Mastrindern im Bestand auf. Die Resistenzraten bei Mastitisisolaten waren deutlich höher als bei den nicht klinischen Isolaten aus Tankmilch, aber niedriger als bei den Isolaten von Kälbern und Jungrindern. Schlussfolgerungen und klinische Relevanz Vor allem die RR gegenüber den besonders wichtigen Substanzklassen Cephalosporine der 3. Generation und Fluorchinolone lagen bei Kälbern mit Enteritis, aber auch bei Isolaten aus Mastitisproben höher als in anderen Tierpopulationen. Ein Zusammenhang mit dem relativ hohen Einsatz dieser Substanzen bei Milchkühen ist naheliegend, da die Kälber über die Vertränkung nicht vermarktungsfähiger Milch sowohl gegenüber Arzneimittelrückständen als auch gegenüber resistenten Bakterien exponiert sind. Der Einsatz dieser Substanzklassen in der Rinderhaltung muss auf ein Minimum reduziert werden, um die weitere Ausbreitung dieser Resistenzen gegen diese Substanzen in der Rinderhaltung einzudämmen.


2020 ◽  
Vol 48 (04) ◽  
pp. 260-269
Author(s):  
Leonie Steger ◽  
Monika Rinder ◽  
Rüdiger Korbel

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Die Prävalenz von antibiotikaresistenten Bakterien bei Zier-, Zoo- und falknerisch gehaltenen Greifvögeln ist noch weitgehend unbekannt. Daher sollten retrospektiv Antibiogramme schnellwachsender aerober Bakterienarten ausgewertet werden. Material und Methoden Im Auswertungszeitraum von 2007 bis 2016 standen 1036 Antibiogramme zur Verfügung. Die Bakterienisolate stammten vorzugsweise aus Süddeutschland und von 811 Vögeln aus 20 zoologischen Ordnungen (am häufigsten Papageienvögel [61,8 %] und Sperlingsvögel [14,5 %]) sowie aus Proben von klinischen Patienten und Sektionsmaterial. Die phänotypische In-vitro-Empfindlichkeit wurde mittels Plattendiffusionstest ermittelt. Ergebnisse Die meisten Antibiogramme lagen für E. coli (n = 386 Isolate) vor, gefolgt von Staphylococcus (S.). aureus (n = 150), Enterobacter cloacae (n = 122), Klebsiella pneumoniae (n = 86) und Pseudomonas aeruginosa (n = 64). Resistenzen gegen mindestens einen antibiotischen Wirkstoff zeigten 53,1 % der E. coli-Isolate, dabei am häufigsten gegen Doxycyclin (50,3 %) und Ampicillin (46,1 %). Bei 78,0 % der S. aureus-Isolate und bei 95,9 % der Enterococcus faecalis-Isolate wurden Resistenzen gegenüber mindestens einem Wirkstoff nachgewiesen. Multiresistenzen (Resistenz gegenüber ≥ 3 Antibiotikagruppen) traten bei 37,3 % der Isolate von S. aureus auf. Bei Isolaten von Zier- und Greifvögeln wurden höhere Resistenzraten festgestellt als bei Isolaten von Zoovögeln und bei Papageienvögeln höhere Resistenzraten als bei Sperlingsvögeln. Im Untersuchungszeitraum zeigte sich bei E. coli ein tendenzieller Anstieg der Resistenzrate für Fluorchinolone (Minimum von 0 % im Jahr 2013 und Maximum von 27,3 % im Jahr 2015) und bei S. aureus eine tendenzielle Abnahme der Resistenzraten für Tetrazykline (Maximum von 39,4 % im Jahr 2007 und Minimum von 0 % in den Jahren 2014 und 2015). Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Resistenzsituation von Bakterien aus Zier-, Zoo- und falknerisch gehaltenen Greifvögeln ist als problematisch zu bewerten und verdeutlicht die Wichtigkeit der Empfindlichkeitsprüfung für eine gewissenhafte Therapie. Im Fall einer Infektion mit S. aureus bei Zier-, Zoo- oder falknerisch gehaltenen Greifvögeln kann es zu einem Therapienotstand kommen.


2012 ◽  
Vol 40 (05) ◽  
pp. 309-317 ◽  
Author(s):  
E. Prenger-Berninghoff ◽  
N. Bauer ◽  
R. Weiß ◽  
A. Moritz ◽  
A. Steinfeld

Zusammenfassung Gegenstand: Retrospektive Untersuchung der mittels bronchoalveolärer Lavage (BAL) gewonnenen Keimflora der tiefen Atemwege erkrankter Hunde auf ihre Antibiotikaempfindlichkeit über 5 Jahre. Material und Methoden: Auswertung der Ergebnisse der Agardiffusionstests von Bakterienisolaten, die in den Jahren 2004–2009 von 84 Hunden isoliert wurden, und Vergleich mit den Resultaten einer gleichartigen Analyse der Jahre 1999/2000. Ergebnisse: Bei den 99 geprüften Bakterienisolaten handelte es sich um Pasteurella spp. (27,3%), Bordetella bronchiseptica (20,2%), Staphylococcus spp. (18,2%), Escherichia coli (15,2%), Klebsiella spp. (8,1%), Pseudomonas spp. (7,0%) und Streptococcus spp. (4,0%). Bei acht Hunden lagen Mischkulturen vor. Die Mehrzahl der Bordetella-(B.-)bronchiseptica-Isolate erwies sich als sensibel gegenüber den Fluorchinolonen sowie Tetracyclin, Doxycyclin und Polymyxin B. Im Vergleich zu 1999/2000 zeigte sich ein höherer Anteil der gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure und Chloramphenicol empfindlichen B.-bronchiseptica-Isolate, wobei die Zunahme bezüglich Chloramphenicol statistisch signifikant war. Die überwiegende Anzahl der Staphylococcus-Isolate erwies sich gegenüber Enrofloxacin, Marbofloxacin, Amoxicillin/Clavulansäure, Chloramphenicol, Cephalexin, Doxycyclin und Polymyxin B sensibel. Im Vergleich zu 1999/2000 ergab sich ein erhöhter Anteil an Chloramphenicolund Tetracyclin-sensiblen Staphylococcus-Isolaten. Der Anteil Enrofloxacin-sensibler KlebsiellenIsolate betrug 62,5%, während er 1999/2000 bei 100% lag. Eine Sensibilität aller getesteten Klebsiellen-Isolate ließ sich noch gegenüber Polymyxin B nachweisen. Kein Antibiotikum zeigte eine Wirksamkeit gegenüber allen E.-coli-Isolaten. Statistisch signifikant war die Abnahme der gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure-sensiblen Isolate. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Studie unterstreicht den Nutzen der BAL für eine ätiologische Diagnostik und den anschließenden fundierten Einsatz von Antibiotika. Die Mehrzahl der Bakterienisolate erwies sich als empfindlich gegenüber den Fluorchinolonen.


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