Frühgeborenenhyperthyreose durch diaplazentar übertragene TSH-Rezeptor-Antikörper der Mutter
ZusammenfassungDie Wirkungsdauer diaplazentar übertragener TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) wird am Beispiel einer 23jährigen Patientin mit M. Basedow und manifester Hyperthyreose diskutiert, die sechs Wochen nach Diagnosestellung schwanger wurde und die thyreostatische Medikation eigenverantwortlich absetzte. Bei einer Kontrolluntersuchung in der 20. Gestationswoche fand sich dementsprechend erneut eine hyperthyreote Stoffwechsellage, die zur Einleitung einer Thyreostase mit Propylthiouracil führte. Auch diese Medikation wurde von der Patientin jedoch bereits kurze Zeit später wieder abgebrochen. In der 32. Woche endete die Schwangerschaft mit einer Frühgeburt. Das männliche Neugeborene zeigte bereits deutliche Zeichen einer thyreotoxischen Krise und entwickelte im weiteren Verlauf einen zunehmend reduzierten Allgemeinzustand mit einer Sinustachykardie bis 190/min, Fieber, Tremor und respiratorischer Störung. Erwartungsgemäß fand sich eine ausgeprägte Hyperthyreose. Der TRAK-Titer lag bei 180 U/l (normal <15). Eine Therapie mit Propranolol und Prednisolon führte bereits zu einer deutlichen Besserung der Symptome. Als sich nach zwölf Tagen noch kein klarer Rückgang der Schilddrüsenhormonspiegel zeigte, wurde zusätzlich eine thyreostatische Medikation eingeleitet. Hierunter konnte nach neun Tagen eine periphere Euthyreose erreicht werden. Nach Absetzen des Thyreostatikums entwickelte sich jedoch innerhalb von einer Woche erneut eine manifeste Hyperthyreose, die nochmals eine thyreostatische Therapie in niedrigerer Dosierung für 26 Tage erforderlich machte. Danach war der TRAK-Titer auf 25 U/l abgefallen, und es kam zu keinem weiteren Hyperthyreoserezidiv. Die biologische Halbwertszeit der TRAK betrug in unserem Fall 20 Tage.