Emotionserkennung, Theory of Mind und Empathie bei Multipler Sklerose

2017 ◽  
Vol 85 (11) ◽  
pp. 663-674 ◽  
Author(s):  
Samar S. Ayache ◽  
Moussa A. Chalah ◽  
Tania Kuempfel ◽  
Frank Padberg ◽  
Jean-Pascal Lefaucheur ◽  
...  

ZusammenfassungDie Multiple Sklerose (MS), eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, verursacht häufig körperliche Einschränkung, Affektstörungen, Fatigue und kognitive Störungen. Ein Teil der Letzten ist die soziale Kognition, die bei MS Patienten häufig beeinträchtigt ist. Sie umfasst die Theory of Mind, die Empathie und die soziale Wahrnehmung von Emotionen, die von Stimuli aus Gesichts-, Körper- und Stimmwahrnehmung geboten werden. Sozialkognitive Defizite verschlechtern die Affektdekodierung, die interpersonelle Kommunikation und die Lebensqualität. Trotz des Einflusses dieser Einschränkungen auf das Globalbefinden haben nur wenige Studien die Zusammenhänge und Überlappungen mit anderen MS Symptomen untersucht. Diese Übersichtsarbeit zielt auf die Definition und Anatomie sozialer Kognition ab und stellt die neuropsychologischen und bildgebenden Studien zur sozialen Kognition bei MS dar. Die Ergebnisse der verfügbaren Studien zeigen, dass sozialkognitive Defizite bereits in frühen Stadien der MS sichtbar sind. Über den Erkrankungsverlauf zeigen neuropsychologische und bildgebende Studien eine Zunahme der Krankheitsschwere und der Einschränkung der sozialen und nicht sozialen Kognition. Dies folgt der Hypothese eines Diskonnektionssyndroms bei zunehmender Zerstörung grauer und weißer Substanz. Diese strukturellen Läsionen übersteigen eine Schwelle an kompensatorischen und neuroplastischen Mechanismen und führen letztlich zum Auftreten der kognitiven Defizite. Angesichts der Belastung durch die Erkrankung ist eine weitere Untersuchung sozial-kognitiver Defizite bei MS dringend erforderlich, um Patienten spezifische therapeutische Ansätze zu bieten und die Lebensqualität zu verbessern.

2010 ◽  
Vol 29 (05) ◽  
pp. 267-272
Author(s):  
O. Aktas ◽  
H.-P. Hartung

ZusammenfassungDie Multiple Sklerose (MS) ist die in unseren Breitengraden häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die bereits im jungen Erwachsenenalter zu deutlichen neurologischen Behinderungen führen kann. Obwohl eine ursächlich kurative Behandlung der MS nicht möglich ist, konnten in den letzten Jahren aus der grundlagenorientierten MS-Forschung neue therapeutische Konzepte entwickelt werden. Neuesten Erkenntnissen nach sind bereits in Anfangsstadien der MS ausgeprägte entzündlich-neurodegenerative Veränderungen vorhanden. Das Ausmaß der neuronalen Schädigung wird als ein wesentlicher Faktor für die tatsächlichen neurologischen Defizite der Patienten angesehen. Gleichzeitig legen klinische und experimentelle Befunde nahe, dass bestimmte Unterformen der MS immunologisch abgegrenzt werden können, so z. B. die Neuromyelitis optica (Devic-Syndrom). Der folgende Ausblick umreißt die wichtigsten Erkenntnisse zu diesen Bereichen und stellt neue Substanzen einschließlich oraler Therapieverfahren vor, die sich teilweise in fortgeschrittenen klinischen Studien bewährt haben und bald praktische Relevanz in der MS-Therapie gewinnen könnten.


2017 ◽  
Vol 09 (05) ◽  
pp. 42-46
Author(s):  
Friedemann Paul

ZusammenfassungMultiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die meist initial schubförmig-remittierend verläuft (RRMS) und häufig in einen sekundär chronisch-progedienten Verlauf (SPMS) übergeht. Zu den Symptomen zählen temporäre oder dauerhafte neurologische Ausfälle unter Umständen aller Funktionssysteme. Für die verlaufsmodifizierende Behandlung stehen zugelassene Medikamente zur Verfügung, deren Auswahl von Verlaufsform und Stadium der Erkrankung abhängt und zudem Patienten-Präferenzen berücksichtigen sollte. Empfohlen wird ein früher Beginn der MS-spezifischen Immuntherapie, um eine spätere Gewebeschädigung oder neurologische Behinderung zu verhindern bzw. hinauszuzögern.Der Refresher vermittelt die Verlaufsformen der Multiplen Sklerose und die darauf abgestimmte verlaufsmodifizierende Pharmakotherapie.


2014 ◽  
Vol 65 (4) ◽  
pp. 212-226 ◽  
Author(s):  
Stefan R. Schweinberger ◽  
Dana Schneider

Soziale Wahrnehmung, Kommunikation und Interaktion erfordern eine effiziente Analyse und Repräsentation personenbezogener Informationen. Dabei transportieren vor allem Gesichter und Stimmen eine Vielzahl sozial relevanter Informationen, etwa über die Identität einer Person, Emotionen, Geschlecht, Alter, Attraktivität, ethnische Zugehörigkeit oder momentaner Aufmerksamkeitsfokus. Trotz dieses Wissens sind die perzeptuellen Mechanismen der Wahrnehmung komplexer sozialer Stimuli erst in den letzten Jahren systematischer untersucht worden. Diese Entwicklung wurde vorallem durch (1) die Verfügbarkeit sophistizierter Reizmanipulationstechniken (z. B. Bild-, Video- und Stimmen-Morphing, Karikierung, und Mittelungstechniken) sowie (2) die Verfügbarkeit von Messmethoden der kognitiven und sozialen Neurowissenschaften ermöglicht. In diesem Artikel fassen wir den aktuellen Forschungsstand der Wahrnehmung von Personen, besonders bezüglich Gesichter und Stimmen, zusammen. Dabei diskutieren wir ausgewählte Beispiele aktueller Forschung, und legen dar, wie sich die Personenwahrnehmung zu einem zentralen Thema psychologischer Forschung entwickelt hat. Neue Evidenz zeigt, dass sozial relevante perzeptuelle Informationen in Gesichtern oder Stimmen nicht nur erste Eindrücke über Personen erzeugen, sondern dass diese Eindrücke auch moderate Validität aufweisen, so dass Gesichter oder Stimmen als „Fenster zur Person” betrachtet werden können. Wir argumentieren, dass weitere Fortschritte in anderen Feldern der sozialen Kognitionsforschung, welche reale oder virtuelle Agenten berücksichtigen (z. B. Theory of Mind Forschung, soziale Kategorisierung, menschliche Entscheidungen) von einer Berücksichtigung fazialer oder stimmlicher Informationen in der Personenwahrnehmung profitieren.


2020 ◽  
Vol 2 (4) ◽  
pp. 147-150
Author(s):  
Nadja Demitrowitz ◽  
Tjalf Ziemssen

Die Multiple Sklerose ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die aufgrund ihrer vielfältigen Symptomatik im Volksmund als die «Erkrankung der 1000 Gesichter» bekannt ist. In den letzten Jahren haben sich die dia­gnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gebessert, die eine frühzeitige, an die Krankheitsaktivität angepasste individualisierte Therapie ermöglichen. Im Fokus einer verbesserten Managementstrategie dieser immer noch nicht heilbaren, aber langfristig positiv zu beeinflussenden Erkrankung stehen somit gute interdisziplinäre Früh- und Differentialdiagnose sowie ein gutes Therapiemanagement, das neben der hier weiter ausgeführten immunmodulatorischen Therapie eine ganzheitliche symptomatische Therapie der vielen auftretenden Symptome (z.B. Depression, Spastik, Blasenstörungen, Schmerzen) umfasst.


2018 ◽  
Vol 13 (04) ◽  
pp. 54
Author(s):  
HP Eva C. Schmid

SummaryDie rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung der Gelenke. Etwa 800 000 Menschen sind in Deutschland davon betroffen. Frauen erkranken wesentlich häufiger und meist früher daran als Männer.


2021 ◽  
Vol 41 (01) ◽  
pp. 24-29
Author(s):  
Uwe Maus ◽  
Katharina Schultz ◽  
Björn Bühring

ZUSAMMENFASSUNGDie systemische Osteoporose ist gekennzeichnet durch einen Rückgang von Knochenmasse und Knochenstruktur und führt zu einem erhöhten Frakturrisiko. Das Risiko für eine Osteoporose wird beeinflusst vom Lebensalter, dem Geschlecht und weiteren Risikofaktoren. Die rheumatoide Arthritis als chronisch entzündliche Erkrankung der Gelenke führt neben der systemischen Osteoporose zusätzlich zu einer lokalen, periartikulären Osteoporose und auch im fortgeschrittenen Stadium zur Gelenkdestruktion. Daher ist eine möglichst frühe Diagnostik und ggfs. Therapie wichtig. In dem vorliegenden Beitrag sollen die notwendigen Schritte zur Diagnostik und zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen aufgezeigt werden. In einem weiteren Beitrag wird die Therapie der Osteoporose geschildert.


2021 ◽  
Author(s):  
Sascha Hansen ◽  
Lena Wettinger ◽  
Philipp Keune

Die Multiple Sklerose (MS) gilt als die häufigste chronisch-entzündliche ZNS-Erkrankung des jungen Erwachsenenalters. Der Krankheitsverlauf kann sehr variabel sein und die Behandlung erfordert oft auch ein fundiertes neuropsychologisches Fachwissen. In diesem Band werden zunächst grundlegende Kenntnisse über das Störungsbild, Ätiologie, Pathogenese und Störungstheorien dargestellt. Anschließend werden elementare neuropsychologische Kenntnisse für die fundierte Erfassung kognitiver Beeinträchtigungen vermittelt. Dabei wird auch auf die bei MS häufig auftretenden Faktoren Fatigue und Depressivität als wichtige zusätzliche Aspekte eingegangen. Darauf aufbauend werden die Möglichkeiten neuropsychologischer Therapie bei MS diskutiert. Ein beispielhafter Aufbau einer achtsamkeitsbasierten Intervention wird vorgestellt. Schließlich wird anhand eines ausführlichen Fallbeispiels das komplexe Zusammenwirken neuropsychologischer, psychosozialer und affektiver Variablen beleuchtet.


2016 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 89-96 ◽  
Author(s):  
Barbara Bartolini Gritti ◽  
Christoph Binder

ZusammenfassungAtherosklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Gefäßwände, die durch das Zusammenspiel von Dyslipidämie und vermehrtem oxidativen Stress verursacht wird. Die damit verbundene Lipidperoxidation führt zu einer Reihe von Abbauprodukten von Membranlipiden, sogenannten oxidations-spezifischen Epitopen (OSE). OSE finden sich in oxidierten Lipoproteinen und auf der Oberfläche absterbender Zellen, und ihre Fähigkeit inflammatorische und thrombogene Reaktionen auszulösen ist weithin bekannt. Jüngste Studien konnten zeigen, daß OSE spezifische Zielstrukturen für eine Reihe von zellulären und humoralen Rezeptoren des angeborenen Immunsystems darstellen. Dadurch kann das Immunsystem, metabolische Abbaubprodukte erkennen und wichtige physiologische “Haushaltsfunktionen” vermitteln, z.B. durch die kontrollierte Entsorgung abgestorbener Zellen und oxidierten Moleküle. So wurde gezeigt, daß natürliche IgM Antikörper mit Spezifität für OSE Mäuse vor der Entstehung atherosklerotischer Läsionen schützen. So können spezifische natürliche IgM Antikörper die pro-inflammatorischen und pro-thrombotischen Effekte von OSE neutralisieren, währenddessen niedrige Plasmaspiegel OSE-spezifischer IgM Antikörper mit einem erhöhten Risiko für Myokardinfarkt assoziiert sind. Schlussfolgerung: Das Verständnis der molekularen Komponenten und Mechanismen, die an diesem Prozess beteiligt sind, werden in Zukunft dazu beitragen, Personen mit einem erhöhten Risiko für Atherothrombose besser zu identifizieren und möglicherweise neue therapeutische Ansatzpunkte zu definieren.


2019 ◽  
Vol 17 (02) ◽  
pp. 5-15
Author(s):  
Uwe Gröber

ZusammenfassungAls Ursachen für die chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) werden neben einer genetisch bedingten Prädisposition Infektionen und weitere Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Fehlernährung, Stress und Vitamin-D-Mangel diskutiert. Die Ernährung hat über die Darmmikrobiota direkten Einfluss auf die Gesundheit des ZNS. Es zeichnet sich ab, dass eine Ernährung mit ω-3-Fettsäuren und viel Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten durch positive Beeinflussung von Darmflora und Darmbarriere bei MS günstig wirkt. Besondere Bedeutung kommt Mikronährstoffen wie Antioxidanzien, Vitamin B12, Biotin und Vitamin A zu.


2019 ◽  
Vol 68 (04) ◽  
pp. 211-216
Author(s):  
Uwe Gröber

ZusammenfassungMultiple Sklerose (auch Encephalomyelitis disseminata, ED) ist die häufigste chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Ursachen der Autoimmunerkrankung sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaft vermutet jedoch zwischenzeitlich, dass genetische Faktoren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die stetige Zunahme der Diagnoseprävalenz der Multiplen Sklerose in den letzten 30 Jahren wird v. a. in Verbindung gebracht mit einer Dysregulation des Immunsystems durch anthropogene Umweltveränderungen. Industriekost, die reich an gesättigten tierischen Fetten und raffinierten Kohlenhydraten ist, begünstigt die Entwicklung von entzündlichen Erkrankungen. Unsere Ernährung beeinflusst über die Mikroorganismen im Darm die Immunzellen des Gehirns und damit auch den Verlauf von MS.


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