Rheumatologische Erkrankungen und Schlaf – Schlafmedizinische Aspekte der Diagnostik und Therapie – Eine literaturbasierte Übersicht

2018 ◽  
Vol 43 (04) ◽  
pp. 277-288 ◽  
Author(s):  
Lennart Knaack ◽  
Jaroslaw Janicki

Zusammenfassung Ziel des auf einer PubMed-Recherche basierenden Übersichtsartikels ist es, die Schlafphysiologie und die pathophysiologischen Zusammenhänge von rheumatologischen Erkrankungen und primären sowie sekundären Schlafstörungen darzustellen. Dabei werden die somnologische Diagnostik und Therapie als ergänzende Verfahren in die rheumatologische Behandlungsstrategie eingebunden. Epidemiologie 70% aller Rheumapatienten berichten über einen verkürzten, oberflächlichen und wenig erholsamen Schlaf. Zudem treten bei über 20% der Erkrankungen primäre Schlafstörungen, z. B. das Schlafapnoe- und Restless Legs Syndrom, auf. Pathogenese Primäre und sekundäre Schlafstörungen können rheumaassoziierte Symptome wie Tagesschläfrigkeit, Fatigue und Depressivität, aber auch die Schmerzintensität und Krankheitsaktivität verstärken. Umgekehrt verschlechtern Schmerzintensität und inflammatorische Marker die Schlafqualität regelhaft. Bei rheumatischen Erkrankungen können neben einer Adipositas auch krankheitsspezifische skelettale Faktoren für ein Obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) prädisponieren. Das rheumatologisch komorbide auftretende Restless Legs Syndrom (RLS) mindert die Schlafqualität durch eine sensorisch bedingte Schlafstörung, sowie schlaffragmentierende periodische Beinbewegungen. Messverfahren Die somnologische Diagnostik umfasst introspektive Fragebögen und objektive Tests zu Reaktionsvermögen und Vigilanz. Komorbide auftretende Schlafbezogene Atmungs- und Bewegungsstörungen werden im Sinne eines apparativen und polygrafischen Screenings identifiziert. Mittels Polysomnografie im Schlaflabor erfolgt die spezifische Diagnosestellung und Therapieeinleitung sowie deren Kontrolle. Therapie Primäre und sekundäre Schlafstörungen bei RA-Erkrankungen werden verhaltenstherapeutisch, medikamentös (Insomnie und RLS) und apparativ (OSAS) behandelt. Eine suffiziente Diagnostik und Behandlung von Schlafstörungen bei rheumatologischen Erkrankungen beinhaltet eine koordinierte und interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen medizinischen Fachgebiete.

2019 ◽  
Vol 98 (11) ◽  
pp. 776-788
Author(s):  
Lennart Knaack ◽  
Jaroslaw Janicki

ZusammenfassungZiel des auf einer PubMed-Recherche basierenden Übersichtsartikels ist es, die Schlafphysiologie und die pathophysiologischen Zusammenhänge von rheumatologischen Erkrankungen und primären sowie sekundären Schlafstörungen darzustellen. Dabei werden die somnologische Diagnostik und Therapie als ergänzende Verfahren in die rheumatologische Behandlungsstrategie eingebunden. Epidemiologie 70 % aller Rheumapatienten berichten über einen verkürzten, oberflächlichen und wenig erholsamen Schlaf. Zudem treten bei über 20 % der Erkrankungen primäre Schlafstörungen, z. B. das Schlafapnoe- und Restless Legs Syndrom, auf. Pathogenese Primäre und sekundäre Schlafstörungen können rheumaassoziierte Symptome wie Tagesschläfrigkeit, Fatigue und Depressivität, aber auch die Schmerzintensität und Krankheitsaktivität verstärken. Umgekehrt verschlechtern Schmerzintensität und inflammatorische Marker die Schlafqualität regelhaft. Bei rheumatischen Erkrankungen können neben einer Adipositas auch krankheitsspezifische skelettale Faktoren für ein Obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) prädisponieren. Das rheumatologisch komorbide auftretende Restless Legs Syndrom (RLS) mindert die Schlafqualität durch eine sensorisch bedingte Schlafstörung, sowie schlaffragmentierende periodische Beinbewegungen. Messverfahren Die somnologische Diagnostik umfasst introspektive Fragebögen und objektive Tests zu Reaktionsvermögen und Vigilanz. Komorbide auftretende Schlafbezogene Atmungs- und Bewegungsstörungen werden im Sinne eines apparativen und polygrafischen Screenings identifiziert. Mittels Polysomnografie im Schlaflabor erfolgt die spezifische Diagnosestellung und Therapieeinleitung sowie deren Kontrolle. Therapie Primäre und sekundäre Schlafstörungen bei RA-Erkrankungen werden verhaltenstherapeutisch, medikamentös (Insomnie und RLS) und apparativ (OSAS) behandelt. Eine suffiziente Diagnostik und Behandlung von Schlafstörungen bei rheumatologischen Erkrankungen beinhaltet eine koordinierte und interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen medizinischen Fachgebiete.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (2) ◽  
pp. 125-130
Author(s):  
Dominique Flügel

Zusammenfassung. Schlafstörungen im Alter sind häufig und haben unterschiedliche Ursachen. Ältere Leute beklagen sich selten darüber, daher muss immer danach gefragt werden. Insomnien, schlafassoziierte Atemstörungen und das Restless-Legs-Syndrom nehmen im Alter zu. Nicht selten sind Schlafstörungen auch erstes Symptom anderer Erkrankungen. Bei Depressionen oder Angsterkrankungen, aber auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenzen oder dem Parkinsonsyndrom können sich Schlafstörungen vor kognitiven Störungen oder motorischen Beschwerden manifestieren. Schlafstörungen können auch Risikofaktor für andere Erkrankungen sein, wie zerebrale Ischämien und Herzrhythmusstörungen. Vieles muss bei der Diagnostik und Therapie berücksichtigt werden: Schlafgewohnheiten nachts und tagsüber, Medikamente und Begleiterkrankungen. Die Behandlung ist abhängig von der Ursache und sollte vor allem bei den Insomnien nicht-medikamentöse Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie beinhalten.


2019 ◽  
Vol 38 (03) ◽  
pp. 108-114
Author(s):  
Jens Spießhöfer ◽  
Peter Young ◽  
Matthias Boentert

ZusammenfassungViele neuromuskuläre Erkrankungen (NME) sind mit Begleitsymptomen verbunden, die den Schlaf und die Schlafqualität beeinträchtigen. Schlafstörungen können eine unspezifische Folge der Immobilisierung darstellen, aber besonders bei Erkrankungen des peripheren Nervensystems auch auf nächtliche Crampi oder ein Restless-legs-Syndrom zurückzuführen sein. Motoneuronerkrankungen, akute Immunneuropathien und viele Myopathien können im Verlauf mit einer relevanten Schwäche der Atemmuskulatur einhergehen, die sich initial als schlafbezogene Hypoventilation manifestiert und bis zur hyperkapnischen respiratorischen Insuffizienz voranschreiten kann. Zahlreiche Erkrankungen sind zudem mit einem erhöhten Risiko für eine obstruktive Schlafapnoe assoziiert. Schlafbezogene Symptome sind bei NME häufig und sollten gezielt erfragt werden, um eine geeignete Diagnostik und Therapie zu ermöglichen.


2014 ◽  
Vol 71 (11) ◽  
pp. 671-678
Author(s):  
Ramin Khatami

Das Spektrum der schlafmedizinischen Erkrankungen umfasst eine Reihe von speziellen neurologischen Erkrankungen, die sich durch eine hohe Prävalenz kennzeichnen oder die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Dem praktisch tätigen Arzt kommt eine Schlüsselrolle in der Erkennung und Behandlung dieser Erkrankungen zu und sollte deshalb mit den wichtigsten schlafmedizinischen neurologischen Erkrankungen vertraut sein. Im Folgenden werden als wichtigste Vertreter, das Restless Legs Syndrom (mit oder ohne Periodic Limb Movement im Schlaf), Bewegungsstörungen im Schlaf (v. a. nonREM- und REM-Schlaf-Parasomnien), epileptische Anfälle im Schlaf sowie die Narkolepsie vorgestellt. Die Narkolepsie gilt zwar als seltene Erkrankung, ermöglicht aber als Modellerkrankung physiologische bzw. pathophysiologische Vorgänge der Schlaf-/Wachregulation zu verstehen. Eine zunehmende Bedeutung gewinnt auch die REM-Schlafverhaltensstörung, die als Frühzeichen einer neurodegenerativen Erkrankung (z. B. Synukleinopathien wie Parkinson-Erkrankung) auftreten kann. Eine frühzeitige Diagnose eröffnet hier die Möglichkeit in Zukunft neuroprotektive Substanzen einzusetzen.


Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (24) ◽  
pp. 1319-1323
Author(s):  
Mirjam Hug ◽  
Stefan Lakämper ◽  
Kristina Keller ◽  
Regula Wick

Zusammenfassung. Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) steht für einen Symptomenkomplex aus vorwiegend beinbetonten Parästhesien und einem damit verbundenen erhöhten Bewegungsdrang. Da abendliche Exazerbationen typisch sind, leiden viele Patienten unter Ein- und Durchschlafstörungen, die längerfristig eine verstärkte Tagesmüdigkeit zur Folge haben können. Die vorliegende retrospektive Datenanalyse untersuchte einen möglichen verkehrsmedizinisch relevanten Zusammenhang zwischen RLS und einer erhöhten Inzidenz an Verkehrsunfällen durch Tagesschläfrigkeit im Schweizer Strassenverkehr. Ein direkter Zusammenhang zwischen RLS und dem Auftreten von Verkehrsunfällen konnte nicht gefunden werden. Dennoch sollte die Frage nach erhöhter Tagesschläfrigkeit in keinem (verkehrs-)medizinischen Gespräch fehlen.


Praxis ◽  
2011 ◽  
Vol 100 (2) ◽  
pp. 61-69
Author(s):  
Himmelberger ◽  
Schneider ◽  
Baumann

2019 ◽  
Vol 19 (03) ◽  
pp. 194-199
Author(s):  
Silvano Vella

ZusammenfassungDas Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine zentralnervöse, genetisch prädisponierte, durch biochemische Faktoren getriggerte chronisch-progrediente sensomotorische Störung, oft mit Beginn im Kindes- oder Jugendalter. Zugrundeliegend wird eine zerebrale Störung des Eisen- und Dopamin-Stoffwechsels postuliert. Diese manifestiert sich durch den unwiderstehlichen Zwang seine Extremitäten bewegen zu müssen, verbunden mit Parästhesien und Dysästhesien. Die Beschwerden nehmen in Ruhe und in der Nacht zu und bessern sich durch Bewegung. RLS sollte eigentlich mit Restless-Limbs-Syndrome übersetzt werden, da langfristig auch Beschwerden in den Armen auftreten können. Kinder ab 18 Monaten können bereits betroffen sein. Die Prävalenz im Kindes- und Jugendalter beträgt 2–4 %, in Assoziation mit ADHS noch höher. Die Diagnose des RLS beruht auf anamnestischen und somit subjektiv geprägten Aussagen, die bei Kindern mit beschränkten sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten schwierig zu werten sind. Bis zu 75 % der RLS-Betroffenen entwickeln im Schlaf periodische Extremitätenbewegungen, welche die Nachtruhe empfindlich stören können (PLMS, periodic limb movements in sleep). Mitbetroffen sind die kognitive Leistungsfähigkeit, Stimmung und Lebensqualität am Tag. Eisenmangel, Genussmittel und gewisse Medikamente können die Beschwerden verstärken. Im Gegensatz zum RLS können PLMS mit neurophysiologischen Messungen objektiviert werden. Therapeutisch steht an erster Stelle die Behandlung eines allfälligen Eisenmangels. Entwickelt wurden Algorithmen für intravenöse Therapien. Falls angezeigt, kommen L-Dopa oder Dopamin-Agonisten zur Anwendung. Da auch Kinder eine Zunahme der RLS-Symptome unter dieser Therapie erleben (Augmentationen), wird zunehmend eine primäre Gabe von Alpha-2-Liganden bevorzugt.Dieser Artikel möchte auf die wichtige Aufgabe von Kinderärzten und Grundversorgern bei der rechtzeitigen Erkennung und Behandlung von RLS/PLMS hinweisen.


2008 ◽  
Vol 35 (S 01) ◽  
Author(s):  
M Krost ◽  
M Bodden ◽  
K Stiasny-Kolster ◽  
R Dodel ◽  
E Kalbe

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