Durch den digitalen Medienwandel ist der Begriff der Öffentlichkeit problematisch geworden. Die Debatte fokussiert sich zumeist auf die Frage, ob die sogenannte bürgerliche Öffentlichkeit durch das Internet im Niedergang begriffen ist oder eine Intensivierung und Pluralisierung erfährt. Rudolf Maresch zeichnet die berühmte Untersuchung der Kategorie durch Jürgen Habermas nach und zieht den von ihm konstatierten Strukturwandel der Öffentlichkeit in Zweifel. Dagegen verweist er auf die gouvernementalen und medialen Prozesse, die jede Form von Kommunikation immer schon gesteuert haben. Öffentlichkeit sei daher ein Epiphänomen nicht allein des Zeitungswesens, sondern der bereits vorgängig ergangenen postalischen Herstellung einer allgemeinen Adressierbarkeit von Subjekten. Heute sei Öffentlichkeit innerhalb der auf Novitäts- und Erregungskriterien abstellenden Massenmedien ein mit anderen Angeboten konkurrierendes Konzept. Mercedes Bunz konstatiert ebenfalls eine Ausweitung und Pluralisierung von Öffentlichkeit durch den digitalen Medienwandel, sieht aber die entscheidenden Fragen in der Konzeption und Verteilung von Evaluationswissen und Evaluationsmacht. Nicht mehr die sogenannten Menschen, sondern Algorithmen entscheiden über die Verbreitung und Bewertung von Nachrichten. Diese sind in der Öffentlichkeit – die sie allererst erzeugen – weitgehend verborgen. Einig sind sich die Autoren darin, dass es zu einer Pluralisierung von Öffentlichkeiten gekommen ist, während der Öffentlichkeitsbegriff von Habermas auf eine singuläre Öffentlichkeit abstellt. </br></br>Due to the transformation of digital media, the notion of “publicity” has become problematic. In most cases, the debate is focused on the question whether the internet causes a decline of so-called civic publicity or rather intensifies and pluralizes it. Rudolf Maresch outlines Jürgen Habermas's famous study of this category and challenges his claim concerning its “structural transformation,” referring to the governmental and medial processes which have always already controlled every form of communication. Publicity, he claims, is an epiphenomenon not only of print media, but of a general addressability of subjects, that has been produced previously by postal services. Today, he concludes, publicity is a concept that competes with other offers of mass media, which are all based on criteria of novelty and excitement. Mercedes Bunz also notes the expansion and pluralization of the public sphere due to the change of digital media, but sees the crucial issues in the design and distribution of knowledge and power by evaluation. So-called human beings no longer decide on the dissemination and evaluation of information, but algorithms, which are for the most part concealed from the public sphere that they produce in the first place. Both authors agree that a pluralization of public sphere(s) has taken place, while Habermas's notion of publicity refers to a single public sphere.