Bedrohung der Menschenrechte älterer Personen im Kontext der Corona-Krise3

Author(s):  
Johannes Pantel

Im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 mehrten sich weltweit die Hinweise, dass die Menschenrechte älterer Personen durch die sozialen, ökonomischen und politischen Folgen der sogenannten Corona-Krise in besonderer Weise bedroht sein könnten. Unter Bezugnahme auf öffentliche Stellungnahmen von staatlichen und nichtstaatlichen nationalen und transnationalen Organisationen werden in dem vorliegenden Beitrag diese Menschenrechtsrisiken beschrieben und anhand konkreter Problemfelder diskutiert. Bezogen auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UN betreffen sie insbesondere das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person, die Gleichheit vor dem Gesetz und den Schutz vor Diskriminierung, das Recht auf Freizügigkeit sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Krankheit, Invalidität und im Alter. Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie allein lebende, chronisch kranke und gebrechliche ältere Menschen scheinen hiervon verstärkt betroffen zu sein. Infolge Pandemie-bedingter Reallokation von Gesundheitsleistungen, der Reaktivierung negativer Altersbilder und einer altersselektiven Einschränkung von Freiheitsrechten können jedoch auch ältere Menschen, die keiner dieser vulnerablen Gruppen angehören, Verletzungen ihrer Menschenrechte erleiden. Die dargestellten Zusammenhänge verdeutlichen die Fragilität bestehender Schutzmechanismen und betonen die Dringlichkeit entsprechender Gegenmaßnahmen.

2012 ◽  
Vol 20 (2) ◽  
pp. 25-27 ◽  
Author(s):  
Martin-Immanuel Bittner ◽  
Ulrich Stößel

EinleitungKlimaprognosen gehen von einer in Zukunft steigenden Gefährdung durch Hitzewellen aus. Besonders vulnerabel sind unter anderem ältere Menschen, chronisch Kranke und Alleinlebende; zudem sind städtische Gebiete verstärkt betroffen. In einer explorativen Interviewstudie wurden 2009/10 in Freiburg n = 20 Probanden zu ihrem Schutz- und Mitigationsverhalten bei Hitzewellen befragt. Die Ergebnisse bestätigen, dass die Public Health Forschung in diesem Feld an Bedeutung gewinnt. Mögliche Public Health Interventionen müssen sich auf die genauere Erfassung von Gefährdungslagen und Ressourcen stützen.


2002 ◽  
Vol 15 (2) ◽  
pp. 53-60
Author(s):  
Hendrik Berth ◽  
Andreas Dinkel ◽  
Friedrich Balck
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Die Möglichkeiten und Grenzen der Gendiagnostik erfahren zurzeit eine breite öffentliche Diskussion. In einer für Deutschland repräsentativen Erhebung mit N = 2.076 Befragten im Alter von 14 bis 95 Jahren wurde 2001 ein Fragebogen (12 Items) zu den Vor- und Nachteilen molekulargenetischer Diagnostik für erbliche Erkrankungen (Gentests) eingesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen bei den N = 602 über 60jährigen Befragten im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen signifikante Unterschiede. Ältere Menschen befürworten insgesamt das Durchführen von Gentests weniger, sie sehen weniger mögliche Vorteile und mehr Nachteile, wie etwa Schwangerschaftsabbrüche. Andererseits haben sie auch weniger Befürchtungen bzgl. genetischer Untersuchungen (z. B. Datenmissbrauch). Diese Ergebnisse entsprechen den in internationalen Studien gefundenen Trends.


2002 ◽  
Vol 15 (4) ◽  
pp. 205-209
Author(s):  
Hans-Werner Wahl

Zusammenfassung: Psychologische Variablen werden allgemein als bedeutsam für den Verlauf und Ausgang geriatrischer Rehabilitation angesehen, jedoch liegen nur wenige empirische Studien zu dieser Thematik vor. In der vorliegenden Arbeit wurden N = 90 ältere Menschen (M = 78.8; 84 % Frauen) vor und nach Ende einer geriatrischen Rehabilitation mit einem Instrumentarium untersucht, das sowohl im engeren Sinne “geriatrische” Verfahren (wie Barthel-Index) wie auch psychologische Maße beinhaltete. Ein besonderes Auswertungsanliegen war die Untersuchung der Frage, ob sich das korrelative Gefüge der Variablen vor und nach der Rehabilitation bedeutsam unterscheidet. Hier zeigte sich, dass dieses vor allem im Kontext der Variable Autonomie, jedoch nicht hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens der Fall war. So ko-variierten nach Abschluss der Rehabilitationn psychologische Maße wie z. B. Ängstlichkeit und verhaltensbezogene Bewältigung stärker mit der Variable Autonomie als vor Beginn der Rehabilitation. Eine Erklärung hierfür könnte darin liegen, dass psychische Variablen (wieder) eine größere Rolle für die Aufrechterhaltung von Autonomie spielen, wenn gegen Ende der Rehabilitation die physischen Potenziale reaktiviert sind.


2004 ◽  
Vol 61 (2) ◽  
pp. 117-124
Author(s):  
Solenthaler ◽  
Tobler

Die myelodysplastischen Syndrome bilden eine heterogene Gruppe von Krankheiten mit klonal expandierten hämatopoetischen Vorläuferzellen im Knochenmark, die durch eine ineffektive Hämatopoese, periphere Zytopenien unterschiedlicher Ausprägung und einem erhöhten Risiko für eine Transformation in eine akute myeloische Leukämie gekennzeichnet sind. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, was einen kurativen Therapieansatz mittels allogener Stammzelltransplantation in den meisten Fällen von vorneherein ausschließt. Neben der rein palliativen Therapie (Transfusionen, Infektbehandlung) stehen heute alternative Therapien zur Diskussion wie Wachstumsfaktoren und Immunmodulatoren sowie intensive Chemotherapien auch beim älteren Hochrisikopatienten mit Blastenvermehrung. Wichtig ist die Eisenchelierung bei langfristiger Transfusionsabhängigkeit zur Vermeidung einer sekundären Hämochromatose.


2002 ◽  
Vol 59 (7) ◽  
pp. 323-327
Author(s):  
Baum

Der mit zunehmendem Alter beobachtbare Verlust an Kraft, Koordination, Ausdauer und Flexibilität ist nur zum Teil als Alterungsprozess per se zu verstehen. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die körperliche Aktivität, d.h. die impliziten oder expliziten Trainingsreize. Denn alle körperlichen Leistungsmerkmale sind noch bis ins höchste Alter unter der Voraussetzung trainierbar, dass die Trainingsintensität und die Reizdichte hinreichend hoch sind. Bei Trainingsangeboten für ältere Menschen kommen der Kraft und der Koordination eine besondere Bedeutung zu, da sie die Basis für eine selbständige Lebensführung darstellen. Um das Krafttraining aus kardio-vaskulärer Sicht möglichst sicher zu gestalten, wurde von uns eine Trainingsform entwickelt und erprobt, bei der es im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden zu signifikant geringeren Blutdruckanstiegen kommt.


2020 ◽  
Vol 34 (3-4) ◽  
pp. 201-219
Author(s):  
Kathleen Schnick-Vollmer ◽  
Christiane Diefenbach ◽  
Christine Gräf ◽  
Dorle Hoffmann ◽  
Isabell Hoffmann ◽  
...  

Zusammenfassung. Das schulbezogene Wohlbefinden (SBWB) ist eine wichtige Voraussetzung für schulischen Erfolg. Trotzdem existieren – insbesondere mit Blick auf die Erfassung des SBWB von Erstklässlern – im deutschsprachigen Raum nur vereinzelt Studien. Dies lässt sich möglicherweise durch das Fehlen geeigneter Instrumente begründen. Dies gilt auch und insbesondere dann, wenn der Gesundheitszustand der Kinder berücksichtigt werden soll. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der Validierung des adaptierten Fragebogens zur Erfassung von emotionalen und sozialen Schulerfahrungen (FEESS 1 – 2; Rauer & Schuck, 2004 ) mit Fokus auf die Eignung des Instruments für chronisch kranke und gesunde Kinder. Dafür wird zunächst das Konstrukt Wohlbefinden (WB) resp. SBWB definiert und in einschlägige Theorien – die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan (1985) und das Erwartung-mal-Wert-Modell nach Wigfield und Eccles (2000) – eingebettet. Die Bedeutung der verwendeten FEESS-Skalen und ihr Zusammenhang zum schulischen Erfolg werden aufgezeigt. 1491 Kinder wurden zu ihrer Lernfreude (LF), sozialen Integration (SI) und zu ihrem schulbezogenen Fähigkeitsselbstkonzept (SK) befragt. Die Erfassung des Gesundheitszustands wurde über Elternfragebögen und Schuleingangsuntersuchungen eruiert. Zudem wurden die Eltern zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (LQ) ihrer Kinder mit Hilfe eines Fragebogens zur Erfassung der Lebensqualität von Kindern (KINDL; Bullinger, Mackensen & Kirchberger, 1994 ) befragt. Die psychometrische Qualität der adaptierten FEESS-Skalen wurde für beide Gruppen (erkrankt / gesund) auf Skalen- und Itemebene untersucht. Hierzu kamen sowohl klassische Verfahren als auch Verfahren der Item-Response-Theorie zum Einsatz. Die Ergebnisse untermauern die Validität des Konstruktes SBWB und stützen die Annahme der Dreidimensionalität (LF, SI, SK). Alle drei Skalen zeigen eine zufriedenstellende bis sehr gute Reliabilität. Die Items zeigen sehr gute MNSQ-Werte (weighted mean-square; gewichtete Abweichungsquadrate) und geeignete Trennschärfen. Die externe Validität, für deren Berechnung der Zusammenhang zwischen den Angaben der Kinder und den Angaben der Eltern zur gesundheitsbezogenen LQ untersucht wurde, konnte noch nicht ausreichend nachgewiesen werden. Bis auf diese Einschränkung kann mit Hilfe der adaptierten FEESS-Skalen im nächsten Schritt das SBWB von gesunden und erkrankten Kindern verglichen werden, um mögliche Chancenungleichheiten auszugleichen.


Pflege ◽  
2001 ◽  
Vol 14 (1) ◽  
pp. 29-37 ◽  
Author(s):  
Anja Schopp ◽  
Theo Dassen ◽  
Maritta Välimäki ◽  
Helena Leino-Kilpi ◽  
Gerd Bansemir ◽  
...  

Ziel dieser Untersuchung war die Autonomie, Privatheit und die Umsetzung des Prinzips der «informierten Zustimmung» aus der Perspektive des institutionell zu betreuenden, älteren Menschen zu beschreiben. Die Untersuchung ist ein Teil des durch die EU-Kommission unterstützten BIOMED 2 Projektes «Patient’s autonomy and privacy in nursing interventions»1. Interviewdaten (n = 95) wurden in deutschen Kliniken der Geriatrie und Pflegeheimen gesammelt. Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer in geringem Maß selbstbestimmte Entscheidungen treffen konnten. Das Prinzip der «informierten Zustimmung» wurde wenig umgesetzt. Ihre Privatheit sahen die Teilnehmer in Mehrbettzimmern sowie in Situationen des Ankleidens und bei der Verrichtung der Ausscheidungen nicht respektiert. Es ist anzunehmen, dass ältere Menschen wegen Informationsdefiziten, durch ihren Hilfsbedarf und durch die festgelegten Organisationsstrukturen der Pflegeeinrichtungen eine passive Krankenrolle übernehmen. Es wäre denkbar, dass die Autonomie der älteren Menschen gefördert werden könnte, wenn die Pflegekräfte sie in der Rolle des Fürsprechers bei selbstbestimmten Entscheidungen unterstützen würden. Bei den pflegerischen Interventionen würde die Umsetzung des Prinzips der «informierten Zustimmung» sowohl die Autonomie als auch die Respektierung der Privatheit fördern. Es ist außerdem anzunehmen, dass durch Flexibilisierung der Organisationsstrukturen der Pflegeeinrichtungen die Autonomie und Lebensqualität der älteren Menschen gefördert werden könnte.


Pflege ◽  
2014 ◽  
Vol 27 (6) ◽  
pp. 393-403
Author(s):  
Heidi Petry ◽  
Susanne Suter-Riederer ◽  
Carmen Kerker-Specker ◽  
Lorenz Imhof

Hintergrund: Patientenzentrierte und individuell ausgerichtete Angebote, wie die häusliche Beratung durch Pflegeexpertinnen-APN (Advanced Practice Nurses), eignen sich besonders, chronisch kranke alte Menschen in einer möglichst selbstständigen Lebensführung zu unterstützen. Methode: Um die Qualität einer patientenzentrierten Beratung zu evaluieren, wurde ein 23-Item Instrument entwickelt und seine psychometrischen Eigenschaften mit einer Stichprobe von 206 Personen, die 80 Jahre und älter waren getestet. Ziel: Ziel dieses Artikels ist es, die Entwicklung und Evaluation des APN-BQ zu beschreiben. Die psychometrische Testung des Instruments erfolgte anhand einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. Ergebnisse: Die Analyse ergab eine stabile vier Faktorenstruktur (FS = 0,91) mit 19 Items. Alle Faktoren hatten eine Faktorladung > 0,45. Die interne Konsistenz der Gesamtskala ergab einen Wert von Cronbachs alpha 0,86. Die hohe Rücklaufquote der Fragebogen und die Tatsache, dass 98,8 % der Fragen beantwortet wurden, bestätigten die Anwendungsfreundlichkeit und Akzeptanz des Instruments. Schlussfolgerungen: Das APN-BQ erwies sich als zuverlässiges und in Bezug auf Inhalt und Konstrukt valides Instrument, die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität einer patientenzentrierten Beratungsintervention in der gemeindenahen Versorgung sowie das Ausmaß der Partizipation und Selbstbefähigung (Empowerment) der zu Beratenden zu messen.


Pflege ◽  
2016 ◽  
Vol 29 (3) ◽  
pp. 137-149
Author(s):  
Mariella Bernsteiner ◽  
Thomas Boggatz
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Hintergrund: Wohlbefinden ist ein wichtiges Ergebnis von Pflege und Betreuung, das jedoch nur selten erfasst wird. Die Skala des psychologischen Wohlbefindens nach Ryff erfasst dieses Konstrukt, ist jedoch nicht auf die Situation von BewohnerInnen in Pflegeheimen und im betreuten Wohnen ausgelegt. Ziel: Eine inhaltsvalide Version der Skala für ältere Menschen im Pflegeheim und betreuten Wohnen im deutschsprachigen Raum zu entwickeln. Methode: Es wurde eine Delphi-Studie in zwei Runden mit 56 ExpertInnen aus Pflegeheimen bzw. aus betreuten Wohneinrichtungen im Bundesland Salzburg durchgeführt. Verbesserungsvorschläge wurden in offenen Fragen erfasst, und die Items konnten anhand einer vierstufigen Likert-Skala bewertet werden. Für die Akzeptanz der Items war eine Zustimmung von mindestens 80 % notwendig. Bei der qualitativen Auswertung wurden die Aussagen miteinander verglichen und in Codes und Kategorien zusammengefasst. Ergebnisse: 38 von insgesamt 54 Items wurden nach der ersten Runde (Rücklaufquote: 34,6 %) überarbeitet. In der zweiten Runde (Rücklaufquote: 64,7 %) erhielten alle Items die Zustimmung der ExpertInnen (≥ 80 %). Die Kritikpunkte bezogen sich z. T. allgemein auf die Formulierung der Fragen und z. T. auf Aspekte von Wohlbefinden, die für ältere, unterstützungsbedürftige Menschen nicht mehr relevant seien (z. B. die Erfüllung von Pflichten). Schlussfolgerungen: Eine modifizierte Version der Skala wurde entwickelt, die aus Sicht der ExpertInnen das Wohlbefinden der Zielgruppe erfasst. Diese sollte nun einer psychometrischen Testung unterzogen werden.


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