Strategie bei chronischem Koronarsyndrom

2021 ◽  
Vol 78 (01) ◽  
pp. 2-10
Author(s):  
Seung-Hyun Kim ◽  
Michael Behnes ◽  
Ibrahim Akin

Zusammenfassung. In den neuen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wurde der bisherige Begriff «stabile koronare Herzkrankheit (KHK)» durch den neuen Begriff «chronisches Koronarsyndrom (CCS)» ersetzt, um den chronischen, progredienten Krankheitscharakter der KHK hervorzuheben. Bei der Behandlung der Patienten mit CCS nehmen sowohl die medikamentöse Therapie als auch die Myokardrevaskularisation eine zentrale Rolle ein. Aufgrund der Heterogenität des CCS ist es im klinischen Alltag eine Herausforderung zu bestimmen, welche Patienten von einer perkutanen Koronarintervention (PCI) profitieren können. Zudem ist die Bedeutung der PCI gerade bei Patienten mit CCS weiter umstritten. Im vorliegenden Artikel werden das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Patienten mit CCS unter Berücksichtigung der aktuellen ESC-Leitlinien und der ISCHEMIA Trial (International Study of Comparative Health Effectiveness with Medical and Invasive Approaches) diskutiert, um eine optimale Strategie zur Verbesserung der Symptome und Prognose von CSS-Patienten darzulegen.

2018 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 526-532
Author(s):  
Udo Sechtem ◽  
Peter Ong

ZusammenfassungDie optimale Therapie bei Patienten mit stabiler Angina pectoris ist umstritten. Der therapeutische Ansatz, eine verursachende epikardiale Stenose aufzudehnen oder zu überbrücken, ist gut nachvollziehbar. Die Ergebnisse der perkutanen Koronarintervention (PCI) und der Bypassoperation sind aber von Ausnahmen abgesehen prognostisch nicht besser als die einer konservativ-medikamentösen Therapie. Die PCI hat bezüglich der Symptomatik kurzfristig zwar leichte Vorteile im Vergleich zur antianginösen Therapie mit Kurzzeitnitraten, Calciumantagonisten und/oder Betablockern. Im Verlauf von 1–3 Jahren sind diese Unterschiede aber nicht mehr nachweisbar. Viele Patienten leiden trotz fehlender epikardialer Koronarstenosen unter Angina pectoris. Dies wird durch eine Dysfunktion der Mikrovaskulatur verursacht, die ebenso wie die epikardialen Koronarstenosen mit den bekannten konventionellen Risikofaktoren arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und familiärer Belastung assoziiert sind. Die mikrovaskuläre Dysfunktion ist auch eine häufige Ursache für Angina-pectoris-Beschwerden, die nach Revaskularisation persistieren. Wenn eine prognostische oder symptomatische Indikation zur Revaskularisation besteht, werden der SYNTAX-Score, das perioperative Risiko und die koronare Anatomie zurate gezogen, um das beste Revaskularisationsverfahren für den Patienten zu wählen. Unabhängig von einer Revaskularisation sind eine Änderung des Lebensstils, die Kontrolle der Risikofaktoren und eine medikamentöse Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern, Cholesterinsenkern und gegebenenfalls ACE-Hemmern/AT1-Antagonisten unverzichtbarere Bestandteile der optimalen Versorgung von Patienten mit stabiler KHK.


Praxis ◽  
2021 ◽  
Vol 110 (6) ◽  
pp. 313-323
Author(s):  
Philipp Jakob ◽  
Erik W. Holy ◽  
Patrick Siegrist ◽  
Jonathan Michel ◽  
Robert Manka ◽  
...  

Zusammenfassung. Die koronare Herzkrankheit gehört zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Sie ist mit einer substanziellen Morbidität und Mortalität vergesellschaftet. In den neuen Leitlinien der ESC wird die stabile koronare Herzkrankheit neu als chronisches Koronarsyndrom (Chronic Coronary Syndrome, CCS) bezeichnet. Lebensstilveränderungen und eine optimale medikamentöse Therapie stellen im Rahmen der Sekundärprävention die Hauptpfeiler in der Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit dar. Der Stellenwert der koronaren Revaskularisation bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom wird seit Jahren intensiv diskutiert. Grundsätzlich wird sie aus prognostischer oder symptomatischer Indikation durchgeführt. Wir diskutieren Aspekte der koronaren Revaskularisation bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom basierend auf den aktuellen Leitlinien, wobei ein besonderer Fokus auf der Indikationsstellung der perkutanen Revaskularisation und der Vorgehensweise bei nicht-obstruktiver koronarer Herzkrankheit liegt.


2020 ◽  
Vol 9 (03) ◽  
pp. 289-296
Author(s):  
Jochen Cremer ◽  
Markus Ernst

ZusammenfassungPatienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit können bei Indikation für revaskularisierende Maßnahmen sehr erfolgreich mit einer koronaren Bypassoperation (CABG) behandelt werden. Trotz der deutlich ausgeprägteren Invasivität des chirurgischen Eingriffs sind die Frühergebnisse sehr respektabel und keineswegs automatisch schlechter als nach perkutaner koronarer Intervention (PCI) in den typischen Dimensionen 30-Tage-Letalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Revaskularisation. Ein ganzes Spektrum operationstechnischer Konzepte erlaubt eine hohe Individualisierung der Prozeduren auf die spezielle Situation des Patienten unter Einbeziehung persönlicher Prioritäten. Trotz einer scheinbar progressiveren Entwicklung von PCI-Techniken zeigen auch neuere Koronarstudien für Dreigefäßerkrankungen und Hauptstammstenosen signifikant bessere Langzeitergebnisse für die Bypassoperation. Auch für ältere Patienten und speziell auch für Diabetiker erlaubt die Bypassoperation exzellente Langzeitergebnisse und hohe Lebensqualität. In aktuellen interdisziplinären Leitlinien werden differenzierte Empfehlungen gegeben, wann eine Bypassoperation anderen Behandlungsoptionen vorgezogen werden soll.


2019 ◽  
Vol 48 (05) ◽  
pp. 177-180
Author(s):  
Eva Freisinger ◽  
Nasser Malyar ◽  
Holger Reinecke

ZUSAMMENFASSUNGMit einer Inzidenz von weltweit mehr als 200 Millionen Menschen stellt die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) eine ernst zu nehmende Erkrankung dar, deren Prognose oftmals unterschätzt wird. Daher ist eine frühzeitige Diagnose, verbunden mit der Einleitung optimaler therapeutischer und sekundärpräventiver Maßnahmen außerordentlich wichtig, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Zum diagnostischen Screening hat sich als Standard die sog. Ankle-Brachial-Index-Messung (ABI-Messung) etabliert. Bei Nachweis einer pAVK ist eine optimale medikamentöse Therapie (Statin in allen Stadien, Thrombozytenaggregationshemmer ab Stadium IIa nach Fontaine) einzuleiten. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit einer revaskularisierenden Therapie ab dem Stadium IIb nach Fontaine geprüft und bei kritischer Extremitätenischämie mit Ruheschmerzen und/oder akralen Ulzera und Nekrosen fachkundig durchgeführt werden. Bei der Hälfte aller pAVK-Patienten ist auch eine koronare Herzkrankheit nachweisbar, daher ist die Diagnostik und Behandlung kardiovaskulärer Co-Morbiditäten von außerordentlicher Bedeutsamkeit. Auch begleitende modifizierbare kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes sowie chronische Nieren- und Herzinsuffizienz sollten in regelmäßigen Abständen abgeklärt und kontrolliert werden. Hinzu kommt ein großer Anteil an Patienten mit gesundheitsbedenklichem Lebensstil, allem voran ein zumeist langjähriger Nikotinabusus, Übergewicht und körperliche Inaktivität. pAVK-Patienten benötigen daher eine breite interdisziplinäre Betreuung u. a. durch Angiologen, Kardiologen, Diabetologen, Nephrologen, häufig weiter ergänzt durch andere ärztliche und nicht-ärztliche Fachdisziplinen (z. B. Orthopädie, Chirurgie, Podologie, Ernährungsmedizin/Sportmedizin).


2003 ◽  
Vol 60 (11) ◽  
pp. 697-701 ◽  
Author(s):  
F. Follath

Eine Depression kann bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle spielen: (1) Epidemiologische Beobachtungen sprechen dafür, dass manifeste Symptome einer Depression bei Patienten nach Myokardinfarkt mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind. Zudem haben solche Patienten auch vermehrte Komplikationen, wie kardiale Arrhythmien. (2) Patienten mit Depression und chronisch koronarer Herzkrankheit haben eine schlechtere kardiale Leistungsfähigkeit mit häufigen und stärkeren ischämischen Thoraxschmerzen, schlechterem Ansprechen auf die medikamentöse Therapie und einer reduzierten Lebensqualität. Die Befolgung der Therapieempfehlungen ist ebenfalls oft schlechter. (3) Die pathophysiologischen Mechanismen der erhöhten Komplikationsrate und Mortalität durch Depression sind nicht voll erklärt, aber eine erhöhte sympathoadrenerge Stimulation und Veränderungen der Blutgerinnung scheinen eine wesentliche Rolle zu spielen. Antidepressive Medikamente, wie die trizyklischen Antidepressiva, können auch einen negativen Einfluss haben, da solche Medikamente proarrhythmische und kardiodepressive Nebenwirkungen haben. Die Verträglichkeit der neuen Antidepressiva der Serotoninwiederaufnahmehemmer ist hingegen gut. Was sind die praktischen Konsequenzen einer depressiven Symptomatik bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit? Erstens sollten die psychischen Symptome auch durch Nicht-Psychiater vermehrt beachtet und identifiziert werden. Obwohl bis heute nicht erwiesen ist, dass eine antidepressive Medikation die gefährlichen Komplikationen signifikant vermindert, gibt es erste positive Berichte über einen günstigen Einfluss der Serotoninwiederaufnahmehemmer. Aus diesen Gründen sollte auch eine engere Kooperation zwischen Kardiologen, Generalisten und Psychiatern angestrebt werden.


2020 ◽  
Vol 145 (20) ◽  
pp. 1476-1480
Author(s):  
Stanislav Keranov ◽  
Holger Nef

Was ist neu? Vortestwahrscheinlichkeit In den aktualisierten Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) wird die stabile koronare Herzkrankheit zum chronischen Koronarsyndrom (CCS) umbenannt. Unter CCS werden 6 verschiedene Szenarien definiert, die der Heterogenität Rechnung tragen. Die diagnostische Beurteilung der Vortestwahrscheinlichkeit spielt auch in der aktuellen Leitlinie bei möglichem Vorliegen einer stenosierenden KHK eine wichtige Rolle. Die Hinzunahme von Dyspnoe und der klinischen Wahrscheinlichkeit als zusätzliche Variablen zur besseren Abschätzung der Vortestwahrscheinlichkeit sind 2 wichtige Neuerungen. Diagnostische Verfahren Bildgebende Verfahren wie die CT-Angiografie wurden als diagnostische Verfahren zur Detektion von KHK deutlich aufgewertet, während das Belastungs-EKG diesbezüglich nicht mehr routinemäßig empfohlen wird. Die invasive Koronarangiografie mit Revaskularisationsoption bleibt ein zentrales diagnostisches und therapeutisches Verfahren. Therapie Neben der antianginösen, lipidsenkenden und antithrombotischen Therapie wird in der aktuellen CCS-Leitlinie ein besonderes Augenmerk auf Prävention mittels Lebensstilmodifikation gelegt.


Praxis ◽  
2021 ◽  
Vol 110 (1) ◽  
pp. 37-47
Author(s):  
Konstantinos Koskinas ◽  
Andreas Melmer ◽  
Nicole Steiner ◽  
Andreas Gübeli ◽  
Matthias Wilhelm ◽  
...  

Zusammenfassung. Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Neben der Optimierung der Glykämie steht die Diagnose und Kontrolle kardiovaskulärer Risikofaktoren im Vordergrund. Die Therapiemöglichkeiten umfassen die Anpassung des Lebensstils, die individualisierte medikamentöse Therapie sowie die leitliniengerechte Behandlung kardiovaskulärer Begleit- oder Folgeerkrankungen, die häufiger bei Menschen mit Diabetes auftreten. Sie umfassen Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern genauso wie die koronare Herzkrankheit und den plötzlichen Herztod. Durch die korrekte Wahl antidiabetischer Medikamente und gerätetechnischer Interventionen können kardiovaskuläre Risikofaktoren kontrolliert, das kardiovaskuläre Risiko gesenkt und Begleit- bzw. Folgeerkrankungen zielgerichtet behandelt werden. Der vorliegende Review soll als Orientierung zur Diagnose, Behandlung und Wahl der Therapie bei Menschen mit Diabetes Typ 2 ohne und mit kardiovaskulären Begleit- oder Folgeerkrankungen dienen.


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