Ökonomische Evaluation eines manualbasierten Therapiekonzeptes für psychisch kranke Kinder und Jugendliche mit schulvermeidendem Verhalten

Author(s):  
Ann-Kathrin Weschenfelder ◽  
Volker Reissner ◽  
Martin Knollmann ◽  
Johannes Hebebrand ◽  
Jürgen Wasem ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Schulvermeidung erhöht ohne frühzeitige Diagnostik und Therapie das Risiko eines vorzeitigen Abbruchs der Bildungskarriere. Ziel dieser Arbeit ist die ökonomische Evaluation eines Manuals zur Behandlung von schulvermeidendem Verhalten im Vergleich zur Behandlung im kinder- und jugendpsychiatrischen Hilfesystem unter Standardbedingungen. Methodik: Im Rahmen der durchgeführten Kosten-Minimierungs-Analyse erfolgt die Erhebung der Ressourcenverbräuche retrospektiv für je 6 Monate mittels adaptiertem CSSRI-Fragebogen. Die Ressourcenverbräuche in den meisten Leistungsbereichen werden mit publizierten Standardpreisen bewertet. Die Darstellung der Kosten erfolgt aus gesellschaftlicher Perspektive für das Jahr 2011. Der Kostenvergleich zwischen den Therapiekonzepten im einjährigen Interventionszeitraum erfolgt anhand eines Differenz-von-Differenzen-Ansatzes. Ergebnisse: Bei den 112 Studienteilnehmern liegen am häufigsten phobische und emotionale Störungen vor. Die durchschnittlichen Gesamtkosten pro Patient im Interventionszeitraum betragen 7197 € (95 %-KI: 4746 € bis 10 079 €) in der Manualgruppe und 9294 € (95 %-KI: 6313 € bis 12 878 €) in der Kontrollgruppe. Die Differenz der bereinigten Kosten beträgt 1453 € zugunsten der Manualgruppe, wobei dieser Unterschied keine statistische Signifikanz erreicht. Schlussfolgerungen: Die manualbasierte Therapie stellt in Hinblick auf andernorts berichtete klinische Endpunkte und Krankheitskosten ein dem bisherigen Vorgehen gleichwertiges, tendenziell vorteilhaftes Therapiekonzept dar.

Author(s):  
Rainer Thomasius ◽  
Peter-Michael Sack ◽  
Nicolas Arnaud ◽  
Eva Hoch

Zusammenfassung. Hintergrund: Alkoholbezogene Störungen kennzeichnen sich meist durch einen frühen Störungsbeginn. Jedoch werden entwicklungsrelevante Behandlungsbedürfnisse in der Versorgung oft nicht adäquat berücksichtigt. Zu Screening, Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen ist nun eine neue, interdisziplinäre S3-Leitlinie vorgelegt worden, in der erstmals spezifische Behandlungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche formuliert werden. Methodik: Für die S3-Leitlinie wurden insgesamt 23 Quellleitlinien, 28 systematische Reviews und 2213 Originalarbeiten ausgewertet. Eine interdisziplinäre Konsensuskonferenz formulierte 174 Empfehlungen, von denen 14 speziell für Kinder- und Jugendliche gelten. Je nach Evidenzniveau vergab sie „Soll-“, „Sollte-“ und „Kann“-Empfehlungen oder einen „Klinischen Konsenspunkt“ (KKP). Ergebnisse: Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gab es jeweils eine „Soll“-Empfehlung innerhalb von Psychotherapien für das Motivational Interviewing (MI), die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und den Einbezug von Familienangehörigen. Empfehlungen zur Familientherapie sind heterogen. Zu psychosozialen Therapien (z. B. Psychoedukation, Erziehungshilfe, Ergotherapie) wurde ein KKP vergeben. Die Studienlage zu medikamentösen Therapien war unzureichend; nur für die Behandlung psychisch komorbider Störungen ließ sich ein KKP ableiten. Im Rahmen differenzieller Indikationen sollen die Risiken für Suizide, Behandlungsabbruch und die über Mitpatienten vermittelte Delinquenz berücksichtigt werden (KKP). Schlussfolgerungen: Für die Behandlung von alkoholbezogenen Störungen bei Jugendlichen können zahlreiche evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen abgegeben werden. Drängender Forschungsbedarf wurde v. a. im Bereich der medikamentösen Therapien festgestellt.


Pneumologie ◽  
2017 ◽  
Vol 71 (12) ◽  
pp. 849-919 ◽  
Author(s):  
◽  
R. Buhl ◽  
R. Bals ◽  
X. Baur ◽  
D. Berdel ◽  
...  

ZusammenfassungDie vorliegende Leitlinie ist eine Neufassung und Aktualisierung der Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma, welche die bisher für den deutschen Sprachraum gültige Version aus dem Jahr 2006 ablöst. Die Fülle an neuen Erkenntnissen zur Pathophysiologie und zu den Phänotypen von Asthma und das erweiterte Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei dieser Erkrankung machte eine Neufassung und Aktualisierung notwendig. Es werden sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene mit Asthma die aktuellen, Evidenz-basierten diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen dargelegt.


2009 ◽  
Vol 29 (02) ◽  
pp. 72-80
Author(s):  
H. Michels ◽  
G. Ganser

ZusammenfassungDie Prognose rheumatischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter ist durch frühzeitige Diagnostik und ein multimodales Therapiekonzept deutlich besser geworden. In der lo-kalen Diagnostik spielt die Arthrosonografie eine besondere Rolle. Sie ermöglicht die Beurteilung aller Gelenkregionen hinsichtlich entzündlicher Veränderungen und ist neben der klinischen Untersuchung entscheidend für die Indikationsstellung zur intraartikulären Kortikosteroidinjektion. Diagnostische Punktionen oder Arthroskopien sind lediglich aus differenzialdiagnostischen Fragestellungen (selten) indiziert und für die Diagnosestellung einer juvenilen idiopathischen Arthritis entbehrlich. Die intraartikuläre Lokaltherapie mit Kortikosteroiden ermöglicht in einem kindgerechten Umfeld mit adäquater Nachbehandlung und Elternanleitung innerhalb von Wochen eine deutliche Bewegungserweiterung mit Rück-gang der lokalen Entzündung und Besserung bis Normalisierung der oft vorliegenden Beugekontraktur. Sie ist auch als Multigelenkinjektionstherapie in Narkose oder Analgosedierung möglich. Die Behandlung von „Kinderrheuma“ beschränkt sich natürlich nicht auf Lokalmaß-nahmen. Entscheidend ist eine spezialisierte Langzeitbehandlung in Abhängigkeit von der Aktivität und Chronizität der Erkrankung durch kinder- und jugendrheumatologische Spezialis-ten. Das entscheidende Ziel einer vollständigen Integration und gesellschaftlichen Partizipati-on der Betroffenen wird durch eine frühzeitige Diagnosestellung, den Einsatz effektiver medikamentöser und psychosozialer Behandlungskonzepte sowie ein interdisziplinäres, kinder-rheumatologisch geführtes Management erreicht.


2018 ◽  
Vol 39 (08) ◽  
pp. 525-532
Author(s):  
Thomas Lehrnbecher ◽  
Andreas Groll ◽  
Philipp Agyeman ◽  
Roland Ammann ◽  
Andishe Attarbaschi ◽  
...  

ZusammenfassungKrebskranke Kinder und Jugendliche haben aufgrund der Beeinträchtigung ihres Immunsystems ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Die Neutropenie ist der wichtigste Risikofaktor für infektiöse Komplikationen, und Fieber in der Neutropenie stellt einen pädiatrischen Notfall dar. Während für Erwachsene mit Fieber in der Neutropenie bereits seit langem Leitlinien existieren, finden sich eigene Leitlinien für Kinder und Jugendliche erst seit wenigen Jahren. Sie sind von Bedeutung, da pädiatrische Patienten sich von Erwachsenen in vielen Punkten wie Grunderkrankung, Komorbidität sowie verfügbare Arzneimittel unterscheiden. Im vorliegenden Artikel werden die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jüngst erschienenen interdisziplinären Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) sowie einer Leitlinie eines internationalen Expertenpanels für Kinder mit Fieber und Neutropenie herausgearbeitet und diskutiert.


2008 ◽  
Vol 65 (8) ◽  
pp. 449-454 ◽  
Author(s):  
Anke K. Braun ◽  
Mathias H.-D. Pfisterer

Die Harninkontinenz ist ein häufiges Problem und betrifft über 50% der in Altenpflegeinrichtungen lebenden älteren Menschen. Man unterscheidet verschiedene Formen, die Drang-, Stress- (Belastungs-), Überlauf- (Harnretention), und extraurethrale Inkontinenz. Die Pathogenese der Harninkontinenz betagter Menschen ist meist multifaktoriell. Häufig sind physiologische Altersveränderungen, psychische Faktoren, urologische, gynäkologische, neurologische und funktionelle Probleme in unterschiedlichem Ausmaß miteinander kombiniert. Diese Ursachen können in einem engen Zusammenhang mit Gebrechlichkeit gesehen werden. Da Inkontinenz einerseits wesentlich zur Dekompensation vorhandener gesundheitlicher Reserven beitragen kann und andererseits ein Indikator von Gebrechlichkeit ist, ist eine frühzeitige Diagnostik und entsprechende Behandlung von Bedeutung. Zur Basisdiagnostik der Inkontinenz gehören gezielte körperliche Untersuchung sowie Anamnese, das Führen eines Toilettentagebuches und die Restharnbestimmung. Bei der Diagnostik und Therapie gilt es vor allem reversible Ursachen zu erkennen und zu behandeln. Verhaltensinterventionen wie Toilettentraining können selbst bei funktionell schwer beeinträchtigten Betroffenen die Schwere der Harninkontinenz reduzieren. Gebrechliche und funktionell eingeschränkte ältere Menschen mit Dranginkontinenz sprechen häufig nicht gut auf eine medikamentöse Therapie an. Unabdingbar für eine sichere Versorgung inkontinenter Menschen ist jedoch die Anleitung der Betroffenen und – wo erforderlich – der sie Pflegenden in der Handhabung von Inkontinenz-Hilfsmitteln.


2020 ◽  
Vol 158 (04) ◽  
pp. 417-431
Author(s):  
Daniela Weinmann ◽  
Stefanie Adolf ◽  
Andrea Meurer

ZusammenfassungDie Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) ist die häufigste Hüftgelenkserkrankung des Jugendlichen bei steigender Tendenz. Grund dafür ist der ebenfalls steigende Body Mass Index in dieser Altersgruppe. Um Komplikationen und Folgeschäden zu minimieren, ist eine frühzeitige Diagnostik und Therapie erforderlich, um ein persistierendes Cam-Impingement mit späterer Arthroseentwicklung zu vermeiden. Es gibt sowohl offene als auch arthroskopische Operationsverfahren um eine Rekonturierung des Schenkelhalses nach Abschluss des physiologischen Remodelings zu erzielen. Zu klären bleibt weiterhin die Frage nach dem optimalen Operationsverfahren mit den bestehen Langzeitergebnissen bei Epiphyseolysis capitis femoris.


Author(s):  
Helmut Remschmidt ◽  
Reinhard Walter ◽  
Frank Theisen ◽  
Rainer Ulbrich ◽  
Matthias Martin

Zusammenfassung: Berichtet wird über ein von einer Universitätsklinik gestaltetes und seit dem Jahr 1980 zunehmend erweitertes und ausgebautes Versorgungssystem für psychisch kranke Kinder und Jugendliche, das, in einer ländlichen Region gelegen, ein Pflichtversorgungsgebiet von drei Landkreisen mit insgesamt 807 000 Einwohnern umfasst. Von großer Bedeutung für diese Entwicklung war das Modellprogramm der Bundesregierung zur «Reform der Versorgung im psychiatrischen und psychotherapeutisch/psychosomatischen Bereich», unter dessen 14 Regionen die Region «Marburg und umliegende Landkreise» die einzige war, die sich auf psychisch kranke Kinder und Jugendliche konzentrierte. Mit Hilfe dieses «Modellprogramms» konnte sowohl eine umfassende Evaluation vorhandener Dienste für diesen Personenkreis durchgeführt werden als auch die Einrichtung neuer Dienste (u.a. eines Mobilen kinder- und jugendpsychiatrischen Dienstes und einer Tagesklinik) und vor allem der Ausbau eines vollständigen Versorgungsnetzes mit vielfältigen und im Laufe der Zeit erprobten Kooperationen. Schließlich wurde durch die Etablierung einer kontinuierlich praktizierten Versorgungsforschung und die Gründung zweier Institutionen für die Psychotherapie-Aus- bzw. Weiterbildung die Qualität der Versorgung bedeutsam gesteigert. Mehrere sozialpsychiatrische Forschungsinitiativen haben zu dieser Verbesserung und zugleich zu einer gelungenen Integration von Versorgung und Forschung beigetragen.


2017 ◽  
Vol 74 (5) ◽  
pp. 215-221 ◽  
Author(s):  
Julia Wager ◽  
Boris Zernikow

Zusammenfassung. Etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden unter chronischen Schmerzen, die mit einer deutlichen funktionellen Beeinträchtigung einhergehen. Zum Verständnis dieser Schmerzen ist eine multidimensionale Sichtweise notwendig, die biologische, psychologische und soziale Faktoren integriert. Der erste Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche mit wiederkehrenden Schmerzen ist der Primärversorger. Hier steht vor allem die Abgrenzung sekundärer von primären Schmerzen im Fokus. Bei chronischen Schmerzen im Kindes- und Jugendalter liegt häufig keine eindeutige körperliche Ursache vor. Eine übersteigerte Suche nach der alleinigen Ursache kann zu einer „iatrogenen“ Chronifizierung beitragen. Die weitere Aufgabe der Primärversorger liegt in der altersentsprechenden Edukation bzw. einer gezielten Überweisung zwecks weiterer Diagnostik bzw. spezialisierter Behandlung. Die sekundäre Versorgung kann bei schwierigen differentialdiagnostischen Fragen zur Abgrenzung und zur Optimierung der medikamentösen Schmerztherapie genutzt werden. Die Tertiärversorgung stellt eine spezialisierte multiprofessionelle, multidimensionale Behandlung für pädiatrische Schmerzpatienten mit besonders starker Beeinträchtigung dar, in der sowohl Ärzte als auch Psychotherapeuten, Pflegende und Sozialarbeiter die Versorgung des Patienten gemeinsam übernehmen.


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