Diagnostik bei anorektalen Erkrankungen
Anorektale Erkrankungen, die häufig zur Stuhlinkontinenz führen, sind häufige Probleme insbesondere älterer Menschen. Direkte Risikofaktoren sind ein höheres Alter, weibliches Geschlecht und eine Komorbidität mit Reduktion des allgemeinen Gesundheitsstatus und Immobilität. Anorektale Funktionsstörungen stellen somit eine erhebliche sozioökonomische Belastung dar. Die strukturelle und funktionelle Integrität des Anorektums wird überwiegend durch eine Störung mehrerer Komponenten (Muskelintegrität, Innervation, Sensorik, Stuhlbeschaffenheit) beeinträchtigt und führt häufig zu Depressionen und Ängsten mit Verminderung der Lebensqualität. Anorektale Erkrankungen können in der Regel durch einfache Basisuntersuchungen abgeklärt werden. Diese Basisuntersuchungen beinhalten die ausführliche Anamnese mit Stuhltagebuch, die klinische und die endoskopische Untersuchung. Eine weiterführende Funktionsdiagnostik beinhaltet die anorektale Manometrie, das Sphinkter-EMG, die Messung der Pudendus-Nervenleitgeschwindigkeit, das Nadel-EMG, die Barostat-Untersuchung, die Defäkographie und neuerdings die dynamische MRT im offenen Kernspintomographen, durch die ohne Strahlenbelastung zusätzliche Aussagen über die Anatomie und die gesamte Beckenbodenbewegung gewonnen werden können. Die Therapie ist symptomorientiert und sollte multidisziplinär mit Gastroenterologen, Chirurgen, Gynäkologen, Urologen, Physiotherapeuten und Psychologen erfolgen (Ernährungsberatung, Ballaststoffe, Medikamente bei Diarrhoe/Verstopfung, Toilettentraining, Beckenbodengymnastik und Sphinktertraining, Biofeedback). Die Indikation zur chirurgischen Therapie ist zurückhaltend zu stellen und sollte erst nach ausführlicher Diagnostik und Ausschöpfung aller konservativen Möglichkeiten in erfahrenen Zentren erfolgen.