Psychometrische Eigenschaften der „Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder” (KITAP) in einer klinischen Stichprobe

Diagnostica ◽  
2015 ◽  
Vol 61 (2) ◽  
pp. 63-75 ◽  
Author(s):  
Gerolf Renner ◽  
Tina Stottmeister-Lessing ◽  
Dieter Irblich ◽  
Günter Krampen

An einer klinisch-sozialpädiatrischen Stichprobe von 225 Kindern im Alter von 6 – 10 Jahren wurden bis zu sechs Untertests der computerisierten „Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung für Kinder” (KITAP) durchgeführt. Außerdem wurden klinische Diagnosen nach ICD-10 erfasst und an Teilstichproben verschiedene Referenzvariablen erhoben (Intelligenz, Verhaltensratings). Die mittels der Split-half-Methode ermittelten Reliabilitätskennwerte fielen überwiegend vergleichbar mit den Daten der Normstichprobe und somit nicht durchgehend befriedigend aus. Die KITAP-Parameter zeigten überwiegend keine bedeutsamen Korrelationen mit der als Intelligenzmaß eingesetzten Kaufman-Assessment Battery for Children (K-ABC) und mit Verhaltensratings, einschließlich Ratings von Aufmerksamkeitsproblemen, von Eltern und Lehrern. Die differentielle Validität für klinische Gruppen (ADHS vs. Kinder ohne Aufmerksamkeitsprobleme; ADHS vs. Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens, kombinierten Entwicklungsstörungen, umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten) konnte nicht belegt werden.

Author(s):  
Christina Stadler

Dieser Beitrag diskutiert die prädiktive Validität der allgemeinen Diagnosekriterien von Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 und DSM-IV-TR. Dabei wird Bezug genommen auf aktuelle Befunde, die eine Phänotypisierung früh beginnender Störungen des Sozialverhaltens auf der Basis neurobiologischer und persönlichkeitsspezifischer Faktoren nahelegen. Untersuchungsergebnisse, die auf defizitäre neurobiologische Mechanismen aggressiven Verhaltens in Bezug auf Prozesse der Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation hinweisen, werden dargestellt, wobei auch die Bedeutung möglicher mediierender Einflüsse früher psychosozialer Erfahrungen auf neurobiologische Funktionen erörtert wird. Die klinischen Implikationen für die Klassifikation, den Verlauf und die Behandlung von Störungen des Sozialverhaltens werden abschließend diskutiert.


2004 ◽  
Vol 13 (2) ◽  
pp. 64-79 ◽  
Author(s):  
Wolfgang Ihle ◽  
Maria Elisabeth Ahle ◽  
Dörte Jahnke ◽  
Günter Esser

Zusammenfassung. Ein Entwurf evidenzbasierter Leitlinien zur Diagnostik und Psychotherapie von depressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter wird vorgestellt. Für die Diagnosestellung depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter müssen die gleichen diagnostischen Kriterien nach ICD-10 erfüllt sein wie für Erwachsene. Allerdings kann das klinische Bild einer Depression in verschiedenen Altersgruppen deutlich variieren. Depressive Störungen sind vor allem im Jugendalter häufig, chronische Verläufe und Rückfälle treten auf und sie gehen oft mit komorbiden Störungen wie Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens und Störungen durch Substanzgebrauch einher. Wirksame Interventionsansätze zur Prävention depressiver Störungen und zur Akutbehandlung bei leichten und mittelschweren depressiven Störungen stehen zur Verfügung. Die psychotherapeutischen Interventionen der Wahl stellen derzeit kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) und die interpersonale Therapie (IPT) dar. Die Antidepressiva der Wahl sind derzeit selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI). Weitere Studien, vor allem hinsichtlich Rückfallprophylaxe und der Evaluation der Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung von Psychotherapie mit antidepressiver Medikation stehen noch aus.


Author(s):  
Annika Bolbeth ◽  
Matthias Ziegler ◽  
Lydia Fehm

ZusammenfassungDie vorliegende Studie vergleicht in einer naturalistischen Stichprobe aus 507 ambulanten Psychotherapiepatienten ausgewählte psychometrische Eigenschaften zweier störungsübergreifender Fragebögen: des Brief Symptom Inventory 7 und des ICD-10 Symptom Rating 8. Die Reliabilität von Gesamt- und Subskalenmittelwerten wurde anhand der internen Konsistenzkoeffizienten Cronbachs α und McDonalds ω geschätzt. Messpräzision wurde mittels des Unsicherheitsbereichs operationalisiert. Zur Unterstützung der Validität der Interpretation der Gesamtmittelwerte als Maß für psychische Belastung wurden die Korrelationen mit inhaltsnahen und inhaltsfernen Maßen bestimmt. Die Validität der Skalenstruktur wurde über konfirmatorische Faktorenanalysen geprüft. Bezüglich der Reliabilitätsschätzungen weist der ISR eine zum BSI vergleichbare interne Konsistenz und Messpräzision auf. Konvergente und diskriminante Validität sind ähnlich gut. Das ISR zeigt eine sehr gute faktorielle Validität, während die des BSI als ungenügend beurteilt wird. Von der störungsspezifischen Interpretation der Subskalen des Brief Symptom Inventory muss aufgrund der unklaren Faktorstruktur abgeraten werden. Insgesamt scheint das ISR als Maß für die generelle Symptombelastung eine gute Alternative zum BSI zu sein, da es ähnlich reliabel und messpräzise ist, aber hinsichtlich der Validität bessere Kennwerte aufweist und zeiteffizienter ist.


2013 ◽  
Vol 22 (1) ◽  
pp. 41-47 ◽  
Author(s):  
Franziska Ewest ◽  
Thomas Reinhold ◽  
Timo D. Vloet ◽  
Volker Wenning ◽  
Christian J. Bachmann

Die Studie basiert auf Abrechnungsdaten einer großen gesetzlichen Krankenkasse (AOK Nordost). Es wurden Patienten im Alter von 13 bis 18 Jahren mit dokumentierter ICD-10-Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens eingeschlossen (Indexgruppe, IG, N=665) und mit einer nach Alter und Geschlecht parallelisierten Kontrollgruppe (KG, N=16.625) verglichen. Während in der KG mittlere Jahreskosten von 687 € zu verzeichnen waren, beliefen sich diese bei der IG mit 2.632 € auf das 3,83fache (p<0,001). In beiden Gruppen verursachten weibliche Versicherte höhere Kosten als männliche (IG: 2.883 € vs. 2.501 €, p=0,41; KG: 758 € vs. 649 €, p=0,22). Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens lösten deutlich höhere Krankenkassenausgaben aus als Jugendliche ohne diese Diagnose. Dieses Ergebnis weist auf die gesundheitsökonomische Bedeutung des Störungsbildes hin.


2019 ◽  
Vol 28 (3) ◽  
pp. 182-189
Author(s):  
Gerolf Renner ◽  
Dieter Irblich ◽  
Anne Schroeder

Zusammenfassung. Psychometrische Eigenschaften der WISC–IV wurden bei 649 Kindern im Alter von 6 – 13 Jahren, die in Sozialpädiatrischen Zentren vorgestellt wurden, überprüft. Erfasst wurden ICD-10-Diagnosen und bei Teilstichproben weitere Intelligenzmaße (K–ABC, SON–R 2½–7) und Verhaltensratings (CBCL/4–18). Der mittlere Gesamt-IQ lag bei 92.5 ( SD=15.9). Die split-half Reliabilität der Kerntests lag in den Altersjahrgängen zwischen .75 und .96, die Reliabilität der Indizes zwischen .91 und .96. Es fanden sich keine bedeutsamen Abweichungen von den im Manual berichteten Reliabilitätskennwerten. Analysen zur konvergenten und diskriminanten Validität zeigten signifikante Korrelationen des Gesamt-IQ der WISC-IV mit dem SON-R 2½-7 ( r = .63) und der K-ABC ( r = .80) , während sich zu Verhaltensvariablen (CBCL/4–18) keine bedeutsamen Zusammenhänge fanden. Insgesamt konnten wesentliche Gütekriterien der WISC–IV in der klinischen Anwendungspraxis repliziert werden, was die Brauchbarkeit des Verfahrens für diesen Anwendungsbereich bestätigt.


2002 ◽  
Vol 11 (2) ◽  
pp. 73-81 ◽  
Author(s):  
Christopher Adam ◽  
Manfred Döpfner ◽  
Gerd Lehmkuhl

Zusammenfassung. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige Diagnose im Kindesalter. Die Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV erlauben die Diagnose auch im Erwachsenenalter, jedoch unterscheidet sich die Symptomatik von der des Kindesalters. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist mit einer heterogeneren Symptomatik zu rechnen. In großen Studien konnte gezeigt werden, daß die Symptome bei bis zu 30 % der Betroffenen bis ins frühe Erwachsenenalter persistieren können, allerdings leidet ein höherer Prozentsatz weiterhin unter Teilsymptomen mit klinischer Wertigkeit. Insbesondere komorbid auftretende Störungen des Sozialverhaltens, affektive Störungen, psychosoziale Belastungsfaktoren und ADHS in der Familie sind Risikofaktoren für eine Persistenz. Die heterogene Symptomatik im Jugend- und Erwachsenenalter sowie die komorbiden Störungen erfordern ein individuelles therapeutisches Vorgehen mit entwicklungsspezifischen Elementen unter Umständen über mehrere Lebensphasen hinweg.


2013 ◽  
Vol 22 (3) ◽  
pp. 174-180 ◽  
Author(s):  
Ulrike Petermann ◽  
Lena Kamau ◽  
Dennis Nitkowski ◽  
Franz Petermann

Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit des „Trainings mit aggressiven Kindern” im Rahmen einer psychotherapeutischen Hochschulambulanz zu untersuchen. 22 aggressive Kinder (19 Jungen, 3 Mädchen) zwischen sechs und zwölf Jahren (M 9;8 Jahre, SD 1.85), die die Diagnosekriterien der Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 erfüllten, wurden von ihren Eltern und Lehrern vor Beginn und nach Abschluss des Trainings eingeschätzt. Im Prätest-Posttest-Vergleich ließen sich deutliche Besserungen in den externalisierenden Störungen mit der Child Behavior Checklist (CBCL) belegen. Anhand des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) wurde eine Verringerung in den Verhaltensauffälligkeiten, der Gesamtproblembelastung und auch in der hyperaktiven Symptomatik nachgewiesen. Die Lehrereinschätzungen, die sich auf eine reduzierte Stichprobe von 16 Kindern bezogen, bestätigten nur in der Teacher‘s Report Form (TRF) eine Abnahme von aggressivem Verhalten. Weder Eltern noch Lehrkräfte gaben eine Verbesserung des prosozialen Verhaltens an. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse die Wirksamkeit des Trainings primär in der Verminderung aggressiven Verhaltens.


2013 ◽  
Vol 22 (2) ◽  
pp. 113-122 ◽  
Author(s):  
Esmahan Belhadj Kouider ◽  
Ute Koglin ◽  
Alfred L. Lorenz ◽  
Marc Dupont ◽  
Franz Petermann

Aggressives Verhalten tritt bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund nach groß angelegten nationalen Schülerbefragungen häufiger auf. Die vorliegende empirische Studie umfasst 779 behandelte Jugendliche mit unterschiedlichen psychosozialen Belastungen wie Aggressionen, Depressionen oder Ängsten der institutionellen psychiatrischen Einrichtungen des Klinikverbundes Bremen aus dem Jahr 2010 und analysiert 185 Jugendliche mit einer Diagnose im Bereich der F91 oder F92 nach ICD-10. Es wird deutlich, dass im Verhältnis zur Bevölkerungsstruktur Jugendliche mit Migrationshintergrund durch die psychiatrische Versorgung noch nicht ausreichend erreicht werden. Binäre logistische Regressionsanalysen zeigen auf, dass ein Migrationshintergrund kein Prädiktor für eine Störung des Sozialverhaltens darstellt. Bedeutsame Einflussfaktoren einer Störung des Sozialverhaltens sind bei den behandelten Jugendlichen ein männliches Geschlecht, ein niedriger Bildungsstatus der Eltern, ein unangemessener elterlicher Erziehungsstil, eine unzureichende psychosoziale Anpassung, die Anzahl psychosozialer Belastungsfaktoren und chronischer schulischer Stress.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document