S2k-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter

2018 ◽  
Vol 13 (05) ◽  
pp. 423-489 ◽  
Author(s):  
Anke Bahrmann ◽  
Philipp Bahrmann ◽  
Jeannette Baumann ◽  
Jürgen Bauer ◽  
Elke Brückel ◽  
...  

ZusammenfassungDie Diabetesprävalenz liegt in der Altersgruppe ab 80 Jahren bei über 30 %. Bei der Diagnostik und Therapie älterer Menschen mit Typ-1- und Typ-2 Diabetes müssen altersspezifische Besonderheiten wie funktionelle und kognitive Einschränkungen sowie Komorbiditäten und Aspekte der Polypharmazie in besonderem Maße berücksichtigt werden. Die S2k-Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft wurde mit 6 weiteren Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Deutsche Gesellschaft für Geriatrie, Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin, Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft, Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin) und der Patientenvertretung (DBW) erarbeitet. Therapieziele wie Erhalt der Lebensqualität und strikte Vermeidung von Akutkomplikationen wie schwere Hypoglykämien treten in den Vordergrund. HbA1c-Ziele sollten gemeinsam mit den Patienten in Abhängigkeit der individuellen Wünsche und Fähigkeiten festgelegt werden. Altersspezifische Besonderheiten einzelner Medikamente müssen insbesondere im Kontext der Multimorbidität beachtet werden. In der Leitlinie werden pflegerische Aspekte, Schnittstellenmanagement, Schmerztherapie sowie häufige Komorbiditäten bei Diabetes wie Hypertonie, Frailty, Sarkopenie, Demenz, Depression, End-of-Life Situationen ausführlich dargestellt.

2005 ◽  
Vol 62 (8) ◽  
pp. 571-576
Author(s):  
Flück ◽  
Mullis

Diabetes mellitus wurde von der WHO zur globalen Epidemie des 21. Jahrhunderts erklärt. Leider sind davon auch unsere Kinder und Jugendlichen betroffen. Während früher im Kindes- und Jugendalter praktisch ausschließlich der Typ 1 Diabetes diagnostiziert wurde, wächst aktuell die Zahl der Jugendlichen mit Typ 2 Diabetes rasch an. Letztlich liegt allen Diabetesformen ein Insulinmangel zugrunde, welcher beim Typ 1 Diabetes durch autoimmune Zerstörung der Insulin produzierenden beta-Zelle im Pankreas zustande kommt, während der (relative) Insulinmangel beim Typ 2 Diabetes meist infolge einer Adipositas bei Fehlernährung und entsprechender genetischer Veranlagung entsteht. Gemeinsame Endstrecke jeder Diabetesform ist die Blutzuckerentgleisung wegen Insulinmangel. Zum Thema Diabetes im Notfalldienst gibt es grundsätzlich zwei Szenarien: Die Hyperglykämie (Blutzuckerentgleisung nach oben) mit oder ohne Ketoazidose bei neu entdecktem oder therapiertem Diabetes, respektive die Hypoglykämie (Blutzuckerentgleisung nach unten) bei bekanntem Diabetes unter Therapie mit oralen Antidiabetika oder Insulin. Im Folgenden werden Diagnostik und Therapie der Notfälle rund um den Diabetes im Kindes- und Jugendalter besprochen.


2019 ◽  
Vol 17 (07) ◽  
pp. 272-279
Author(s):  
Andreas Holstein ◽  
David J.F. Holstein

ZUSAMMENFASSUNGSchwere Hypoglykämien führen häufig zu Verletzungen und sind mit einer mehr als 2-fach erhöhten kardiovaskulären Mortalität und Morbidität assoziiert. Hauptrisikofaktoren für Hypoglykämien bei Typ-1-Diabetes sind Störungen der Hypoglykämie-Wahrnehmung bzw. rekurrente Hypoglykämien, während bei Typ-2-Diabetes komplexe geriatrische Multimorbidität und kognitive Einschränkungen dominieren. Individuelle (Re-)Schulungen der Patienten bilden die Grundlage der Prävention. Therapieziele sollten unter Wertung des Patientenwunsches, der Komorbiditäten, des Hypoglykämierisikos, der Lebenserwartung u.a. individuell festgelegt werden. Bei Typ-2-Diabetes und Hypoglykämie-Vulnerabilität sind Antidiabetika ohne intrinsisches Hypoglykämierisiko (DPP-4-Hemmer, GLP-1-Analoga, SGLT-2-Hemmer) in der Zweitlinien-Therapie nach Metformin zu bevorzugen. Moderne CGM-Technologien tragen dazu bei, insbesondere gefährliche nächtliche Hypoglykämien zu reduzieren und die Hypoglykämie-Wahrnehmung zu verbessern. Auch CSII und wahrscheinlich der Einsatz moderner Basalinsulinanaloga senken das Hypoglykämierisiko bei Typ-1- bzw. Typ-2-Diabetes. Die simultane Transplantation von Pankreas und Niere, die isolierte Pankreastransplantation und Inseltransplantation führen nicht nur zur (temporären) Insulinunabhängigkeit, sondern vermeiden auch Hypoglykämien. Die primäre Therapie bei bewusstseinsgestörten Patienten mit schwerer Hypoglykämie besteht in der streng intravenösen Gabe von 50 ml 40 %iger Glukose als Bolus. Alternativ kann die Gabe von 1 mg Glukagon intramuskulär erfolgen. Ältere komorbide oder verletzte Diabetespatienten, Sulfonylharnstoff-Hypoglykämien und Hypoglykämien unter Alkoholkonsum oder Analgetika-/Sedativa-Medikation bedürfen obligat der stationären Überwachung.


2018 ◽  
Vol 7 (04) ◽  
pp. 277-285
Author(s):  
Katharina Schütt ◽  
Dirk Müller-Wieland ◽  
Nikolaus Marx

ZusammenfassungPatienten mit Diabetes mellitus haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz, und das gemeinsame Vorliegen von Diabetes und Herzinsuffizienz geht mit einer sehr schlechten Prognose einher. Therapeutische Strategien zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Letalität bei Diabetes fokussierten bislang vor allem auf die Verhinderung koronarer Ereignisse, doch die Daten neuerer Studien legen nahe, dass eine frühe Diagnose und spezifische Therapie einer Herzinsuffizienz für die Prognose von entscheidender Bedeutung sein könnten. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Epidemiologie und Prognose von Diabetes und Herzinsuffizienz und beleuchtet aktuelle Aspekte bei der Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.


2014 ◽  
Vol 23 (02) ◽  
pp. 100-106
Author(s):  
F. Jakob ◽  
L. C. Hofbauer

ZusammenfassungEin Diabetes mellitus beeinträchtigt das Skelettsystem und ist ein starker Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose mit Fragilitätsfrakturen. Die zugrundeliegenden Mechanismen für die erhöhte Fragilität des Knochens sind unzureichend bekannt, umfassen jedoch direkte und indirekte Effekte einer chronischen Hyperglykämie auf den Knochenstoffwechsel. Beim Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM) ist das Skelett deutlich stärker betroffen als beim Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM), insbesondere durch diabetische Komplikationen. Die Knochendichte kann bei Patienten mit T2DM sogar erhöht sein, schützt aber offenbar aufgrund einer eingeschränkten Qualität weniger gut gegen Frakturen. Orale Antidiabetika vom Typ der Glitazone fördern den Knochenverlust und sollten daher bei Osteoporose vermieden werden. Ein körperlich aktiver und gesunder Lebensstil, eine konsequente Prävention und Therapie diabetischer Komplikationen sind zusammen mit einer Basistherapie bestehend aus Kalzium und Vitamin D die Säulen der Behandlung der Osteoporose bei T1DM und T2DM. Die Messung der Knochendichte und die Bestimmung anderer Risikofaktoren dienen der Festlegung einer risikoadaptierten spezifischen Therapie. Auch wenn sie nicht spezifisch bei Diabetikern untersucht wurden, scheinen sämtliche etablierte Osteo porosetherapien bei Patienten mit Diabetes mellitus wirksam zu sein.


2011 ◽  
Vol 68 (6) ◽  
pp. 297-301
Author(s):  
Jan Krützfeldt ◽  
Emanuel R. Christ

Die Hyperthyreose gehört neben dem Diabetes mellitus und den Störungen im Calciumstoffwechsel zu den häufigsten endokrinologischen Erkrankungen in der Praxis. Zur Diagnostik stehen eine ganze Reihe von laborchemischen und bildgebenden Verfahren zur Verfügung. Allerdings bereitet die Diagnose einer Hyperthyreose aufgrund des klinischen Kontext selten Schwierigkeiten und die verschiedenen Untersuchungen können oft sehr gezielt eingesetzt werden. Die häufigsten Ursachen einer Hyperthyreose sind der Morbus Basedow und die Autonomie eines oder mehrerer Schilddrüsenknoten. Der Morbus Basedow wird meist zwischen dem 35. und 60. Lebensjahr diagnostiziert und ca. 10 - 20 % der Patienten haben bereits initial Hinweise auf eine endokrine Orbithopathie. Für die Diagnose des Morbus Basedow ist die Messung der thyreoidstimulierenden Immunglobuline (TSI) besonders bei unklaren Fällen von Bedeutung. Bei der Schilddrüsenautonomie erfolgt die Diagnose immer über eine Schilddrüsenszintigraphie. Seltenere Ursachen einer Hyperthyreose sind die Thyreoiditiden, bei denen die Hyperthyreose immer transient ist (meist < 2 Monate), und die exogene Hyperthyreose (factitia). Anhand von drei Beispielen aus der Praxis diskutieren wir hier die Diagnose und Therapie der verschiedenen Hyperthyreose-Formen.


2019 ◽  
Vol 17 (02) ◽  
pp. 62-66
Author(s):  
Stefan Goelz ◽  
Tobias Wiesner

ZUSAMMENFASSUNGDiabetes mellitus ist eine Erkrankung mit einer zunehmenden Zahl von Betroffenen, in Deutschland und weltweit. Moderne Therapieoptionen mit zum Teil äußerst günstigen Auswirkungen auf den Eintritt kardiovaskulärer Ereignisse einschließlich der kardiovaskulären Mortalität machen Hoffnung auf eine weitere positive Beeinflussung durch konsequenteren Einsatz dieser Präparate. Insulin hat neben einer sehr geringen Rate an Kontraindikationen den Vorteil der guten Steuerbarkeit, belastet aber durch ein prinzipielles Risiko für Hypoglykämien. Im Folgenden wird der mögliche Einsatz anhand aktueller Daten dargelegt und interpretiert.


2019 ◽  
Vol 13 (03) ◽  
pp. 145-148
Author(s):  
Torsten Schröder ◽  
Christian Sina

ZusammenfassungÜbergewicht und Adipositas zeigen eine deutlich steigende Prävalenz auf und begünstigen Folgekomplikationen wie Typ 2 Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Endpunkte. Die bisherige Ernährungstherapie konnte dieser Entwicklung nicht ausreichend effektiv entgegentreten. Personalisierungsstrategien unter Zuhilfenahme von modernen Analyseverfahren objektivierbarer Messgrößen stellen eine innovative und effektive Strategie dar, um Übergewicht und Adipositas sowohl zu verhindern als auch zu therapieren. Die hohe Individualität des Darm-Mikrobioms und der postprandialen Blutzuckerregulation steht im Zentrum dieser Ansätze.


2020 ◽  
Vol 18 (02) ◽  
pp. 69-76
Author(s):  
Stephan Kress ◽  
Anja Borck ◽  
Ariel Zisman ◽  
Peter Bramlage ◽  
Thorsten Siegmund

ZUSAMMENFASSUNGDer BeAM-Wert ist ein kumulatives Maß der postprandialen Hyperglykämie. Er lässt sich aus der Blutglukosekonzentration vor dem Zubettgehen (Be) und der darauf folgenden Nüchternglukose am Morgen (AM) errechnen. In zwei retrospektiven Auswertungen von Daten aus Phase-III- und -IV-Studien wurde der Nutzen des BeAM-Wertes als Entscheidungshilfe für den Beginn der intensivierten Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) Patienten unter basalinsulinunterstützter oraler Therapie (BOT) dargelegt. Bei Patienten, deren Therapie von einer oralen antidiabetischen Therapie (OAD) auf eine basalinsulinunterstützte orale Therapie umgestellt wird, steigen Ausmaß der postprandialen Hyperglykämie und der BeAM-Wert an bei gleichzeitig sinkendem HbA1c-Wert und Nüchternglukose. Nach Umstellung auf eine intensivierte Insulintherapie fällt der BeAM-Wert und das Ausmaß der postprandialen Hyperglykämie geht zurück. Insbesondere Patienten mit einem BeAM-Wert > 50 mg/dl profitieren von der Umstellung auf eine intensivierte Insulintherapie. Ein negativer BeAM-Wert spricht gegen den Einstieg in die prandiale Insulintherapie.


2020 ◽  
Vol 15 (S 01) ◽  
pp. S51-S64
Author(s):  
Andreas Neu ◽  
Jutta Bürger-Büsing ◽  
Thomas Danne ◽  
Axel Dost ◽  
Martin Holder ◽  
...  

Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document