Wahnhafte Missidentifikation und gewalttätiges Verhalten – Risikoabschätzung und Management

2020 ◽  
Author(s):  
Michael Rentrop ◽  
Stephan Sassenberg ◽  
Ljudmyla Massold ◽  
Jeannette Hofmann ◽  
Erik Wolf ◽  
...  

Zusammenfassung Einleitung und Methode Anhand von 3 Kasuistiken werden der Zusammenhang zwischen Wahnhafter Missidentifikation (WM) und fremdaggressivem Verhalten dargestellt und sowohl präventive Maßnahmen als auch die Handhabung dadurch bedingter gewalttätiger Übergriffe diskutiert. Ergebnisse und Schlussfolgerung WM kann eine Ursache für fremdaggressives Verhalten von Patienten mit psychischen Erkrankungen sein und sowohl zu Gewalttätigkeit gegenüber nahen Bezugspersonen als auch gegenüber nicht vertrauten Menschen, wie z. B. Mitarbeitern psychiatrischer Einrichtungen, führen. Als eigenständiger Risikofaktor für fremdaggressives Verhalten sollte WM sowohl bei der stationär-psychiatrischen Aufnahme eines Patienten als auch im weiteren Verlauf exploriert werden. Außerdem könnte bei Patienten mit WM erwogen werden, mittels strukturierter Fragebögen weitere Risikofaktoren für aggressives Verhalten zu erfassen und ggf. präventive Sicherheitsmaßnahmen (z. B. Behandlung im Wachbereich, Medikation) durchzuführen.

2003 ◽  
Vol 12 (3) ◽  
pp. 145-153 ◽  
Author(s):  
Katja Waligora

Zusammenfassung. Basierend auf einer einjährigen Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten an 326 Schülern im Alter zwischen 10 und 15 Jahren wird dem quer- wie längsschnittlichen Zusammenhang zwischen normbrechendem Verhalten, Körperbeschwerden und Depressivität unter Berücksichtigung der wahrgenommenen sozialen Unterstützung durch Eltern und Peers nachgegangen. Aufgrund eines Defizits der Erforschung normbrechenden Verhaltens von Mädchen, erfolgen die Analysen für weibliche und männliche Jugendliche getrennt. Epidemiologische Studien zeigen, dass aggressives Verhalten häufiger als erwartet mit internalisierenden Symptomen einhergeht. Als potenziell vermittelnder Mechanismus wird die Ablehnung durch die Peer-Gruppe diskutiert (vgl. Kusch & Petermann, 1997 ). Entwickelt sich aggressives Verhalten vor internalisierenden Symptomen, so könnten diese früh identifiziert und präventive Maßnahmen eingeleitet werden.


2012 ◽  
Vol 31 (01/02) ◽  
pp. 24-29 ◽  
Author(s):  
M. Allroggen ◽  
T. Rau ◽  
J. M. Fegert ◽  
N. Spröber

ZusammenfassungKinder und Jugendliche kommen über die neuen Medien häufig gewollt oder ungewollt mit sexuell aggressiven Darstellungen, aber auch mit sexuell aggressivem Verhalten in der Realität in Berührung. In dieser Übersichtsarbeit werden die Prävalenzen zum Konsum sexueller Inhalte in den Medien durch Kinder und Jugendliche und dem Vorkommen von sexuell aggressivem Verhalten dargestellt. Bislang gibt es erst wenige Studien für den Kinder- und Jugendbereich, die explizit den Einfluss sexueller Darstellungen auf sexuell aggressives Verhalten untersuchen. Die vorhandenen Studien weisen jedoch auf das Vorhandensein eines solchen Zusammenhangs hin. Der Einfluss des Konsums sexuell aggressiven Materials auf das Auftreten sexuell aggressiven Verhaltens wird anhand theoretischer Modelle demonstriert. Auf der Grundlage der dargestellten Ergebnisse werden Empfehlungen für präventive Maßnahmen und Forschungsfragen diskutiert.


2014 ◽  
Vol 71 (8) ◽  
pp. 498-502
Author(s):  
Vineeta Bansal Zweifel ◽  
Christoph Berger ◽  
David Nadal ◽  
Claudia Grawe

Der Einsatz und Erfolg der kombinierten antiretroviralen Therapie hat dazu geführt, dass heterosexuelle sowie vertikale HIV-Transmissionen nur noch selten vorkommen. HIV-infizierte Frauen werden immer häufiger schwanger und können durch präventive Maßnahmen, v. a. in den industrialisierten Ländern, HIV-negative gesunde Kinder gebären. Im nachfolgenden Artikel gehen wir auf die Bedeutung einer HIV-Infektion und auf die wichtigsten diagnostischen sowie therapeutischen Aspekte in der Schwangerschaft ein.


2007 ◽  
Vol 38 (1) ◽  
pp. 43-52 ◽  
Author(s):  
Georges Steffgen

Zusammenfassung: Ausgehend von dem theoretischen Modell von Baumeister, Smart und Boden (1996) kann der bedrohte Selbstwert als eine bedeutsame Ursache für aggressives Verhalten angesehen werden. Insbesondere narzisstische Personen mit einem instabilen Selbstwert neigen stärker dazu, Situationen als selbstwertbedrohlich zu erleben und mit Aggressionen zu reagieren. Stucke (2001) belegte in diesem Kontext, dass aggressives Fahrverhalten durch die Interaktion von Narzissmus und Selbstkonzeptklarheit vorhergesagt werden kann. In der vorliegenden Studie wird die Rolle der Persönlichkeitsvariablen Selbstwertbedrohung, Narzissmus und Selbstkonzeptklarheit für aggressives Fahrverhalten von Motorradfahrern/-innen untersucht. Untersuchungsteilnehmer/-innen waren 126 Motorradfahrer/-innen (98 Männer und 28 Frauen) in dem Altersbereich von 19 bis 61 Jahren. Die regressionsanalytischen Befunde belegen, dass Ärgerreaktionen von Motorradfahrern/-fahrerinnen im Straßenverkehr durch die Interaktion von Narzissmus, Selbstkonzeptklarheit und Selbstwertbedrohung vorhergesagt werden können. Die theoretischen und empirischen Implikationen der Befunde werden abschließend diskutiert.


2016 ◽  
Vol 73 (7) ◽  
pp. 431-435
Author(s):  
Markus G. Mohaupt

Zusammenfassung. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität. Es ist vordringlich, diese Bedrohung zu minimieren. Hypertensive Schwangerschaften treten einerseits bevorzugt bei Frauen auf, die zu kardiovaskulären Erkrankungen tendieren, andererseits prädisponieren hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, z.B. eine Präeklampsie, für spätere kardiovaskuläre Komplikationen. So sollten präventive Massnahmen schon früh nach der akuten Erkrankungen dieses Risiko reduzieren. Dazu gehört die Information bezüglich eines gesunden Lebensstil und zukünftige hausärztliche Kontrolluntersuchungen der kardiovaskulären Risikoindikatoren. In ähnlicher Weise sind Kinder mit einem erniedrigten Geburtsgewicht bzw. Mangelgeburtlichkeit für ein gegebenes Gestationsalter betroffen. Da diese Geburtskomplikationen häufiger bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen auftreten, sollten den Müttern vergleichbare langfristige präventive Massnahmen getroffen werden. Zusammenfassend benötigen Mutter und häufig auch die Kinder aus hypertensiven Schwangerschaften geeignete kardiovaskuläre langfristige Präventionsmassnahmen. Frauen mit einem bislang nicht erkannten metabolischen bzw. Herz-Kreislauferkrankungsrisiko können damit einem sorgfältigen Follow-up zugeführt werden. Somit kann die hypertensive Schwangerschaft als Risikoindikator die Basis für eine frühzeitige Risikoprävention und ein gesundes Leben legen.


Author(s):  
Anne S. Hinckers ◽  
Josef Frank ◽  
Andreas Heinz ◽  
Gunter Schumann ◽  
Martin H. Schmidt ◽  
...  

Zusammenfassung: Fragestellung: Übermäßiger Alkoholkonsum im Jugendalter erhöht das Risiko einer späteren Alkoholerkrankung. Geeignete präventive Maßnahmen bedürfen eines ätiologischen Modells, in das sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eingehen. Welche Rolle dabei Wechselwirkungen zwischen Genotyp und Umwelt zukommt, soll in einer Literaturübersicht geprüft werden. Methodik: Mit Hilfe der Datenbank Medline Advanced wurden themenbezogene Artikel gesucht. Diese wurden auf ihre Relevanz überprüft und nach genetischen Faktoren, Umweltfaktoren und deren Wechselwirkung geordnet. Ergebnisse: Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, isoliert und in Kombination mit anderen, den Alkoholkonsum Jugendlicher. Dabei erklärt jede einzelne Variable nur einen geringen Anteil der Variation des Konsumverhaltens. Schlussfolgerungen: Die vielfältigen Möglichkeiten von Wechselwirkungen zwischen einzelnen Faktoren werden deutlich. Der Bedarf an umfassenden Modellen zum erhöhten Alkoholkonsum Jugendlicher und der Integration bisheriger Ergebnisse in diese Modelle ist groß.


Pflege ◽  
2013 ◽  
Vol 26 (5) ◽  
pp. 321-335 ◽  
Author(s):  
Adelheid Zeller ◽  
Ian Needham ◽  
Theo Dassen ◽  
Gerjo Kok ◽  
Ruud J. G. Halfens

Die vorliegende deskriptiv-explorative Querschnittstudie, an der 814 Pflegende (51.8 %) aus 21 Schweizer Alters- und Pflegeheimen teilnahmen, gibt einen Einblick in die Erfahrungen und den Umgang mit aggressivem Verhalten der Bewohner(innen). Zudem wurde die Belastung aggressiven Verhaltens auf die Pflegenden und die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Pflegenden und Bewohner(inne)n erfasst. Die Befragung wurde mithilfe eines validierten Fragebogens durchgeführt. Rund 38 % der Pflegenden haben in den letzten sieben Arbeitstagen vor der Datenerhebung Aggressionsereignisse erlebt. In den meisten Fällen ging die Aggression von Bewohner(inne)n aus, die an Demenz und/oder Depression litten und trat während einer pflegerischen Tätigkeit mit Körperkontakt auf. Als Auslöser vermuteten die Teilnehmenden in erster Linie das «Nichtverstehen» und die «Überforderung» der Bewohner(innen). Ein «beruhigendes Gespräch» und «Distanz einnehmen» wurde am häufigsten eingesetzt, um die Situation zu beruhigen. Rund 40 % der Teilnehmenden empfinden körperliche Angriffe als belastend und etwa 23 % haben Angst, vor allem, wenn aggressives Verhalten ohne Vorwarnung auftritt. Rund 4 % der Pflegenden vermeiden anschließend häufig oder immer den Kontakt zu den betreffenden Bewohner(inne)n und 12.3 % erleben eine Störung in der Beziehung. Es ist zu vermuten, dass die Pflegenden die Emotionen der Bewohner(innen), die dem aggressiven Verhalten zugrunde liegen, in der akuten Phase der Eskalation unzureichend erfassen sowie mögliche Frühwarnzeichen beginnender Aggression spät oder nicht erkennen.


Pflege ◽  
2010 ◽  
Vol 23 (1) ◽  
pp. 15-24
Author(s):  
Anne Grunau

Prävention von Kindesmisshandlung bedeutet, Risikomechanismen und familiären Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen, um eine mögliche Kindeswohlgefährdung durch rechzeitig eingeleitete Hilfemaßnahmen zu vermeiden. Kinderkliniken kommt bei der Früherkennung von Risiken und dem Einleiten unterstützender Interventionen eine bedeutende Funktion zu. Pflegende können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie für die Erfassung von Risikofaktoren sensibilisiert sind und diese Einschätzung systematisch in den Pflegeprozess integrieren. Als besonders gewichtige und tendenziell vorhersagestarke Risikofaktoren für eine Kindeswohlgefährdung gelten biografische Aspekte der Eltern, ausgeprägte Belastungsgefühle und inadäquate bzw. fehlende Kompetenzen in der Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes. Die Anwendung standardisierter Risikoerfassungsinstrumente wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Die Gefahr einer Stigmatisierung und eingeschränkte psychometrische Eigenschaften sprechen gegen, die gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz von Kindern für die Anwendung vorhandener Instrumente. Ein aus pflegerischer Perspektive konzipiertes und wissenschaftlich überprüftes Instrument steht in Deutschland bisher noch nicht zur Verfügung. Die Einschätzung der elterlichen Kompetenz und der situativen elterlichen Belastung stellt aus pflegerischer Perspektive einen Dreh- und Angelpunkt dar, an dem gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen ansetzen könnten. Hierzu könnte die Theorie der Dependenzpflege eine geeignete Grundlage bieten.


Pflege ◽  
2019 ◽  
Vol 32 (4) ◽  
pp. 181-187
Author(s):  
Manuela Hödl ◽  
Claudia Voithofer

Zusammenfassung. Hintergrund: International wird empfohlen, den klinischen Blick in Kombination mit einem validierten Instrument zu nutzen und Maßnahmen daraus abzuleiten. Es konnten in der internationalen Literatur keine Studien identifiziert werden, die sich mit der Risikoeinschätzung und nachfolgenden präventiven Maßnahmen bei gehenden, sitzenden und liegenden Patientinnen und Patienten beschäftigen. Ziel der Arbeit: Es soll der Grad der Übereinstimmung zwischen der Bradenskala und dem klinischen Blick hinsichtlich des Dekubitusrisikos bei gehenden, sitzenden und liegenden Patientinnen und Patienten sowie nachfolgende präventive Maßnahmen identifiziert werden. Methode: Basierend auf der „Pflegequalitätserhebung im Jahr 2015“, einer multizentrischen Querschnittstudie, konnten Daten von 5274 Krankenhauspatientinnen und -patienten erhoben werden. Ergebnisse: Von allen gehenden, sitzenden oder liegenden Patientinnen und Patienten, die laut Bradenskala ein Risiko hatten, wurden 22,3 % (gehend), 61,7 % (sitzend) und 86,1 % (liegend) auch laut klinischem Blick als Risikopatientinnen und -patienten eingestuft. Bei mehr als 3 / 4 der sitzenden Patientinnen und Patienten, die laut klinischem Blick kein Risiko hatten, wurden präventive Maßnahmen gesetzt. Schlussfolgerung: Die Folgen über Zeit für Patientinnen und Patienten, die – auf Grund der sich unterscheidenden Einschätzungen – keine Maßnahmen erhalten, sollten zukünftig fokussiert werden. Des Weiteren ist eine Evaluation der Maßnahmen notwendig, die bei Patientinnen und Patienten ohne vorliegendes Risiko durchgeführt werden. Besondere Berücksichtigung sollte hierbei der Aspekt der Mobilität finden, da eine geringe Übereinstimmung der Risikoeinschätzungen bei sitzenden und gehenden Patientinnen und Patienten identifiziert werden konnte.


Pflege ◽  
2018 ◽  
Vol 31 (4) ◽  
pp. 213-222
Author(s):  
Eva Evers ◽  
Sabine Hahn ◽  
Petra Metzenthin

Zusammenfassung. Hintergrund: Gesundheitsschädigender Alkoholkonsum ist weltweit der drittgrößte Risikofaktor für verschiedene Krankheiten und führt in der Schweiz zu 1.600 Todesfällen pro Jahr. Durch frühzeitiges Erkennen und präventive Maßnahmen können alkoholbezogene Krankheiten und Todesfälle verringert werden. Pflegefachpersonen nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein. Jedoch stellen sich mangelndes Fachwissen, persönliche Einstellungen und Unsicherheiten als hindernde Faktoren dar. Schulungen helfen, diese Hindernisse zu überwinden. Ziel: Das Ziel der Studie war, die Auswirkungen eines E-Learning zum gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum auf das Fachwissen, die Einstellung und die Selbsteinschätzung der Kompetenzen von Pflegefachpersonen eines Akutspitals zu untersuchen. Methode: Es wurde eine Prätest-Posttest-Studie durchgeführt. Im Zeitraum von Dezember 2013 bis März 2014 wurden insgesamt 33 diplomierte Pflegefachpersonen vor und nach der Durchführung des E-Learning befragt. Die Befragung erfolgte mithilfe eines literaturbasiert entwickelten Fragebogens. Ergebnisse: Das Fachwissen und die Selbsteinschätzung der Kompetenzen zeigten signifikante Verbesserungen. Eine Veränderung der Einstellung konnte nicht nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Durch den Wissenszuwachs und die höher eingeschätzten Kompetenzen konnten Unsicherheiten abgebaut und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. Um auch die Entwicklung wertneutraler Einstellungen gegenüber den Betroffenen zu fördern, wird empfohlen, neben dem E-Learning und der Einführung von Richtlinien, Präsenzveranstaltungen mit Möglichkeiten zum Austausch untereinander anzubieten.


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