MultiPill Exercise: Konzeption eines individualisierten Bewegungsprogramms für Personen mit multiplen chronischen Erkrankungen an den Schnittstellen der Gesundheitsversorgung sowie des Freizeit- und Gesundheitssports

2021 ◽  
Vol 37 (01) ◽  
pp. 30-36
Author(s):  
Simone Schweda ◽  
Gorden Sudeck ◽  
Julia Schmid ◽  
Pia Janßen ◽  
Inga Krauß

ZusammenfassungBisher hat die Behandlung von Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen (Multimorbidität) wenig Aufmerksamkeit in der Gesundheitspolitik erhalten, obwohl chronische Erkrankungen heute zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Industrieländer gehören und nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch aus ökonomischer Sicht eine große Herausforderung darstellen. Präventive Therapien erscheinen demzufolge zwingend notwendig. Obwohl der Nutzen von körperlicher Aktivität zur Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen bekannt ist, hat körperliche und sportliche Aktivität in der Therapie einen vergleichsweise geringen Stellenwert. Viele Personen scheitern an der regelmäßigen Integration von körperlichen und sportlichen Aktivitäten in Freizeit und Alltag. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, ein Interventionsprogramm vorzustellen, welches Personen mit Risikofaktoren oder bereits manifestierten Mehrfacherkrankungen auf dem Weg zu einer körperlich aktiven Lebensweise unterstützen soll. Das Konzept orientiert sich übergeordnet am biopsychosozialen Gesundheitsmodell der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF). Ein besonderes Augenmerk der Intervention liegt auf personalen und strukturellen Kontextfaktoren der Teilnehmenden. Die Intervention kennzeichnet sich im Wesentlichen durch eine Kombination systematischen körperlichen Trainings und einer gesundheitspädagogisch und -psychologisch fundierten Kompetenz- und Verhaltensorientierung mit Blick auf eine regelmäßige Fortführung körperlicher und sportlicher Aktivitäten. Neben einer spezifischen Berücksichtigung von individuellen sportbezogenen Motiven und Zielen werden weitere Förderfaktoren und Barrieren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Individualisierung des Programms einbezogen.

2018 ◽  
Vol 38 (06) ◽  
pp. 400-407
Author(s):  
S. Hansmann ◽  
H. Girschick

ZusammenfassungDer Bewegungsapparat des Menschen bildet eine funktionelle Einheit aus Knochen, Muskeln und Gelenken und ermöglicht durch ein komplexes Zusammenspiel Stabilität und Beweglichkeit. Während des Wachstums findet eine kontinuierliche Anpassung an die neuen Erfordernisse und Kräfte statt. Sportliche Aktivität während des Wachstums hat einen positiven Effekt auf die körperliche Entwicklung, die Muskelkraft und Knochenmineralisation und reduziert das Risiko für chronische Erkrankungen im Kindes- und Erwachsenenalter. Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist eine chronische Erkrankung des muskuloskelettalen Systems, die vor dem 16. Lebensjahr auftritt. Betroffene sind initial durch Schmerzen stark in ihrer Bewegungsausübung gehindert und deshalb in ihrer körperlichen, motorischen und psychosozialen Entwicklung eingeschränkt. Sportliche Aktivität beeinflusst die Fitness, Selbstwirksamkeit und Schmerzstärke sowie die Muskelkraft, Knochendichte und Gelenkfunktion günstig und führt nicht zu einer Erkrankungsverschlechterung. Kinder und Jugendliche mit JIA profitieren von körperlicher Aktivität in allen Erkrankungsphasen.


2008 ◽  
Vol 21 (3) ◽  
pp. 163-169 ◽  
Author(s):  
J.C. Ennen ◽  
B.W. Mueller ◽  
M. Bibl ◽  
H. Esselmann ◽  
A. Rütten ◽  
...  

Der vorliegende Bericht beschreibt ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Vorhaben zum «Leuchtturmprojekt Demenz» im Themenfeld 1 «Therapie und Pflegemaßnahmen: Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen». Hierbei handelt es sich um eine multizentrische randomisierte Interventionsstudie, die den Einfluss von Sport (multimodale sportliche Aktivität) unter kontrollierten Bedingungen auf die kognitive Entwicklung von Alzheimer-Patienten im frühen Stadium prüft. In einem zweiarmigen Design werden je 150 Patienten mit früher AD unter Verum- bzw. Kontroll-Bedingungen untersucht. Die Verum-Gruppe erhält ein spezifisches sportliches Trainingsprogramm. In der Kontrollgruppe werden lediglich Dehnungsübungen durchgeführt. Primäre Endpunkte der Studie sind die kognitive Leistung der Patienten sowie deren Alltagskompetenz im Verlauf. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten sowie etwaige Verhaltensstörungen und depressive Symptome werden als sekundäre Endpunkte erfasst. Darüber hinaus werden die Angehörigen zur krankheitsbezogenen Belastung befragt und auf depressive Symptome untersucht. Angelehnt an die Hypothesen der «Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin» (IDA) sollen entsprechende nicht-medikamentöse Versorgungsangebote dazu beitragen, dass Patienten länger in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld leben. Im Sinne der Nachhaltigkeit der zu erwartenden Ergebnisse wird ein «Do it yourself»-Manual erstellt, mit dem das Trainingsprogramm auch ohne professionelle Anleitung, z. B. im Rahmen von Selbsthilfegruppen durchgeführt werden kann. Die weitere Implementierung (z. B. in Internetforen und weiteren Medien) wird durch einen Beirat der lokalen Krankenkassen, Gesundheitsämter und der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft unterstützt.


Author(s):  
Christine M. Freitag ◽  
Luise Poustka ◽  
Inge Kamp-Becker ◽  
Kai Vogeley ◽  
Ludger Tebartz van Elst

Zusammenfassung. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind Krankheitsbilder, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie regelhaft behandelt werden und für die in diesem Altersbereich auch viele therapeutische und integrative Angebote zur Verfügung stehen. Erwachsenen-Psychiaterinnen und -Psychiatern sind die Krankheitsbilder eher unbekannt, obwohl sie chronische Erkrankungen darstellen und in der Regel für die Betroffenen ein Unterstützungsbedarf über die Lebensspanne existiert. Insbesondere der Bereich der gelingenden Transition vom Kindes- in das Jugendalter (weiterführende Schulen) und vom Jugendalter in das Erwachsenenalter einschließlich Ausbildung und Beruf ist von zahlreichen Hürden geprägt, die der Artikel nach Beschreibung der Kernsymptomatik aufführt. Der Artikel schließt mit Vorschlägen zur Verbesserung der Versorgung.


2019 ◽  
Vol 08 (06) ◽  
pp. 249-253
Author(s):  
Susanne Schiff

Chronische Erkrankungen und akute Erkrankungen und Verletzungen stellen Schulen auch national vor Herausforderungen. Das internationale Berufsbild der School Nurse – Schulgesundheitspflege – greift viele diese Herausforderungen als regelhaftes Angebot auf. Ein Potenzial auch für nationale Entwicklungen?


2020 ◽  
Vol 36 (05) ◽  
pp. 201-206
Author(s):  
Georg Wydra ◽  
Stephan Hager ◽  
Dieter Hager

ZusammenfassungDie ambulante Rehabilitation stellt eine wichtige Säule in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung dar. Die Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO steht seit zwei Jahrzehnten als theoretischer Bezugsrahmen zur Systematisierung der Funktionsstörungen, der Behandlungsstrategien und der Assessmentverfahren zur Verfügung. Aus bewegungstherapeutischer Sicht ist es naheliegend, die Mobilität in das Zentrum der Betrachtungen zu rücken.Es wird ein theoretisches Rahmenmodell vorgestellt, das am Beispiel der Rehabilitation nach Ruptur des vorderen Kreuzbandes aufzeigt, wie ausgewählte Assessmentverfahren in Abhängigkeit von den Kategorien der ICF (Strukturen, Funktionen, Mobilität und Partizipation) und den verschiedenen Phasen der Rehabilitation (Alltag, Sport und Wettkampf) sinnvoll zu einer Assessmentbatterie kombiniert werden können. Diese Betrachtungsweise kann auch auf andere Funktionsstörungen und Behinderungen übertragen werden.


2006 ◽  
Vol 06 (02) ◽  
pp. 101-105
Author(s):  
Susanne Meister ◽  
Susann Blüher ◽  
Thomas Kapellen ◽  
Antje Körner ◽  
Christiane Prettin ◽  
...  

ZusammenfassungIn der vorliegenden Untersuchung wurde der Einfluss möglicher Risikofaktoren (Freizeitverhalten, Schulbildung, elterlicher Gewichtsstatus) auf Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter an 92 Patienten (Alter 1–18 Jahre), die im Rahmen der Adipositassprechstunde an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche in Leipzig betreut wurden, untersucht. Bei den übergewichtigen und adipösen Patienten zeigte sich ein geringeres Schulbildungsniveau im Vergleich zur Gesamtpopulation des Regierungsbezirks Leipzig, wobei eine höhere Schulbildung mit einem geringeren Übergewichtsausmaß assoziiert war. Die Adipositaspatienten sahen im Vergleich zu gleichaltrigen Vergleichspopulationen deutlich mehr fern und waren auch weniger körperlich aktiv. Kinder übergewichtiger Eltern zeigten ein stärkeres Übergewichtsausmaß, hatten einen höheren Fernsehkonsum und wiesen eine niedrigere sportliche Aktivität im Vergleich zu Nachkommen normalgewichtiger Eltern auf. Demzufolge sollte in der Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter der Modulation der Umweltfaktoren (Ernährungs-, Bewegungsverhalten) innerhalb der gesamten Familie besondere Bedeutung beigemessen werden.


Schlaf ◽  
2016 ◽  
Vol 5 (01) ◽  
pp. 4-9
Author(s):  
Wolfgang Galetke

Die allergische Rhinitis und das Asthma bronchiale sind chronische Erkrankungen mit einer hohen Prävalenz. Veränderungen der Atmung und der Lungen - funktion im Schlaf können beim Asthma bronchiale zu einer Verstärkung der bronchialen Obstruktion führen. Bei beiden Erkrankungen besteht zudem eine erhöhte Prävalenz schlafbezogener Atmungsstörungen. Dieser Artikel versucht die komplexen Zusammenhänge zwischen den Erkrankungen und dem Schlaf aus pathophysiologischer Sicht zu beleuchten und Konsequenzen für Diagnostik und Therapie aufzuzeigen.


2007 ◽  
Vol 26 (04) ◽  
pp. 256-259
Author(s):  
A. Spottke ◽  
R. Dodel

ZusammenfassungZiel ist es, die Kosten und Versorgung von Patienten mit dem Parkinson-Syndrom und anderen neurologischen Erkrankungen in Deutschland zu untersuchen. Krankheitskostenstudien wurden für folgende Erkrankungen durchgeführt: Morbus Parkinson, Multisystematrophie, Progressive supranukleäre Blickparese, Restless-legs-Syndrom, Epilepsie, Narkolepsie, neuromuskuläre Erkrankungen und Schlaganfall. Es wurden für viele Erkrankungen erstmalig in Deutschland die direkten und indirekten Kosten der Erkrankung erhoben. Darüber hinaus wurden für die Behandlungsoptionen der Parkinson-Krankheit vergleichende Studien begonnen. Alle untersuchten Erkrankungen sind chronische Erkrankungen und führen zu einer schweren Beeinträchtigung und Belastung nicht nur für die Patienten, sondern auch für deren Angehörige und zu hohen Folgekosten für die Gesellschaft. Diese Belastungen werden sich durch die sich verändernde Altersstruktur verschärfen. Deshalb wird sich unsere zukünftige Forschung mit Versorgungsaspekten und deren Verbesserung auseinandersetzen.Diese Studien wurden alle erst ermöglicht durch die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Kompetenznetzes Parkinson Syndrome.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document