Kognition bei Down-Syndrom: Entwicklung über die Lebensspanne und neuropsychologische Diagnostik im Erwachsenenalter

Author(s):  
Sandra V. Loosli ◽  
Luisa Schmidt ◽  
Georg Nübling ◽  
Elisabeth Wlasich ◽  
Catharina Prix ◽  
...  

ZusammenfassungDas Down-Syndrom ist die häufigste genetische Ursache einer Intelligenzminderung. Da Menschen mit einem Down-Syndrom ein erhöhtes Risiko aufweisen, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, ist eine umfassende Untersuchung der kognitiven Funktionen indiziert, sowohl im jungen Erwachsenenalter (zur Erhebung des kognitiven Ausgangsniveaus) als auch im Verlauf zur Demenzdiagnostik. Das weite Spektrum an kognitiver Leistungsfähigkeit bei Menschen mit einem Down-Syndrom stellt eine diagnostische Herausforderung dar. Wir möchten daher einen Überblick geben (1) über die kognitive Entwicklung über die Lebensspanne, (2) über verschiedene mögliche Ursachen kognitiver Veränderungen bei erwachsenen Menschen mit einem Down-Syndrom und (3) über neuropsychologische Diagnostik und entsprechende Verfahren für den Erwachsenenbereich. Schließlich geben wir, auf der Grundlage unserer Erfahrungen, (4) allgemeine Empfehlungen zur Untersuchung und Befundinterpretation bei Menschen mit Intelligenzminderung.

2008 ◽  
Vol 21 (3) ◽  
pp. 163-169 ◽  
Author(s):  
J.C. Ennen ◽  
B.W. Mueller ◽  
M. Bibl ◽  
H. Esselmann ◽  
A. Rütten ◽  
...  

Der vorliegende Bericht beschreibt ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Vorhaben zum «Leuchtturmprojekt Demenz» im Themenfeld 1 «Therapie und Pflegemaßnahmen: Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen». Hierbei handelt es sich um eine multizentrische randomisierte Interventionsstudie, die den Einfluss von Sport (multimodale sportliche Aktivität) unter kontrollierten Bedingungen auf die kognitive Entwicklung von Alzheimer-Patienten im frühen Stadium prüft. In einem zweiarmigen Design werden je 150 Patienten mit früher AD unter Verum- bzw. Kontroll-Bedingungen untersucht. Die Verum-Gruppe erhält ein spezifisches sportliches Trainingsprogramm. In der Kontrollgruppe werden lediglich Dehnungsübungen durchgeführt. Primäre Endpunkte der Studie sind die kognitive Leistung der Patienten sowie deren Alltagskompetenz im Verlauf. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten sowie etwaige Verhaltensstörungen und depressive Symptome werden als sekundäre Endpunkte erfasst. Darüber hinaus werden die Angehörigen zur krankheitsbezogenen Belastung befragt und auf depressive Symptome untersucht. Angelehnt an die Hypothesen der «Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin» (IDA) sollen entsprechende nicht-medikamentöse Versorgungsangebote dazu beitragen, dass Patienten länger in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld leben. Im Sinne der Nachhaltigkeit der zu erwartenden Ergebnisse wird ein «Do it yourself»-Manual erstellt, mit dem das Trainingsprogramm auch ohne professionelle Anleitung, z. B. im Rahmen von Selbsthilfegruppen durchgeführt werden kann. Die weitere Implementierung (z. B. in Internetforen und weiteren Medien) wird durch einen Beirat der lokalen Krankenkassen, Gesundheitsämter und der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft unterstützt.


Author(s):  
P. Melchers ◽  
G. Lehmkuhl

Zusammenfassung: Bei einer Vielzahl von Fragestellungen und Störungsbildern sollte neuropsychologische Diagnostik einen festen Stellenwert haben, sowohl in der initialen wie auch in der Verlaufsbeurteilung. Mit Blick auf die Anwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zunächst eine beschreibende Definition dieses Bereichs psychologischer Diagnostik zu versuchen. Dabei bestehen methodisch grundlegend unterschiedliche Zugangswege, die in ihren Auswirkungen auf Psychometrie wie Interpretation zu erörtern sind. Unabhängig davon, dass die gegenwärtige Verfügbarkeit standardisierter neuropsychologischer Diagnostik nur in einigen Bereichen befriedigen kann, wird eine Darstellung der in klinischer Praxis und/oder Forschung anwendbaren Verfahren versucht. Neben einzelnen Testbatterien werden Einzeltestverfahren für die Bereiche visuelle und auditive Gedächtnisfunktionen, Aufmerksamkeitsfunktionen, sprachassoziierte Funktionen und Exekutivfunktionen besprochen. Der aktuelle Stand neuropsychologischer Diagnostik führt zu wesentlichen Aufgaben ihrer Weiterentwicklung. Dies gilt sowohl für kurzfristig erreichbare Ziele wie Adaptation oder Normierung verfügbarer Instrumente als auch für längerfristige Forschungsaufgaben.


2001 ◽  
Vol 14 (4) ◽  
pp. 169-180 ◽  
Author(s):  
Matthias Kliegel ◽  
Christoph Rott ◽  
Vera 'Heureuse ◽  
Gabriele Becker ◽  
Petra Schönemann

Es war das Anliegen dieses Teilprojektes der Heidelberger Hundertjährigen-Studie, eine der besonderen Situation Höchstaltriger angepasste Kurzform des Mini-Mental Status Test zu überprüfen. Diese verzichtet auf die Items, die Lese- und Schreibfähigkeit voraussetzen. Zum anderen sollte das Ausmaß an kognitiven Beeinträchtigungen in der untersuchten Altersgruppe der noch vorhandenen kognitiven Leistungsfähigkeit gegenübergestellt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die hier verwandte Testskala ihr primäres Ziel, systematische, rein sensorische Benachteiligungen auszuschließen, erreichen konnte, dass die Skala immer noch eine hohe Konstruktvalidität besitzt und dass die hier gewählte Version für die Untersuchung von sensorisch stark beeinträchtigten Hochaltrigen ein geeignetes Instrument zur Bestimmung des kognitiven Status ist. Betrachtet man die Verteilung des kognitiven Status in der hier analysierten Stichprobe von Hundertjährigen, so fällt auf, dass es zwei Extremgruppen zu geben scheint. Eine Gruppe, die gar keine oder nur sehr geringe kognitive Leistungseinbußen zeigt und eine Gruppe, bei der ein sehr starkes Defizit auffällt. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass selbst im höchsten Alter die kognitive Entwicklung noch Spielräume für interindividuelle Unterschiede zulässt.


2010 ◽  
Vol 58 (2) ◽  
pp. 111-117 ◽  
Author(s):  
Thomas Suslow ◽  
Uta-Susan Donges

Die Mehrzahl der schizophrenen Patienten manifestiert leichte bis schwere neuropsychologische Funktionsdefizite. Im Rahmen von kognitiven Trainingsprogrammen werden einzelne oder mehrere neuropsychologische Funktionen durch Üben und Wiederholen trainiert. Es liegen mittlerweile positive Effektivitätsbefunde für kognitive Trainings bei Schizophrenie vor. Trainingsansätze, die kognitives Training mit anderen rehabilitativen Maßnahmen wie Problemlösetrainings oder Motivationsförderung kombinieren, scheinen stärkere Effekte auf soziale und berufliche Funktionsmerkmale schizophrener Patienten zu haben als solche, die ausschließlich auf Üben basieren. Das Outcome kognitiver Trainingsprogramme wird von der Trainingsintensität, der Ausbildungsqualifikation der Trainer und der Motivation der Patienten beeinflusst. Ausgangspunkt einer individualisierten Trainingsplanung stellt eine ausführliche neuropsychologische Diagnostik dar. Es wird eine Reihe spezifischer kognitiver Trainingsprogramme zur Behandlung schizophrener Patienten vorgestellt, die im letzten Jahrzehnt entwickelt wurden.


Author(s):  
Mike Martin ◽  
Matthias Kliegel

Zusammenfassung. Trotz der großen Bedeutung für die kognitive Entwicklung und den Alltag von Kindern, ist über die Entwicklung der prospektiven Gedächtnisleistung im Vor- und Grundschulalter bislang nur sehr wenig bekannt. In der vorliegenden Untersuchung mit insgesamt 115 Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren wurden mit einem computergestützten Erhebungsinstrument zunächst die Altersunterschiede in der verzögerten selbstinitiierten Ausführung zuvor gefasster Intentionen erhoben. Zusätzlich wurden die Zusammenhänge mit retrospektiver Gedächtnisleistung und der Planungsleistung analysiert. Die Ergebnisse weisen auf einen Entwicklungsverlauf mit einer altersabhängigen Veränderung prospektiver Leistung bis zum Ende des Grundschulalters, sowie Zusammenhänge mit der retrospektiven Gedächtnis- und der Planungsleistung hin.


Diagnostica ◽  
2019 ◽  
Vol 65 (4) ◽  
pp. 193-204
Author(s):  
Johannes Baltasar Hessler ◽  
David Brieber ◽  
Johanna Egle ◽  
Georg Mandler ◽  
Thomas Jahn

Zusammenfassung. Der Auditive Wortlisten Lerntest (AWLT) ist Teil des Test-Sets Kognitive Funktionen Demenz (CFD; Cognitive Functions Dementia) im Rahmen des Wiener Testsystems (WTS). Der AWLT wurde entlang neurolinguistischer Kriterien entwickelt, um Interaktionen zwischen dem kognitiven Status der Testpersonen und den linguistischen Eigenschaften der Lernliste zu reduzieren. Anhand einer nach Alter, Bildung und Geschlecht parallelisierten Stichprobe von gesunden Probandinnen und Probanden ( N = 44) und Patientinnen und Patienten mit Alzheimer Demenz ( N = 44) wurde mit ANOVAs für Messwiederholungen überprüft, inwieweit dieses Konstruktionsziel erreicht wurde. Weiter wurde die Fähigkeit der Hauptvariablen des AWLT untersucht, zwischen diesen Gruppen zu unterscheiden. Es traten Interaktionen mit geringer Effektstärke zwischen linguistischen Eigenschaften und der Diagnose auf. Die Hauptvariablen trennten mit großen Effektstärken Patientinnen und Patienten von Gesunden. Der AWLT scheint bei vergleichbarer differenzieller Validität linguistisch fairer als ähnliche Instrumente zu sein.


Author(s):  
Claudia M. Roebers ◽  
Christof Zoelch

Zusammenfassung. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Kompetenzen des Arbeitsgedächtnisses eine wesentliche Rolle in vielen Bereichen der kognitiven Entwicklung spielen und insbesondere für schulleistungsrelevante Fähigkeiten (Lesen, Mathematik, Fremdspracherwerb) eine bedeutsame Vorhersagekraft haben, wurden gängige Aufgaben zur Untersuchung des phonologischen und visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses an die spezifischen Erfordernisse von 4-jährigen Kindern angepasst und evaluiert. Diese Aufgaben sollen schon bei jungen Kindern Arbeitsgedächtniskapazitäten erfassen, um eine möglichst frühe Identifikation von Risikofaktoren für die weitere kognitive Entwicklung zu ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Messung subsystemspezifischer Arbeitsgedächtniskapazitäten bei 4-Jährigen möglich ist. Darüber hinaus interessierte die Binnenstruktur der theoretisch angenommenen Subkomponenten des Arbeitsgedächtnisses. Die Ergebnisse der korrelativen und konfirmatorischen Analysen legen bereits bei 4-Jährigen eine deutliche Trennung der phonologischen und visuell-räumlichen Subsysteme des Arbeitsgedächtnisses im Sinne des Modells von Baddeley und Hitch (2000) nahe.


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